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25.06.2011 | (rsn) - Der 23-jährige Richard Stockhausen ist bis jetzt die Überraschung bei den Deutschen Meisterschaften in Neuwied. Der Physik-Student vom TSV Perchting-Hadorf landete mit seinem vierten Platz im Kampf um den Zeitfahrtitel einen Sensationserfolg und ließ dabei Routiniers wie den Tour-de-France-Zeitfahrsieger Stefan Schumacher oder den ehemaligen Deutschen Zeitfahrmeister Sebastian Lang hinter sich.
Der Erfolg von Richard Stockhausen hat sich in der Radsportabteilung des TSV Perchting-Hadorf im Landkreis Starnberg, unweit von München, noch nicht rumgesprochen. Beinahe geschockt reagieren die Vereinskameraden, nachdem sie von der Sensation in Neuwied erfahren. Dabei müssten sie sich in Perchting langsam daran gewöhnen, dass einer von ihnen das ganz große Ding abschießt. Mit dem Behindertensportler Wolfgang Sacher haben sie bereits einen Weltmeister und 15-fachen deutschen Meister in ihrem Umfeld. Auch er ein ausgezeichneter Zeitfahrer. Sacher gewann bei den Paralympics in Peking Gold im Kampf gegen die Uhr.
Und jetzt das. Ihr Richard zeigt es den Profis. Denen, die sie aus dem Fernsehen kennen. Nur 37 Sekunden langsamer als Deutschlands Tour-de-France-Hoffnung und Zeitfahrgenius Tony Martin war Stockhausen. Und auch nur 1:37 Minuten langsamer als der neue Deutsche Meister und Ex-Weltmeister Bert Grabsch.
Vier Jahre ist es her, dass sich Stockhausen, der Sohn eines Professors, dazu entschloss, einmal zu testen, ob er schnell Rad fahren kann. Bis zu diesem Zeitpunkt war Richard nur gelegentlich mit seinem Vater auf dem Rennrad unterwegs gewesen. Doch diese Touren wurden ihm irgendwann zu langweilig - und seinem Vater zu schnell. Also rief Vater Stockhausen bei einem Arbeitskollegen an, der seit Jahren ambitioniert bei den Rennradfahrern der 20-Mann-starken Radsportabteilung des TSV Perchting-Hadorf unterwegs war. Es dauerte nicht lange, bis dieser Freund das Potenzial des jungen Burschen erkannte. "Das konnte man nicht übersehen, dass Richard ein großes Talent ist", sagte Horst Schwanke zu Radsport News. Er nahm sich fortan der Förderung Stockhausens an.
2009 startete Richard, der heute Physik in München studiert, beim Schwarzbräu-Straßenpreis in Zusmarshausen, seinem ersten Lizenzrennen in der C-Klasse. Die widrigen Bedingungen im März gefielen dem Neuling aber so gar nicht. Nass und durchgefroren beschloss er, das Ziel schneller erreichen zu wollen und attackierte. So gewann der damals 21-jährige sein erstes Rennen durch eine Soloflucht mit vier Minuten Vorsprung auf die Verfolger.
Wenn Schwanke an die Anfangszeit mit Stockhausen zurückdenkt, muss er lachen: "Dem Richard musste man erst mal erklären, dass es zwei Kettenblätter gibt. Der ist die dicksten Gänge gefahren." Schnell wurde klar, dass Richards Stärken im Zeitfahren liegen. "Er hat das, was Weltklasse Zeitfahrer wie Rich oder Peschel auch hatten. Er kann sich voll und ganz auf seinen Körper, seine Leistung und sein Ziel konzentrieren und dabei alles geben." Das bewies er gegen Ende seiner Debüt-Saison noch einmal, als er das Lightwight-Uphill-Bergzeitfahren gewann.
In diesem Jahr gewann er wieder in Zusmarshausen. Ob es wieder an der Witterung lag, weiß man nicht. Aber Richard ist seitdem A-Fahrer und hatte sich durch einen dritten Platz bei der Bayerischen Zeitfahrmeisterschaft für die Deutsche Meisterschaft in Neuwied qualifiziert. Das dabei solch ein gutes Ergebnis herausspringen würde - damit hatte keiner gerechnet. Wahrscheinlich nicht mal Stockhausen selbst. "Was den Richard so sympathisch macht ist, dass er völlig ohne Druck Rennen fährt. Er macht es, weil ihm Radfahren Spaß macht. Und weil er gerne schnell fährt", sagt sein Förderer, der nicht daran glaubt, dass der Student nun eine Profikarriere anstrebt.
Eine solche hatte zumindest der drei Jahre ältere Tony Martin ins Gespräch gebracht. "Der hat sich heute für einen Profivertrag empfohlen", meinte der Zeitfahrspezialist vom Team HTC-Highroad nach der Siegerehrung, als er über den ihm unbekannten Stockhausen sprach.
Im Perchtinger Vereinsheim, direkt hinter dem abgelegenen Fußballplatz, werden sie ihren Richard feiern. Den jungen Mann, der aus Freude am Radfahren, gestandenen Profis wie Sebastian Lang, Markus Fothen und Christian Knees gezeigt hat, wie schnell es gehen kann.
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