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11.06.2023 | (rsn) – Radsportfans schnalzen mit der Zunge, wenn die Namen Paris-Roubaix, Flandern-Rundfahrt oder Strade Bianche fallen. Im Fall von Dwars door het Hageland (1.Pro) ist das nicht so - zu Unrecht, denn seit das Rennen vor acht Jahren neu konzipiert wurde, bietet es zuverlässig Spannung und Drama. Das war am Samstag nicht anders. Und auch wenn er letztendlich an der Zitadelle von Diest nicht um den Sieg fahren konnte, war Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) der Hauptlieferant aller Zutaten, die einen guten Radsport-Krimi sehenswert machen.
Mit einem Angriff im längsten Schotterabschnitt des Tages, der Grootbroekstraat 75 Kilometer vor Ziel, trennte van der Poel die Spreu vom Weizen. Nach gut fünf Kilometern auf Gravel und der erfolgreichen Verfolgungsjagd auf den enteilten Niederländer verblieben rund 35 Profis im Hauptfeld.
Es folgte eine längere Rennphase mit schnell sich ändernden Konstellationen, bevor sich 22 Kilometer vor dem Ziel bei der letzten Passage am Schlussanstieg neun Fahrer entscheidend lösten. Mit dabei war van der Poel, der allerdings kurz danach mit einem Platten am Fahrbahnrand stand. Weil sich das Feld sich an der Zitadelle in mehrere Teile zerlegt hatte, war das Alpecin-Begleitfahrzeug in weiter Ferne. “Ich habe ein Hinterrad vom neutralen Fahrzeug bekommen, aber das passte nicht perfekt und der Reifen war zu hart für die Schotterabschnitte“, erklärte van der Poel im Gespräch mit der Tageszeitung Het Laatste Nieuws.
Dies schien der Anfang vom Ende. Der Sanremo- und Roubaix-Gewinner hielt erneut an, diesmal wartete er auf das Auto seiner Mannschaft, um von dort ein Reserverad zu erhalten. Doch die Pechserie hielt an. “Ich habe meinen Fahrradcomputer montiert, aber er ist wieder heruntergefallen“, so van der Poel. Ohne Tacho wollte der Hageland-Sieger von 2017 aber nicht weiterfahren. “Darum habe ich wieder das Fahrrad gewechselt“. Als er endlich wieder unterwegs war, lag van der Poel bei noch 18 zu fahrenden Kilometern 1:30 Minuten hinter der Spitzengruppe.
Sein Teamchef Christoph Roodhooft ärgerte sich: “Im Nachhinein war der letzte Radwechsel einer zu viel. Er hat alle Räder genutzt, die wir dabei hatten. Außergewöhnlich für ihn, denn er wechselt normalerweise kaum das Rad.“ Doch van der Poel steckte noch nicht auf machte sich auf die Verfolgung.
Nach nur sieben Kilometern hatte der 28-Jährige mehr als eine Minute aufgeholt. Van der Poel kam an die ersten Verfolgergruppe heran, wo er mit Timo Kielich und Gianni Vermeersch auf zwei Teamkollegen traf, die sich nun für ihren Kapitän ins Zeug legten. Unterstützung von anderen Fahrern bekamen sie dabei nicht. “Es war ein kompliziertes Rennen, weil alle nur auf uns geschaut haben. Das macht es schwer, vor allem, wenn man gerade aus der Höhe kommt und noch nicht bei 100 Prozent ist. An sich war es aber ein guter Tag“, resümierte Roodhooft.
Den hatte van der Poel tatsächlich, so viel wurde nach der Aufholjagd klar. Diese geriet nun allerdings ins Stoppen. Am vorletzten Anstieg probierte er, die noch verbleibenden 14 Sekunden mit einem Angriff wettzumachen, aber sein Tank war nun leer, Stan Van Tricht (Soudal – Quick-Step), Rasmus Tiller (Uno-X) und Florian Vermeersch (Lotto – Dstny) konnten sich weiter absetzen und den Sieg unter sich ausmachen.
So entschied ein anderer den Krimi für sich – mit Tiller genretypisch ein Skandinavier. “Es ist immer schade, wenn man mit so viel Mühe ins Finale gekommen ist und dann Pech hat, aber das gehört dazu. Es ist wirklich schade, denn es war ein tolles Rennen“, bilanzierte van der Poel, der aber kurz darauf schon relativieren konnte: “Was als nächstes kommt, ist am wichtigsten. Ich habe mich trotz der Hitze und der Tatsache, dass es mein erstes Rennen seit Langem war, ziemlich gut gefühlt. Ich habe gut gearbeitet!“
Bevor mit der Tour de France das Highlight ansteht, wird van der Poel noch bei der Baloise Belgium Tour (2.Pro) an den Start gehen. “Wenn ich gut bin, sollte ich dort in der Gesamtwertung mitfahren können. Ein Sieg wäre schön, ist aber nicht unbedingt nötig“, befand er.
In erster Linie nämlich ist er auf Revanche beim größten Radrennen der Welt aus. “Letztes Jahr war ich nicht ich selbst, das haben alle gesehen“, blickte er auf sein Fiasko bei der Tour 2022 zurück, als er fast nur hinterher fuhr und auf der 11. Etappe vom Rad stieg. “Jetzt geht es mir sehr gut und ich habe mich gut vorbereitet. Ich freue mich schon sehr darauf“, so van der Poel abschließend.
(rsn) – Die 83. Ausgabe der Fernfahrt Paris – Nizza (9. – 16. März) 2.UWT) hat je drei Etappen für Sprinter und Kletterer, ein Teilstück für Puncheure und auch wieder ein Teamzeitfahren im P
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