RSNplusDiese großen Namen hören auf

Rücktritte 2022 (Teil 2): Italiens dramatische Heldengeschichten

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Rücktritte 2022 (Teil 2): Italiens dramatische Heldengeschichten"
Vincenco Nibali war einer der größten Profis seiner Zeit. | Foto: Cor Vos

25.12.2022  |  (rsn) - Jedes Jahr beenden Profis ihre Karriere. Unter den zurückgetretenen Athletinnen und Athleten sind diesmal auch Gewinnerinnen und Gewinner von Goldmedaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften dabei. In drei Teilen zeigt radsport-news.com, wer im kommenden Jahr nicht mehr Teil des Pelotons sein wird. Teil 2:

Nibali: Der letzte Campionissimo

Egal wo er in Italien am Start stand, die Zuneigung der Tifosi war ihm immer zu teil. Die lauten Rufe seines Vornamens bei den Einschreibungen der Rennen in Italien haben sich eingebrannt und blickt man auf seine Vita, so zählt Vincenzo Nibali sicher zu den „Campionissimi“, den großen Champions, die die Apennin-Halbinsel jemals hervorgebracht hatte.

___STEADY_PAYWALL___

Nach einigen Erfolgen im Nachwuchs wurde der Sizilianer, der den Beinamen der Hai von Messina trägt, 2005 Profi. 2010 gewann er in Spanien seine erste große Landesrundfahrt, ließ 2013 und 2016 Siege beim Giro d’Italia folgen und wurde 2014 16 Jahre nach Marco Pantani der erste Toursieger seines Landes. Auch die Monumente Mailand-Sanremo und Il Lombardia konnte er gewinnen und machte sich dabei in seiner Heimat unsterblich.

Auch wenn in den letzten Jahren seiner Karriere die großen Siege fehlten, so war der Sizilianer stets ein Aktivposten im Feld und überzeugte immer wieder mit seinen Abfahrtskünsten. 2019 wurde er noch einmal Zweiter des Giro, gewann wenige Monate später die letzte Bergetappe der Tour de France und ließ dort noch einmal sein außergewöhnliches Talent aufblitzen. Dass er ausgerechnet seinen letzten Erfolg zu Hause, bei der Sizilien-Rundfahrt feierte, rundet seine erfolgreiche Karriere mehr als ab und ganz in die Ecke will er sein Rad noch nicht schieben, bleibt der dem Straßensport als Berater der Mannschaft Q36.5 Pro Cycling Team erhalten. Und auch bei einigen Gravel-Rennen sowie dem Cape Epic 2023 wird man ihn noch im Einsatz sehen können.

Visconti: Ein stiller Held

Nicht ganz auf den Höhen von Nibali gleitete der in Turin geborene Sizilianer in seiner Karriere, die vielversprechend mit dem U23-Europameistertitel 2003 begann. Visconti wurde Profi und sorgte 2007 für Schlagzeilen in Italien, als er sich den ersten von drei Italienischen Meistertiteln sichern konnte. Ein Jahr später eroberte er auf der 6. Etappe des Giro d’Italia das Rosa Trikot, übrigens zeitgleich mit dem Deutschen Matthias Ruß.

Giovanni Visconti war auch Bergkönig des Giro d'Italia. | Foto: Cor Vos

Dieses verteidigte er acht Tage lang, ehe es ihm sein Teamkollege Gabriele Bosisio auf der Alpe di Pampeago abnahm. Von 2009 bis 2011 gewann er dann dreimal in Folge die UCI Europe Tour, die Gesamtwertung der europäischen Straßenrennen unterhalb der WorldTour. 2013 sicherte er sich zwei Etappen beim Giro, darunter auch die prestigeträchtige hinauf zum Monumento Pantani am Col du Galibier.

Zwei Jahre später holte er sich das Bergtrikot des Giro. Als sein herausragendstes Rennen bezeichnete er selbst aber die Edition ein Jahr später, wo er als Helfer seinen damaligen Teamkollegen Alejandro Valverde aufs Podium bugsierte und selbst noch die Rundfahrt auf Rang 13 abschloss. Diese Nennung unterstreicht auch, dass sich Visconti nie zu schade war, seinen Kapitänen zu helfen und alles deren Zielen unterordnen konnte.

Colbrelli: Herzstillstand beim Pflastersteinsieger

Es waren schockierende Szenen, die sich im März nach der 1. Etappe der Katalonien-Rundfahrt im Zielbereich abspielten. Nachdem er im Bergaufsprint hinter Michael Matthews den zweiten Platz belegte, brach der Italiener zusammen und erlitt einen Herzstillstand. Colbrelli musste mittels Herzdruckmassage reanimiert werden.

Wenige Monate zuvor hatte seine Karriere den Höhepunkt erreicht, als er sich in Trento bei den Europameisterschaften gegen Remco Evenepoel im finalen Sprint durchsetzte und dann als erster Italiener seit Andrea Tafi 1999 auch noch den Klassiker Paris-Roubaix, der 2021 im Spätherbst ausgetragen wurde, gewann.

Sonny Colbrelli gewann 2021 die dramatische Schlammschlacht von Paris-Roubaix. | Foto: Cor Vos

Doch nach seinen gesundheitlichen Problemen, Colbrelli musste auch ein Defibrillator eingesetzt werden, war an ein Fortsetzen seiner Karriere nicht mehr zu denken. Im Oktober 2022 hing er dann sein Rad an den Nagel, wird aber seiner Mannschaft Bahrain – Victorious als Botschafter erhalten bleiben und auch im Nachwuchs in Italien einige Teams unterstützen.

Rebellin: Fataler Zusammenstoß nach 30 Jahren als Profi

Für die wohl tragischste Geschichte des Radsports in diesem Jahr sorgte Davide Rebellin. Nachdem er seine 30 Jahre lang dauernde Karriere beendete, wurde der 51-Jährige mit dem Rad in einen Verkehrsunfall verwickelt und starb noch an der Unfallsstelle. Der nimmermüde Venetier, der als einziger Fahrer bislang das Ardennen-Triple in einem Jahr für sich entscheiden konnte, war von 1992 bis 2022 als Radprofi aktiv und gehörte jahrelang zu den Weltbesten bei hügeligen Eintagesrennen.

Davide Rebellin starb bei einem Trainingsunfall. | Foto: Cor Vos

So gewann er in seiner Karriere Lüttich-Bastogne-Lüttich, den Fléche Wallonne, die Meisterschaft von Zürich, die Clasica San Sebastian oder das Amstel Gold Race. 2008 wurde ihm die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen aufgrund einer positiven Dopingnachkontrolle aberkannt. Der Italiener bestritt nach Ablauf seiner Sperre nur mehr Einsätze für kleinere Mannschaften, gewann aber in seinen 40ern noch immer Rennen wie beispielsweise Tre Valli Varesine, Giro dell’Emilia oder die Coppa Agostoni.

Sein letztes internationales Rennen bestritt er im Oktober 2022, im Alter von 51 Jahren bei der Veneto Classic. Bei dem vom Schweizer Marc Hirschi gewonnenen Eintagesklassiker belegte er noch einmal den 30. Rang. Vor allem die aufkommende Gravel-Szene faszinierte Rebellin und er hatte vor, 2023 noch einige Rennen auf Schotter zu bestreiten. Doch dazu kommt es nach dem tragischen Unfall am 30. November nicht mehr. 

Rücktritte 2022 (Teil 1): Im Zeichen des Regenbogens

Weitere Radsportnachrichten

30.01.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

29.01.2025Mit Ackermann in Topform das vergangene Jahr bestätigen

(rsn) - Zehn Jahre nach der Gründung blickt man bei Israel – Premier Tech zu Beginn der Saison 2025 auf das bis dato erfolgreichste Jahr der Teamgeschichte zurück. Ende 2024 lag das in Tel Aviv be

29.01.2025Bäckstedt und del Grosso wollen Titel verteidigen, Benz mit Chancen

(rsn) – Sieben Titel werden bei der Cyclocross-Weltmeisterschaft im nordfranzösiaschen Liévin vom 31. Januar bis zum 2. Februar 2025 vergeben. Neben dem Regenbogentrikot bei den Frauen am Samstag

29.01.2025Jan Christen holt sich mit zwei guten ´Moves´ Mallorca-Auftakt

(rsn) – Jan Christen hat dem UAE Team Emirates – XRG den bereits vierten Saisonsieg beschert. Der 20-jährige Schweizer entschied zum Auftakt der fünftägigen Mallorca Challenge nach einem clev

29.01.2025Amstel Gold Race kann mit Polizei-Eskorte stattfinden

(rsn) – Nachdem der Niederländische Radsportverband KNWU bereits letzte Woche mitgeteilt hatte, dass für die vier wichtigsten Radrennen des Landes trotz des am 24. und 25. Juni in Den Haag stattfi

29.01.2025Pidcock mit entschlossenem Bergaufsprint zum ersten Saisonsieg

(rsn) – Tom Pidcock hat schon im zweiten Renneinsatz für sein neues Team Q36.5 erstmals jubeln können. Der 25-jährige Brite entschied die 2. Etappe der 5. AlUla Tour (2.1) über 132,5 Kilometer v

29.01.2025Kann Vas in Liévin die niederländische Serie beenden?

(rsn) – Am Freitag beginnt im französischen Liévin die Cyclocross-WM (31. Januar – 2. Februar). Am Samstag steht mit dem Elite-Rennen der Frauen das erste Highlight auf dem Programm. Bei den let

29.01.2025Nur Wollaston in Torquay schneller als Dygert

(rsn) – Chloe Dygert hat nur knapp den zweiten Saisonsieg des deutschen Teams Canyon – SRAM zondacrypto verpasst. Die zweimalige Zeitfahrweltmeisterin aus den USA musste sich bei der Premiere der

29.01.2025Es wird mal wieder eine schwere Saison

(rsn) - Das Team XDS - Astana startet mit neuem Sponsor, einer im Profigeschäft noch unbekannten Radmarke und einem runderneuerten Kader in eine Saison, in der die WorldTour-Lizenz auf dem Spiel steh

29.01.2025Cadel Evans Women`s Race im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(ran) - Nachdem mit der Santos Women`s Tour Down Under bereits der Auftakt der Women`s World Tour in Australien stattgefunden hat, folgt mit dem Cadel Evans Great Ocean Road Race auch das erste Einta

28.01.2025Van Aert scheitert mit seiner Berufung

(rsn) – Der belgische Kassationshof bestätigte in dieser Woche das Urteil des Arbeitsgerichtsprozesses zwischen Wout van Aert und seinem vormaligen Team Sniper Cycling. 2018 fuhr der Belgier für d

28.01.2025UEC-Präsident Della Casa tritt zur Wiederwahl an

(rsn) - 2025 endet die erste Amtszeit von Enrico della Casa als Präsident des Europäischen Radsportverbandes UEC. In einer E-Mail kündigte der Italiener nun seine Kandidatur für eine zweite Wah

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Surf Coast Classic - Men (1.1, AUS)
  • AlUla Tour (2.1, 000)
  • Trofeo Felanitx - Ses Salines (1.1, ESP)