Vorschau auf Strade Bianche

Ein junger Klassiker für die ganz großen Namen

Von Peter Maurer

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Strade Bianche 2023 | Foto: Cor Vos

01.03.2024  |  (rsn) – Auch wenn die seit 2007 veranstaltete Strade Bianche eine im Vergleich zu den traditionellen Eintagesrennen in Belgien, Frankreich oder Italien noch relativ junge Veranstaltung ist, so hat sich die spektakuläre Fahrt über die weißen Schotterpassagen der Toskana zu einem prestigeträchtigen Klassiker entwickelt, der bei den Männern erstmals mehr als 200 Kilometer aufweist.

Mit Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers / 2023), Tadej Pogacar (UAE Team Emirates / 2022), Julian Alaphilippe (Soudal – Quick Step / 2019) sowie Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers / 2014, 2017) finden sich vier ehemalige Sieger im Starterfeld der 18. Austragung des Rennens. Blickt man auf die Gewinnerliste, so zeigt sich, dass vor allem die großen Namen bei der Schotterparty jubelten und kaum Überraschungen zu verzeichnen waren, auch nicht im Frauenrennen, das 2024 zum zehnten Mal ausgetragen wird.

Die weiblichen Profis haben im 137 Kilometer in ihrem Programm, gespickt mit zwölf der gefürchteten Gravel-Sektoren, die aufgrund ihrer hellen Färbung zum Namensgeber des Rennens wurden. Im Vorjahr erlebten die Zuschauer auf der Piazza del Campo in Siena ein spannendes Finish zwischen den Teamkolleginnen Demi Vollering und Lotte Kopecky (beide SD Worx). Das Duo sprintete im Einklang die Schlussrampe in die Altstadt von Siena zum Piazza del Campo, auf dem zweimal im Jahr der legendäre Palio di Siena, ein Pferderennen zwischen den Stadtteilen (Contraden), ausgetragen wird. Während es dabei oft sogar zu erbitterten Streitigkeiten kommt, sorgte das Duell der beiden Topfahrerinnen für keinen Zwist bei SD Worx, auch wenn sich Vollering und Kopecky vor einem Jahr nichts schenkten.

Das Streckenprofil der 10. Strade Bianche Donne | Foto: RCS Sport

Wer kann Kopecky und Vollering gefährlich werden?

Auch diesmal ist das Duo wieder favorisiert, zumal SD Worx auch wieder das stärkste Aufgebot stellt. Als größte Kontrahentinnen werden vor allem Omloop-Siegerin Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) und Kasia Niewiadoma (Canyon - SRAM) gehandelt. Stark präsentierte sich am Openingsweekend auch das Lidl - Trek-Duo Elisa Longo Borghini und Shirin van Anrooij, wobei beiden das 700 Meter lange und mit 9,1 Prozent im Durchschnitt steile Finale hinauf zum Piazza del Campo nicht so gut liegen sollte wie Vollering und Kopecky.

Aber auch Longo Borghini konnte sich wie Vollering (2023) und Kopecky (2022) schon einmal in die Siegerliste eintragen. 2017 setzte sich die Italienerin, die eine Spezialistin für schwere Eintagesrennen ist, in der Altstadt von Siena durch. Im vergangenen Jahr lag bis zum Finale die US-Amerikanerin Kristen Faulkner (EF Education – EasyPost) vorn, die dann aber von den SD Worx-Fahrerinnen noch gestellt wurde. Aufgrund eines Glukose-Biosensors, den sie an ihrem linken Arm trug, wurde die drittplatzierte Faulkner nachträglich disqualifiziert. Wie stark ihre aktuelle Form ist, unterstrich sie zuletzt mit ihrem beeindruckenden Solosieg bei Omloop van het Hageland.

Loser Schotter ist normalerweise auch ein Terrain, auf dem sich die starke Crosserin und Mountainbikerin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) sehr wohl fühlt. Im Vorjahr landete sie auf dem fünften Rang, diesmal bildet die Niederländerin gemeinsam mit der Österreicherin Christina Schweinberger die Speerspitze ihres Teams. Weitere aussichtsreiche Außenseiterinnen sind die deutsche Hoffnungsträgerin Ricarda Bauernfeind (Canyon SRAM), Ashleigh Moolman-Pasio (AG Insurance – Soudal), Mavi Garcia (LIV AlUla Jayco) oder Silvia Persico (UAE Team ADQ), die sich ebenfalls im gut besetzten Starterfeld der Frauen befinden.

Pidcock trägt die 1, aber Pogacar ist der Top-Favorit

Bei den Männern trägt Pidcock als Titelverteidiger die Nummer eins, doch der ganz große Favorit kommt aus Slowenien. Mit einer starken Helferriege um Marc Hirschi, Jan Christen, Isaac Del Toro und Tim Wellens reist Pogacar in die Toskana. Mit neuerdings erblondetem Haarschopf will er seinen Erfolg von 2022 wiederholen. Die vielen steilen und schwierig zu fahrenden Anstiege kommen dem zweimaligen Tour de France-Sieger perfekt entgegen und dass er auch längere Eintagesrennen gewinnen kann, stellte Pogacar in den vergangenen Jahren schon mehrfach unter Beweis.

Die 15 technischen Schotterpassagen sind allerdings auch Pidcock wie auf dem Leib geschneidert, der im Vorjahr vor allem in den Abfahrten auf losem Untergrund immer wieder wertvolle Sekunden auf die Konkurrenz herausfahren konnte. Neben perfekter Radbeherrschung gehört auch Glück mit dazu, ein Defekt zum falschen Zeitpunkt kann das Rennen vorentscheiden.

Dies musste Alaphilippe zuletzt schmerzhaft beim Omloop feststellen und auch an Stade Bianche hat der zweifache Weltmeister ähnliche Erinnerungen. 2022 wurde Alaphilippe in einen Massensturz verwickelt, der durch schwere Windböen ausgelöst wurde. Die Bilder, wie der Franzose von seinem Rad abstieg, gingen damals um die Welt.

Zumeist kam der Sieger als Solist an

Nach der Abwesenheit von Superstar Mathieu van der Poel kann Alpecin – Deceuninck mehrere Karten spielen. Neben Quinten Hermans sollte auch dem ehemaligen Gravel-Weltmeister Gianni Vermeersch der Parcours in der Toskana gut entgegenkommen, Mit dem Österreicher Michael Gogl hat das belgische Team noch einen Fahrer im Kader, zu dessen Lieblingsrennen die Strade gehört. 2021 überraschte der Wolfsegger, als er sich im Finale inmitten der Superstars behauptete und das Rennen als Sechster beendete.

Bora – hansgrohe setzt auf den Kolumbianer Daniel Felipe Martinez, der bei der Algarve-Rundfahrt ausgezeichnete Frühform bewies. Aber auch seine Teamkollegen Sergio Higuita und Lennard Kämna könnten bei dem Rennen eine gute Rolle spielen. Im französischen Cofidis-Team vertraut Guillaume Martin wieder auf Simon Geschke als Edelhelfer. Das erfahrene Duo soll für ein gutes Ergebnis sorgen. Im Vorjahr landete mit Valentin Madouas (Groupama – FDJ) ein Franzose auf Platz zwei. Diesmal hat der Klassikerspezialist die zuletzt so starken Romain Gregoire und Lenny Martinez, der am Mittwoch die Trofeo Laigueglia gewann, an seiner Seite.

Das Streckenprofil der 18. Strade Bianche. | Foto: RCS Sport

Gespannt sein darf man auch auf den UAE-Gewinner Lennert van Eetvelt (Lotto - Dstny) oder den Franzosen Benoit Cosnefroy (Decathlon AG2R La Mondiale) sowie den Letten Tom Skuijns (Lidl – Trek), der beim Omloop Het Nieuwsblad imponierte. EF Education – EasyPost setzt auf Olympiasieger Richard Carapaz, Lokalmatador Alberto Bettiol und den US-Amerikaner Neilson Powless, der immer für eine Überraschung gut ist.

Das derzeit dominierende Klassikerteam von Visma – Lease a Bike verzichtet bei Strade zwar auf Wout van Aert und Jan Tratnik, hat aber mit Europameister Christophe Laporte, Vuelta-Gewinner Sepp Kuss und Attila Valter drei heiße Eisen im Feuer, wobei der Ungarische Straßenmeister die Kapitänsrolle übernehmen soll. Matej Mohoric (Bahrain – Victorious) sollte die Verlängerung des Rennens um über 30 Kilometer entgegenkommen.

Denn in diesem Jahr warten 215 Kilometer rund um Siena auf die Fahrer. Schon in den letzten Jahren entwickelte sich ein brutales Ausscheidungsrennen, das nun durch die noch längere Strecke verschärft werden könnte. Der Kurs ist mit 15 Sektoren gespickt, schon nach einem Drittel warten zwei lange Abschnitt mit einer Distanz von fast 20 Kilometern. Darauf folgen die vorentscheidenden Abschnitte San Martino und Santa Maria, ehe im Finale dann noch die 700 Meter lange Schlussrampe hinauf nach Siena wartet. Spätestens dort sollte die Entscheidung fallen, denn zumeist kam der Sieger des Rennens als Solist an der Piazza del Campo an.

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