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25.07.2022 | (rsn) – Ziele verfehlt, dennoch mit den Leistungen zufrieden – diese widersprüchlich erscheinende Bilanz zieht Bora – hansgrohe von der 109. Tour de France. Der mit großen Ambitionen vor gut drei Wochen zum Grand Départ in Kopenhagen angetretene Rennstall aus Raubling kehrt ohne Etappensieg und den angestrebten Podestplatz aus Paris zurück, doch Aleksandr Vlasov, Lennard Kämna & Co. haben sich nicht viel vorzuwerfen.
Der 26-jährige Russe beendete sein Tour-Debüt auf dem fünften Platz und wiederholte damit das Resultat seines niederländischen Teamkollegen Wilco Kelderman aus dem Vorjahr. Mehr war nach Vlasovs Sturz auf der 6. Etappe aus Longwy auch nicht drin. Im Zeitfahren des vorletzten Tages machte der Bora-Kapitän sogar noch zwei Positionen gut und unterstrich damit seine Aufwärtstendenz aus der dritten Woche, zu deren Beginn er noch Gesamtelfter war.
“Ich bin in guter Form in diese Tour gestartet und war zuversichtlich, obwohl ich nach der Tour de Suisse Covid hatte, was sicher nicht optimal war. Meine Vorbereitung war sonst sehr gut, von da her haben wir alles richtig gemacht. Dann kam leider der Sturz und von da an war diese Tour für mich ein richtiger Kampf. Ich habe wirklich sehr viel gelitten“, sagte Vlasov.
Gestürzter Vlasov über Gesamtrang fünf “fast etwas überrascht“
Aber auch in der schwierigen Phase zur Mitte der Frankreich-Rundfahrt steckte der Rundfahrtspezialist nie auf: “Ich denke, mein Kampfgeist und meine Teamkollegen, die immer für mich da waren, haben uns im Rennen gehalten. Ich hatte bessere und schlechtere Tage, aber war nie wirklich dort, wo ich in dieser Saison schon war. Das kann man jetzt nicht mehr ändern. Am Ende ist der fünfte Rang aber dennoch ein gutes Ergebnis und ich bin fast etwas überrascht, dass es unter diesen Umständen noch für so weit nach vorne in der Gesamtwertung gereicht hat“, so Vlasov, der nach seiner überragenden ersten Saisonhälfte mit Gesamtsiegen bei der Valencia-Rundfahrt und der Tour de Romandie sogar als Podiumskandidat bei der Tour gegolten hatte.
Aber auch der Rest des Teams war nicht gerade vom Glück verfolgt. Maximilian Schachmann brauchte nach einem Sturz ebenfalls lange, bis er wieder um Spitzenpositionen mitkämpfen konnte. Das gelang dem zweimaligen Deutschen Meister im zweiten Einzelzeitfahren, in dem er als bester Deutscher auf den neunten Platz fuhr, drei Positionen vor Nils Politt, der sich zuvor glücklos immer wieder als Ausreißer versucht hatte, um seinem Etappensieg aus dem Vorjahr einen zweiten folgen zu lassen. Nicht anders erging es Lennard Kämna, der auf der 7. Etappe an der Planche des Belles Filles denkbar knapp den zweiten Tour-Tagessieg seiner Karriere verpasste und zudem nur um wenige Sekunden beim Griff nach dem Gelben Trikot scheiterte.
Solide Vorstellungen lieferten Neuzugang Danny van Poppel und Patrick Konrad ab – allerdings kamen weder der Niederländer noch der Österreicher in die Nähe eines Etappensiegs. Der 30-jährige Konrad, der wie Politt bei der Tour 2021 einen Tagesabschnitt für sich entscheiden konnte,verbuchte als bestes Ergebnis Rang fünf in Mende und war auf Platz 16 des Schlussklassements zweitbester Bora-profi. Sprinter van Poppel wurde am Ende der 2. Etappe in Nyborg Vierter und sammelte danach drei weitere Ergebnisse in den Top 7 ein.
Denk: “Uns hat sicherlich auch ein wenig Glück gefehlt“
“Zuerst kann man festhalten, dass sich Bora - hansgrohe bei dieser Tour immer vorne gezeigt hat. Wir waren präsent, haben Akzente gesetzt, konnten die Rennen teilweise mitbestimmen. Das ist absolut positiv und macht mich auch stolz. Dann hat uns sicherlich auch ein wenig Glück gefehlt“, kommentierte Team-Manager Ralph Denk die Vorstellungen seiner Fahrer. “In Anbetracht dessen würde ich also ein positives Resümee ziehen, denn grundsätzlich war die Form da und der Wille eindeutig zu sehen. Wenn man sich erinnert, wie oft es alleine Nils versucht hat, oder dass wir mit drei Mann bei der Etappe nach Mende vorne waren, da kann man niemandem etwas vorwerfen“, so der Raublinger, dessen Team erstmals seit 2016 – als es noch mit einer Wildcard bei der Tour gestartet war - ohne Etappensieg blieb.
Trotz aller widrigen Umstände erkannte Denk allerdings auch die Überlegenheit speziell der Mannschaft von Toursieger Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) an. “Man hat auch gesehen, dass uns als Team sicherlich noch ein Stück nach ganz vorne fehlt. Die Dominanz von Jumbo - Visma war beeindruckend, da kann man nur den Hut ziehen. Wir haben aber schon ein paar Schlüsse aus dieser Tour ziehen können und werden unsere Hausaufgaben machen. Unser Fokus lag in diesem Jahr auf dem Giro, das haben wir immer gesagt, da waren wir auch sehr erfolgreich und haben das Maglia Rosa geholt“, erinnerte der Bora-hansgrohe-Chef an die Italien-Rundfahrt, bei der Jai Hindley den Gesamtsieg feiern konnte.
Künftig soll bei Bora – hansgrohe wieder die Frankreich-Rundfahrt in den Fokus rücken, “Die nächsten Jahre möchten wir bei der Tour angreifen, da wissen wir nun, wo die Messlatte liegt und dass es noch einiges zu tun gibt“, fügte Denk an.
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