Tour de France: Voeckler gewinnt Etappe

Abgesprungene Kette bringt Schleck um Gelb

Foto zu dem Text "Abgesprungene Kette bringt Schleck um Gelb"
Defekt bei Andy Schleck (Saxo Bank) auf der 15. Etappe der Tour de France Foto: ROTH

19.07.2010  |  (rsn) – Nach einem technischen Defekt im letzten Anstieg der 15. Etappe der Tour de France hat Andy Schleck (Saxo Bank) sein Gelbes Trikot an den Spanier Alberto Contador abgeben müssen. Während der 25 Jahre alte Luxemburger am zweiten Tag in den Pyrenäen großes Pech hatte, holte sich Thomas Voeckler (Bbox Bouygues Telecom) seinen zweiten Etappensieg nach 2009 und den bereits fünften der Franzosen bei dieser Tour.

Der Französische Meister siegte nach 187 Kilometern von Pamiers nach Bagnères-de-Luchon als umjubelter Solist mit 1:20 Minuten Vorsprung auf den zweitplatzierten Italiener Alessandro Ballan (BMC Racing) und den zeitgleichen Spanier Aitor Perez (Footon-Servetto).

Contador erreichte mit der zweiten Verfolgergruppe 2:50 Minuten hinter Voeckler als Tagessiebter das Ziel und war 39 Sekunden schneller als Schleck, dessen Aufholjagd erfolglos blieb. "Ich habe versucht, die Kette so schnell wie möglich wieder aufzulegen. Ich bin eine gute Abfahrt gefahren, aber allein hatte ich keine Chance", sagte der enttäuschte Schleck. Im Gesamtklassement hat der 25-Jährige jetzt acht Sekunden Rückstand auf Contador, der bei der Siegerehrung allerdings ausgebuht wurde. Der drittplatzierte Spanier Samuel Sanchez (Euskaltel) liegt genau zwei Minuten hinter dem neuen Gesamtführenden.

Nach dem bisher enttäuschenden Auftreten setzte Luke Roberts für das deutsche Milram-Team ein Ausrufezeichen. Der Australier, der in der zehn Fahrer starken Ausreißergruppe des Tages dabei war, kam im Sprint der Contador-Gruppe hinter dem Franzosen Lloyd Mondory (Ag2r) auf den fünften Platz.

Ein sportliches Drama spielte sich um Andy Schleck ab, der wenige Kilometer vor dem Gipfel des Port de Balès (HC) attackierte und dem just in dem Moment die Kette absprang, als sein schärfster Rivale Alberto Contador (Astana) nicht folgen konnte. Der Luxemburger, der alle seine Helfer im 19 Kilometer langen Anstieg verschlissen hatte, musste vom Rad steigen und die Kette wieder aufziehen. Dabei verlor Schleck fast 40 Sekunden auf Contador, der gemeinsam mit seinem Landsmann Samuel Sanchez (Euskaltel) und dem Russen Denis Mentschow (Rabobank) davonzog.

Schleck jagte zunächst solo, später in Begleitung des fünftplatzierten Belgiers Jurgen Van Den Broeck (Omega Pharma-Lotto) den Konkurrenten hinterher und verkürzte den Rückstand an der Bergwertung auf 17 Sekunden. In der Abfahrt, in der Contador von den Downhill-Künsten Sanchez' profitierte, wuchs der Abstand allerdings wieder an – am Ende fehlten ganze acht Sekunden zur Verteidigung des Trikots.

An der Spitze von Punkte- und Bergwertung gab es dagegen keine Änderungen. Der Italiener Alessandro Petacchi (Lampre) verteidigte sein Grünes Trikot vor dem Norweger Thor Hushovd (Cervélo TestTeam). Das Gepunktete Trikot trägt weiterhin der Franzose Anthony Charteau (Bbox Bouygues Telecom), dessen Teamkollege Voeckler 60 Zähler dazu bekam und sich mit insgesamt 82 Punkten an die dritte Stelle hinter Charteau und Jerome Pineau (Quick Step) verbesserte.

Bis zum Kilometer 95 dauerte es diesmal, bis sich die - zehn Fahrer starke - Gruppe des Tages bildete. Bis dahin hielten vor allem die Sprinterteams HTC-Columbia, Lampre und Cervélo TestTeam das Feld zusammen. Dann gelang es dem Australier Luke Roberts (Milram) und dem Dänen Brian Vandborg (Liquigas), sich aus dem Peloton abzusetzen. Schnell schlossen die Franzosen Thomas Voeckler und Sébastien Turgot (beide Bbox Bouygues Telecom) und Lloyd Mondory (Ag2r), der Russe Serguei Ivanov (Katjuscha), die Italiener Francesco Reda (Quick Step) und Alessandro Ballan (BMC Racing) , der Spanier Aitor Perez (Footon-Servetto) sowie der Belgier Johan Van Summeren (Garmin-Transitions) zu dem Duo auf.

Da keiner der Ausreißer den Favoriten im Gesamklassement gefährlich werden konnten – bestplatzierter war van Summeren auf Rang 31 bei 29:27 Minuten Rückstand – ließ das Feld bei erneut hochsommerlichen Temperaturen die Gruppe ohne Gegenwehr ziehen. Schnell bauten Voeckler &Co. ihren Vorsprung aus. Auf dem Col d’Aspet, wo sich Voeckler die Maximalpunktzahl sicherte, waren es 7:37 Minuten, im Anstieg zum Col des Ares (Kat. 3) wuchs er auf über neun Minuten an. Im Feld ließ Saxo Bank lange Zeit die Zügel locker. Als die Spitze in den zum Port de Balès ging, waren es sogar fast elf Minuten.

Dann aber machte die Riis-Truppe ernst und sorgte vor allem im 19,3 Kilometer langen und durchschnittlichen 6,1 Prozent steilen Anstieg der Ehrenkategorie ernst. Schon am Fuß des Berges fielen der Tempoverschärfung zahlreiche prominente Fahrer wie Robbie McEwen (Omega Pharma-Lotto), Fabian Wegmann, Linus Gerdemann (beide Milram), Hushovd, Edvald Boasson Hagen (Sky), Tony Martin (HTC-Columbia), Fabian Cancellara (Saxo Bank) oder auch der gestrige Etappensieger Christophe Riblon (Ag2 r) zum Opfer.

Rund acht Kilometer vor dem Gipfel wählte Voeckler eine der steilsten Passagen für die entscheidende Attacke. Problemlos konnte sich der 31-Jährige absetzen, lediglich Ballan konnte mit einigem Abstand folgen. Im immer kleiner werdenden Verfolgerfeld verschärfte schleck ebenfalls im oberen Teil des Anstiegs zunächst das Tempo, um kurz darauf seinen Angriff zu starten. Lediglich der Kasache Alexander Winokurow konnte folgen, während Contador wie alle anderen Konkurrenten auch eine Lücke reißen lassen musste. Doch dann ereilte den Mann in Gelb das technische Malheur. Contador nutze das Pech seines großen Rivalen und zog gemeinsam mit Sanchez, dem besten Abfahrer im Peloton, und Mentschow auf und davon.

Voeckler, der mit 1:30 Minuten Vorsprung auf Ballan den Gipfel überquert hatte, ließ in der rasenden Abfahrt nichts mehr anbrennen und hatte genügend Vorsprung, um sich auf den letzten Metern von den französischen Fans gebührend feiern zu lassen. 4:10 Minuten hinter Voeckler folgten an der Bergwertung Contador, Mentschow, Sanchez und Roberts, weitere 17 Sekunden später jagte Schleck über den höchsten Punkt der Etappe. In der Abfahrt gelang es dem Luxemburgischen Zeitfahrmeister dann aber nicht mehr, näher an die Contador-Gruppe heranzukommen. Im Gegenteil: Er büßte weitere, entscheidende Sekunden ein.

Mehr Informationen zu diesem Thema

31.12.2010Bruyneel bleibt im Februar und März gesperrt

Lausanne (dpa/rsn) - RadioShack muss im Frühjahr ohne Teamchef Johan Bruyneel auskommen.Der Belgier scheiterte mit seinem Einspruch gegen den Termin seiner zweimonatigen Sperre beim Internationalen S

03.11.2010Cavendish befürwortet nächtliche Dopingkontrollen

(sid/rsn) - Mark Cavendish (HTC-Columbia) hätte kein Problem mit nächtlichen Dopingkontrollen. "Wir müssen alles tun, um Doping im Sport zu eliminieren. Natürlich würde das den Schlaf beeinträ

29.10.2010UCI suspendiert Barredo für zwei Monate

(rsn) – Die Disziplinarkommission des Radsportweltverbandes UCI hat Carlos Barredo für zwei Monate gesperrt. Der Spanier war im Ziel der 6. Etappe der Tour de France 2010 mit seinem Vorderrad in de

29.10.2010Geldstrafe und zwei Monate Sperre für Bruyneel

Aigle (dpa/rsn) – RadioShack-Teamchef Johan Bruyneel muss 10.000 Schweizer Franken Strafe zahlen, weil seine Fahrer auf der letzten Etappe der Tour de France nicht die offiziellen Teamtrikots trugen

29.10.2010UCI will Tour-Report der WADA prüfen

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI will die von den unabhängigen Beobachtern der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA ausgesprochenen Empfehlungen zu den Dopingkontrollen der Tour de France studieren, um

29.10.2010WADA-Report macht 57 Verbesserungsvorschläge

Montreal (dpa/rsn) - Die von der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA bei der Tour de France eingesetzte Beobachter-Kommission bemängelt in ihrem vorgelegten Report zu wenig Zielkontrollen bei verdächtigte

30.07.2010Knees: "Ich hatte richtig viel Pech"

(rsn) – Christian Knees blickt wie seine Milram-Teamkollegen auf eine enttäuschende Tour de France zurück. Im Gespräch mit Radsport News schildert der Deutsche Meister die Gründe für sein schwa

29.07.2010Henn: "Bei der Tour waren die Fahrer platt"

(rsn) - Vier Tage nach dem Ende der Tour de France traf sich Radsport News mit Milrams Sportlichem Leiter Christian Henn zum Interview. Dabei schilderte der Heidelberger die vergangenen drei Wochen u

29.07.2010Samuel Sanchez zog sich auf 17. Tour-Etappe Knochenbruch zu

(rsn) – Samuel Sánchez, Vierter der diesjährigen Tour de France, hat sich bei seinem Sturz auf der 17. Etappe einen Knochenbruch in seinem linken Arm zugezogen. Das teilte sein Euskaltel-Team mit.

28.07.2010Bert sehr zufrieden, Ralf enttäuscht

(rsn) – Mit unterschiedlichen Bilanzen kehrten die Grabsch-Brüder von der 97. Tour de France zurück. Während der der 35-jährige Bert Grabsch einen gehörigen Anteil an den fünf Etappensiegen vo

27.07.2010Schmidt: "Es hat nur eine Kleinigkeit gefehlt"

(rsn) – Mit vier Etappensiegen, dem Gewinn des Weißen Trikots sowie dem zweiten Platz in der Gesamtwertung durch Andy Schleck war das Saxo Bank-Team einer der dominierenden Mannschaften bei der Tou

27.07.2010Basso: 2011 nächster Angriff auf das Tour-Podium

(rsn) – Aus dem Plan, nach dem Rosa Trikot auch noch das Gelbe überzustreifen, ist nichts geworden. Ivan Basso (Liquigas) beendete die erste Tour de France nach seiner Dopingsperre abschlagen auf d

Weitere Radsportnachrichten

31.03.2025Tudor auch zum Giro, Q36.5 gibt sein Grand-Tour-Debüt

(rsn) – Kurz nach der Entscheidung des Radsportweltverbands UCI, dass die Veranstalter in der großen Landesrundfahrten in diesem Jahr jeweils drei statt zwei Wildcards verteilen dürfen, hat am Mon

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

31.03.2025Kooij erleidet Schlüsselbeinbruch bei Gent-Wevelgem

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat sich bei seinem Sturz 72 Kilometer vor dem Ziel bei Gent-Wevelgem (1.UWT) das Schlüsselbein gebrochen. Das bestätigte das niederländische Team vi

31.03.2025Haller fehlte ein halbes PS bei Pedersens Attacke

(rsn) – Durch die immer früheren Attacken der Favoriten bei den belgischen Frühjahresklassikern hat sich die Taktik, über die frühe Ausreißergruppe vor das Rennen zu kommen, in den letzten Jah

31.03.2025Dwars door Vlaanderen im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Dwars door Vlaanderen (1.UWT) ist eines der kürzesten flämischen Eintagesrennen des Frühjahrs. Im vergangenen Jahr etwa betrug die Distanz "nur" 183,7 Kilometer. Für die Fahrer ist das

30.03.2025Pedersen: “Erwartet das nicht immer von mir“

(rsn) – Es war schon eine sehr eindrucksvolle Show, die Mads Pedersen (Lidl – Trek) mit seiner 56 Kilometer langen Soloflucht beim 87. Gent-Wevelgem in Flanders Fields bot. Als wäre nichts weiter

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine