Stimmungsvoller Grand Depart dank dem Publikum

Tourauftakt: Viel los neben, wenig los auf der Strecke

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Tourauftakt: Viel los neben, wenig los auf der Strecke"
Volksfeststimmung entlang der Strecke - Dänemark präsentiert sich radsportbegeistert | Foto: Cor Vos

04.07.2022  |  (rsn) – Das erste Gelbe Trikot übergab der Direktor der Tour de France Christian Prudhomme dem dänischen Publikum schon bei der Teampräsentation am Mittwochabend im Kopenhagener Tivoli. Diese Ãœbergabe fand natürlich nur symbolisch, besser gesagt nur sprachlich statt, aber die Dänen setzten alles darauf, das Tourfest von Mittwochabend bis Sonntagabend durchzuziehen und ließen keine Zweifel aufkommen, dass sie ihr Maillot Jaune mehr als verdient hatten.

Angefangen vom Einzelzeitfahren in ihrer Hauptstadt bis zum Sprint in Sonderborg bildeten die Zuschauer ein eindrucksvolles Spalier für das Peloton. Erstmals in ihrer Geschichte startete eine Frankreich-Rundfahrt in Skandinavien und an diesem Besuch gab es stimmungstechnisch so gar nichts zu bereuen.

Und das obwohl die Fans abseits der Rutschpartie beim Eröffnungszeitfahren eigentlich ganz wenig Spektakel geboten bekamen. Am zweiten Tag reduzierte sich die vierköpfige Ausreißergruppe schon an der ersten Bergwertung auf ein Duo, gestern wagte sich überhaupt nur Magnus Cort (EF Education – EasyPost) aus dem Feld heraus. Der Däne, der bislang alle sechs Bergwertungen der vierten Kategorie gewann, genoss die heimische Kulisse und stieg zu einem kleinen Volkshelden auf. Das Gepunktete Trikot muss er dann am Dienstag verteidigen, aber auch nur falls ein Fahrer alle sechs Bergwertungen, alle der 4. Kategorie, am Dienstag gewinnt.

"Für mich ist es ein Traum der wahr wurde. Ich glaube nicht, dass es etwas Größeres gibt, als wenn das größte Radrennen der Welt bei dir zu Hause gastiert und du täglich am Podium stehst", schilderte Cort am Sonntagabend. Damit bescherte er seiner Mannschaft und auch sich viel Werbung. Mit Ausnahme des Lokalmatadors waren nämlich die ersten drei Tage für das US-amerikanische Team zum Vergessen.

Mit zwei Stürzen verpasste der Schweizer Stefan Bissegger in Kopenhagen die Chance in das Führungstrikot zu schlüpfen, auch der Deutsche Jonas Rutsch zog sich beim Zeitfahren wegen der Kontaktaufnahme mit dem nassen, dänischen Asphalt einige Verletzungen zu. An den beiden Flachetappen erwischte es dann Kapitän Rigoberto Uran noch vor der Überfahrt der als Problemstelle markierten Überfahrt des Großen Belts. Während er nach seinem Crash es noch einmal in das Feld vor dem Nyborg-Sprint zurückschaffte, war dies am Sonntag nicht mehr der Fall. Nach einem schwachen Zeitfahren und dem Sturz hat er schon einen Rückstand von 2:00 Minuten auf das Maillot Jaune.

Lieber zählbare Ergebnisse als aussichtslose Fluchtgruppen

Auch das Team Bahrain – Victorious, zuletzt wegen Europol-Ermittlungen im Blickfeld der Medien, ereilte das gleiche Sturzschicksal. Mit Jack Haig und Damiano Caruso erwischte es am Sonntag auch dort die beiden besten Kletterer, die ebenfalls wertvolle Sekunden einbüßten. Die Stürze waren aber auch die einzige Aufregung, die der Grand Depart mit sich brachte. Selbst die so groß angekündigte Meeresüberquerung auf der Storebaelt-Brücke wurde zur Flaute, nachdem der Wind von der falschen Seite daher blies.

Was schade ist, denn eigentlich hatten sich die euphorischen dänischen Fans etwas mehr Show verdient. Aufgrund der wenigen Sprintmöglichkeiten waren natürlich die Chancen für Ausreißer stark limitiert auf den beiden Etappen, dass sich aber am Sonntag abseits von Cort kein einziger Fahrer mehr fand, der sich vorne präsentieren wollte, ist auch ein deutliches Zeichen gewesen.

Die wertvollen TV-Minuten scheinen den Teams nicht mehr ganz so wichtig zu sein. Dies könnte wohl auch mit den UCI-Regularien der World Tour zusammenhängen. Denn viele Teams brauchen im Kampf um die 18 Plätze noch Punkte, also Ergebnisse. Ansonsten droht manchen Mannschaften der Abstieg in die zweite Liga. Und da ist es wichtiger etwas Zählbares aus der Tour mitzunehmen als Werbeminuten für die Sponsoren.

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