RSNplusBeim Giro mit dickem Polster

Großschartner: “Pogacar wird auch der große Tour-Favorit sein“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Großschartner: “Pogacar wird auch der große Tour-Favorit sein“"
Felix Großschartner (UAE Team Emirates) ist bei beim Giro d´Italia einer von Tadej Pogacars wichtigen Berghelfern. | Foto: Cor Vos

21.05.2024  |  (rsn) – Angesichts von fast sieben Minuten Vorsprung kann Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) die letzte Woche des 107. Giro d'Italia vergleichsweise entspannt angehen. Bislang hatte der Slowene das Geschehen in Italien gemeinsam mit seiner Helferriege, zu der auch Felix Großschartner zählt, fest im Griff.

Ganz so geplant war die komplette Dominanz aber nicht, wie der Österreicher RSN gegenüber erklärte: "Wenn sich die Situation ergeben hätte, hätten wir das Rosa Trikot auch abgegeben, aber zumeist hat dann ein anderes Team die Tempoarbeit übernommen." Seit Tag zwei trägt sein Leader das berühmte Maglia Rosa. Auch die dritte Giro-Woche sollte daran nicht mehr viel daran ändern.

___STEADY_PAYWALL___

"Das Ziel ist aber erst in Rom und wir müssen gut aufpassen. Passieren kann immer noch etwas, aber der Vorsprung ist ein gutes Polster", erzählte Großschartner am Ruhetag. Der 30-Jährige selbst laboriert noch ein wenig von seinen Sturzverletzungen, die er sich in der zweiten Woche zugezogen hatte. "Ich habe von einem Bluterguss ein leichtes Ödem im Knie", erklärte Großschartner.

Felix Großschartner (UAE Team Emirates, re.) ist bei diesem Giro immer an der Seite seines Kapitäns Tadej Pogacar. | Foto: Cor Vos

In Italien ist der Rummel um Pogacar groß, wie seine Mannschaft bei der Ausfahrt am Ruhetag feststellen musste. "Es fehlt ein wenig der Respekt und Abstand, den man den Athleten zusprechen sollte. Klar, der Radsport ist ein Sport zum Anfassen, aber wenn am Ruhetag bei der Trainingsausfahrt Hobbyfahrer sich direkt ans Hinterrad von Tadej klemmen, dann macht es das für uns schwierig, wenn wir dadurch nicht mal gut ausfahren können ", kritisierte Großschartner das Verhalten einiger Fans.

Grundidee für Etappen wird im Bus geschmiedet

Die Stimmung im Team ist in Anbetracht der komfortablen Situation in der Gesamtwertung entspannt und gut. "Das ist viel besser, als wenn du bei der Tour de France jeder Sekunde nachjagen musst. Und wir sind als Team auch italienisch angehaucht. Das spürst du, da hier das Herz für den Radsport noch lauter schlägt“, berichtete Großschartner.

Für ihn selbst verläuft der Giro nach seinen Erwartungen, auch wenn die Vorbereitung nicht ideal und von Krankheiten geprägt war. Weshalb sich Großschartner immer auch auf jenen Etappen, auf denen er nicht gefordert ist, sehr zurückhält. Gemeinsam mit Pogacar war er vor der Italien-Rundfahrt im Höhentrainingslager, doch große Schlachtpläne und Szenarien wurden dort nicht ausgearbeitet. "Klar, man redet über gewisse Etappen, aber die Grundidee wird uns zumeist bei der taktischen Besprechung im Bus vermittelt, wo wir erklärt bekommen, wie es zirka ablaufen soll", gab er Einblick in die Renngestaltung seines Teams, das beim Giro mit dem Kolumbianer Juan Sebastian Molano sogar einen Sprinter dabei hat.

Um den Dominator der 107. Italien-Rundfahrt herrscht viel Trubel – hier einer der seltenen Momente, in denen Tadej Pogacar nicht von Fans und Presse belagert wird. | Foto: Cor Vos

"Das ist ein Luxus, den du dir mit Tadej erlauben kannst. Aber Rui Oliveira, der Anfahrer, und Molano arbeiten auch richtig von vorne auf den Bergetappen. Dort, wo du dich als Sprinter eigentlich zurücknehmen solltest, um am Tag darauf frisch zu sein. Ich finde das gut, wie die reinhalten, und auch Tadej, der sich dann halt auf seine Weise revanchiert und ihnen im Leadout hilft", sagte Großschartner.

Für einen Sprint-Etappensieg reichte es allerdings noch nicht, die vier, die UAE bislang erzielte, gingen alle auf das Konto ihres Superstars. "Und wenn wir es darauf angelegt hätten, wären es vielleicht sogar noch mehr Siege gewesen", schilderte Großschartner, der seinen Kapitän auch als ersten Siegkandidaten für die nächste dreiwöchige Landesrundfahrt sieht: "Er wird auch für die Tour de France der große Favorit sein."

Nur vor der Heimfahrt muss auf Pogacar gewartet werden

Wie stark der Slowene wirklich drauf ist, müssen seine Teamkollegen bei den Trainingsfahrten immer wieder feststellen. "Was für ihn normale Anstrengung ist, ist für uns oft schon die Obergrenze", beschrieb es Großschartner. Während Pogacar im Training auf seine Teamkollegen warten muss, ist es beim Giro nach der Ziellinie umgekehrt. Denn dort muss der Träger des Maglia Rosa noch das Nachprogramm absolvieren: Interviews, Siegerehrung, Pressekonferenz und Dopingtest.

Wenn er nicht als Helfer gefordert ist, lässt es Großschartner beim Giro ruhig angehen – so wie hier im Zeitfahren, das eigentlich zu seinen Stärken zählt. | Foto: Cor Vos

Während viele andere Teams mit ihren Bussen schon in Richtung Hotel fahren, wartet UAE auf seinen Kapitän. "Wir sind so gute Teamkollegen", grinste Großschartner. Das Ganze hat aber auch einen tieferen Sinn. "Wir wissen, dass er der Topfavorit ist und daher schauen wir auch, dass alles um ihn herum passt. Und im Bus ins Quartier zu fahren, ist einfach komfortabler als mit dem Betreuerauto", berichtete der 30-Jährige.

Dass kaum einer der anderen Fahrer in den Top Ten gegen Pogacar aufbegehrt und den Gesamtführenden attackiert, wundert dessen Helfer nicht. "Jeder weiß, was er zu leisten im Stande ist. Das Tempo ist dann eh schon richtig hoch am Berg, was willst du da noch schneller fahren und ihn attackieren. Da blicken sie lieber auf das eigene Ergebnis und die direkten Gegner. So funktioniert halt auch auf die Gesamtwertung fahren", so Großschartner abschließend.

Mehr Informationen zu diesem Thema

05.06.2024Kanter “super motiviert“, Fragezeichen hinter der Form

(rsn) – Sein Giro-Debüt musste Max Kanter bereits nach der 9. Etappe beenden. Der Sprinter von Astana Qazaqstan musste wie zahlreiche weitere Profis auch wegen eines grippalen Infekts das Rennen au

28.05.2024Gianetti: “Jetzt sind wir bereit für die Tour de France“

(rsn) – Den ersten Teil seines großen Plans, als erster Fahrer nach Marco Pantani 1998 im Lauf einer Saison das Double aus dem Giro d’Italia und der Tour de France zu gewinnen und damit ein weite

28.05.2024Grande Partenza 2026 in Albanien?

(rsn) – Kurz nach dem Finale des 107. Giro d’Italia, der am Sonntag in Rom mit dem überlegenen Gesamtsieg von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) endete, kursieren bereits zahlreiche Berichte über

27.05.2024Martinez macht beim Giro einen Kindheitstraum wahr

(rsn) - Trotz eines fünften Platzes beim Giro d’Italia 2021 galt Daniel Martinez bisher eher als Mann für einwöchige Rundfahrten. Mit seinem zweiten Rang bei der 107. Italien-Rundfahrt hat der Ne

27.05.2024O´Connor zeigte beim Giro große Grand-Tour-Klasse

(rsn) – Viele Jahre galt Ben O´Connor (Decathlon AG2R La Mondiale) als Rohdiamant im Hinblick auf dreiwöchige Landesrundfahrten. Nach vielversprechenden Leistungen aber gelang es ihm bislang nur s

27.05.2024Bora-Teamchef Denk bestätigt Abschied von Buchmann

(rsn) – Nach den Verwerfungen im Zusammenhang mit der Giro-Ausbootung von Bora – hansgrohe war bereits über einen bevorstehenden Abschied von Emanuel Buchmann berichtet worden. Nun bestätigte Te

27.05.2024Giro-Debütant Steinhauser: “Grand Tours sind was für mich“

(rsn) – Mit einem Etappensieg und zwei dritten Plätzen kehrt Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) von seinem Grand-Tour-Debüt zurück. Der 22-jährige Allgäuer gehörte zu den großen Ü

27.05.2024Giro-Entdeckung Pellizzari auf dem Weg zu Bora - hansgrohe

(rsn) – Neben Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) war er die Entdeckung dieses Giro d´Italia: Giulio Pellizzari (VF Group – Bardiani CSF). Der 20-jährige Italiener aus den Marken fuhr

26.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

26.05.2024Highlight-Video der 21. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Pogacar: “Das Rosa Trikot ist eine verrückte Erfahrung“

(rsn) – Mit einem spektakulären Sprintfinale ist der 107. Giro d’Italia in Rom zu Ende gegangen. Nach 125 Kilometern durch die italienische Hauptstadt holte sich Tim Merlier (Soudal - Quick Step)

26.05.2024Merlier holt sich in Rom vor Milan seinen dritten Etappensieg

(rsn) – Der schnellste Sprint-Gladiator auf der Schlussetappe des 107. Giro d´Italia war Tim Merlier (Soudal – Quick Step). Der Belgier verwies nach 125 Kilometern in Rom auf der Zielgeraden am K

Weitere Radsportnachrichten

09.03.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

08.03.2025Niewiadoma gibt Entwarnung: “Mir geht es gut“

(rsn) – Für das deutsche Team Canyon – SRAM – zondacrypto ist der toskanische Schotterklassiker Strade Bianche (1.WWT) am Samstag zur großen Enttäuschung geworden. Anstatt mit Tour-de-France-

08.03.2025“Lichter aus“, aber Adria rettet in der Toskana die Red-Bull-Bilanz

(rsn) – Der Vorjahresdritte Maxim van Gils war bei Red Bull – Bora – hansgrohe  als Kapitän für die 19. Strade Bianche vorgesehen. Doch der Belgier musste wegen Krankheit passen. Für ihn in

08.03.2025Auch Mitfavoriten Vacek und Scaroni gaben bei Strade Bianche auf

(rsn) – Sieger Tadej Pogacar war bei der 19. Strade Bianche (1.UWT) nicht der einzige Fahrer, der Bodenkontakt aufgenommen hatte. Wie so oft bei Rennen über unbefestigte Straßen kam es auch in der

08.03.2025Pidcock mit gemischten Gefühlen in Siena: “Bittersüß“

(rsn) – Als Tadej Pogacar 18,5 Kilometer vor dem Ziel der Strade Bianche im vorletzten Gravelsektor Colle Pinzuto den Turbo zündete, gab Tom Pidcock noch einmal alles. Der neue Star des Schweizer Q

08.03.2025Bilbao: “Es ist ein Überlebenskampf“

(rsn) - Die 19. Strade Bianche wurde zu einem Duell zwischen Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Tom Pidcock (Q36.5), das der Weltmeister, obwohl er zuvor schwer gestürzt war, zu seinen Guns

08.03.2025Pogacars schwerer Sturz bei Strade Bianche im Video

(rsn) – Mit Beulen und Rissen im Regenbogentrikot sowie großen Wunden ist Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) bei der Strade Bianche zu seinem dritten Sieg gefahren. Grund dafür war ein schwe

08.03.2025Schweinberger bei Strade-Sturz mit Glück im Unglück

(rsn) – In den letzten beiden Jahren zählte Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck) bei Strade Bianche zu den besten Fahrerinnen ihres Teams, doch diesmal verhinderte ein Unfall, dass die Ti

08.03.2025Pogacar gewinnt Strade Bianche trotz Sturz im Rekordtempo

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE Team Emirates – XRG) hat zum dritten Mal das Schotter-Spektakel Strade Bianche gewonnen. Ein Angriff seines stärksten Kontrahenten Tom Pidcock (Q36.5) läutete bereits 78

08.03.2025Highlight-Video des 11. Strade Bianche Donne

(rsn) – Nachdem sie sich beim Omloop Nieuwsblad noch mit Rang drei hatte begnügen müssen, war Demi Vollering (FDJ – Suez) bei der 11. Strade Bianche Donne (1.WWT) nicht zu stoppen. Die 28 Jahre

08.03.2025Van Dijk musste am Schlusstag noch zittern

(rsn) – Ellen van Dijk (Lidl – Trek) hat sich in Spanien den Gesamtsieg bei der Vuelta a Extremadura Femenina (2.1) gesichert. Allerdings musste die Niederländerin am Schlusstag nochmals zittern,

08.03.2025Vollering triumphiert im Duell gegen ihre frühere Sportdirektorin

(rsn) – Demi Vollering (FDJ – Suez) hat zum zweiten Mal nach 2023 die Strade Bianche Donne (1.WWT) für sich entschieden. Die 28 Jahre alte Niederländerin setzte sich bei der 11. Ausgabe des ital

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Paris-Nice (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Grote Prijs Jean-Pierre (1.1, BEL)
  • Dorpenomloop Rucphen (1.2, NED)
  • GP de la Ville de Lillers (1.2, FRA)
  • Porec Classic (1.2, CRO)