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22.07.2022 | (rsn) – Nach einer Durststrecke von 38 Etappen gelang Christophe Laporte (Jumbo – Visma) wieder ein französischer Tagessieg bei der Tour de France. Der 29-Jährige schlug auf der wohl letzten Chance für die Grande Nation zu und düpierte in Cahors die noch im Feld vorhandenen Sprintspezialisten. Auf den letzten 1.000 Metern schloss der Franzose die Lücke zu einer dreiköpfigen Spitzengruppe, erhöhte nochmals das Tempo und erreichte den Zielstrich eine Sekunde vor dem herannahenden Feld. Seit Julian Alaphilippe (Quick-Step Alpha Vinyl), der 2021 die 1. Etappe gewann, konnte kein Franzose mehr einen Tagessieg feiern. Diese Wartezeit endete nun.
„Ich kann das fast nicht glauben. Das Team hat mir das Vertrauen geschenkt, vor allem Wout hat entschieden, dass heute für mich gefahren wird. Drei Kilometer vor dem Ziel hatten wir sichergestellt, dass Jonas sicher war, dann habe ich angegriffen“, schilderte der Tagessieger. Der Franzose sorgte damit für den bereits fünften Etappensieg seiner Mannschaft, die die Tour in diesem Jahr fest in Griff hat. Gesamtwertung, Punkte- als auch Bergtrikot haben sie schon gewonnen, dazu kommen eben die fünf Tagessiege und viele weitere Spitzenplatzierungen. „Auch wenn ich noch nicht die Ergebnisse hatte, war ich schon richtig stolz auf meine Tour. Die Arbeit für das Team macht Spaß und ich habe das echt genossen, wie hoffentlich heute auch die französischen Fans.“
Zweiter hinter Laporte wurde der Belgier Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), der damit seinen zweiten Tagessieg verpasste. Auf Platz drei landete Alberto Dainese (DSM). Dahinter platzierte sich Florian Senechal (Quick-Step Alpha Vinyl) vor Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), der im völlig zerrissenen Feld zunächst sogar noch fünf Sekunden auf Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma, 13.) gutmachen konnte. Die wurden im Nachhinein jedoch wieder gestrichen, Platz 2 bis 28 mit jeweils einer Sekunde Rückstand auf Laporte gewertet.
Besondere Auswirkungen hatte der Tag aber nicht auf das Gesamtklassement, die Top Ten blieben unverändert. Durch den coronabedingten Ausfall von Enric Mas (Movistar) rückten die Fahrer ab Rang zwölft aber um eine Position auf. Als bester deutschsprachiger Fahrer liegt Patrick Konrad nun auf Platz 16.
In den Sonderwertungen änderte sich nichts, sowohl Van Aert als auch Vingegaard stehen schon als Gesamtsieger in der Punkte- und Bergwertung fest. Sie müssen noch nach Paris, aber rechnerisch ist ihnen ihre Führung nicht mehr zu nehmen. In der Nachwuchswertung führt Pogacar fast 50 Minuten vor Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers). Der Brite liegt mit seiner Mannschaft bei den Teams vorne, die 32:57 Minuten auf Groupama – FDJ werden sie im Zeitfahren verteidigen können.
So lief das Rennen:
In Castelnau-Magnoac, mit rund 800 Einwohnern der kleinste Etappenort dieser Tour, machten sich am Mittag noch 139 Fahrer auf dem Weg. Nicht mehr dabei war nach einem positiven Coronatest der Gesamtelfte Enric Mas (Movistar). Kurz nach dem scharfen Start zogen gemeinsam mit dem Deutschen Meister Nils Politt (Bora - hansgrohe) der Däne Mikkel Honoré (Quick-Step Alpha Vinyl), der US-Amerikaner Quinn Simmons (Trek - Segafredo), der Niederländer Taco van der Hoorn (Intermarché - Wanty - Gobert) sowie der Slowene Matej Mohoric (Bahrain Victorious) aus dem Feld davon.
Dort übernahmen jedoch schnell Alpecin – Deceuninck, BikeExchange – Jayco und Lotto Soudal die Kontrolle und gestatteten der stark besetzten Gruppe – mit Politt und Mohoric waren zwei Etappensieger des Vorjahres dabei – zunächst nicht mehr als rund eine Minute Vorsprung zu. Nach 30 Kilometern wurde das Rennen wegen einer erneuten Straßenblockade kurz gestoppt. Nach dem Neustart wuchs der Abstand zwischen Spitze und Feld nur unwesentlich bis auf knapp 1:30 Minuten an.
Nach dem Sprint schrumpfte der Vorsprung der Ausreißer allmählich wieder auf unter eine Minute, das Stundenmittel lag bei zu diesem Zeitpunkt bei über 48 km/h. 123 Kilometer vor dem Ziel nahm Politt raus, der Vorsprung der Gruppe war auf unter 15 Sekunden gesunken. Das verbliebene Quartett fuhr jedoch weiter und konnte sich wieder etwas absetzen, weil hinten das Tempo ein wenig eingeschlafen war. Während sich Jonas Rutsch (EF Education – EasyPost) mit einem Platfuß herumärgern musste, versuchte Cyril Barthe (B&B Hotels – KTM) in die Gruppe zu springen, scheiterte aber damit, denn die Ausreißer hatten wieder mehr als 40 Sekunden zwischen sich und das Feld gebracht.
Im welligen Teil der Etappe pendelte sich der Vorsprung von Mohoric, Simmons, Honoré und van der Hoorn bei rund einer Minute ein, das Feld ging auf engen Straßen mit schlechtem Asphalt kein Risiko ein. BikeExchange – Jayco, Lotto Soudal, DSM und Alpecin – Deceuninck hatten Fahrer abgestellt, um die Lücke aber konstant zu halten.
Auch als es wieder flacher wurde, tat sich wenig. Erst am Fuß der ersten Bergwertung (4. Kategorie) in Lauzerte 54 Kilometer vor dem Ziel war wieder nur noch eine halbe Minute übrig. Simmons attackierte am Anstieg früh, Mohoric heftete sich an sein Hinterrad und fuhr dann als erster über die Wertung. Doch danach ließ der Slowene locker und Simmons fuhr als alleiniger Ausreißer dem noch 50 Kilometer entfernten Ziel entgegen; die anderen drei wurden geschluckt.
Am Anstieg riss auch das Hauptfeld auseinander, in der zweiten Gruppe befanden sich unter anderem Simon Geschke (Cofidis) und Fabio Jakosen (Quick-Step Alpha Vinyl), der sich eigentlich noch Chancen um den Tagessieg ausgerechnet hatte. Auch Pogacar war zwischenzeitlich nicht in der Hauptgruppe vertreten. Nach einem Vorderradwechsel fuhr er mit seinen Helfern aber wieder nach vorne.
Simmons rettete seinen Vorsprung gerade noch bis zur zweiten Bergwertung (4. Kategorie) und ließ sich danach einfangen, 35 Kilometer waren es da noch. In der kurzen Abfahrt stänkerte Pogacar noch mal ein bisschen, fuhr mit Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) aus dem Feld heraus, kam aber nicht weit. Weitere Fahrer versuchten es, Alexis Gougeard (B&B Hotels – KTM) war Initiator, Fred Wright (Bahrain - Victorious) und Jasper Stuyven (Trek - Segafredo) seine Gefährten. Schnell hatte sich das Trio eine halbe Minute Vorsprung herausgefahren.
Der Vorsprung blieb bis elf Kilometer vor dem Ziel konstant. Eine kleine Welle im Profil kostete dem Trio dann aber wertvolle Sekunden, das Hauptfeld hielt den Abstand bis 5000 Meter minimal. An der Spitze des Feldes fuhr das Grüne Trikot vor dem Gelben, dahinter Geraint Thomas (Ineos Grenadiers). Dreieinhalb Kilometer vor dem Ende übernahmen die Sprinterteams, doch die konnten die Lücke nicht mehr rechtzeitig schließen.
Denn nur Laporte schaffte den Sprung nach vorne und nutze Wright und Stuyven 1000 Meter vor dem Ziel als Sprungbrett zum Sieg, die letzten 500 Meter fuhr er solo. Dahinter konnten Philipsen und Dainese nur noch um Platz zwei kämpfen.
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