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05.07.2008 | (rsn) - Wer wird Nachfolger von Alberto Contador und Tom Boonen? Verteidigt Mauricio Soler sein im letzten Jahr überraschend erobertes Bergtrikot? Und wer wird das Weiße Trikots des besten Nachwuchsfahrers in Paris überstreifen? Radsport News bewertet die Favoriten und beurteilt Ihre Chancen beim Griff nach den Sternen.
Teil 4: Das Gelbe Trikot
*****Sterne
Cadel Evans (Silence-Lotto): Der „natürliche“ Kandidat auf den Toursieg. Der Australier hat sich in den letzten Jahren Platz für Platz in der Gesamtwertung nach vorne gearbeitet: 2005 Achter, 2006 Vierter, 2007 Zweiter. Mit 31 Jahren scheint der ehemalige Mountainbiker bereit für den ganz großen Coup zu sein. Bei der Dauphiné hat er nicht alle Karten aufgedeckt und wurde trotzdem Zweiter. Bei der Tour wird es – auch dank seines ausschließlich auf ihn ausgerichteten Teams - eine Platzierung besser sein.
****Sterne
Alejandro Valverde (Caisse d’Epargne): Der 28-jährige Spanier gewann im Juni die erste wichtige Rundfahrt seiner Karriere, das Criterium Dauphiné Libéré. Aber sollte sich das Gesetz der Serie auch diesmal wieder bestätigen, wird dem Triumph bei der Generalprobe keine gelungene Aufführung folgen. Die Dauphiné-Sieger Mayo, Leipheimer und Moreau können ein Lied davon singen. Valverdes Verbesserungen in den letzten Jahren können durchaus kritisch beurteilt werden – zählt er doch zu den spanischen „Fuentes-Fahrern“, die im Gegensatz zu Jan Ullrich oder Ivan Basso unbehelligt blieben.
Damiano Cunego (Lampre): „Ich bin dopingfrei“ – mit diesem Motto auf dem Arm tritt der 26-jährige Italiener bei der Tour an. Liegt es daran, dass dem Giro-Triumph von 2004 kein weiterer Erfolg bei einer der großen Rundfahrten folgte? In dieser Saison hat Cunego zugunsten der Tour auf seine Heimatrundfahrt verzichtet. Seine überzeugende Leistung bei der Tour de Suisse (Vierter) macht ihn zu einem der aussichtsreichsten Kandidaten auf das Gelbe Trikot.
Denis Mentschow (Rabobank): Der zweifache Vuelta-Sieger hat diesmal keinen Rasmussen an seiner Seite, der ihm die Favoritenrolle streitig machen könnte. Der 30-jährige Russe bereitete sich beim Giro auf die Tour vor und schloss die Italien-Rundfahrt auf Platz fünf ab. Bei der Tour sprang bis jetzt als bestes Ergebnis ein sechster Platz im Jahr 2006 heraus. In diesem Jahr scheint Mentschow reif für das Podium, auch wenn er im Hochgebirge auf sich allein gestellt sein dürfte.
***Sterne
Kim Kirchen (Columbia): Der 30-jährige Luxemburger hat sich in den letzten beiden Jahren zu einem kompletten Fahrer entwickelt. Kirchen ist stark am Berg, zählt zu den guten Zeitfahrern und kann sogar sprinten (auch wenn diese Qualität für den Toursieg nicht ausschlaggebend ist). Bei der Tour de Suisse trug der Fleche Wallone-Sieger bis zum vorletzten Tag das Goldtrikot des Gesamtführenden, brach dann aber im Bergzeitfahren ein. Kirchen wird froh sein, dass bei der Tour nur zwei flache Zeitfahren auf dem Programm stehen.
Carlos Sastre (CSC): Der spanische Kletterspezialist zählt unbestritten zu den besten Rundfahrern im Peloton. Seine chronische Zeitfahrschwäche hat es bis jetzt aber verhindert, dass Sastre den ganz großen Coup landen konnte. Sowohl bei der Vuelta (Zweiter 2005 und 2007) als auch bei der Tour (Dritter 2006) reichte es aber schon für das Podium. Vielleicht liegt es an Sastres Beständigkeit, dass sein Teamchef Bjarne Riis dem 32-Jährigen diesmal die Kapitänsrolle übertragen hat und nicht einem der beiden Schleck-Brüder.
Haimar Zubeldia (Euskaltel): Der 31-jährige Baske ist wie sein Landsmann Sastre ein Muster an Beständigkeit. Bei sechs Tour-Teilnahmen landete er dreimal unter den besten Zehn (2003, 2006, 2007) und einmal auf Platz 15 (2005). Allerdings folgte seinem fünften Platz bei seiner Tour-Premiere vor fünf Jahren keine bessere Platzierung. Auch diesmal zählt Zubeldia wieder zum erweiterten Favoritenkreis, hat aber mit Samuel Sanchez und Mikel Astarloza Konkurrenten im eigenen Team.
**Sterne
Mikel Astarloza (Euskaltel): Der 28-Jährige ist der zweite aussichtsreiche Kandidat aus dem Euskaltel-Team. Auch wenn der Baske starke Konkurrenz im eigenen Team hat, so wird er doch seine Freiheiten bekommen. Läuft es ideal, so ist die Wiederholung seines neunten Platzes aus dem Vorjahr möglich. Dass die Form stimmt, unterstrich Astarloza bei der Dauphiné Libéré, die er auf dem siebten Platz beendete.
Andy Schleck (CSC): Bei seiner ersten großen Landesrundfahrt, dem Giro 2007, war der Luxemburger mit Rang zwei die Überraschung schlechthin. Eine Podiumsplatzierung bei seinem Tour-Debüt scheint allerdings unwahrscheinlich, auch wenn Schlecks Leistungen bei der Tour de Suisse, die er auf dem sechsten Rang beendete, über jeden Zweifel erhaben waren. Hält der jüngere der 23-Jährige dem Tour-Druck stand, ist eine Platzierung zwischen fünf und zehn aber möglich.
Stijn Devolder (Quick Step): Noch ist der Sieger der Flandern-Rundfahrt den Beweis schuldig geblieben, über drei Wochen zu Top-Leistungen fähig zu sein. Bei der Vuelta 2007 trug der Belgier kurzfristig das Trikot des Gesamtführenden, brach dann in den Bergen jedoch komplett ein. Auch bei der Tour de Suisse, wo er auf den Bergetappen stark fuhr, hatte er einen schwachen Tag und verlor im Bergzeitfahren mehrere Minuten auf den Sieger Kreuziger. Kann Devolder bei der Tour einen Einbruch vermeiden, so ist eine Platzierung unter den ersten Zehn, im Idealfall sogar unter den ersten Fünf möglich.
Roman Kreuziger (Liquigas): Der 22-jährige Tscheche war der große Triumphator bei der Tour de Suisse, wo er einen Großteil der Weltelite schlug. Kreuziger, der bereits mit 20 Jahren Profi wurde, zählt zu den großen Rundfahrthoffnungen und wird bei der Tour sein Talent unter Beweis stellen. Vorsichtshalber hat der Jungstar aber bereits angekündigt, nach zehn Tagen aussteigen zu wollen. Sollte es gut laufen, wird er sicher nicht gern an diese Worte erinnert werden.
Samuel Sánchez (Euskaltel): Der 30-Jährige ist der Dritte im Bunde der aussichtsreichen Euskaltel-Fahrer. Im vergangenen Jahr zeigte Sanchez mit drei Etappensiegen und Gesamtrang drei bei der Vuelta erstmals, dass er auch bei großen Rundfahrten den Sprung aufs Podium schaffen kann. Im ersten Halbjahr der Saison 2008 fuhr der in Oviedo geborene Asturier, der am Ende der letzten Jahres mit dem Gedanken an einen Teamwechsel spielte, eher unauffällig. Auch die Dauphiné schloss er im grauen Mittelfeld ab. Wegen seiner Vielseitigkeit und seiner Erfahrung wird mit Sanchez bei der Tour aber zu rechnen sein.
*Stern
Markus Fothen (Gerolsteiner): Der gelernte Landwirt will unter die ersten Zehn fahren. Nach seiner bisherigen Saison und dem zuletzt errungen Etappensieg sowie Rang acht in der Gesamtwertung bei der Tour de Suisse ist dies dem Tour-15. von 2006 auch zuzutrauen. Allerdings fehlt Fothen nach dem krankheitsbedingten Ausfalle des Schweizers Oliver Zaugg ein wichtiger Helfer in den Bergen. Das schwächere vergangene Jahr mit dem vermasselten Tour-Auftritt wird der 26-jährige Kaarster aber auf jeden Fall vergessen machen.
Fränk Schleck (CSC): Sein Schwäche im Zeitfahren und ein schon fast vorprogrammierter schlechter Tag in den Bergen werden wohl auch diesmal wieder eine Spitzenplatzierung des Luxemburgers verhindern. Zudem wird sich der ältere der beiden Schleck-Brüder in diesem Jahr wieder Carlos Sastre, und möglicherweise auch seinem Bruder Andy unterordnen müssen. Dennoch wird der Zweite des Amstel Gold Race seine Freiheiten bekommen – was jedoch eher zu einem Etappensieg als zu einer Spitzenplatzierung in der Gesamtwertung hinauslaufen dürfte.
Mauricio Soler (Barloworld): Auch wenn ihm sein Teamchef den Sprung aufs Podium zutraut: Hinter Mauricio Soler steht ein großes Fragezeichen. Seine starke Tour 2007 mit Etappensieg, Gewinn des Bergtrikots und dem elften Gesamtrang konnte der Kolumbianer in dieser Saison bisher nicht bestätigen. Wohl auch deshalb,weil sich der Kletterspezialist mit Krankheiten und Verletzungen plagte. So musste Soler nicht nur den Giro d`Italia vorzeitig aufgeben, sondern bestritt seitdem kein Rennen mehr bestritt. Einzig bei der Castilla y Leon konnte der 25-Jährige mit Rang zwei in der Gesamtwertung ein Spitzenresultat herausfahren. Dies datiert allerdings von Ende März. So muss man gespannt sein, was die Wundertüte Soler in diesem Jahr bei der Tour präsentiert.
Cyril Dessel (Ag2r): Nach einem schwachen Jahr 2007 kehrte Cyril Dessel wieder in die Erfolgsspur zurück. Mit einem Etappensieg und dem sechsten Gesamtrang bei der Dauphiné Libéré zeigte der 33-jährige Franzose, dass mit ihm bei der diesjährigen Tour zu rechnen ist. Seinen siebten Platz von 2006 könnte er bei gutem Rennverlauf auch in diesem Jahr wieder anpeilen.
Thomas Lövkvist (Columbia): Bei der Tour de Suisse überzeugte der 24-jährige Schwede mit dem fünften Rang in der Gesamtwertung. Im stark besetzteni Columbia-Team wird das Talent in erster Linie jedoch für Teamkapitän Kim Kirchen arbeiten müssen. Außerdem bleibt abzuwarten, ob Lövkvist auch zu Spitzenleistungen über drei Wochen hin fähig ist. Eine Platzierung unter den besten 15 ist möglich.
Maxime Monfort (Cofidis): Bei der Vuelta im vergangenen Jahr zeigte Monfort mit seinem elften Rang in der Gesamtwertung, dass er ein Mann für die dreiwöchigen Landesrundfahrten sein kann. In Frankreich wartet auf den Belgier jedoch stärkere Konkurrenz. Kann der Cofidis-Fahrer an den Top Ten kratzen, so wäre dies ein großer Erfolg. Bei seinem letzten Form-Test, der Dauphiné Libéré bestätigte der 25-Jährige seine gute Verfassung.
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