Erster Saisonsieg beim Weltcup in Dublin

Auch ein Handtuch im Hinterrad konnte Van Aert nicht stoppen

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Auch ein Handtuch im Hinterrad konnte Van Aert nicht stoppen"
Wout Van Aert (Jumbo - Visma) hat den Weltcup in Dublin gewonnen. | Foto: Cor Vos

11.12.2022  |  (rsn) – Auf Rang zwei in Antwerpen folgte der Sieg in Dublin: Wout van Aert (Jumbo – Visma) hat den ersten Cross-Weltcup in Irland für sich entscheiden. Beim neunten Lauf der wichtigsten Querfeldein-Serie löste der Belgier sich in der Sandpassage der vorletzten Runde aus einer siebenköpfigen Spitzengruppe und verwies Weltcup-Spitzenreiter Laurens Sweeck (Crelan - Fristads) mit 14 Sekunden Vorsprung auf den zweiten Platz. Das Podium komplettierte Weltmeister Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) vor Lars van der Haar (Baloise – Trek Lions) und Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal).

Nach Eli Iserbyt, Vanthourenhout (beide Pauwels Sauzen – Bingoal), Sweeck, van der Haar, Pidcock und van der Poel hat sich van Aert als siebter Fahrer dieses Winters in die Siegerliste eines großen Rennens eingetragen. In Abwesenheit von Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), der den Belgier in Antwerpen noch geschlagen hatte, war van Aert in Dublin dank einer beeindruckenden Leistung der große Sieger. Dabei lief es in der irischen Hauptstadt zunächst gar nicht gut. “Ich musste mich wirklich ins Rennen reinkämpfen. Ich hatte keinen guten Start und lag immer etwas zu weit zurück“, sagte er selbstkritisch.

Nach einigen kleinen Fehlern verlor der Belgier nach zwei Dritteln des Rennens sogar den Kontakt zur Spitzengruppe, als sich auf Höhe des Materialpostens ein über der Bande hängendes Handtuch in seinem Rad verhedderte. “Ich habe schnell gemerkt, dass ich hinten was im Rad habe. Ich konnte noch zurücklaufen und deswegen im Rennen bleiben“, so der 28-Jährige. “Scheinbar probiert man mich auf alle mögliche Art und Weise zu bremsen, aber es hat nicht geklappt“, hatte van Aert gut lachen.

Der Zwischenfall führte zu einer Aufholjagd, mit der er die Wende einleitete. “Nach dem Defekt fühlte ich mich besser. Es war ein langes, schweres Rennen - darum hatte ich noch die Chance trotzdem zu gewinnen“, analysierte der Flame, der sich wie viele andere Athleten lobend über die Irland-Premiere des Weltcups äußerte. “Es waren heute viele Fans da, die Stimmung war toll. Ich bin stolz – ich habe noch nie ein Radrennen in Irland verloren“, scherzte van Aert nach seinem ersten Saisonsieg.

Im Sand schüttelte Van Aert alle ab

Als der spätere Sieger zu seiner entscheidenden Attacke im Sand ansetzte, war Sweeck schlecht positioniert. “Ich hatte gute Momente, ich hatte schlechte Momente. Als Wout angriff, hatte ich aber einen guten. Ich hatte noch Kraft in den Beinen, war aber nicht direkt an seinem Hinterrad – und schneller fahren als er war in dem Moment unmöglich“, schilderte der Mann im Weißen Trikot die rennentscheidende Szene. Auf dem schlammigen Kurs hatten seine Kollegen und er große Probleme mit dem Untergrund. “Es war rutschig und die Bedingungen wurden immer schlechter. Die erste Sorge war immer, auf dem Rad zu bleiben“, so Sweeck.

Erschwerend kam hinzu, dass bis zum Finale gleich sieben Fahrer um den Sieg kämpften. “Es war ein komisches Rennen, die Spitzengruppe war groß und man konnte sich nirgends wirklich absetzen“, erklärte Pidcock, der nach der Attacke van Aert auf dem sechsten Platz fuhr, in der Schlussrunde aber noch bis aufs Podiumfahren konnte. “Irgendwie konnte ich heute nicht beschleunigen. Ich bin das gesamte Rennen mit der gleichen Geschwindigkeit gefahren“, meinte der Brite verwundert.

Deutsche Athleten waren nicht am Start. Kevin Kuhn (Tormans CX) verpasste als Elfter knapp die besten Zehn und wurde bester deutschsprachiger Fahrer.

Im Gesamtklassement baute Sweeck seine Führung aus. Er liegt nun mit 266 Punkten 17 Zähler vor dem Tagessiebten Iserbyt. Das zehnte Weltcup-Rennen des Jahres findet am 17. Dezember in Val di Sole statt.

So lief das Rennen:

Nach einer relativ verhalten absolvierten Auftaktrunde kam eine elfköpfige Spitzengruppe mit allen Favoriten zur ersten Zielpassage. Dann erhöhte Iserbyt die Schlagzahl, van Aert, Pidcock und Vanthourenhout konnten dem Weltranglistenersten folgen. Kurz darauf schlossen die Verfolger die Lücke aber wieder, so dass nun sogar ein Dutzend Fahrer in Front lagen.

Nun bestimmte Sweeck das Geschehen. Der Weltcup-Gesamtführende löste sich etwas, wurde eingangs der vierten von sieben Runden aber von Pidcock und Vanthourenhout gestellt. Van Aert, Iserbyt und Jens Adams (Chocovit) machten ihren Rückstand wenig später wett. Dafür griff Pidcock seine fünf Begleiter an, van Aert reagierte und schaffte als einziger den Anschluss an den Weltmeister. Eingangs der fünften Runde fuhren auch Iserbyt, Vanthourenhout, Sweeck und Adams wieder vor.

Kurz darauf touchierte van Aert auf Höhe der Materialzone die Bande, woraufhin sich ein darauf hängendes Handtuch löste und in seinem Rad verhedderte. Der Belgische Meister musste zurück zur Einfahrt des Materialpostens laufen, um dort sein Arbeitsgerät zu wechseln. Dabei verlor er 16 Sekunden, fuhr die Lücke mit van der Haar an seinem Hinterrad aber in kürzester Zeit wieder zu, so dass ein Septett auf die vorletzte Runde ging.

Hier zog van Aert in erster Position liegend in der Sandpassage voll durch und schüttelte alle seine Konkurrenten ab. Der dreimalige Weltmeister gab nun alles und baute seinen Vorsprung in kürzester Zeit auf sieben Sekunden aus. Zu Beginn der Schlussrunde lag er zehn Sekunden vor Sweeck und 19 vor van der Haar und Vanthourenhout.

Im Finale behauptete sich Van Aert mühelos an der Spitze, Sweeck konnte seinen zweiten Platz ebenfalls verteidigen. Pidcock kam noch an van der Haar und Vanthourenhout heran und sicherte sich im Dreiersprint den letzten freien Platz auf dem Podium.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.01.2025Van Aert bleibt in Dendermonde ungeschlagen

(rsn) – Wie erwartet hat Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) auf einem seiner Lieblingskurse das Feld dominiert. Beim Weltcup in Dendermonde schüttelte der Belgier in Abwesenheit von Mathieu van

05.01.2025Brand krönt sich zur “Matsch-Königin“ von Dendermonde

(rsn) – Vom Weißen Trikot der Weltcup-Gesamtführenden war nach dem längsten Cross der Saison nur noch wenig zu sehen, aber es war tatsächlich Lucinda Brand (Baloise – Glowy Lions), die nach 55

29.12.2024Auch van der Poels Dilemma kann in Besancon nicht für Spannung sorgen

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) hat den Weltcup in Besancon gewonnen. Auch bei seinem fünften Saisoneinsatz fuhr er problemlos zum Sieg. Toon Aerts (Deschacht – Hens – FSP

29.12.2024Van Empel zeigt sich auch beim Weltcup in Besancon in Topform

(rsn) – Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) hat ihre Topform wieder erreicht. Beim Weltcup in Besancon war sie erneut eine Klasse für sich. Schon in der Auftaktrunde setzte sich die Niederlände

28.12.2024Iserbyt kehrt zum Weltcup in Besancon ins Feld zurück

(rsn) – Nach einer kurzen Erholungspause wird Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) am Sonntag beim Weltcup im französischen Besancon wieder ins Feld zurückkehren. Der Belgische Cross-Meister h

26.12.2024Van der Poel muss in Gavere bis zum Schluss alles geben

(rsn) – Auch bei seinem dritten Einsatz im Gelände hat Mathieu van der Poel (Fenix – Deceuninck) keinen Zweifel an seiner Hegemonie aufkommen lassen. Der Weltmeister aus den Niederlanden dominier

26.12.2024Laufstarke van Empel beim Weltcup in Gavere ganz vorn

(rsn) – Die Niederländerin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) hat erstmals in ihrer Karriere den Weltcup in Gavere gewonnen. In der zweiten Runde lief die Weltmeisterin im längsten Anstieg all

22.12.2024Van der Poel erteilt der Konkurrenz eine Lehrstunde

(rsn) – Er startete aus der dritten Reihe und lag schon nach etwas mehr als einer Minute in der ersten Abfahrt zur Kuil in Führung. Bei der Ausfahrt derselben setzte er sich unwiderstehlich ab: Mat

22.12.2024Alvarado mit kalten Händen zum achten Saisonsieg

(rsn) - Ceylin del Carmen Alvarado (Fenix – Deceuninck) hat in und an der berühmten Kuil den Cross-Weltcup von Zonhoven gewonnen. Nach einem spannenden Rennen verwies sie Zoe Bäckstedt (Canyon –

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

15.12.2024Vanthourenhout gewinnt Weltcup-Spektakelcross in Namur

(rsn) – Beim Weltcup in Namur sorgten der schwere Kurs und der Regen für ein spektakuläres Rennen mit vielen Stürzen, Chaos und konstant neuen Situationen. Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen

Weitere Radsportnachrichten

07.01.2025Alaphilippe und Hirschi sollen Tudor in neue Höhen führen

(rsn) – Angeführt von seinen beiden neuen Topstars Julian Alaphilippe und Marc Hirschi präsentierte sich der Schweizer Zweitdivisionär Tudor Pro Cycling in Moraira bei Calpe der Öffentlichkeit.

07.01.2025Hindley will 2024 so schnell wie möglich vergessen machen

(rsn) – Gleich in seiner ersten Saison bei Bora – hansgrohe gelang Jai Hindley die Sensation: Der Australier gewann als erster Fahrer seines Landes den Giro d‘Italia 2022 und sorgte so für den

07.01.2025Sponsoren-Rückzug: CIC - Mont Ventoux hat finanzielle Probleme

(rsn) – Nach dem Rückzug von mehreren Geldgebern sieht sich das französische Eintagesrennen CIC - Mont Ventoux (1.Pro) vor finanzielle Probleme gestellt. “Zwei private Sponsoren haben inzwischen

07.01.2025Sicherheitsdiskussion: Froome für Begrenzung bei Übersetzungen

(rsn) – Nachdem vor einigen Tagen bereits Wout van Aert (Jumbo – Visma) gegenüber dem TV-Sender Sporza eine Begrenzung der Übersetzungen angeregt hatte, um die Sicherheit der Fahrer zu erhöhen,

07.01.2025Poels will im Astana-Trikot Grand-Tour-Sammlung komplettieren

(rsn) – Nach fünf Jahren bei Bahrain Victorious wechselte Wout Poels zu XDS Astana, das mit neuem, finanzstarken Sponsor ausgestattet ist. Doch das Geld war nicht der Hauptgrund bei der Entscheidun

07.01.2025Jakobsen muss sich als Sprinter neu erfinden

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) blickt auf ein Jahr zum Vergessen zurück. Dem mit so großen Erwartungen in seine erste Saison beim Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink gestarteten Nie

06.01.2025Picnic - PostNL setzt auf Routine und viele junge Talente

(rsn) – Mit 28 Fahrern, nur drei davon neu im Aufgebot, startet der niederländische Rennstall Picnic – PostNL in die Saison 2025. Bei einem Even in Calpe wurden sowohl das Männer- und Frauenteam

06.01.2025De Lie: Aus den Ardennen auf (simulierte) 3000 Meter Höhe

(rsn) – Arnaud De Lie fordert in der Vorbereitung auf die neue Saison seinem Körper viel ab. Nach einer zweieinhalbstündigen Ausfahrt mit dem Mountainbike bei frostigen Bedingungen durch die Arden

06.01.2025Junioren-Weltmeister Finn: “Wir sind nicht alle wie Remco“

(rsn) – Im vergangenen Herbst stürmte Lorenzo Finn im WM-Straßenrennen der Junioren mit mehr als zwei Minuten Vorsprung zur Goldmedaille. Im Gegensatz zum gleichaltrigen U19-Zeitfahrweltmeister Pa

06.01.2025De Buyst war an Post-Covid-Asthma erkrankt

(rsn) – Jasper De Buyst (Lotto) hatte in der vergangenen Saison mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Schließlich stellte sich heraus, dass er an Post-Covid-Asthma erkrankt war. “Be

06.01.2025Van Aert beginnt Saison in Spanien und holt Giro-Debüt nach

(rsn) – Nachdem er die letztjährige Klassikersaison in Folge seines schweren Sturzes bei Dwars door Vlaanderen vorzeitig beenden musste, ist Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) auf Wiedergutmach

06.01.2025Van der Poel will nicht fahren, bis er 40 ist

(rsn) – Das erste große Ziel des Jahres ist der siebte Weltmeistertitel im Cross, doch Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) hat auch schon die Straßensaison 2025 fest im Blick. Im vergang

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine