RSNplusBardet kämpft, Pogacar angeknockt, Uijtdebroeks raus

Würgen, Schniefen, Magenschmerzen: Krankheitswelle greift um

Von Tom Mustroph

Foto zu dem Text "Würgen, Schniefen, Magenschmerzen: Krankheitswelle greift um"
Die Giro-Stars bei einem Foto-Shooting vor der 10. Etappe im Startort Pompeii - dort in der Sonne kann man die aktuellen gesundheitlichen Probleme des Pelotons nicht erahnen. | Foto: Cor Vos

15.05.2024  |  (rsn) - Mit ziemlich blassen Gesichtern nahm ein erklecklicher Teil des Pelotons die zweite Woche des Giro d’Italia in Angriff. Ein paar Fahrer traten gar nicht mehr an, darunter der Brite Ethan Vernon. Der junge Sprinter, immerhin schon mit einem Saisonsieg, sollte eigentlich Israel - Premier Techs Mann für die Massensprints sein. Eine Top 10-Platzierung lieferte er hier auch, auf der 3. Etappe. Aber dann setzten ihm die gesundheitlichen Probleme zu.

"Er war einfach krank. Und wir haben es bevorzugt, ihn jetzt nach Hause zu schicken", sagte Teamsprecher Nick Bull am Rande der 10. Etappe zu RSN. Probleme bei der Isolation des angeschlagenen Athleten hatte der Rennstall nicht. Bereits zur 6. Etappe war ein Trio (Michael Woods, Riley Pickrell, Nadav Raisberg) nicht mehr angetreten. Da handelte es sich aber noch um den Radsportklassiker schlechthin: Verletzungen bei einem Sturz. Zimmer genug, um Erkrankte getrennt vom Rest der Besatzung unterzubringen, gab es also. "Jetzt hoffen wir, wenigstens mit 50% des Teams in Rom anzukommen", übte sich Bull in Galgenhumor.

Bei anderen Teams schaut es zwar nicht ganz so krass aus. Aber auch Astana Qazaqstan, Tudor und Visma - Lease A Bike nahmen die zweite Giro-Woche mit einem Mann weniger in Angriff. Wegen Fieber und/oder Magenproblemen wurden sowohl Max Kanter (Astana) als auch Marius Mayrhofer (Tudor) und Olav Kooij (Visma) heimgeschickt. Beim kasachischen Rennstall tobte sich das Infektionsvirus schon früher aus. Wegen eines grippalen Infekts war Kapitän Alexey Lutsenko bereits am Tag zuvor ausgestiegen. ___STEADY_PAYWALL___

Bardet war schon beim Start krank und hat sich erholt

Studiert man die Symptommeldungen, dann begann wohl alles bereits auf der 1. Etappe. Romain Bardet klagte da über Beschwerden. Der Franzose, zwei Wochen vor dem Giro-Start noch stolzer Zweiter beim Klassikermonument Lüttich – Bastogne – Lüttich, hatte derart mit Magenproblemen zu kämpfen, dass er sich auf dem Rad übergab.

Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) litt schon zu Giro-Beginn sehr, scheint sich nun aber erholt zu haben. | Foto: Cor Vos

"Hätte ich mich auf dem Rad erbrechen müssen, hätte ich 25 Minuten verloren und wäre wohl gar nicht mehr im Ziel angekommen", feierte Matt Winston, Sportlicher Leiter Bardets bei dsm-firmenich - PostNL die Widerstandskraft seines Kapitäns. Bardet verlor nur 57 Sekunden. Das versetzte seinen Klassementambitionen einen heftigen Schlag, zumal tags darauf in Oropa noch weitere 80 Sekunden dazukamen. Bardet blieb dennoch zweckoptimistisch.

"Jeden Tag hier versuche ich wie einen Klassiker anzugehen", meinte er zu RSN. Und ihm gelang, was nur ganz harten Jungs gelingt: Er erholte sich im Zuge einer Grand Tour. Am Dienstag wurde er Etappenzweiter , aus einer Fluchtgruppe heraus nur von seinem einstigen Bewunderer Valentin Paret-Peintre (Decathlon – AG2R) geschlagen.

Rote Nase und kratzige Stimme: Auch Pogacar angeschlagen

Ob die Erkrankungswelle im eigenen Rennstall gestoppt ist, darf man aber bezweifeln. Wegen Grippesymptomen stieg bereits Bram Welten aus. Und zuletzt schien das Giro-Peloton eher ein Mix aus Kranken, Siechenden und Mitgliedern von Reha-Gruppen zu bestehen. Selbst Spitzenreiter Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hatte eine rote Nase und auch eine kratzige Stimme – Folgen wohl einer allergischen Reaktion auf Pollen. "Ja, das setzt ihm etwas zu. Wir müssen das beobachten. Aber es ist noch nicht kritisch", übte sich UAE-Sportdirektor Matxin Fernandez gegenüber RSN in einem Balanceakt aus Besorgnis und Entwarnung.

Lieber mal die dicke Mütze auf dem Podium: Tadej Pogacar bei der Siegerehrung auf dem Bocca della Selva am Dienstag. | Foto: Cor Vos

Auch bei Bora – hansgrohe ist man angespannt. "Wir haben ja schon Florian Lipowitz verloren. Wir versuchen alles Mögliche zu machen, um Ansteckungen zu verhindern. Die Fahrer haben ohnehin Einzelzimmer. Wir haben in den Hotels deshalb extra nachgebucht. Und aus Pandemie-Zeiten haben wir genug Erfahrungen, damit umzugehen", meinte der Sportliche Leiter Enrico Gasparotto zu RSN. Ihm steht noch der Giro des Vorjahrs in drohender Erinnerung. Da verlor das Team sowohl Kapitän Aleksandr Vlasov als auch Bergtalent Giovanni Aleotti aufgrund von Covid-19. Auch andere Teams hatten Covid-Patienten. Soudal – Quick-Step verlor deswegen ein Quintett, darunter den mit Siegambitionen angereisten Remco Evenepoel, der sogar im Maglia Rosa war, als er ausstieg. Von 175 Gestarteten kamen 124 in Rom an.

Uijtdebroeks muss Giro im Weißen Trikot verlassen

Ganz so krass verläuft die Kurve der Nichtstarter in diesem Jahr nicht. Besorgnis greift aber schon um im Feld. "Hier ist momentan jeder irgendwie ein wenig krank. Auch ich fühlte mich am Ende nicht 100 Prozent gesund", konstatierte Cian Uijtdebroeks (Visma – Lease a Bike), Gesamtfünfter und Träger des Weißen Trikots, nach der 10. Etappe. Er mahnte: "Wir müssen einfach dafür sorgen, dass es nicht schlimmer wird." Das sagte er im Ziel nach der 10. Etappe – tags darauf nun steht auch er nicht mehr am Start des elften Teilstücks.

Cian Uijtdebroeks wirkte schon im Ziel der 10. Etappe sehr kraftlos. | Foto: Cor Vos

Beim medizinischen Personal des Giro herrscht aber noch keine Alarmstimmung. "Wir sehen noch keine Anzeichen für eine größere Welle", meinte einer der Rennärzte zu RSN. Neue Herausforderungen für die angeschlagenen Sportlerkörper drohen allerdings vor allem dann, wenn der Giro zum Ende der zweiten Woche auf mehr als 2.000 Meter Höhe klettert. Dann wird nicht nur die Luft dünner, es fallen auch die Temperaturen.

Der Giro wird nicht nur mit den Beinen, sondern auch mit allgemeiner Widerstandskraft des Organismus gewonnen. Mal sehen, was dann der alte Resistenzkünstler Bardet noch so aus sich herausholt.

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