Interview mit dem General Manager von RusVelo

Salzwedel: "Russland will die Nr. 1 im Radsport werden"

Foto zu dem Text "Salzwedel:
Heiko Salzwedel bei der RusVelo-Team-Präsentation | Foto: ROTH

01.03.2012  |  (rsn) – Heiko Salzwedel ist seit Beginn dieser Saison als General Manager des Pro Continental-Rennstalls RusVelo für die gleichnamigen Männer- und Frauenteams zuständig und soll zudem als Trainer den russischen Bahnvierer in London zu einer Olympischen Medaille führen. Im Interview mit Radsport News spricht der 54 Jahre alte Thüringer über die Perspektiven des russischen Radsports, erklärt, warum so viele Deutsche beim Russian Cycling Project in verantwortlichen Positionen zu finden sind und was sein jetziges Aufgabengebiet von seinen vorherigen Jobs in Australien, Dänemark und Großbritannien unterscheidet.

Herr Salzwedel, Es gibt die vier Katusha-Mannschaften und seit Anfang 2012 die beiden RusVelo-Teams. Warum investiert Russland so viel in den Radsport?

Salzwedel: Russland will bis 2016 die Nummer eins im internationalen Radsport werden. Nicht nur auf der Straße, sondern auch auf der Bahn. Dem Präsidenten des Russischen Verbandes, Igor Makarov, liegt der Radsport sehr am Herzen. Er ist selbst Radfahrer und liebt den Sport, fördert ihn gerne. Seine „Rechte Hand“ Sergey Nikitenko war selbst Weltmeister im Bahnvierer. Deshalb wurde das RusVelo Team mit dem besonderen Fokus auf die Bahn gegründet. Eine Olympische Medaille hat in Russland einen sehr hohen Stellenwert. Es wäre ein Traum für uns, diese Medaille zu holen. Hinzu kommt, dass es so viele junge Talente in Russland gibt. Da ist es klar, dass man mehr als ein Spitzenteam braucht.

Was genau ist Ihre Aufgabe im Rahmen des Russian Cycling Project?

Salzwedel: Neben meiner Aufgabe als Sportdirektor –Bahn- des Russischen Radsportverbandes leite ich auch als General Manager des Pro Continental Teams RusVelo eine Frauen- und eine Männermannschaft. Mein persönlicher Fokus liegt jedoch auf der Bahn. Es macht unheimlichen Spaß die Entwicklung des Bahnvierers und unseres Sprintteams zu begleiten, zu sehen, wie hungrig die Jungs sind und wie sie sich verbessern. Unser Ziel ist es dass wir eine super Zeit in die Bahn von London brennen. Deshalb habe ich auch die Stoppuhr noch nicht aus der Hand genommen und stehe nach wie vor am Bahnrand als Trainer des Olympiavierers.

Es gibt einige Deutsche auch in der Leitung von RusVelo. Hat der deutsche Radsport einen so guten Ruf in Russland?

Salzwedel: Ich denke, der deutsche Radsport hat generell einen guten Ruf, nicht nur in Russland. Viele gute Sportler, Trainer und Manager kommen aus Deutschland. Erfolgreiche internationale Teams wie Highroad, Cervélo oder Leopard hatten Deutsche im Management. Jetzt arbeiten viele Deutsche bei QuickStep, RadioShack, Katusha… und eben auch bei uns. Mit Raphael Schweda (Manager), Jochen Dornbusch (Leiter Frauenteam), Andreas Lang (Coach) und Ken Sommer (PR-Berater) habe ich mehrere Deutsche an meiner Seite. Die Russen können sich auf unsere „deutsche Gründlichkeit“ und Professionalität verlassen.

Bei der Team-Präsentation auf Mallorca nannten Sie Olympia als großes Ziel – gibt es Medaillenvorgaben und was trauen Sie Ihren Fahrern zu?

Salzwedel: Es gibt große Erwartungen und jeder weiß, dass wir eine Medaille im Bahnvierer anstreben. Wir werden alles dafür geben, um in London auf dem Podium zu stehen. Wenn am Ende jemand stärker ist, können wir das verkraften. Jedoch werden wir top-motiviert und bestmöglichst vorbereitet nach London reisen.

Das Männerteam hat schon Straßenrennen bestritten. Läuft das Straßenprogramm quasi „nebenbei“ und nur als Vorbereitung auf die Bahn?

Salzwedel: Wie bereits erwähnt ist die Bahn unser Fokus. Es gibt kein Profiteam in der Welt, das den Erfolg des Bahnvierer als Hauptziel festgelegt hat. Wir haben aber auch gutes Potenzial für die Straße, hoch motivierte Fahrer und erfahrene sportliche Leiter Vor allem das Mannschaftszeitfahren bei der WM könnte nach Olympia ein weiterer Höhepunkt für RusVelo sein.

Im Frauenteam stehen auch drei deutsche Fahrerinnen: Hanka Kupfernagel, Romy Kasper und Laura Fouquet – was erwarten Sie von den Dreien?

Salzwedel: Vor allem eine Vorbildrolle in Sachen Professionalität für die jungen Russinnen im Team. Natürlich werden sie ihre eigenen Chancen in Rennen bekommen und Erfolge für RusVelo einfahren können.

Wie sind die Planungen über das Olympia-Jahr hinaus - handelt es sich um ein nachhaltiges Projekt??

Salzwedel: Die Russen sind sehr ungeduldig und drängen auf schnelle Erfolge. Aber wenn man erfolgreiche Geschäftsleute wie den Präsidenten des Russischen Radsportverbandes hinter sich hat, werden sie auch verstehen, dass es jetzt vornehmlich um den langfristigen Aufbau stabiler Strukturen geht. Wir wollen uns zu einer gestandenen Größe im internationalen Radsport entwickeln. Es gibt unendlich viele Talente in Russland, denen wir eine reale Zukunft bieten können. Und ich denke, dass wir in den nächsten Jahren auch bei den großen Klassikern attackieren können. „The Sky is the limit“, wenn man mit so einer Truppe langfristig arbeiten kann.

Sie waren als Trainer schon in Australien, Dänemark und Großbritannien und haben nun dieses Projekt übernommen, das vom Umfang her weitaus größer wirkt. Gibt es tätsachlich bedeutende Unterschiede?

Salzwedel: Dieses Projekt hat eine ganz neue Dimension und ist tatsächlich weitaus umfangreicher. Wir haben hier über 80 Angestellte. Von daher ist die Verantwortung schon groß. Bis Olympia werde ich auch direkt mit dem Bahnvierer trainieren, welcher für mich nach wie vor die oberste Priorität hat.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Weitere Radsportnachrichten

01.02.2025Van Empel schüttelt Brand am letzten Hügel ab und feiert Hattrick

(rsn) – Drei Oranje-Frauen standen am Ende der Cross-WM der Frauen in Liévin auf dem Podium. Ganz oben strahlte wie bei den letzten beiden Welttitelkämpfen Fem van Empel, die sich in einem spannen

01.02.2025Moschetti beendet schwere Zeit mit märchenhaftem Sieg

(rsn) – Nach zwei vierten Plätzen in den vorherigen Sprintentscheidungen hat Matteo Moschetti (Q36.5) zum Abschluss der 5. AlUla Tour (2.1) jubeln können. Der 28-jährige Italiener entschied die 5

01.02.2025Del Grosso in Liévin eine Nummer zu groß für die U23-Konkurrenz

(rsn) – Tibor del Grosso hat bei der Cross-WM in Liévin seinen U23-Titel verteidigt. Der Niederländer fuhr seinen Gegnern schon in der Auftaktrunde auf und davon und feierte mit 56 Sekunden Vorspr

01.02.2025Mallorca Challenge: Trofeo Andratx – Pollenca abgebrochen

(rsn) – Auf Mallorca ist die Trofeo Andratx – Pollenca (1.1) rund 125 Kilometer vor dem Ziel abgebrochen worden – wie es hieß, nach einer entsprechenden Forderung der Fahrer. Die Bedingungen au

01.02.2025Grossmann tief enttäuscht: “Der Traum war der Titel“

(rsn) - Noch beim Interview flossen die Tränen über Anja Grossmanns Gesicht. Die Schweizerin war bei der Cross-WM im Rennen der Juniorinnen auf dem vierten Platz gelandet und darüber tief enttäusc

01.02.2025Revols Technik setzt sich gegen Bukovskas Kraft durch

(rsn) - Lise Revol hat sich die erste Goldmedaille in einem Einzelwettbewerb bei der Cross-WM in Liévin gesichert. Die 16-jährige Französin setzte sich in einem bis zur Zielgerade packenden Duell m

01.02.2025Bäckstedt und del Grosso wollen Titel verteidigen, Benz mit Chancen

(rsn) – Sieben Titel werden bei der Cyclocross-Weltmeisterschaft im nordfranzösiaschen Liévin vom 31. Januar bis zum 2. Februar 2025 vergeben. Neben dem Regenbogentrikot bei den Frauen am Samstag

01.02.2025Das Programm der Cyclocross-Weltmeisterschaften von Liévin

(rsn) – In sieben Wettbewerben an drei Tagen werden bei den UCI-Cyclocross-Weltmeisterschaften (31. Januar – 2. Februar) in Liévin im Norden Frankreichs Medaillen vergeben. Den Anfang macht dabei

01.02.2025Dauerbrenner Meisen gibt in Liévin seine Abschiedsvorstellung

(rsn) - In den vergangenen knapp 20 Jahren war Marcel Meisen aus dem deutschen Cyclocross-Sport nicht wegzudenken. Neun nationale Titel hat der Stolberger in der Elite errungen, dazu kommt noch einer

01.02.2025UCI schafft Women´s WorldTour-Rankings und -Führungstrikots ab

(rsn) – Für einige Regeländerungen dreht der Radsport-Weltverband UCI gerne die Öffentlichkeitsarbeits-Maschinerie an. Das ist meistens dann der Fall, wenn sicherheitsrelevante Themen angegangen

01.02.2025Wollaston beißt sich in den Rampen fest und ist im Sprint die Schnellste

(rsn) – Ally Wollaston (FDJ – Suez) hat zum Abschluss des australischen Radsport-Sommers beim Cadel Evans Great Ocean Road Race (1.WWT) eindrucksvoll unterstrichen, weshalb sie als eine der meistv

01.02.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • AlUla Tour (2.1, 000)
  • Trofeo Andratx - Pollenca (1.1, ESP)
  • Grand Prix Antalya (1.2, TUR)