Titelverteidiger schöpft Motivation aus Niederlage

Pogacar: “Diese Tour macht mich hungriger“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Pogacar: “Diese Tour macht mich hungriger“"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) | Foto: Cor Vos

24.07.2022  |  (rsn) – Wie ein Kannibale fuhr er der Konkurrenz bei den letzten beiden Austragungen der Tour de France um die Ohren. Mit 22 Jahren hatte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) zweimal das Gelbe Trikot gewonnen, dazu sowohl auch zweimal das Weiße des besten U25-Fahrers als auch zweimal das Bergtrikot. Hinzu kamen noch sechs Etappensiege. Doch 2022 fand er in den nur wenig älteren Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) - der nach dem abschließenden Zeitfahren 3:34 Minuten vor dem Slowenen liegt und dem auf der Tour d’Honneur entlang der Pariser Prachtstraße Champs-Elysées nichts mehr passieren sollte - seinen Meister.

Trotzdem zog der Zweitplatzierte der Gesamtwertung nach dem Zeitfahren eine positive Tourbilanz. "Wir können viel aus dieser Tour mitnehmen. Wir haben Fehler gemacht, aber auch gute Dinge. Wir wissen, wo wir für nächstes Jahr ansetzen müssen und uns verbessern können", schilderte der 23-Jährige den Journalisten auf der Pressekonferenz im Etappenziel in Rocamadour. Wie in den letzten Jahren konnte er drei Etappen für sich entscheiden und ging als Sieger der Nachwuchswertung nicht leer aus. Doch der erfolgsverwöhnte Slowene wird die Niederlage nicht so auf sich sitzen lassen.

"Es waren kleine Fehler, mal von mir, mal vom Team. Da war nichts Tragisches dabei, aber wir müssen besser werden und das können wir auch", begann er mit einer Schnellanalyse der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt. Vor allem die 11. Etappe war wohl der Schlüsselmoment der Austragung 2022. Am Schlussanstieg, hinauf zum Col du Granon, ließ Vingegaard Pogacar stehen, nahm ihm 2:51 Minuten ab, hinzu kamen noch zehn Sekunden an Zeitbonifikation.

"Ein Fehler dort war, dass ich zu motiviert war, zu viel attackiert habe", meinte der Slowene, der dort den größten Teil seines Rückstandes kassierte, den er nun auf den Dänen hat. "Aber es gab auch noch andere Sachen, die wir uns nach der Tour im Detail ansehen. Natürlich hatten wir auch Pech mit Covid vor und während der Tour. Am Ende kamen wir nur zu viert an, das sind schon Faktoren, die unser Rennen verändert haben", blickte er auch auf sein stark dezimiertes Team. Vergard Stake Laengen und George Bennett fielen mit Corona vorzeitig aus, Rafal Majka verletzte sich am Knie und Marc Soler verpasste das Zeitlimit an einem für den Spanier schwarzen Tag in den Pyrenäen.

Schon vor dem Start verlor der Slowene mit Matteo Trentin seinen Road-Captain. Der erfahrene Italiener war vor dem Grand Départ in Kopenhagen positiv auf Corona getestet worden, sein Ersatzmann Marc Hirschi konnte die Rolle nicht ausfüllen, kämpfte selbst mehr um sein eigenes Überleben während der Tour als dass er ein wichtiger Helfer war.

Jumbo ist für Pogacar eine perfekte Tour gefahren

"Man will verschiedene Sieger und daher macht es auch nichts, einmal eine andere Position einzunehmen", gab sich Pogacar demütig, zog aber trotzdem ein zufriedenes Resümee: "Für mich war es eine gute Tour, ich habe einfach einen stärkeren Gegner gefunden. Das gibt mir Motivation für das nächste Jahr."

Er verlor nicht nur gegen den stärksten Fahrer, sondern wohl auch gegen eines der stärksten Teams, dass die Tour jemals gesehen hat. Alleine sechs der bislang 20 Etappensiege gingen an Jumbo – Visma, welche mit Wout Van Aert und Vingegaard auch mehrere zweite Tagesplätze einfahren konnten und eventuell noch mehr abräumen hätten können. "Sie haben kaum Schwächen gezeigt. Sie sind eine perfekte Tour gefahren", gab er neidlos zu.

Lobende Worte fand er dann auch noch für den neuen Toursieger aus Dänemark, den er eingangs der Tour schon als weltbesten Kletterer hervorhob und der das mit seinen eindrucksvollen Etappensiegen am Col du Granon und in Hautacam auch unterstrich: "Jonas war eine harte Nuss, die ich nicht knacken konnte. Ich freue mich aber auch schon auf die nächsten Rennen, wo ich besser sein will. Diese Tour macht mich hungriger, ich will mehr gewinnen und ich mag die Challenge."

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2023Pech mit der Kette bringt Cavendish um den Rekordsieg

(rsn) – Es hat nicht viel gefehlt, um das Märchen perfekt zu machen. Am 7. Juli 2007 gab Mark Cavendish, damals noch im Trikot von T-Mobile, sein Debüt der Tour de France. Den Prolog in London bee

12.06.2023Van Aert kritisiert Netflix-Serie: “Zielt auf Aufreger ab“

(rsn) – Am vergangenen Donnerstag ist die von vielen Fans lange erwartete Netflix-Serie ´Tour de France: Unchained´ veröffentlicht worden, die hinter die Kulissen der Frankreich-Rundfahrt 2022 bl

02.03.2023Trailer zur Netflix-Serie über die Tour de France veröffentlicht

(rsn) – Den Titel, “Tour de France: Unchained“, hatte Netflix bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. Jetzt folgte auch der erste Trailer zu der Doku-Serie, die aus acht Teilen bestehen und v

16.12.2022Sagan hat van Aert noch nicht vergeben

(rsn) – In einem Gespräch mit der italienischen Sportzeitung Gazzetto dello Sport hat Peter Sagan (TotalEnergies) deutlich gemacht, dass er Wout van Aert (Jumbo – Visma) noch nicht für dessen ve

23.11.2022Aktivisten der “Letzten Generation“ bekommen 500-Euro-Strafe

(rsn) – Dreimal kam das Peloton bei der Tour de France 2022 aufgrund von Protesten durch Klima-Aktivisten und Klima-Aktivistinnen kurz zum Stillstand: Zunächst auf der 10. Etappe auf dem Weg nach M

17.11.2022Pogacar: “Evenepoel ist vielleicht sogar stärker als ich“

(rsn) – Mit nicht weniger als 16 Siegen war Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auch im Jahr 2022 eine der dominierenden Figuren des Radsports. Der 24-jährige Slowene gewann bedeutende Eintagesrennen

03.11.2022CAS bestätigt Quintanas Tour-Disqualifikation

(rsn) - Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Entscheidung des  Radsportweltverbands UCI bestätigt, der Nairo Quintana (Arkea – Samsic) nachträglich von der Tour de France 2022 disquali

29.08.2022Geschke: “Jedes Bergtrikot am Straßenrand motivierte mich“

(rsn) - Ganz allein erreichte Simon Geschke, der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, das Ziel der finalen 4. Etappe in Stuttgart. Der Freiburger kam 7:07 Minuten nach Tagessieger Pello Bilbao (

13.08.2022Von Corona genesen: Froome und Woods starten bei Vuelta

(rsn) – Sowohl Chris Froome als auch Teamkollege Michael Woods haben sich von ihrer Corona-Infektion erholt, die sie sich bei der Tour de France zugezogen hatten. Die beiden Fahrer von Israel - Prem

05.08.2022Zwei Wochen vor Vuelta-Start: Roglic trainiert wieder

(rsn) – Zwei Wochen vor dem Start der Vuelta a Espana hat Primoz Roglic wieder das Straßentraining aufgenommen. Der dreimalige Gesamtsieger der Spanien-Rundfahrt war auf der 5. Etappe der Tour de

31.07.2022Van Vleuten auf völlig anderem Level - wie geht das?

(rsn) – Der Solo-Coup von Annemiek van Vleuten (Movistar) auf der Königsetappe der Tour de France der Frauen hat bei den Beobachtern einmal mehr für große Augen und offene Münder gesorgt. Die 3

31.07.2022Von einem “toten Fisch“ und völlig leergefahrenen Körpern

(rsn) – Die Königsetappe der Tour de France der Frauen hat für riesige Abstände unter den Protagonistinnen gesorgt. Annemiek van Vleuten (Movistar) scheint ihren Gesamtsieg schon vorzeitig perfek

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine