Frösis Tour-Tagebuch / 15. Etappe

Koksi, Superstar!

Von Robert Förster

Foto zu dem Text "Koksi, Superstar! "
Robert Förster (Gerolsteiner) Foto: Christoph Adamietz

20.07.2008  |  Koksi, Superstar! Es sind zwar schon noch ein paar Etappen, aber wie's aussieht, kann Kohl aufs Podium fahren! Wahnsinnsleistung, die er heute gezeigt hat. Das Bergtrikot von Seppel geholt, der sich gefreut hat, dass es im Team bleibt. Und sieben Sekunden vom Gelben ist Kohl weg! Er hat noch gar nicht realisiert, was heute passiert ist. Koksi macht wirklich durchweg einen starken Eindruck, auch unterwegs zu Beginn einer Etappe, er bewegt sich sehr gut auf dem Rad, was bei Bergfahrern nicht immer der Fall ist. Natürlich ist Koksi, der heute 2km vor dem Ziel von seinem Fanclub angefeuert wurde, überglücklich. Das ganze Team ist es.

Heute früh am Start kühle 18 Grad und strömender Regen. Trotzdem ging es erstmal schnell los. De Gruppe stand aber früh und danach beruhigte sich die Lage im Feld. Den ersten großen Berg, der mir eher 40km lang schien, weil's schon vorher immer leicht hoch ging, fuhren wir zunächst ruhig hoch. Aber es war klar, dass das nicht lange so bleiben wird. Irgendeiner hat immer Interesse, Tempo zu machen. Lampre fuhr denn auch bald von vorne, die wollten sich in Italien zeigen. Bis 5km vor dem Gipfel konnte ich dranbleiben, dann war Schluss. In einer Gruppe u.a. mit Schröder, Grabsch, Burghardt und De Jongh die letzten Kilometer hoch. Oben Regenjacke geschnappt und ab in die Abfahrt.

Ich bin die Abfahrt ruhig gefahren, auf der nassen Straße wollte ich nichts riskieren. Aber dennoch überholte mich dann in einer Serpentine mein Hinterrad. Da hats mich kräftig hingelegt. Wieder aufs Rad, die restliche Abfahrt fuhr ich wie die Mutti auf dem Hollandrad. Das war so glatt. Im Flachen hat’s richtig geblasen. Als es wieder hochging sehe ich Autos vor mir, Betreuer winken aufgeregt in einer Serpentine. Hinter der Kurve liegt plötzlich Pereiro auf der Straße. Komisch, denke ich, wie kann man hier stürzen? Und wieso legen hier Äste rum, wo doch hier gar keine Bäume stehen? Bis mir dämmert, dass der arme Kerl von oben gekommen ist, über die Leitplanke und dann 8 Meter runtergepurzelt. Mann, das geht einem schon nahe.

Kurz vor der Verpflegung war ich wieder im Feld. Auch Kraussi, den es vor mir abgehängt hatte, kam einige Zeit später wieder zurück, im letzten Moment, bevor es wieder schnell wurde. Lampre machte wieder oder immer noch Tempo, das Feld aufgereiht wie an einer Perlenschnur. Vor einem Kreisel fuhr ich ungefähr an 70. Position und überlege noch, ob ich links oder rechts reinfahren soll, da lagen sie plötzlich links und rechts auf dem glitschigen Boden. Ein echter Massensturz. Kohl, Wegmann und Lang hats von uns erwischt.

Am vorletzten Anstieg hats mich wieder aufgestellt, aber das war nicht schlimm. Es formierte sich die große Gruppe, mit der ich auch schlussendlich reinfuhr. Am Schlussanstieg denke ich zunächst noch so, Mensch, Dir gehts so gut, der Ruhetag kommt viel zu früh. Aber drei Kilometer weiter geht mein Zuckerspiegel runter und ich fahre auf dem Zahnfleich - der Ruhetag kommt doch gerade recht! So schnell geht das. Fans haben meinen Namen auf die Straße gemalt, das gibt nochmal einen Boost. Irgendwann hören wir über Funk, was Koksi vorne veranstaltet hat. "Sieben Sekunden aufs Gelbe!", ruft Holczer aus dem zweiten Auto. Aber Hallo!

Bei dem Sturz habe ich mir eine Rippenprellung zugezogen, die heute Abend mächtig weh tut. Auf dem Rad habe ich das gar nicht gemerkt, nach dem Rennen umso mehr. Der Ruhetag kommt mir jetzt sehr gelegen. Insgesamt vier Mann von uns - Koksi, Wegmann, Lang und ich - mussten behandelt werden. Aber die Stimmung ist heute trotzdem prächtig.

Euer Frösi

Traditionell führt Robert Förster auf Radsport News zur Tour de France sein Tagebuch. Der Gerolsteiner-Sprinter, der in diesem Jahr auf seinen ersten Tour-Etappensieg hofft, wird in den nächsten drei Wochen von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten. Traditionell führt Robert Förster auf Radsport News zur Tour de France sein Tagebuch. Der Gerolsteiner-Sprinter, der in diesem Jahr auf seinen ersten Tour-Etappensieg hofft, wird in den nächsten drei Wochen von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten.

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