Zum Tour-Auftakt aber kein Favorit

Van der Poel: Volle Offensive im Kampf um Gelb und Etappensiege

Von Peter Maurer

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Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) bei der Team-Präsentation der Tour in Kopenhagen | Foto: Cor Vos

30.06.2022  |  (rsn) – Acht Etappen absolvierte Debütant Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) bei der Tour de France 2021, ehe er wegen seiner Mountainbike-Olympiavorbereitung vorzeitig vom Rad stieg. Bis dahin jedoch drückte der Enkel der französischen Radlegende Raymond Poulidor dem Rennen seinen Stempel auf. Mit einer extrem offensiven Fahrweise, van der Poel ging als Träger des Gelben Trikots sogar in Fluchtgruppen, machte er auch den Favoriten das Leben gehörig schwer. Und genau das darf man vom Niederländer erneut erwarten: volle Offensive im Kampf um Gelb und bei der Jagd nach Etappensiegen.

Für seine Ambitionen, erneut in der ersten Woche der 109. Tour de France das Maillot Jaune zu erobern, benötigt es aber eine starke Zeitfahrleistung in Kopenhagen, worüber sich der 27-Jährige bewusst ist. Seit dem dritten Platz im Kampf gegen die Uhr zum Giro-Abschluss in Verona hat van der Poel aber kein Rennen mehr bestritten. “Im Vergleich zum Auftakt dort fühle ich mich besser, habe mehr Renntage in den Beinen und freue mich nun auf die nächste Grand Tour“, erklärte der Alpecin-Kapitän, der ein starkes Zeitfahrergebnis zum Auftakt anpeilt.

"Ich habe die Kraft, um schnell zu fahren und das könnte mich in die Top Ten bringen“, blickte er voraus, fügte aber an, dass er aufgrund der starken Konkurrenz nicht damit rechne, um den Tagessieg mitzufahren: “Um zu den Weltbesten in dieser Disziplin zu gehören, musst du das ganze Jahr an dir arbeiten, an Dingen wie der Aerodynamik und dem ganzen Paket drum rum. Das ist bei mir nicht der Fall. Wir haben aber ein paar Schritte gemacht, um besser zu werden“, betonte er.

Dazu gehört auch ein extra leichter Anzug, der eigens für das Zeitfahren angefertigt wurde. Anprobiert hat ihn van der Poel aber noch nicht. “Ich war in den letzten Wochen in Livigno, als er für mich gemacht wurde. Am Donnerstagnachmittag werde ich damit erstmals trainieren. Wenn man damit ein paar Sekunden gewinnen kann, dann ist es sicher kein Nachteil für mich“, sagte der viermalige Cross-Weltmeister.

Top-Favorit für die Arenberg-Etappe

Nicht nur, weil er hohe Wattzahlen treten kann, liebt er das Zeitfahren, die Disziplin an sich fasziniert ihn: “Es ist wie die Formel 1. Die Power alleine zählt nicht, du brauchst auch das perfekte Aerodynamik-Paket und musst ständig an den kleinsten Details feilen“, sagte van der Poel, für den es vor allem darum gehen wird, auf dem technischen, aber brettebenen Kurs von Kopenhagen den Rückstand in Grenzen zu halten, um im Verlauf der kommenden Tage um das Gelbe Trikot zu kämpfen.

“Im letzten Jahr war mit der Auftaktetappe die Chance riesengroß für mich. Heuer ist das nicht so ein Stressfaktor. Nur wenn ich am Freitag so zehn bis 15 Sekunden auf den Sieger verliere, dann kann ich wirklich was probieren an den nächsten Tagen. Ich werde All-Out gehen und dann sehen wir, was passiert“, blickte eer auf den Grand Départ voraus.

Van der Poel gehört vor allem auf der Pavé-Etappe, die nach Arenberg führt, zu den ganz großen Favoriten. “Ich denke, da werden wir die ersten Unterschiede sehen. Ich freue mich schon auf diesen Tag“, meinte der Alpecin-Kapitän. Keine Sorgen bereite ihm dagegen die Corona-Gefahr. Nach zwei Clustern in der Schweiz und Slowenien könnte auch in Frankreich das Virus für den einen oder anderen Fahrer ein überraschendes Aus bedeuten. “Klar haben wir in der Schweiz gesehen, wie schnell es gehen kann, aber ich mache mir da keinen Kopf. Es ist ein bisschen ein Glücksspiel, ob es dich erwischt oder nicht“, lautete van der Poels Kommentar zu dem Thema.

Etwaige Corona-Fälle könnten auch in den Sonderwertungen alles auf dem Kopf stellen, doch deswegen würde er nicht von seinem Plan abweichen, der nicht das Grüne Trikot vorsieht. “Diesen Kampf will ich nicht aufnehmen“, meinte er. Zudem hat seine Mannschaft mit Jasper Philipsen auch einen Sprintspezialisten im Kader, dem auch der Superstar seine Dienste anbieten wird: “Natürlich werden wir von Tag zu Tag entscheiden, was wir machen. Wenn ich mich okay fühle, dann werde ich aber auch im Leadout für ihn da sein“, kündigte van der Poel an.

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