Massensturz überschattet Dwars door Vlaanderen

Visma feiert mit Jorgenson, muss aber Van-Aert-Aus verschmerzen

Von Kevin Kempf

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Matteo Jorgenson gewinnt Dwars door Vlaanderen | Foto: Cor Vos

27.03.2024  |  (rsn) – Obwohl Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) die 78. Ausgabe von Dwars door Vlaanderen als Solist gewonnen hat, verlebte seine Mannschaft einen schwarzen Tag. Wout van Aert (Visma – Lease a Bike), der Kapitän der Niederländer, war eines der Opfer eines Massensturzes. Sein Start bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix scheint unwahrscheinlich.

Durch den Sturz setzten sich jene sechs Fahrer ab, die später zur Gruppe des Tages um den Tageszweiten Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) vorfuhr und mit dieser den Sieg unter sich ausmachte. Nach 188 Kilometern wurde Stefan Küng (Groupama - FDJ) hinter dem Norweger im Vierersprint Dritter. Tiesj Benoot (Visma - Lease a Bike) kam vor Dries de Bondt (Decathlon – AG2R La Mondiale), der ebenfalls zur Gruppe des Tages gehörte, als Vierter ins Ziel.

“Diese Saison war bislang einfach ein Traum“, schwärmte Jorgenson im Siegerinterview. Bei Paris-Nizza (2.UWT) hatte er Anfang des Monats noch unter anderem Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) hinter sich gelassen und seinen größten Erfolg gefeiert. Obwohl der Kapitän schwer gestürzt war, hatte Visma im Finale eine numerische Überlegenheit, die das Team perfekt ausspielte. “Das war sehr wichtig. Unsere ganze Teamstrategie ist darauf ausgelegt, im Finale in der Überzahl zu sein. Im Finale ist Küng an einem Kopfsteinsektor weggefahren und Tiesj fiel zurück. Ich habe zum Glück auf ihn gewartet, denn letztendlich hätte ich ohne ihn nicht gewonnen“, urteilte der 24-Jahrige.

Auch Pedersen, Stuyven und Girmay müssen aufgeben

Doch der Sturz seines Kapitäns warf einen Schatten auf den ersten Klassikererfolg des US-Amerikaners. “Ich war die ganze Zeit am Hinterrad von Wout. Es war ein Rennunfall. Trek und wir hatten unsere Züge formiert. Wir sind dann im Grunde zusammengestoßen und Wout und ich meine Alex Kirsch kamen zusammen und es war ein wirklich ekliger Sturz“, blickte der Sieger zurück. “Ich sah das alles und wusste gleich, dass Wout aus dem Rennen war. Wir waren so schnell. Aber Tiesj und ich haben unseren Plan dann weiter ausgeführt. Es war schließlich noch immer ein Radrennen. Aber meine Gedanken waren bei Wout und den anderen Betroffenen“, fügte er an.

Der Massensturz vor dem Kanarieberg, der wegen Sicherheitsbedenken aus dem Parcours der Flandern-Rundfahrt genommen wurde, bedeutete das Ende des Rennens für unter anderem van Aert, Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) und Jasper Stuyven (Lidl – Trek). Auch dessen Teamkollege Mads Pedersen lag am Boden und büßte alle Siegchancen ein.

Zu der Gruppe des Tages, aus der einige Fahrer im Finale um den Sieg mitfuhren, gehörte auch Niklas Märkl (dsm-fimenich – PostNL). Der 25-Jährige fiel durch einen platten Hinterreifen zurück. Im Verfolgerfeld konnten sich die beiden Deutschen John Degenkolb (dsm-fimenich – PostNL) und Nils Politt (UAE Team Emirates) behaupten. Politt ließ das stark dezimierte Peloton auf den letzten Metern hinter sich und wurde Zwölfter.

So lief Dwars door Vlaanderen:

Es dauerte 50 Kilometer bis sich nach einer sehr schnellen ersten Rennstunde elf Athleten absetzen konnten. Zu Märkl gesellten sich Casper Pedersen (Soudal – Quick-Step), Dries de Pooter (Intermarché – Wanty), Mathias Norsgaard (Movistar), Donavan Grondin (Arkea – B&B Hotels), de Bondt, Amund Jansen (Jayco – AlUla), Pascal Eenkhoorn (Lotto – Dstny), Abrahamsen, Thomas Gachinard (TotalEnergies) und Victor Vercouillie (Flanders – Baloise), die zusammen bis auf 2:45 Minuten weggelassen wurden. Vor allem Lidl – Trek, zeitweise aber auch Bora – hansgrohe, Groupama - FDJ und Visma – Lease a Bike sorgten im Peloton für das Tempo.

Das Profil von Dwars door Vlaanderen

Mit noch 84 zu fahrenden Kilometern platzte Märkl der Hinterreifen. Der folgende Materialwechsel dauerte lang und der Deutsche kam nicht mehr zurück zu seinen Gefährten. Mit noch 68 zu fahrenden Kilometern rüttelte ein Massensturz das Rennen auf. Unter anderem van Aert, Stuyven und Girmay blieben liegen und mussten aufgeben. Aus dem zuvor auf rund 50 Mann reduzierten Feld setzten sich durch diese Situation Küng, Jorgensen, Benoot, Michael Valgren und Alberto Bettiol (beide EF Education - EasyPost) ab. Joshua Tarling (Ineos Grenadiers) schaffte 56 Kilometer vor dem Ziel den Anschluss an diese Verfolger, die die abgehängten Vercouillie und Grondin bereits eingeholt und kurz danach auch wieder abgehängt hatten.

Auch Jansen und Norsgaard fielen später zurück. In Ladeuze verschärfte Benoot mit noch 38 zu fahrenden Kilometern das Tempo bei den Verfolgern und warf damit nicht nur die Dänen, sondern auch Tarling über Bord. Außerdem fuhr er in einem Ruck die von zwischenzeitlich von 20 Sekunden auf 30 Sekunden angewachsene Lücke zu den sechs Spitzenreitern zu. Im Flachen schaffte Tarling den Wiederanschluss.

Vor und auf dem Kopfsteinpflastersektor Huisepontweg fuhr Küng seine Gruppe danach auseinander. Jorgenson, Bettiol, de Bondt und Abrahamsen konnten folgen, Benoot und Tarling kamen zurück, als der Schweizer keine Unterstützung bekam. So ging ein Septett auf die letzten 25 Kilometer. Kurz danach attackierte Bettiol am Nokereberg. Er setzte sich kurz ab, wurde aber auf dem Hochplateau von Küng, Jorgenson, Abrahamsen und wenig später auch de Bondt gestellt. Auf der Herlegemstraat blieb der Italiener dann urplötzlich mit Krämpfen stehen. Benoot und Tarling schlossen wieder auf und vervollständigten so das Spitzensextett.

Am Nokereberg, dieses Mal von der Rückseite befahren, attackierte Benoot. Tarling und de Bondt gingen mit, Küng hatte scheinbar Probleme. Auf den letzten ansteigenden Metern platzte Tarling, während Küng seine zwei Waggons zurückbrachte. Drei Kilometer später attackierte Jorgenson seine Begleiter. Niemand reagierte und so setzte sich der Visma-Fahrer entscheidend ab. Seine Verfolger attackierten sich auf den nächsten Kilometern ständig, konnten aber nur Tarling hinter sich lassen. Hinter dem US-Amerikaner gewann Abrahamsen den Sprint vor Küng.

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