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10.03.2023 | (rsn) – Die 6. Etappe bei Paris-Nizza musste wegen heftiger Windböen abgesagt werden, die Bergankunft der Königsetappe bei Tirreno-Adriatico wurde aus dem gleichen Grund weiter nach unten verlegt - und in Kroatien mussten sich die vier deutschen Kontinental-Teams rad-net Oßwald, Santic – Wibatech, Saris Rouvy Sauerland und P&S Benotti ebenfalls durch eine wetterbedingt knüppelharte 1. Etappe der Istrian Spring Trophy (2.2) kämpfen.
Rechtzeitig zum Start in Porec fing es an zu regnen, zunächst leicht, dann zunehmend heftig. Die Straßen standen teilweise unter Wasser, dazu kamen noch Hagel und ein Gewitter – und das Ganze bei Temperaturen im einstelligen Bereich.
"Unsere Bergfahrer sind förmlich erfroren. Anton Albrecht ist wegen der Kälte im Krankenwagen gelandet“, berichtete etwa Lars Wackernagel, der Teamchef von P&S Benotti gegenüber radsport-news.com. Wolfgang Oschwald, der Sportliche Leiter von Saris Rouvy Sauerland, ergänzte gegenüber radsport-news.com, einige Fahrer hätten so sehr gefroren, dass sie ihre Regenjacken nicht zubekommen hätten. Bei den Sauerländern musste der Schweizer Dominik Weiss nach 100 Kilometern ins Auto steigen. "Ihn hat es völlig zerrissen, er hatte nichts mehr zuzusetzen“, meinte Oschwald. Tim Wollenberg (Santic – Wibatech) sprach gegenüber radsport-news.com von "grenzwertigen“ Bedingungen. "Ich kann mich spontan an nichts Schlechteres erinnern", fügte er an.
Kretschy klapperte erst vor Kälte, landete aber noch auf dem Podium
Mit diesen miserablen Verhältnissen hatte auch Moritz Kretschy (rad-net Oßwald) zu kämpfen. "Zwischenzeitlich ging es mir richtig dreckig wegen der Kälte. Ich habe so geklappert, dass ich schon zurückgefallen war“, so Kretschy zu radsport-news.com. Auch dank einiger Gels, die den Kreislauf in Schwung brachten, konnte er wieder nach vorne aufschließen und im Finale auch noch eine entscheidende Rolle spielen.
Schließlich folgte Kretschy einer späten Attacke von Artem Shmidt (Hagen Bermans Axeon), musste sich dem US-Amerikaner dann allerdings geschlagen geben. Auch wenn es "nur“ zu Rang zwei reichte, war Kretschy mit seiner Leistung ausgesprochen zufrieden. "Es lief super top. Damit hätte ich nicht gerechnet, nach dem, wie es mir zuvor auf der Etappe ergangen war. Im Sprint war ich leider viel zu grau, um etwas entgegensetzen zu können. Aber mit Rang zwei bin ich schon sehr zufrieden.“
Beeindruckt von Kretschys Vorstellung und dem mannschaftlichen Auftritt von rad-net Oßwald war Steffen Uslar. "Es war eine starke Leistung vom Team. Philipp Gebhardt fuhr in einer Dreierspitze, die erst 15 Kilometer vor dem Ziel gestellt wurde und Kretschy wurde am Ende Zweiter. Damit sind wir sehr zufrieden“, bilanzierte der Sportliche Leiter gegenüber radsport-news.com. Kretschy liegt aktuell auch in der Gesamtwertung auf dem zweiten Platz, gerade einmal eine Sekunde hinter Shmidt.
Santic - Wibatech im Sprint zu früh dran, Aufwärtstrend im Team Sauerland
Ein gutes Ergebnis erzielte auch der Passauer Rennstall Santic – Wibatech, der den Polen Bartlomiej Proc auf Rang sechs ins Ziel brachte. "Im Finale gab es Gespringe, wir haben dabei auf den Sprint mit Bartlomiej Proc gepokert. Wir waren leider ein bisschen früh dran, aber er ist am Ende noch Sechster geworden", so Wollenberg. Einzige negative Nachricht bei Santic - Wibatech: Mario Gamper stürzte 20 Kilometer vor Schluss unverschuldet über ein Bahngleis.
Einen deutlichen Aufwärtstrend konnte auch Saris Rouvy Sauerland verzeichnen: Der 18-jährige Jonathan Rottmann verpasste nur knapp die Top Ten. "Die Mannschaft hat schon viel besser zusammengefunden, es wird langsam. Die Sprintvorbereitung für Rottmann hat noch nicht so ganz geklappt, aber Rang 12 für einen Erstjährigen bei einem international doch schon recht guten Feld, ist ein sehr gutes Ergebnis. Dies lässt weiter auf Gutes hoffen“, befand Oschwald.
Jonathan Rottmann (Saris Rouvy Sauerland) hate wie die anderen Fahrer im Feld mit dem schlechten Wetter zu kämpfen. Foto: Mario Stiehl
P&S Benotti hatte zwischendurch "richtig Stress", Nolde in der Offensive
Nur für P&S Benotti sprang am Ende keine Platzierung unter den besten 15 heraus. "Wir müssen uns erstmal sammeln. Es war nicht nur schlechtes Wetter, wir mussten auch ein paar Entscheidungen treffen, um das Team zu retten. Unsere Bergfahrer sind heute förmlich erfroren. Immerhin sind wir noch mit fünf Fahrern ins Ziel gekommen“, meinte Wackernagel.
Dominik Röber, der in Kroatien nach langer Verletzungspause sein Comeback feiert, erklärte, dass P&S Benotti für Tobias Nolde fahren wollte. "Zu Beginn waren wir auch immer präsent und im hektischen Rennen immer sehr gut positioniert. Bis zum Kilometer 60, als es in Pazin in den Anstieg ging, sind wir schön kompakt gefahren und waren für jede Rennsituation bereit“, so Röber zu radsport-news.com.
Dann hätten aber die durch das Wetter hervorgerufenen Probleme begonnen. Während Albrecht aussteigen musste, wurde Nolde bei hohem Renntempo durch einen Defekt gestoppt. "Wir hatten also richtig Stress“, meinte Röber, der selbst "gerade noch so die Kurve“ bekam, um mit der Hilfe von zusätzlicher Kleidung und viel Essen wieder ins Feld zurückzukehren.
Dominik Röber (P&S Benotti) bei der Istrian Spring Trophy. Foto: Mario Stiehl
Nolde zeigte sich in der zweiten Rennhälfte dann noch mal als Ausreißer, wurde aber im Finale wieder gestellt. Das verbliebene Quartett saß in der Gruppe hinter dem ersten großen Feld und konnte so nicht mehr in die Rennentscheidung eingreifen. "Es war nicht der Tag, wie wir ihn geplant hatten. Positiv ist jedoch, dass alle wieder gesund im Hotel sind“, schloss Röber.
Hohes Renntempo als Mittel gegen die Kälte
Um sich möglichst warm zu halten, absolvierten die Fahrer die 153 Kilometer lange Etappe mit kontinuierlich hohem Tempo, weshalb sich erst nach 100 Kilometern eine dreiköpfige Spitzengruppe bildete, zu der auch Nolde und Gebhardt zählten. Das Trio wurde aber 15 Kilometer vor dem Ziel direkt nach dem letzten Anstieg des Tages gestellt. Dort ging zunächst Shmidt in die Offensive und bekam kurz darauf Gesellschaft von Kretschy. Das Duo rettete sich vor dem heranrauschenden Feld ins Ziel und machte den Tagessieg unter sich aus, wobei sich Shmidt nicht nur die Etappe sicherte, sondern auch die Gesamtführung übernahm.
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