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09.05.2008 | (rsn) - Wie schon in den letzten Jahren wartet der Giro d`Italia aus diesmal wieder mit einer hammerharten Streckenführung auf. Abgesehen von den beiden Ruhetagen gibt es für die 198 Fahrer aus den 22 Teams bei der 91. Auflage der Italien-Rundfahrt kaum eine Möglichkeit zur Erholung.
Die Klassmentfahrer müssen schon vom ersten Tag an hellwach sein. Beim Auftakt in Palermo, einem 23,6 Kilometer langen Mannschaftszeitfahren, müssen vor allem die Teams der ambitionierten Fahrer eine gute Leistung bringen, um nicht zu viel Zeit auf den Straßen von Palermo liegen zu lassen. Aber auch die Sprintermannschaften müssen an ihre Grenzen gehen, wollen sie ihren Kapitänen die Chance auf das Rosa Trikot erhalten.
Schon die zweite Etappe von Cefalu nach Agrigento führt über sehr welliges Terrain und wird für die Sprinter sehr schwer werden. Haben sie das 207 Kilometer lange Auf- und ab gemeistert, wartet noch eine kleine Schlusssteigung auf sie. An diesem Tag werden eher Fahrer wie Davide Rebellin (Gerolsteiner), Paolo Bettini (Quick.Step) oder Titelverteidiger Danilo Di Luca (LPR) ihre Chancen suchen. Erst am dritten Giro-Tag werden dann die Männer mit den schnellen Beinen zum Zug kommen. Die 221 Kilometer lange Etappe von Catania nach Milazzo führt vor allem in der zweiten Rennhälfte über fast tellerflaches Terrain, so dass es zum ersten Sprinter-Showdown kommen kann. Auch das vierte Teilstück von Pizzo Calabro nach Catanzaro Lungomare könnte etwas für Bennati, Cavendish, Zabel &Co. sein. An diesem Tag verläuft auch erst die zweite Rennhälfte recht flach, nachdem der 1353 Meter hohe Passo di Pietra Spada erklommen wurde. Hier hängt es vom Renntempo ab, ob die Sprinter durch diesen Anstieg geschwächt werden oder gar zurückfallen. In dem Fall könnte die Stunde der Ausreißer schlagen.
Deutlich welliger wird der fünfte Tagesabschnitt von Belvedere Marittimo nach Contursi Terme. Auf diesem Teilstück, das auch wieder in einem kleinen Schlussanstieg endet, werden wohl eher die Ausreißer eine Chance bekommen. Erreicht ein geschlossenes Feld die Schlusssteigung, so können Rebellin oder Bettini wieder auf ihre Kosten kommen.
Eine wahre Mammutetappe wartet am sechsten Tag auf die Fahrer. Insgesamt muss das Peloton von Potenza nach Peschici 265 leicht wellige Kilometer zurückliegen. Ob die Sprinter am Ende noch die nötige Frische haben, bleibt abzuwarten. Gut möglich, dass an diesem Tag Ausreißer wie Jens Voigt, Stuart O`Grady (beide CSC) oder Nick Nuyens (Cofidis) zuschlagen.
Der Kletterspezialisten sind erstmals auf der siebten Etappe gefragt. Um in der Gesamtwertung für eine Vorentscheidung zu sorgen, ist das mit einer Bergankunft endenden Teilstück von Vasto nach Pescocostanzo aber noch nicht selektiv genug. Wer hier jedoch einen schwachen Tag hat, kann viel Zeit verlieren.
Auf der achten Etappe könnten dann wieder die Sprinter ihre Chance bekommen. Allerdings wartet auch an diesem Tag wieder eine kleine Schlusssteigung auf die Fahrer. Definitiv eine Angelegenheit für die Sprinter wird das neunte Teilstück. Die 218 Kilometer lange Etappe von Civitavecchia nach San Vincenzo beinhaltet keine topographischen Schwierigkeiten. An diesem Tag werden den Sprinterteams auch keine Ausreißer ziehen lassen.
Nach dem ersten Ruhetag steht das erste Einzelzeitfahren des Giro an. Auf dem 39,4 Kilometer langen Kurs von Pesaro nach Urbino mit zwei knackigen Steigungen sind gute Allrounder gefragt. Da dieses Zeitfahren vom Profil her dem der Romandie-Rundfahrt ähnelt, dürfte Andreas Klöden (Astana) an diesem Tag um den Sieg mitkämpfen.
Eine weitere anspruchsvolle Etappe wartet am Folgetag auf die Fahrer. Das 11. Teilstück von Urbania nach Cesena beinhaltet insgesamt vier Bergwertungen. Den ganzen Tag geht es nur hoch und runter. Für die Klassment-Fahrer dürfte dieser Abschnitt jedoch noch nicht schwer genug sein, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Gut denkbar, dass bergfeste Ausreißer Tagessieg unter sich ausmachen, zumal die Hauptschwierigkeiten in der ersten Rennhälfte liegen.
Eine Sache für die Sprinter wird wohl die 12. Etappe von Forli nach Capi. Das 172 Kilometer lange, tellerflache Teilstück ist wie gemacht für Cavendish oder McEwen. Fast eine Kopie des Vortages folgt am nächsten Tag. Der 177 Kilometer lange Abschnitt von Modena nach Cittadella ist erneut komplett eben und bietet den Sprintern eine weitere Chancen auf einen Etappensieg.
Danach geht der Kampf um den Gesamtsieg in die entscheidende Phase. Auf der 14. Etappe müssen in der Endphase zwei richtig schwere Anstiege gemeistert werden. Nach dem 2.047 Meter hohen Passo Manghen steht mit dem Alpe di Pampeago in 1.740 Metern Höhe ein schwerer Schlussanstieg mit Bergankunft an. An diesem Tag kann es erstmals zu großen Zeitabständen auch unter den Favoriten kommen. Viel Zeit zum Durchschnaufen bleibt aber nicht. Schon am nächsten Tag wartet auf dem 15. Teilstück die Königsetappe der Rundfahrt auf das Fahrerfeld. Ingesamt fünf Bergriesen stellen sich in den Weg des dann vermutlich schon dezimierten Feldes, darunter auch die Bergankunft auf dem Passo Fedaia in 2057 Metern Höhe. Die 16. Etappe ist zwar nur 12,8 Kilometer lang, hat es aber dennoch in sich. Das spektakuläre Bergzeitfahren hinauf zum Kronplatz in 2.273 Metern Höhe wartet mit Steigungen von über 20 Prozent auf.
Nach dem verdienten Ruhetag können die Fahrer noch einen weiteren Tag halbwegs durchschnaufen. Auf dem nur 146 Kilometer langen 17. Teilstück von Sondrio nach Locarno in der Schweiz über fast ebenes Terrain kommen entweder die Sprinter, sofern sie nach den Strapazen der Vortage noch genügend Kraft haben oder überhaupt noch im Rennen sind, oder die Ausreißer zum Zug. Einen Tag später wird die leicht hügelige 18. Etappe von Mendrisio nach Varese, wo in diesem Jahr auch die WM stattfinden wird, wohl etwas für die Ausreißer sein.
Für die Klassementfahrer wird es dann auf dem 19. Teilstück wieder ernst. Nach einer 150 Kilometer langen „Einrollphase“ stehen bei der Etappe von Legnano nach Presolana auf den letzten 70 Kilometern noch einmal drei Bergwertungen inklusive Bergankunft an. Allerdings werden die Zeitabstände an diesem Tag eher gering ausfallen, da die Anstiege im Finale nicht lang genug sind.
Auch wenn den Fahrern am Vorschlusstag eine weitere Bergankunft erspart bleibt, wird es von Rovetta nach Tirano doch noch einmal richtig heftig. Nicht nur muss das Dach des Giros, der auf 2618 Metern Höhe gelegen Passo Gavia erklommen werden. Auch der sehr steile Passo di Mortirolo wird den Fahrern alles abverlangen. Von dort sind es allerdings noch 70 Kilometer bis ins Ziel.
Am 1. Juni geht die Rundfahrt in Mailand zu Ende – allerdings nicht mit einer Flachetappe, wie bisher üblich. Stattdessen müssen die Fahrer noch ein 28,5 Kilometer langes Einzelzeitfahren bestreiten. Auf diesem Rollerkurs kann sich in der Gesamtwertung noch einmal einiges ändern – vorausgesetzt die Abstände sind nach den schweren Bergetappen noch nicht zu groß. Gut möglich, dass der Giro in diesem Jahr erst am allerletzten Tag entschieden wird. Die Spannung jedenfalls bleibt bis zum Schluss.
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