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22.09.2024 | (rsn) – Noch nie gelang es einer Fahrerin, sich innerhalb einer Saison im Einzelzeitfahren die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen und den Weltmeisterschaften zu sichern. Die Australierin Grace Brown brach in Zürich nun diesen Bann und gewann nach ihrem Olympiasieg in Paris nun auch erstmals in ihrer Karriere das Regenbogentrikot – und das bei ihrem letzten Auftritt, denn die 32-Jährige hängt am Jahresende ihr Rad an den berühmten Nagel.
"Ich wurde jetzt schon 1000 Mal gefragt, ob ich es mir nochmals überlege, aber der Entschluss ist gefasst", erklärte Brown bei der Pressekonferenz, in der sie erstmals im Regenbogentrikot erschien. Dieses wird sie nur noch einmal tragen, und zwar in drei Wochen beim Chrono des Nations in Frankreich. Nach diesem Rennen ist aber endgültig Schluss.
"Es wäre natürlich schön, wenn ich weitermache, weil einfach auch die Begeisterung für den Frauenradsport so gewachsen ist. Ich werde sicher traurig sein, wenn ich mir die Rennen im nächsten Jahr am TV-Gerät ansehe", meinte Brown, die im WM-Zeitfahren von Gossau nach Zürich Demi Vollering in die Schranken weisen konnte.
Bis zur Hälfte der 29,9 Kilometer langen Strecke lag die Niederländerin vorn, doch die Olympiasiegerin hatte das bessere Finish und durfte sich erstmals das Regenbogentrikot anziehen, nachdem sie in den beiden vergangenen Jahren jeweils Silber gewonnen hatte. "Zu oft habe ich jemand anderem zugesehen, die es sich anzogen. Nun war es für mich an der Zeit", berichtete sie weiter.
"Es ist ein verrücktes Jahr", meinte Brown, angesprochen auf ihr historisches Double. "Und es wirft keine Fragen mehr auf", fügte sie an. Und auch keine Zweifel, ob sie ihre Karriere nicht noch doch fortsetzen könnte. Das Heimweh plagt die Australierin, die Jahr für Jahr weit fernab ihrer Herkunft ihren Sport ausübte. Nur in den europäischen Wintermonaten ging es nach Hause, ganz im Gegensatz zu ihren meisten Kontrahentinnen, die immer wieder ihre Akkus in den heimischen Wohnungen oder Häusern aufladen können.
"Ich habe kein Auffangbecken unter der Saison wie die europäischen Fahrerinnen. Viele meiner Kontrahentinnen verstehen nicht, was wir unter dem Jahr privat alles zurücklassen müssen. Mein Mann kann für ein paar Wochen nach Europa kommen, aber er hat seinen beruflichen Mittelpunkt auch in Australien", erklärte Brown.
Es ist also die Sehnsucht nach der Heimat, die die Liebe zum Radsport übertrifft und deshalb für ihr Karriereende sorgt. "Sechs Jahre war ich jetzt fast durchgehend unterwegs. Ich habe meine Ziele erreicht und werde meine Meinung nicht ändern", unterstrich sie ihre Entscheidung nochmals.
Sie könne sich zwar vorstellen, für einige Rennen nach Europa zu kommen, als Kommentatorin für das TV etwa, aber nicht mehr durchgängig wie als Sportlerin. "Meine Heimat ist Melbourne und ich habe dort meine Familie und meine Freunde. Da fühle ich mich immer wohl", meinte Brown, die in Zürich noch zweimal im Einsatz sein wird.
"Als nächstes wartet nun die Mixed Staffel. Ich bin zwei Jahre jetzt nicht gefahren, diesmal bin ich wieder mit dabei. Wir haben ein starkes Team und können hoffentlich um die Goldmedaille fahren. Dann wartet noch das Straßenrennen, wo wir zwar keine Favoritinnen haben, aber eine starke Aufstellung. Fahren wir taktisch schlau, haben wir sogar eine Chance", so Brown, deren Medaillenjagd in der Schweiz noch nicht beendet ist.
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