Deutsche Juniorinnen verpassen die Top 10

Geburtstagskind Backstedt mit 57-km-Solo zur Titelverteidigung

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Geburtstagskind Backstedt mit 57-km-Solo zur Titelverteidigung"
Zoe Backstedt ist Doppel-Weltmeisterin von Wollongong. | Foto: Cor Vos

24.09.2022  |  (rsn) - Zoe Backstedt ist ihrer Favoritinnenrolle gerecht geworden und hat überlegen das WM-Straßenrennen der Juniorinnen in Wollongong gewonnen. An ihrem 18. Geburtstag drückte die Britin dem 67,2 Kilometer langen Rennen schon in der ersten von vier Runden ihren Stempel auf und setzte sich in der Abfahrt vom Mount Pleasant von der Konkurrenz ab, um von da an im Solo bis zum Regenbogentrikot durchzuziehen.

"Der Titel ist genauso viel wert wie die anderen, aber es ist schon speziell: ein doppeltes Doppel, und das an meinem Geburtstag", strahlte die Britin im Ziel nachdem sie 57 Kilometer und somit 85 Prozent des Rennens allein an der Spitze gefahren war.

Backstedt war bereits im vergangenen Jahr Weltmeisterin im Straßenrennen und Vize-Weltmeisterin im Zeitfahren geworden. Dieses Jahr gingen beide Goldmedaillen an sie – zusätzlich zu ihren WM-Titeln im Cross sowie auf der Bahn im Madison. In der kommenden Saison fährt die Tochter des ehemaligen Paris-Roubaix-Siegers Magnus Backstedt für das Women's WorldTour-Team EF Education - Tibco - SVB.

Schmidsberger, Simon und Czapla 13., 14. und 15.

2:07 Minuten hinter Backstedt holte die Französin Eglantine Rayer im Sprintduell zweier Verfolgerinnen vor Nienke Vinke aus der Niederlande Silber. Rang vier ging weitere zwölf Sekunden dahinter in einer 14-köpfigen Gruppe die Italienerin Francesca Pellegrini. Die Österreicherin Daniela Schmidsberger sowie die Deutschen Jette Simon und Justyna Czapla kamen dort am Ende der Gruppe nicht über die Plätze 13, 14 und 15 hinaus.

Backstedts Überlegenheit machte sich wie im Zeitfahren einmal mehr früh bemerkbar, als sie auf der ersten Runde allen davonfuhr, ohne das überhaupt geplant zu haben. "Der Plan war, eine Runde vor Schluss oder so loszufahren. Aber dann kam ich in der ersten Runde gut über den Anstieg und bin auch ganz vorne geklettert, was für eine Fahrerin wie mich nicht unbedingt zu erwarten war. Dann habe ich bergab Gas gegeben und kam weg – und das war's dann so ziemlich", schilderte sie trocken die Vorentscheidung nach rund zehn Kilometern.

In der Folge baute Backstedt ihren Vorsprung kontinuierlich auf bis zu 2:55 Minuten aus, doch auf den letzten anderthalb Runden ging er wieder etwas zurück. "Da wurde ich im Kopf etwas panisch, aber meine Trainerin hat mir gesagt, dass ich ruhig bleiben soll – zwei Minuten sei genug. Ich habe darauf nicht gehört, aber letztendlich ist das hier das Ergebnis", so die alte und neue Juniorinnen-Weltmeisterin.

"Ich hatte auf dem gesamten Schlusskilometer Tränen in den Augen. Da waren so viele Leute, die meinen Namen und auch 'Happy Birthday' gerufen haben – besonders im Anstieg, wo ich es am meisten brauchte. Da war dieses Mädchen in ihrem pinken Kostüm, die immer neben mir hergelaufen ist und meinen Namen gerufen hat. Dafür bin ich so dankbar, denn das hat mich wirklich sehr gepusht!", berichtete Backstedt.

So lief das Rennen:

Gleich nach dem Start nahm das britische Team das Zepter in die Hand und sorgte für ein horrend hohes Tempo, so dass es zu keiner frühen Attacke kommen konnte, bevor Backstedt bei der ersten von vier Passagen des Mount Pleasant bereits an die Spitze rückte. Sie gab das Tempo vor und dünnte das Feld aus.

Dann attackierte die französische Klettererin Eglantine Rayer, doch die deutlich schwerere Backstedt hielt mit und zog über die Kuppe in die Abfahrt hinein davon. Bergab konnte ihr niemand folgen und so war das Rennen schon nach der ersten Runde vorentschieden. Das Geburtstagskind beendete den ersten Umlauf in Wollongong 30 Sekunden vor der Tschechin Eliska Kvasnickova und 47 Sekunden vor einem nur noch 20-köpfigen Feld um die beiden Deutschen Czapla und Jule Märkl und vier Französinnen, aber überraschenderweise nur noch eine Niederländerin und zwei Italienerinnen.

Im Feld wurde die Verfolgung der Überfliegerin schon in der zweiten Runde aufgegeben und das Tempo gedrosselt, so dass das Hauptfeld nochmal anwuchs und viele Fahrerinnen zurückkamen, die bei der ersten Mount-Pleasant-Passage auf dem falschen Fuß erwischt und abgehängt worden waren.

Vinke reißt rechtzeitig aus, um es über den Berg zu schaffen

Mit zwei Minuten Rückstand auf die nun bereits kontrolliert fahrende Backstedt kam das Hauptfeld in der zweiten Runde über den Mount Pleasant – aber nur 15 Sekunden hinter Kvasnickova, so dass der Kampf um Silber in der zweiten Rennhälfte beginnen konnte, als die Tschechin Ende der zweiten Runde gestellt war.

Auf der dritten Runde lancierte Rayer ihren Angriff am Mount Pleasant und sorgte für die vorentscheidende Selektion im Kampf um die Podestplätze. Bergauf konnte der Französin zunächst niemand folgen, in der Abfahrt aber setzten neun Fahrerinnen um Simon nach und schließlich auch auf. Mit Rayer und Alizée Rigaux waren die Französinnen dort als einziges Team doppelt vertreten und so fehlte auf dem Weg zurück in Richtung Start-Ziel-Bereich die Einigkeit, so dass einmal mehr weitere zehn Fahrerinnen zurückkamen – inklusive Czapla und Schmidsberger.

Kurz vor dem Ende der dritten Runde setzte sich die einzig verbliebene Niederländerin Nienke Vinke aus dem Verfolgerinnenfeld ab und begann die letzte Runde mit 2:19 Minuten Rückstand auf Backstedt und 19 Sekunden vor einem 32-köpfigen Feld. Ihr folgten bald die Schweizerin Noelle Rüetschi und die Tschechin Julia Kopecky, um sich vor dem letzten Anstieg zum Mount Pleasant einen Vorsprung auf die Bergfahrerinnen zu erarbeiten.

Rayer spielt ihre Kletterfähigkeiten aus

Am Berg aber wurden beide wieder gestellt, als Rayer erneut attackierte und alle anderen abschüttelte. Vinke hingegen rettete sich gerade noch vor der Französin über die Kuppe und so ging es 2:10 Minuten hinter Backstedt zu zweit in die Abfahrt, um Silber und Bronze womöglich unter sich auszumachen. Das Duo brachte 20 Sekunden Vorsprung auf das erste 14-köpfige Feld um Czapla und Simon sowie Schmidsberger und Rüetschi auf die letzten fünf Kilometer.

Drei Kilometer vor Schluss setzte Vinke dann aber doch noch eine Attacke und schüttelte das Kletter-Leichtgewicht Rayer kurzzeitig ab. Doch die Französin kam noch einmal zurück und führte anschließend nicht mehr mit. Vinke führte das Duo, das im kommenden Jahr gemeinsam bei DSM in der WorldTour fahren wird, auf die Zielgerade, doch Rayer hatte schließlich den besseren Punch und sicherte sich Silber.

An der Spitze war Backstedt mehr als zwei Minuten zuvor mit Freudentränen in den Augen über den Zielstrich gefahren, um an ihrem Geburtstag ihren nächsten WM-Titel zu feiern.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.02.2025Wiebes auf Windkantenetappe mit Rekordtempo zum Sieg

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat mit ihrem zweiten Tagessieg in Folge ihre Führung bei der 3. UAE Tour Women ausgebaut. Die 25-jährige Niederländerin holte sich die von Windkanten

06.02.2025Wiebes mit der nötigen Geduld zum überlegenen Sieg in Dubai

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat zum Auftakt der UAE Tour Women (2.WWT) am Dubai Harbour für klare Verhältnisse gesorgt: Die Europameisterin setzte sich im erwarteten Massensprint a

05.02.2025Kräftemessen der Topsprinterinnen und was kann Ferrand-Prévot?

(rsn) – Die 3. UAE Tour Women (2.UWT) wird ab Donnerstag zum Aufeinandertreffen der vier besten Sprinterinnen der vergangenen Saison und hält außerdem das Straßen-Comeback von Pauline Ferrand-Pr

05.02.2025Vermisster Ex-Weltmeister Freire von Guardia Civil gefunden

(rsn) – Der von seiner Familie als vermisst gemeldete dreimalige Straßen-Weltmeister Oscar Freire ist mittlerweile von der Guardia Civil gefunden worden. Wie es hieß, soll es dem 48-jährigen Span

05.02.2025Schreiber gewinnt “WM-Revanche” in Maldegem

(rsn) - Bei der traditionellen “WM-Revanche” in Maldegem hat Marie Scheriber (SD Worx – Protime) ihren sechsten Saisonsieg eingefahren. Beim zur Exact-Serie zählenden Rennen kam die Luxemburger

05.02.2025Niedermaier will am Jebel Hafeet ein starkes Ergebnis einfahren

(rsn) – Bei ihrem Saisondebüt wird Antonia Niedermaier das Team Canyon – SRAM zondacrypto bei der UAE Women’s Tour (2. WWT) als Kandidatin für das Gesamtklassement anführen. "Ich bin aufgereg

05.02.2025Strecke der UAE Tour Women: Sprint, Wind und der Jebel Hafeet

(rsn) – Ohne viele Neuerungen geht die UAE Tour Women (6. bis 9. Februar) in ihre dritte Auflage. Die zweite WorldTour-Rundfahrt des Jahres, die das Abu Dhabi Sports Council unter Mithilfe von Giro-

03.02.2025Brandau & Lechner: Knapp vor der 40 ist dann doch Schluss

(rsn) – Für zahlreiche Athletinnen und Athleten waren die Cyclocross-Weltmeisterschaften in Liévin in Frankreich der letzte große Auftritt ihrer Karriere. Zu nennen wären dabei die mehrfache Wel

03.02.2025UAE Tour Women im Rückblick: Die ersten beiden Jahre

(rsn) - Die UAE Tour Women zählt seit ihrer Premiere im Jahr 2023 zur Women`s World Tour. Die Rundfahrt führt über vier Tage, wobei die Königsetappe jeweils mit einer Bergankunft am Jebel Hafeet

02.02.2025Brand: “Ich weiß nicht, was ich davon halten soll“

(rsn) – Besonders glücklich sah Lucinda Brand nach ihrem zweiten Platz bei den Cross-Weltmeisterschaften im französischen Liévin nicht aus. Mürrisch, ja beinahe weinend nahm sie auf dem Podium d

02.02.2025Bäckstedt verteidigt souverän ihr Regenbogentrikot

(rsn) – Topfavoritin Zoe Bäckstedt hat ihren U23-Titel bei der Cross-WM in Liévin verteidigt. Nach einer Auftaktrunde, in der sie sich viele technische Fehler leistete, fuhr die Britin ihrer Konku

01.02.2025Van Empel schüttelt Brand am letzten Hügel ab und feiert Hattrick

(rsn) – Drei Oranje-Frauen standen am Ende der Cross-WM der Frauen in Liévin auf dem Podium. Ganz oben strahlte wie bei den letzten beiden Welttitelkämpfen Fem van Empel, die sich in einem spannen

Weitere Radsportnachrichten

07.02.2025Sicherheitsbedenken: Mehrere Teams verlassen Etoile de Bessèges

(rsn) – Weil sich wie schon auf der 2. Etappe ein Auto auf die Rennstrecke verirrte, haben zahlreiche Teams den Etoile de Bessèges (2.1) verlassen. Zu der gefährlichen Situation kam es bei Kälte

07.02.2025Wiebes auf Windkantenetappe mit Rekordtempo zum Sieg

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat mit ihrem zweiten Tagessieg in Folge ihre Führung bei der 3. UAE Tour Women ausgebaut. Die 25-jährige Niederländerin holte sich die von Windkanten

07.02.2025Pluimers darf selbst sprinten und holt ersten Profisieg

(rsn) – Der Niederländer Rick Pluimers (Tudor) hat bei der 3. Muscat Classic (1.1) über 170,3 Kilometer von Al Mouj nach Al Bustan im Sprint eines dezimierten Feldes seinen ersten Profisieg gefeie

07.02.2025Bernal feiert seinen ersten Sieg seit fast vier Jahren

(rsn) – Erstmals nach seinem Gesamtsieg beim Giro d’Italia 2021 hat Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wieder ein Radrennen gewonnen. Der 28-jährige Kolumbianer entschied bei den Nationalen Meistersc

07.02.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

06.02.2025Van Gils vorsorglich ins Krankenhaus gebracht

(rsn) – Für Maxim Van Gils endete sein Debut im Trikot von Red Bull – Bora – Hansgrohe früher als erhofft. Der belgische Neuzugang konnte die 2. Etappe des Etoile de Bessèges nicht beenden. I

06.02.2025Buitrago siegt vor Teamkollege Bilbao

(rsn) – Er war der stärkste Fahrer im Finale: Santiago Buitrago hat die Königsetappe der Volta a la Comunitat Valenciana (2.Pro) nach 166 Kilometern für sich entschieden. Am Alto de Partegat auf

06.02.2025Waerenskjold holt die 2. Etappe

(rsn) – Sören Waerenskjold (Uno-X Mobilty) ist der Sieger der 2. Etappe des Etoile de Bessèges (2.1). Der Norweger siegte nach 166 Kilometern Marguerittes in einem durchaus chaotischen Massensprin

06.02.2025Magnier nach beeindruckendem Comeback wieder der Alte

(rsn) – Als Paul Magnier (Soudal Quick – Step) im vergangenen Jahr direkt aus der U-23 Klasse vom damaligen Teammanager Patrick Lefevere in die WorldTour verpflichtet wurde, hatte man zunächst ke

06.02.2025Wiebes mit der nötigen Geduld zum überlegenen Sieg in Dubai

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat zum Auftakt der UAE Tour Women (2.WWT) am Dubai Harbour für klare Verhältnisse gesorgt: Die Europameisterin setzte sich im erwarteten Massensprint a

06.02.2025Bald wieder Mannschaftszeitfahren bei der Tour de France?

(rsn) – Es ist schon eine Weile her, dass es ein Teamzeitfahren bei der Tour de France gab. Letztmals war das 2019 der Fall, als in Brüssel auf der 2. Etappe knapp 28 Kilometer im mannschaftlichen

06.02.2025UCI führt 2026 Neuerungen bei der Startpflicht für WT-Rennen ein

(rsn) – Die UCI nimmt zur Saison 2026 einige Änderungen hinsichtlich der Startpflicht für WorldTeams bei Rennen der höchsten Kategorie vor. Die Unterschiede sind klein aber fein, kommen aber denn

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Volta a la Comunitat (2.Pro, ESP)
  • Muscat Classic (1.1, OMN)
  • Etoile de Besseges - Tour du (2.1, FRA)