70. Paris-Nizza: Wiggins im Gelben Trikot

Degenkolb nur von Boonen und Rojas geschlagen

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Tom Boonen (Omega Pharma-QuickStep) gewinnt die 2. Etappe von Paris-Nizza. | Foto: ROTH

05.03.2012  |  (rsn) – Auf der 2. Etappe von Paris-Nizza hat John Degenkolb (Project 1t4i) nicht viel zum ersten Saisonsieg gefehlt. Der 23 Jahre alte Erfurter musste sich über 185,5 Kilometer von Mantes-la-Jolie nach Orléans im Sprint einer 21 Fahrer starken Spitzengruppe nach großem Kampf nur dem Belgier Tom Boonen (Omega Pharma-QuickStep) und dem Spanier José Joaquin Rojas (Movistar) geschlagen geben. Boonen feierte bereits seinen fünften Sieg in diesem Jahr und erhöhte die Bilanz seiner Mannschaft auf 17 Saisonerfolge.

„An erster Stelle will ich mich beim Team bedanken. Levi Leipheimer, Sylvain Chavanel und Nikolas Maes haben einen tollen Job gemacht”, kommentierte Boonen seinen ersten Sieg in einem WorldTour-Rennen in diesem Jahr. „Ich musste an zwei Gruppen vorbeiziehen, um zur Spitze zu kommen. Danach war das Rennen wirklich hart. Jeder war daran interessiert, Zeit im Gesamtklassement gutzumachen. Dazu war es kalt und windig und auf den letzten Kilometern begann es zu regnen. Ich spürte meine Hände nicht mehr. Aber es war okay, denn wir haben es gepackt. Bis jetzt bin ich glücklich, mich für Paris-Nizza entschieden zu haben.“

„Gegen Tom Boonen hatte ich heute keine Chance. Er hat eine wahnsinnige Form“, schrieb Degenkolb nach seinem bisher besten Saisonergebnis auf seiner Homepage. „Mit meinem dritten Platz bin ich aber trotzdem zufrieden. Es kommen ja auch noch einige Etappen, auf denen ich zuschlagen kann.“

Vierter wurde der Het Nieuwsblad-Sieger Seb Vanmarcke (Garmin-Barracuda) vor dem Italiener Francesco Gavazzi (Astana) und dem Spanier Angel Vicioso (Katusha) Auf Platz sieben folgte der Belgier Maxime Monfort (RadioShack-Nissan), Rang acht belegte der US-Amerikaner Taylor Phinney (BMC) vor Rojas’ Landsmann und Teamkollege Alejandro Valverde und dem Waliser Geraint Thomas (Sky).

Bereits am zweiten Tag der Fernfahrt fiel bei böigem Wind, immer wieder einsetzenden Regenschauern und Temperaturen um die zehn Grad eine Vorentscheidung im Gesamtklassement. Etwa bei Halbzeit des Rennens bildete sich auf einer Windkante die eine Ausreißergruppe, in der zwar Bradley Wiggins (Sky) und Levi Leipheimer (Omega Pharma-QuickStep), nicht aber der Gesamtführende Gustav Larsson (Vacansoleil-DCM) und auch nicht die beiden Deutschen Tony Martin (Omega Pharma-QuickStep) und Andreas Klöden (RadioShack-Nissan) dabei waren.

Im Ziel hatte die Gruppe rund 2:30 Minuten Vorsprung. Neuer Träger des Gelben Trikots ist Wiggins, der nun mit sechs Sekunden Vorsprung auf Leipheimer und sieben auf Boonen führt. Während Martin und Klöden im Gesamtklassement keine Chancen mehr haben, liegen Van Garderen (BMC / + 0:11) als Gesamtvierter, der Franzose Sylvain Chavanel (Omega Pharma-Quick Step / + 0:14) auf Rang fünf und Monfort (+0:18) auf Position sechs weiter aussichtsreich im Rennen.

„Das Wetter spielt hier eine ganz entscheidende Rolle, weil du immer nur ein paar Sekunden davon entfernt bist auszuscheiden. Wenn du einmal stürzt, schaffst du es nicht mehr an die Spitze zurück, weil das Feld in so viele Gruppen zerteilt ist. Das ist ein echter Drahtseilakt und du bist unglaublich erleichtert, wenn du das Ziel erreichst“, erklärte der neue Träger des Gelben Trikots. „Morgen wird es genauso, aber wir können dann hoffentlich das Rennen besser kontrollieren.“

Auf den ersten 60 Kilometern deutete nicht viel darauf hin, dass sich das Rennen bald darauf zuspitzen sollte. Bis dahin blieb das Feld bei starkem Gegenwind zusammen, bevor der Belgier Olivier Kaisen (Lotto Belisol) einen Angriff wagte, der nach zwischenzeitlichem Vorsprung von rund zwei Minuten aber knapp 30 Kilometer später schon wieder beendet war. Kaisen gewann zwar die einzige Bergwertung des Tages, da aber der Träger des Bergtrikots, sein Landsmann Thomas De Gendt (Vacansoleil-DCM) sich Rang zwei sicherte, blieb an der Spitze dieser Sonderwertung alles beim Alten.

Kurz nach der Verpflegung bei Kilometer 93,5 fuhren zunächst elf Mann dem Feld davon, kurz darauf gefolgt von weiteren 18 Fahrern. Nach einem Sturz, von dem unter auch der Freiburger Heinrich Haussler (Garmin-Baracuda) und der Hannoveraner Grischa Niermann (Rabobank) in Mitleidenschaft gezogen wurden, schrumpfte die Spitzengruppe dann auf letztlich 21 Mann zusammen.

Dahinter war das Feld zwischenzeitlich sogar in mehrere Staffeln zersplittert, die zwar wieder zusammenfanden, aber nicht mehr den Zusammenschluss mit der Boonen-Wiggins-Gruppe schafften. Dort erkannte man sehr schnell die Chance und fuhr schnell einen Vorsprung von zunächst eineinhalb Minuten und dann sogar mehr als zwei Minuten heraus. Die Verfolgungsarbeit von Rabobank und Saur-Sojasun, beide ohne Fahrer in der Spitzengruppe, blieb ohne Erfolg. Wiggins sicherte sich sogar noch den einzigen Zwischensprint und war damit schon virtueller Träger des Gelben Trikots.

Degenkolb hatte nicht nur das Pech, dass keiner seiner Teamkollegen den Sprung in die Gruppe geschafft hatte, sondern auch noch mit einem Defekt zu kämpfen, der ihn 30 Kilometer vor dem Ziel aus der Spitze zurückwarf. Schnell fand der U23-Vizeweltmeister von 2010 aber wieder den Anschluss.

Boonen dagegen hatte mit dem Französischen Meister Chavanel, Leipheimer und seinem Landsmann Nikolas Maes gleich drei Helfer an seiner Seite (Omega Pharma), Rojas konnte auf die Dienste von Alejandro Valverde vertrauen. Mit dabei waren außerdem Monfort, Wiggins, Thomas, Valverde, Rojas, Gavazzi, sein kroatischer Teamkollege Robert Kiserlovski (Astana), der Niederländer Lieuwe Westra (Vacansoleil-DCM), die Franzosen Anthony Ravard (AG2R) und Arnold Jeannesson (FDJ-BigMat), der US-Amerikaner Tejay Van Garderen (BMC), Vanmarckes Teamkollegen Andreas Klier und Martijn Maaskant (Garmin) sowie der Slowene Simon Spilak (Katusha).

Unbeeindruckt von Wind und Regen jagte die Gruppe dem Ziel entgegen, wo es nach halbherzigen Attacken von Westra und Thomas zur Sprintentscheidung kam. Degenkolb und Boonen eröffneten zugleich das Finale, doch der 31 Jahre alte Belgier hatte mehr Kraftreserven als sein acht Jahre jüngerer Konkurrent, der auch noch Rojas an sich vorbeiziehen lassen musste.

 

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