Interview

Jaksche: Darum verließ ich Bjarne Riis

Von Matthias Seng

14.03.2006  |  Jörg Jaksche zählt zu den besten deutschen Rundfahrern. Das beweist er in diesen Tagen wieder beim ProTour-Rennen Tirreno-Adriatico, wo er Zweiter der Gesamtwertung ist. Der 29jährige Franke vom spanischen Liberty Seguros-Team ist schon in seinem zehnten Profijahr. Im Interview mit dem Internetportal cyclingnews sagt Jaksche, warum er Bjarne Riis zu Dank verpflichtet ist, wie es zu seinem Wechsel zu Liberty Seguros kam und warum es so schwer ist, Freundschaften unter Radprofis zu pflegen.

Bevor sie zu Liberty Seguros wechselten, hatten sie ein sehr erfolgreiches Jahr bei CSC. Sie gewannen Paris-Nizza und die Mittelmeer-Rundfahrt. Warum haben Sie das Team nach nur einer Saison wieder verlassen?

Jaksche: Ich kenne Teamchef Bjarne Riis schon lange. Er hatte mir in den schwersten Zeiten meiner Karriere geholfen, als ich mit dem Radsport Schluss machen wollte. Er als Toursieger hätte einen jungen, unbekannten Profi nicht unterstützen müssen. Ich bin ihm dafür sehr zu Dank verpflichtet. An einem Abend in Italien sprach ich mit ihm über die Zukunft des Teams und er sagte mir in seiner typisch offenen und anständigen Art, dass er gezwungen sei, privates Geld in das Team zu schießen um finanzielle Löcher zu stopfen. Ich wollte das nicht und deshalb bin ich zu Liberty gewechselt, obwohl ich noch einen Vertrag bei CSC hatte.

Es hieß, dass Riis sie aus finanziellen Gründen nicht hatte halten können. Jetzt scheint er wieder Geld zu haben, man spricht von 13 Millionen € pro Jahr, die Sponsoren ins Team stecken. Könnten Sie sich unter diesen Umständen eine Rückkehr zu CSC vorstellen?

Jaksche: Ich habe noch zwei Jahre Vertrag bei Liberty, dann werden wir weitersehen.

In der letzten Saison waren Ihre besten Resultate Platz fünf bei Paris-Nizza und Platz drei beim Criterium International. Waren Sie mit diesen Resultaten zufrieden oder enttäuscht davon?

Jaksche: Naja, ich hätte gerne die Deutschland Tour gewonnen, aber ich hatte sehr viel Pech – aber alles in allem hätte es schlimmer kommen können…

Was sind Ihre Ziele für 2006? Wie sieht Ihr Rennkalender in diesem Jahr aus? Wird die Tour de France das Highlight sein?

Jaksche: Natürlich wird die Tour wieder etwas ganz Besonderes sein. Jedes Jahr gibt sie einem die Chance, sein Glück zu machen. Man muss es versuchen und schauen, was dabei rauskommt.

Wie ist nach dem Rauswurf von Roberto Heras die Stimmung im Team? Wie haben die Liberty-Fahrer auf seine positiven Dopingtests reagiert?

Jaksche: Seine Entlassung war eine logische Konsequenz, wie es bei jedem anderen Team auch geschehen wäre. Aber die vielen Widersprüche in diesem Fall ergeben für mich ein anderes Bild. Unglücklicherweise gibt es in Fällen wie dem von Roberto, von Danilo Hondo oder von Tyler Hamilton nicht schwarz oder weiß, dafür aber jede Menge grau.

Sie sagten einmal in einem Interview, sie hätten keine engen Freunde unter den Fahrern und dass es im Profisport keine wirklichen Freundschaften gebe. Sind Sie immer noch dieser Meinung?

Jaksche: Ich sagte, dass es schwierig wäre. Radprofi zu sein verlangt eine Menge von einem und man muss viele Kompromisse etwa mit der Familie eingehen. Man muss sich auf sich selbst konzentrieren und da bleibt nicht viel Zeit um Freundschaften aufzubauen. Oft kommen dabei nur zu zweckdienliche Bindungen dabei heraus, aber vielleicht wird es ja nach meiner Karriere anders ausschauen.

Sie werden in diesem Jahr 30 und sind schon in Ihrer zehnten Saison als Radprofi. Wenn Sie zurückschauen, sind Sie zufrieden mit Ihrer Karriere? Würden Sie etwas ändern, wenn Sie es könnten?

Jaksche: Natürlich gibt es immer Dinge, die man anders machen würde. Nicht viele, aber ein paar. Aber es ist nun mal, wie es ist und jeder muss dazulernen. Alles in allem hatte ich einige großartige Momente und der Job ist der beste, den ich mir vorstellen kann.

Wenn Sie nach vorne schauen: Wie viele Jahre möchten Sie noch fahren? Sehen Sie sich eines Tages als Kapitän für die Tour de France oder für andere Rennen oder sehen Sie für sich eine Zukunft als Helfer? Welche Ziele haben Sie noch für die nächsten Jahre?

Jaksche: Ich habe keine Ahnung, was die Zukunft bringen wird. Ich werde mein Bestes tun, um Erfolg zu haben. Das ist alles, was ich tun kann.

Quelle: cyclingnews.com

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