Interview mit dem Vorarlberg-Teamchef

Kofler: "Der Stamm der Mannschaft bleibt"

Foto zu dem Text "Kofler:

Vorarlberg-Corratec-Teamchef Thomas Kofler

04.11.2009  |  (rsn) - Vorarlberg-Corratec-Teamchef Thomas Kofler feilt in diesen Tagen an der Mannschaft für 2010. Im Interview mit Radsport News blickt der Österreicher auf die zurückliegende Saison zurück, schildert den aktuellen Stand der Vertragsverhandlungen und die Schwierigkeiten bei der Sponsorensuche. 

Die Saison ist vorbei. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Kofler: Das Team hat sich im Rahmen der Möglichkeiten sehr beachtlich geschlagen. Wenn man berücksichtigt, wie viele schwere Verletzungen von Leistungsträgern (Haselbacher, Dietziker, van Huffel, Siedler, Benetseder usw…) zu verkraften waren, kann man nicht unzufrieden sein. Medial gesehen haben wir durch die sehr aktive Fahrweise die Sponsoren oft ins Rampenlicht bringen können.

Wer waren die positiven Überraschungen, von wem hätten Sie sich mehr erhofft?

Kofler: Hervorheben möchte ich hier neben Sebastian Siedler, der unsere beiden großen Saisonsiege eingefahren hat, die jungen Fahrer wie Reto Hollenstein, Christoph Sokoll oder Silvere Ackermann. Nicht vergessen darf man aber eben auch an dieser Stelle die Arbeitsbienen, die zwar immer brav arbeiten, bei denen jedoch die Ergebnisse dann nicht zu Buche stehen. Mehr habe ich mir sicherlich von einigen anderen erhofft – das wissen diejenigen jedoch auch selbst am besten.

Wie sehen die Planungen für 2010 aus? Unter welchem Namen und in welcher Liga wird Ihr Team nächste Saison fahren?

Kofler: Wir stehen noch voll in der Planung, die sich aufgrund der nicht sehr rosigen Situation in Österreich bzw. dem deutschsprachigem Raum als sehr arbeitsintensiv darstellt. Es sollte aber auf jeden Fall weitergehen. Unter welchen Bedingungen ist allerdings noch offen, da wir noch in den Endverhandlungen stehen.

Erschwert die Dopingproblematik nach wie vor die Sponsorensuche oder bemerken Sie da eine Besserung?

Kofler: Die Medien haben es nun fast geschafft, den Profiradsport zugrunde zu richten, wie der es in diesem Umfang nicht verdient hat. Allerdings kann man nicht allein dem medialen Umfeld diese Situation im deutschsprachigen Raum in die Schuhe schieben. Auch die unbelehrbaren Zeitgenossen, welche es immer noch nicht begriffen haben, um was es nun geht, tragen das ihrige dazu bei. Schade für die Nachwuchssportler und die Jüngsten, denn das sind bzw. wären die Stars von morgen. Aufgrund der fehlenden Lobby im und für den Radsport wird das noch seine Zeit dauern, bis wir wieder dort sind, wo wir vor einiger Zeit waren. Hier müssen gravierende Änderungen im Profiradsport durchgeführt werden, die jedoch noch nicht in Sicht sind. Trotzdem gibt es immer wieder Unternehmer, die den Radsport als „preisgünstige“ und dynamische Plattform sehen – und das erhält den Radsport am Leben, was auch wichtig ist, wenn man an die Branche und deren Arbeitsplätze denkt.

Der Weltverband UCI scheint den Radsport auf einem guten Weg zu sehen...

Kofler: Sehr, sehr viele erwarten sich sicherlich auch mehr vom Weltverband, jedoch versickern die Hilfeschreie von Teams und Fahrern zum Teil bei der UCI in deren Vorzimmern. Allerdings ist die einzige Rettung für den Radsport eine Neuorientierung. Viele andere Verbände machen es dem Radsport vor, wie es gehen kann bzw. könnte. Allerdings bedeutet das eben auch Arbeit! Weiter zu jammern bringt den Radsport nicht weiter. Neue Ideen müssen her, um den Radsport moderner und interessanter zu machen. Das wiederum ist für die anderen und mächtigen Verbände im Sport das Problem. Die Fernsteuerung im Sport wird noch einige Zeit dauern. Man kann nur hoffen, dass der Radsport die Ausdauer hat und auch in naher Zukunft mit gleichem Maß gemessen wird. Allerdings ist dies auch im Moment ein Wunschdenken von vielen Radsportlern.

Was machen die Personalplanungen? Wer bleibt, wer kommt, wer geht?

Kofler: Wir sind hier natürlich in Kontakt mit den aktuellen Fahrern und vielen Interessierten. Diese Entscheidungen werden sehr zeitnah getroffen werden. Allerdings möchten wir mit dem Stamm der Mannschaft weiterarbeiten.

Ihr Team hatte in der Vergangenheit immer eine „deutsche Fraktion“. Wird es die auch 2010 geben?

Kofler: Auf jeden Fall wird der eine oder andere deutsche Fahrer wieder im Team dabei sein.

Das Team Elk Haus steht wohl vor dem Aus. Schlecht für den österreichischen Radsport, aber gut für Ihr Team?

Kofler: Gut für unser Team? Das möchte ich nicht behaupten. Jedes Team, das die Segel streicht - Elk Haus ist da ja nicht das einzige ProConti Team - ist schlecht für den Radsport. Man vergisst oft die Fahrer, deren Ängste und Ziele, die dann nicht mehr erreichbar sind. Das ist alles andere als gut für uns – denn in Zeiten wie diesen sollte man zusammenstehen.

Die größten österreichischen Talente sind in der Vergangenheit zumeist für Elk Haus gefahren. Was müssen Sie tun, dass sich das in Zukunft ändert?

Kofler: Ich denke, dass wir in der Betreuung ein gut strukturiertes Team sind und ein interessantes Rennprogramm haben. Die Fahrer können wir nicht ins Ziel tragen, also liegt es an ihnen, dass sie ihre Chancen nützen und sich bei und mit uns zeigen und sich empfehlen können für höhere Aufgaben. Oft gehen österreichische Fahrer den einfachsten Weg und bleiben „Vereinsfahrer“. Diejenigen werden den Sprung nach ganz oben nicht schaffen, denn Österreich ist zwar das schönste Land um Rad zu fahren, aber noch kein Radsportland. Dass es gute Fahrer auch hier in der Alpenrepublik gibt, davon bin ich überzeugt. Jedoch ist notwendig, dass mehr in die Basisarbeit investiert wird. Darum werden wir auch weiterhin und noch verstärkt mit jungen Sportlern arbeiten.

Die Fragen an Thomas Kofler stellte Christoph Adamietz.

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Uijtdebroeks denkt über Rallye-Karriere nach

(rsn) – Seine Profikarriere als Radsportler hat kaum begonnen, da macht sich Cian Uijtdebroeks schon Gedanken über die Zeit danach. Der 21-Jährige hat jüngst in einem Interview mit Het Nieuwsblad

21.11.2024Pogacar schließt Start bei Paris-Roubaix nicht aus

(rsn) – Fährt er, oder fährt er nicht? Zuletzt schien es so, als wolle Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für die nächsten Jahre noch einen Bogen um Paris-Roubaix machen. Doch neue Aussagen des 2

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Amador beendet Karriere trotz Vertrag, Movistar macht Nägel mit Köpfen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine