Longo Borghini & Vollering geschlagen, Bauernfeind 9.

Trotz Patzer triumphiert Brown bei Lüttich-Bastogne-Lüttich

Foto zu dem Text "Trotz Patzer triumphiert Brown bei Lüttich-Bastogne-Lüttich "
Grace Brown (FDJ – Suez, li.) hat das Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gewonnen. | Foto: Cor Vos

21.04.2024  |  (rsn) – Nach zweiten Plätzen in den Jahren 2020 und 2022 hat Grace Brown (FDJ – Suez) erstmals das Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gewonnen. Die Australierin ließ nach schweren 152,9 Kilometern von Bastogne nach Lüttich im packenden Sprint einer sechsköpfigen Spitzengruppe die Italienerin Elisa Longo Borghini (Lidl – Trek) und die niederländische Vorjahressiegerin Demi Vollering (SD Worx – Protime) hinter sich und sicherte sich als erste Fahrerin ihres Landes den Sieg beim größten der drei Ardennenklassiker.

Nach einer starken Vorstellung verpasste die Schweizerin Elise Chabbey (Canyon – SRAM) als Vierte das Podium, nachdem sie im vergangenen Jahr bereits Rang fünf in Lüttich belegt hatte. Auf diesen Platz kam diesmal ihre polnische Teamkollegin Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM), die am Mittwoch noch den Flèche Wallonne gewonnen hatte. Platz sechs ging an die Neuseeländerin Kim Cadzow (EF Education - Cannondale), die wie Chabbey und Brown in einer Gruppe dabei war, die erst spät gestellt wurde.

“Es ist ein wunderbarer Tag. Ich wollte in der starken Gruppe dabei sein, die bei Rennmitte ging. Wir haben dann gut zusammen gearbeitet, im Finale war ich in den Anstiegen am Limit, aber als ich den letzten überstanden hatte, lief es gut“, sagte die 31-jährige Brown, die auf den letzten Kilometern noch eine Schrecksekunde zu überstehen hatte, als sie sich ausgangs eines Kreisverkehrs versteuerte und nur knapp einen Sturz vermeiden konnte.

“Da hatte ich natürlich etwas Stress, ich hob ab und wäre fast gestürzt. Aber zum Glück habe ich die Situation gerettet und wieder den Anschluss an die Gruppe geschafft. Danach habe ich versucht, ruhig zu bleiben und im Sprint geduldig zu sein. Da ist mein schönster Sieg bisher, Lüttich ist ein Rennen, an das ich gute Erinnerungen habe und ich bin glücklich, dass wir es heute durchziehen konnten“, strahlte Brown nach dem 20. Sieg ihrer Profikarriere.

Eine starke Vorstellung lieferte auch Ricarda Bauernfeind ab (Canyon – SRAM) ab. Die 24-jährige Eichstätterin kam mit der ersten Verfolgerinnengruppe 52 Sekunden hinter Brown ins Ziel und musste sich im Sprint nur Amstel-Gold-Siegerin Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) und Juliette Labous (dsm-firmenich – PostNL) geschlagen geben, was letztlich Rang neun bedeutete.

So lief das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen:

Insgesamt zehn Anstiege mussten die Frauen auf ihrem Weg von Bastogne nach Lüttich bewältigen. Gleich am ersten, der Côte de Saint-Roch, zog Sarah Gigante (AG Insurance – Soudal) bei kaltem, aber trockenem Wetter auf und davon und fuhr sich bei ihrer Premiere einen Vorsprung von 2:30 Minuten heraus. Anne Knijenburg (VolkerWessels) versuchte nach 30 Kilometern, noch zur Australierin vorzuspringen, wurde aber wieder vom Feld eingefangen.

Danach versuchte Stina Kagevi (Team Coop - Repsol), die Lücke zur Spitzenreiterin zu schließen. Die Schwedin kam aber nur bis auf gut eine Minute an Gigante heran, deren Vorsprung gegenüber dem Feld wiederum auf mehr als drei Minuten angewachsen war. Knapp 100 Kilometer vor dem Ziel attackierten auch noch Sara Martín (Movistar) und Cadzow. Das Duo schloss zu Kagevi auf und schüttelte sie 83 Kilometer vor dem Ziel ab, ohne allerdings Gigante näherzukommen.

Als kurz darauf im Feld das Tempo angezogen wurde, dauerte es auch nicht lange, bis zunächst Kagevi und 75 Kilometer vor dem Ziel auch Martin und Cadzow wieder eingefangen waren. An der Cote de Stockeu betrug auch der Vorsprung der Spitzenreiterin nur noch eine Minute, ehe Elise Chabbey (Canyon – SRAM) mit ihrer Attacke eine Gruppe initiierte, zu der neben Brown und Cadzow noch Mischa Bredewold (SD Worx – Protime), Lucinda Brand (Lidl – Trek), Eva van Agt (Visma – Lease a Bike), Mikayla Haley (UAE Team ADQ), Grace (FDJ – Suez) und Flora Perkins (Fenix – Deceuninck) gehörten.

Die acht Verfolgerinnen fuhren sich schnell einen Vorsprung von mehr als eine Minute auf das zögernde Feld heraus und stellten Gigante bereits 62 Kilometer vor dem Ziel. Hier betrug der Rückstand der Verfolgerinnen bereits 2:30 Minuten.

Das Streckenprofil des 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen | Foto: ASO

An der Côte de la Redoute zerbrach die Spitzengruppe nach Tempobeschleunigungen von Chabbey und Brown, nur Cadzow konnte folgen. Im Feld beschleunigte nun Longo Borghinis Teamkollegin Gaia Realini, ohne dass sich der Rückstand auf das Spitzentrio merklich verringert hätte. Das wiederum lag 30 Sekunden vor Brand, Perkins und Gigante, zu denen Europameisterin Bredewold und van Agt wieder aufschlossen.

Im noch großen Feld herrschte weiter keine Einigkeit, so dass der Rückstand auf fast drei Minuten anwuchs. Dagegen arbeiteten die drei Spitzenreiterinnen gut zusammen und vergrößerten ihren Vorsprung gegenüber den ersten Verfolgerinnen auf mehr als eine Minute, ehe im Feld dann vor allem durch Lidl – Trek das Tempo merklich erhöht wurde. Zunächst wurden Brand, Bredewold und van Agt eingefangen, schließlich waren zunächst Gigante und knapp 15 Kilometer vor dem Ziel auch Perkins gestellt.

An der kurz darauf folgenden Côte de la Roche-aux-Faucons verlor Cadzow den Anschluss an Chabbey und Brown, während aus dem Feld heraus Longo Borghini attackierte. Nur Vollering und Niewiadoma konnten mit der Italienischen Meisterin mithalten.

Kurz vor der Kuppe konnte auch Cadzow wieder zu ihren Begleiterinnen an der Spitze aufschließen, deren Vorsprung betrug allerdings nur noch gut 30 Sekunden. Am letzten, nicht-kategorisierten Anstieg des Tages schrumpfte der Abstand weiter, ehe die drei Top-Favoritinnen neun Kilometer vor dem Ziel den Anschluss schafften.

Niewiadoma und Chabbey gehen nach vielen Attacken leer aus

Rund 40 Sekunden dahinter versuchte eine Gruppe mit dem Visma-Duo Riejanne Markus und Vos, Labous, Vollerings Teamkollegin Niamh Fisher-Black sowie dem Canyon-SRAM Duo Bauernfeind und Neve Bradbury vergeblich, noch zur Spitze vorzufahren. Dort attackierte Longo Borghini eingangs der letzten achten Kilometer, Chabbey war aufmerksam, wogegen Vollering sich überraschen ließ. Die Vorjahressiegerin musste mit Niewiadoma am Hinterrad die Lücke schließen, nachdem sich Brown kurz zuvor in einer Kurve versteuert und nur knapp einen Sturz vermieden hatte.

Auf den letzten Kilometern versuchten Chabbey und Niewiadoma, ihre zahlenmäßigen Vorteil auszuspielen, doch ihre Konkurrentinnen waren aufmerksam, so dass die die sechs Ausreißerinnen als geschlossene Gruppe Lüttich erreichten, wo das Canyon-SRAM-Duo erneut abwechseln attackierte, ehe Niewiadoma nochmals antrat und mit kleinem Vorsprung auf die Zielgerade einbog.

Dort fuhr Longo Borghini die Lücke zu und eröffnete vom Hinterrad der Flèche-Wallonne-Gewinnerin den Sprint. Doch Brown hatte auf den letzten Metern die höchste Geschwindigkeit, jagte noch an ihrer Gegnerin vorbei und feierte den bisher größten Erfolg ihrer Karriere. Longo Borghini dagegen musste sich wie im Vorjahr mit dem zweiten Platz begnügen. Vollering blieb Rang drei vor Chabbey und Niewiadoma, die eine herausragende Teamleistung nicht krönen konnten.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.04.2024Van der Poel: “Auch in Top-Form kann ich Tadej nicht folgen“

(rsn) – Auch wenn es nicht zum dritten Sieg bei einem Monument in dieser Saison reichte, gehörte Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zu den Gewinnern des 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich.

22.04.2024Bernal auf allerbestem Weg zurück in die Weltspitze

(rsn) – Am Ende stand für Egan Bernal (Ineos Grenadiers) in Lüttich der 21. Platz auf der Ergebnisliste. Doch das Resultat an sich spiegelte kaum wider, wie stark der Kolumbianer bei seinem Debüt

22.04.2024“Ich betreibe massiv Aufwand und andere sind hinter dem Auto“

(rsn) – Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) konnte und wollte mit seinem Frust nicht hinter dem Berg halten. Platz zehn bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, das war eine Woche nach seinem Triumph beim Amstel

21.04.2024Van der Poel: “Heute das für mich bestmögliche Ergebnis“

(rsn) – Nach einer Attacke an der berühmten Redoute und einem nachfolgenden Solo hat sich Top-Favorit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) den Sieg beim 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) geholt

21.04.2024Pogacar holt sich mit 35-km-Solo sein sechstes Monument

(rsn) – Das mit Spannung erwartete Duell bei der 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) wurde letztendlich keines. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ließ Mathieu van der Poel (Alpecin

21.04.2024Niewiadoma: “Wir haben ein klares Ziel, den Sieg“

(rsn) – Zum achten Mal tragen die Frauen heute ihr Lüttich-Bastogne-Lüttich aus. Das Rennen wird um 13.30 Uhr allerdings in Bastogne gestartet und führt von dort aus über 152,9 Kilometer auf der

21.04.2024Pidcock: “Ich bin bereit zu leiden“

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. Bei der diesjährigen 110. Ausgabe des ältesten Eintagesrennens der Welt müssen die Männer bei n

20.04.2024Van der Poel fordert Pogacar in den Ardennen heraus

(rsn) – Kommt es beim 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich zum Duell der Giganten? Weltmeister Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) tritt nach einem einwöchigen Trainingsintermezzo in Spanien z

20.04.2024Die Strecken von Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecken haben sich im Verg

20.04.2024Gelingt Vollering zum Ardennenfinale das erste Erfolgserlebnis?

(rsn) – Im vergangenen Jahr wurden die Ardennenklassiker von Demi Vollering und ihrem Team SD Worx dominiert. Die Niederländerin gewann als zweite Fahrerin nach ihrer Landsfrau und aktuellen Sportd

20.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten Ardennenwoche steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit ältest

20.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

Weitere Radsportnachrichten

02.11.2024Italien gewinnt Mini-Staffel bei Cross-EM

(rsn) – Ein sehr überschaubares Feld von gerade einmal vier Mixed-Teams ging am Samstag in Pontevedra im Nordwesten Spaniens in den Auftaktbewerb der Cyclocross-Europameisterschaften. Die Staffel s

02.11.2024Mit dem Nationalteam kam das Ergebnis

(rsn) – 2024 war sicherlich nicht das Jahr, welches Nils Brun (Tudor Pro Cycling) in bester Erinnerung halten wird. Große Ergebnisse konnte der 24-jährige Ex-Mountainbiker nicht aufweisen. Zwar z

02.11.2024Iserbyts Bierbecherwerfer droht juristisches Ungemach

(rsn) - Wieder einmal fiel ein Zuseher beim Cyclocross-Rennen negativ auf. Dem Bierwerfer, der seinen Becher auf den Belgier Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) geworfen hat, drohen nun auch rech

02.11.2024Girmay gewinnt Saitama-Kriterium

(rsn) – Zum zehnten Mal wurde in der Stadt Saitama im Großraum von Tokio das von der A.S.O. organisierte gleichnamige Kriterium veranstaltet und endete mit dem Sieg von Biniam Girmay (Intermarché

02.11.2024Pogacar für Roglic momentan wirklich unschlagbar

(rsn) – Noch herrscht Ungewisse im Team Red Bull Bora – hansgrohe, wer 2025 die Raublinger Mannschaft in die großen Landesrundfahrten führt. Im Rahmen des Saitama-Kriteriums in Japan wollte Lea

02.11.2024Kurz vor Burnout wegen Stress mit dem Team

(rsn) – In der Hoffnung auf professionellere Teamstrukturen hatte Ivan Centrone im Winter das Team Materiel Velo verlassen und sich dem nun mit einer luxemburgischen Lizenz ausgestatteten Team Glob

02.11.2024P&S Benotti verabschiedet Quintett, Salmen verlässt Vorarlberg

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

01.11.2024EM-Titelkämpfe in unbekannten Gefilden ohne deutsche Starter

(rsn) – Weit weg vom üblichen Cross-Terrain in den Niederlanden und Belgien findet am Wochenende die Querfeldein-Europameisterschaft statt, nämlich in Pontevedra in Galicien, Spanien. Dort trifft

01.11.2024Van der Haar auf dem Koppenberg wie von einem anderen Planeten

(rsn) – Unter anderem dank einer beeindruckenden Runde, die 30 und mehr Sekunden schneller war als die aller Konkurrenten, hat Lars van der Haar (Baloise – Trek Lions) zum zweiten Mal nach 2022 da

01.11.2024Van Empel bezwingt Brand beim Koppenbergcross

(rsn) - Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) hat den Auftakt zur X2O Trofee in Oudenaarde gewonnen und dabei erstmals in dieser Cross-Saison die Dominanz der vergangenen zwei Jahre aufblitzen lassen

01.11.2024Im einzigen KT-Jahr rausgefunden, wie gut er sein kann

(rsn) – Nachdem sich Arthur Lenné ab August 2023 als Stagiaire bei Storck – Metropol ordentlich geschlagen hatte, gab ihm die Kontinental-Mannschaft einen Vertrag für 2024. Doch trotz guter Lei

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine