RSNplusWomen´s WorldTeams 2024: UAE Team ADQ

Mit italienischem Kern schnell zum Top-Team gewachsen

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Mit italienischem Kern schnell zum Top-Team gewachsen"
Shooting am Pool: Das UAE Team ADQ im Trainingslager in Gandia. | Foto: UAE Team ADQ

08.02.2024  |  (rsn) – Erst zwei Jahre ist das UAE Team ADQ alt. Zur Saison 2022 übernahm man die Lizenz des italienischen Traditions-Rennstalls Alé Cipollini. Seither hat die Mannschaft ihren Sitz im schweizerischen Lamone vor den Toren von Lugano – im selben Haus wie das UAE Team Emirates. Die Verbindungen zum Männerteam sind eng, die Frauen nutzen beispielsweise auch dasselbe Material und haben großteils dieselben Sponsoren. Die Teamverantwortlichen und die Betreibergesellschaft sind jedoch andere.

Die italienischen Wurzeln des heute zwar in der Schweiz sitzenden, aber in den Vereinigten Arabischen Emiraten lizenzierten Teams, sind weiter unverkennbar – vor allem in Sachen Kader: Die fünf laut Weltrangliste stärksten Fahrerinnen stammen alle aus Italien. Top-Sprinterin Chiara Consonni und die Kletter-Asse Silvia Persico und Erica Magnaldi sind die Leaderinnen des UAE Team ADQ. Dazu kommen mit Sofia Bertizzolo und der erst 21-jährigen Eleonora Camilla Gasparrini zwei endschnelle Allrounderinnen. Vor allem dieses Quintett hat 2023 dafür gesorgt, dass die noch junge Mannschaft die Saison auf Rang vier der Team-Weltrangliste beendete.

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Zum italienischen Kern des Teams kommt, dass das hauseigene Nachwuchsteam, für das auch die 19-jährige Deutsche Hannah Kunz fährt, ebenfalls hauptsächlich aus Italienerinnen besteht – kein Wunder: Auch UAE Development wurde auf dem Gerüst einer scheidenden italienischen Mannschaft, dem Valcar-Rennstall, aufgebaut. Neben Canyon – SRAM und AG Insurance – Soudal ist der UAE-Rennstall übrigens einer von nur drei unter den 15 Women's WorldTeams, die eine eigene Nachwuchsabteilung haben.

Zählt zu den fünf schnellsten Sprinterinnen der Welt: Chiara Consonni bei ihrem Sieg auf der Schlussetappe des Giro d'Italia 2023. | Foto: Cor Vos

Doch zurück zum Profikader: Der fällt hinter den fünf Italienerinnen etwas ab, verfügt aber auch nach den Abgängen von Marta Bastianelli (Karriereende) und der Kanadierin Olivia Baril (zu Movistar) noch über einige interessante Fahrerinnen.

Die Neuseeländerin Mikayla Harvey beispielsweise fuhr 2020 im Alter von 21 Jahren eine überragende Saison für das Team Bigla - Katusha, wurde damals schon Gesamtfünfte des Giro d'Italia und Siebte beim Flèche Wallonne. In den zwei Folgejahren bei Canyon – SRAM konnte Harvey daran aber nicht ganz anknüpfen und seither scheint sie an einem Scheideweg zu stehen: Wird aus der Neuseeländerin noch eine ganz Große oder verebbt ihr Talent?

Spannend wird außerdem, wie sich die gut ausgewählten Neuzugänge einfinden – und was aus einem der größten Nachwuchstalente der letzten Jahre wird: Alena Ivanchenko.

Doppelspitze am Berg: Silvia Persico (links) und Erica Magnaldi (rechts), hier bei der Burgos-Rundfahrt 2023. | Foto: Cor Vos

Der Top-Transfer 2024: Karlijn Swinkels

Unter den vier Neuzugängen des Teams ist auf den ersten Blick und auch laut Weltrangliste die Niederländerin Karlijn Swinkels die Beste. Die 25-Jährige war 2016 in Katar Junioren-Weltmeisterin im Zeitfahren und hat seither immer wieder aufblitzen lassen, dass gerade bei flacheren Rennen großes Potenzial in ihr steckt. Allerdings ist Swinkels die typische Allrounderin: überall ganz gut, nirgends aber die Beste. Es wird spannend sein zu sehen, wie sie sich nun bei UAE Team ADQ weiterentwickelt, nachdem sie in den vergangenen beiden Jahren bei Jumbo – Visma nochmal einen guten Schritt gemacht hat und 2023 beispielsweise Vierte bei Gent-Wevelgem wurde sowie 2022 Dritte der Simac Ladies Tour.

Vielleicht noch vielversprechender als der nominelle Top-Transfer Swinkels sind die Verpflichtungen der 25-jährigen Tschechin Tereza Neumanova sowie der 23-jährigen Polin Dominika Wlodarczyk, die zum Saisonauftakt in Australien bereits einen extrem guten Einstand feierte: Dort wurde sie dank eines fünften Platzes am Willunga Hill Gesamtfünfte der Tour Down Under und verpasste knapp zwei Wochen später an ihrem 23. Geburtstag den Sieg beim Deakin University Race als Zweite nur knapp. Wlodarczyks Stärke liegt ganz klar am Berg.

Beim Deakin University Race in Geelong wurde Wlodarczyk (Mitte) Zweite hinter Sensationssiegerin Rosita Reijnhout (vorne) und vor Cecilie Uttrup Ludwig (hinten). Im Ziel weinte das Geburtstagskind trotz ihres Spitzenresultats bittere Tränen. | Foto: Sprint Cycling Agency / UAE Team ADQ

Eher fürs Flache gemacht ist dagegen Neumanova. Die Tschechin verstärkt die schnelle Armada des Teams um Consonni und Gasparrini und ist, wenn sie die Freiheit bekommt, auch selbst für gute Ergebnisse bei Sprintankünften gut.

Im Fokus: Alena Ivanchenko

Die Jüngste im Team ist ein riesiges Talent: Alena Ivanchenko war bereits in ihrem ersten Juniorinnen-Jahr 2020 Europameisterin auf der Bahn in der Einer- und der Mannschaftsverfolgung. 2021 fügte sie den Titel im Punktefahren hinzu und wurde außerdem Junioren-Weltmeisterin im Punktefahren, dem Madison und der Mannschaftsverfolgung. Doch in ihrem zweiten Juniorinnenjahr versuchte sich die Russin auch auf der Straße – und gewann jedes Zeitfahren, bei dem sie am Start stand – inklusive der EM in Trento und der WM in Brügge.

Bei der WM 2021 gewann Ivanchenko Zeitfahr-Gold bei den Juniorinnen vor keinen geringeren als Zoe Bäckstedt und Antonia Niedermaier. | Foto: Cor Vos

Ivanchenko gehörte anschließend zum Gründungskader des UAE Team ADQ und feierte auch bei der Elite prompt ihren ersten Sieg – auf der 3. Etappe der Bretagne Ladies Tour 2022 und mal wieder auf dem Zeitfahrrad. Doch in der vergangenen Saison bewies die Russin, die auf ihrem Instagram-Kanal übrigens konsequent auf Englisch postet, dass sie nicht nur allein gegen die Uhr schnell ist.

Auf der Schlussetappe der Vuelta hinauf zu den Lagos de Covadonga nämlich kletterte sie auf Etappenrang acht und bei der ebenfalls zur WorldTour gehörenden Tour of Scandinavia landete sie auf dem achten Gesamtplatz. Im Kampf um Gelbe Trikots, Zeitfahrsiege und Bergetappen sollte man die 20-Jährige künftig ganz sicher auf dem Zettel haben – ob bereits 2024, das wird man sehen.

Das Aufgebot:
Safia Al Sayegh (Vereinigte Arabische Emirate / 22), Alena Amialiusik (Belarus / 34), Sofia Bertizzolo (Italien / 26), Eugenia Bujak (Slowenien / 34), Anastasia Carbonari (Lettland / 24), Chiara Consonni (Italien / 24), Eleonora Camilla Gasparrini (Italien / 21), Mikayla Harvey (Neuseeland / 25), Elizabeth Holden (Großbritannien / 26), Alena Ivanchenko (Russland / 20), Karolina Kumiega (Polen / 24), Erica Magnaldi (Italien / 31), Tereza Neumanova (Tschechien / 25), Silvia Persico (Italien / 26), Karlijn Swinkels (Niederlande / 25), Dominika Wlodarczyk (Polen / 23)

Davon Neuzugänge:
Anastasia Carbonari (UAE Development Team), Tereza Neumanova (Liv Racing – Teqfind), Karlijn Swinkels (Jumbo – Visma), Dominika Wlodarczyk (MAT Atom Deweloper Wroclaw)

Teamleitung:
Manager: Cherie Pridham
Sportdirektor: Alejandro Ganzalez-Tablas
Sportliche Leiter: Marcello Albasini, Davide Arzeni, Michele Devoti, Giuseppe Lanzoni, Nicolas Marche, Cristina San Emeterio Garcia

Material:
Rahmenhersteller: Colnago
Gruppe: Shimano
Laufräder: Enve
Reifen: Continental
Trikot: Pissei
Helm: MET

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