99. Tour de France: Tony Martin im Sturzpech

Sagan feiert Favoritensieg, Cancellara behält Gelb

Foto zu dem Text "Sagan feiert Favoritensieg, Cancellara behält Gelb"
Peter Sagan (Liquigas-Cannondale) gewinnt die 1. Etappe der Tour de France. | Foto: ROTH

01.07.2012  |  (rsn) – Fabian Cancellara (RadioShack-Nissan) hat auf der 1. Etappe der 99. Tour de France sein Gelbes Trikot auf beeindruckende Art und Weise verteidigt. Den Tagessieg über 198 Kilometer von Lüttich nach Seraing sicherte sich der Slowakische Meister Peter Sagan (Liquigas-Cannondale), der im Sprint eines Spitzentrios Cancellara und Edvald Boasson Hagen (Sky) auf die Plätze verwies.

Tagesvierter wurde der Belgier Philippe Gilbert (BMC) vor dem Niederländer Bauke Mollema (Rabobank) und dem Spanier Alejandro Valverde (Movistar). Es folgten Mollemas Landsmann und Teamkollege Robert Gesink, der Ire Daniel Martin, Giro-Sieger Ryder Hesjedal (beide Garmin-Sharp) und der Belgier Dries Devenyns aus Tony Martins Omega Pharma-QuickStep-Team.

Der Zeitfahrweltmeister kam ebenso wie Andreas Klöden (Radioshack-Nissan) und Dominik Nerz (Liquigas-Cannondale) zeitgleich mit Sagan ins Ziel, hatte sich aber bei einem Sturz nach elf Kilometern an der Schulter und am Handgelenk verletzt und musste danach vom Rennarzt behandelt werden. Nach dem Zieleinlauf wurde Martin zum Röntgen ins Krankenhaus gebracht. „Ich bin immer optimistisch, aber es sieht nicht so gut aus“, erklärte Teamarzt Helge Riepenhof dazu.

An der Spitze der Gesamtwertung gab es keine Veränderungen. Cancellara führt mit je sieben Sekunden auf Bradley Wiggins (Sky) und den Franzosen Sylvain Chavanel (Omega Pharma-QuickStep). Vierter ist der US-Amerikaner Tejay Van Garderen (BMC/+0:10), der sein Weißes Trikot vor Boasson Hagen (+0:11) verteidigte.

Der Erfurter Patrick Gretsch (Argos-Shimano) konnte seinen siebten Platz aus dem Prolog nicht behaupten und fiel aus den Top Ten heraus. Dagegen verbesserte sich Titelverteidiger Cadel Evans (BMC/+0:17) auf Rang acht. Vor ihm liegen der Russe Denis Mentschow (Katusha) und Gilbert (beide +0:13). Als bester deutscher Fahrer wird Klöden (+0:19) auf Rang elf geführt.

Die vier Franzosen Yohann Gène (Europcar), Maxime Bouet (Ag2r), Nicolas Edet (Cofidis) sowie Anthony Delaplace (Saur-Sojasun) machten sich bereits kurz nach dem Start in Lüttich in Begleitung des Spaniers Pablo Urtasun (Euskaltel) und des Dänen Michael Morkov (Saxo Bank) auf und davon. Schon nach elf Kilometern durchlebte Tony Martin (Omega Pharma Quickstep) die nächste Schrecksekunde, als er wie mehrere andere Fahrer auch stürzte und sich dabei nach Angaben des Rennarztes eine Prellung am Bein und eine Verletzung des Handgelenks zuzog.

Bei der Fahrt mit insgesamt fünf Bergwertungen der 4. Kategorie erarbeitete sich das Sextett schnell einen Vorsprung von 4:15 Minuten nach rund 60 gefahrenen Kilometern. Morkov, der nach dem gestrigen Prolog nur 24 Sekunden Rückstand auf Cancellara (RadioShack-Nissan) aufwies, war den Großteil der Etappe als virtueller Träger des Gelben Trikots unterwegs und sicherte sich drei der ersten vier Bergwertungen und damit das Gepunktete Bergtrikot.

Cancellaras Team besorgte erwartungsgemäß den Großteil der Verfolgungsarbeit und gab bei relativ gemächlichem Tempo den Ausreißer nicht mehr als 4:40 Minuten an Vorsprung. Beim Zwischensprint (km 116,5) holte sich Géne die Maximalpunktzahl (20), aus dem Feld heraus holte sich Matthew Goss (Orica-GreenEdge) rund drei Minuten hinter dem Ausreißer-Sextett noch neun Punkte, gefolgt von Mark Cavendish (Sky/8), André Greipel (Lotto/7) und Mark Renshaw (Rabobank/6).

In der zweiten Rennhälfte spielte das Feld mit den Ausreißern Katz und Maus. 30 Kilometer vor dem Ziel war der Vorsprung der Spitzengruppe unter die Minutenmarke gesunken – doch selbst danach fuhr das Peloton in breiter Formation, offensichtlich nicht gewollt, die Fluchtgruppe früher als unbedingt nötig wieder zu stellen. Für Aufregung sorgten zwei Stürze innerhalb von einem Kilometer (23-22), in den auf breiter Straße unter anderem Luis Leon Sanchez (Rabobank), Vladimir Karpets (Movistar), Michael Rogers (Sky), Julien Simon (Saur-Sojasun) und Maxime Monfort (RadioShack-Nissan) verwickelt waren. Ursache für den zweiten Sturz war ein fotografierender Zuschauer, der sich zu weit auf die Straße vorgewagt hatte.

Alle gestürzten Fahrer konnten zwar das Rennen fortsetzen, brauchten jedoch einige Kilometer, ehe sie wieder Anschluss an das Feld gefunden hatten, in dem sich mittlerweile der BMC-Zug für Evans und Gilbert vorne zeigte.

Trotz zähem Widerstands mussten sich die Ausreißer rund neun Kilometer vor dem Ziel nach einer Flucht von fast 190 Kilometern dem jagenden Feld geschlagen geben. Auf dem Flachstück entlang der Maas versuchten zahlreiche Teams, einen Zug an der Spitze des Feldes zu etablieren – am erfolgreichsten war dabei Greipels Team, das sich auf den letzten sechs Kilometern die Führungsarbeit übernahm, darunter auch der Sprintkapitän selber.

Am Fuß des 2,4 Kilometer langen und im Schnitt 4,7 Prozent steilen Schlussanstiegs in Seraing waren dann aber bereits die Kapitäne in der ersten Reihe zu sehen. Der Französische Zeitfahrmeister Sylvain Chavanel (Omega Pharma-QuickStep) eröffnete das Finale und zerriss mit seinem Antritt das Feld. Cancellara schloss zu Chavanel auf und ließ den 33-Jährigen mit seiner Konterattacke hinter sich. Dem fulminanten Angriff des Berners 1,5 Kilometer vor dem Ziel konnte zunächst nur Sagan folgen, kurz darauf schloss noch Boasson Hagen auf.

Von seinen beiden Begleitern konnte Cancellara keine Hilfe erwarten. Sagan spekulierte auf den Etappensieg und der Norwegische Meister hatte seine liebe Mühe und Not, überhaupt das Hinterrad zu halten. Auf den letzten Metern konnten die Verfolger doch noch zu dem Trio aufschließen, in den Kampf um den Etappensieg aber nicht mehr eingreifen. Den holte sich der 22-jährige Tour-Debütant Sagan, der damit in eindrucksvoller Manier seiner Favoritenrolle gerecht wurde.

„Natürlich wurde ich zum Favoriten dieser Etappe erklärt“, sagte Sagan im Ziel. „Ich hatte mir gedacht, dass Chavanel im Finale was probieren würde. Ich wollte an der steilsten Passage attackieren. Es war sehr, sehr gut, dass Cancellara dabei war. Ich habe gesehen, dass er sehr gute Beine hatte und es war gut, dass ich mich hinter ihn klemmen konnte.“

Später mehr

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.12.2013Die Queen schlägt Wiggins zum Ritter

London (dpa) - Bradley Wiggins ist im Londoner Buckingham-Palast von der Queen zum Ritter geschlagen worden. Zum Jahresbeginn war die jetzt vollzogene Zeremonie angekündigt worden. Deshal

29.11.2013Wiggins zahlte Froomes Tour-Präme mit einem Jahr Verspätung

(rsn) – Das Verhältnis zwischen Chris Froome und Bradley Wiggins gilt gelinde gesagt als nicht ganz spannungsfrei. Das belegt auch eine Episode aus dem neuesten Buch des britischen Journalisten Dav

17.12.2012Wiggins zur BBC Sports Personality of the Year gewählt

(rsn) – Bradley Wiggins (Sky) hat den prestigeträchtigsten Auszeichnung im britischen Sport gewonnen. Der Gewinner der diesjährigen Tour de France ist zur BBC Sports Personality of the Year gewäh

07.12.2012Wollte Wiggins die Tour verlassen?

(rsn) – Überraschende Offenbarung im Team Sky! Angeblich wollte Bradley Wiggins nachdem er ausgerechnet von seinem Teamkollegen Christoper Froome auf der 11. Etappe im Anstieg nach La Toussuire att

13.09.2012Hollywood will Wiggins´ Leben verfilmen

(rsn) – Die Geschichte des britischen Tour-de-France-Siegers Bradley Wiggins (Sky) könnte schon bald in einem Hollywood-Film festgehalten werden. Laut „Daily Express“ gibt es Pläne, das Leben

17.08.2012Alle weiteren Tour-Tests negativ

(rsn) – Fränk Schleck (RadioShack-Nissan) bleibt der einzige Fahrer, der bei der Tour de France 2012 positiv getestet worden ist. Wie der Radsport-Weltverband UCI am Nachmittag mitteilte, seien all

29.07.2012Greipels Gold-Traum geplatzt

(rsn) – Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt! „Ich bin schon enttäuscht, hatte mit mehr gerechnet. Im Finale lief das Rennen ganz anders als gedacht“, klagte Patrick Moster, der

28.07.2012Arndt & Co. zählen zu den Medaillen-Kandidatinnen

(rsn) – Im Olympischen Straßenrennen der Frauen zählen die deutschen Starterinnen zu den großen Medaillen-Kandidatinnen. 24 Stunden vor dem Start hat der Bund Deutscher Radfahrer sein endgültige

26.07.2012Hondo: Blitz-Comeback nach schwerem Tour-Sturz

(rsn) - Drei Tage nach seinem schweren Sturz auf der Abschlussetappe der Tour de France saß Danilo Hondo (Lampre-ISD) schon wieder im Rennsattel. Bei der Tour de Neuss belegte der 38-Jährige den vie

26.07.2012Gretsch: "Das hat Hunger auf mehr gemacht"

(rsn) – Bei seiner ersten Tour de France wusste Patrick Gretsch (Argos-Shimano) nicht nur in seiner Spezialdisziplin, dem Zeitfahren, zu überzeugen. Der 25 Jahre alte Erfurter mit Wohnsitz im Schwe

25.07.2012Christian Knees: "Der größte Moment meiner Karriere"

(rsn) – Bei seiner siebten Tour-Teilnahme hat Christian Knees (Sky) den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere erreicht. Der 31 Jahre alte Rheinbacher trug seinen Teil dazu bei, dass sein Kapitän

25.07.2012Greipel schlägt Sagan in Stiphout

(rsn) - Wie jedes Jahr starten die Stars der Tour de France direkt im Anschluss  bei kleinen Rennen und Kriterien und zeigen sich ihren Fans hautnah. Für die Fahrer lohnt es sich ebenfalls, da sie m

Weitere Radsportnachrichten

05.11.2024Tod der Mutter verdrängte sportliche Erfolge in den Hintergrund

(rsn) – Hinter Anton Albrecht (P&S Metalltechnik – Benotti) liegt ein schwieriges Jahr. Im Saisonverlauf wusste er zu überzeugen und sich etwa mit einem zweiten Etappenrang bei Belgrade Banjaluka

05.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport

(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor

04.11.2024dsm-Profi Bevin stellt sein Rad in die Ecke

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert

(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin

04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg

(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.

04.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

03.11.2024Ein Lernjahr mit einem großen Rückschlag

(rsn) – 2024 war ein Jahr mit Licht und Schatten für Fabian Steininger (Maloja Pushbikers). Der 24-jährige Österreicher ging in seine zweite Saison beim deutschen Kontinental-Team und fühlte si

03.11.2024Nys fliegt in Pontevedra zu seinem ersten großen Titel

(rsn) – Nach seinem schwarzen Tag in Pontchateau im letzten Jahr hat der Belgier Thibau Nys im spanischen Pontevedra zum Abschluss der Cross-Europameisterschaften seinen ersten großen Titel in der

03.11.2024Van Empel zum dritten Mal in Folge Europameisterin vor Alvarado

(rsn) – Fem van Empel heißt die alte und neue Cross-Europameisterin. Im spanischen Pontevedra schlug die Niederländerin bei sommerlichen Temperaturen im Sprintduell ihre Landsfrau Ceylin del Carme

03.11.2024Nach Haverdings Pech macht Michels die Titelverteidigung klar

(rsn) – Jente Michels ist bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda die Titelverteidigung im U23-Rennen der Männer gelungen. Der 21-jährige Belgier setzte sich auf dem technisch anspruchsvollen un

03.11.2024Gery sprintet aus Schreibers Windschatten zur Goldmedaille

(rsn) – Mit einem cleveren Auftritt hat sich Célia Gery bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda den Titel im Rennen der U23 Frauen gesichert. Die 18-jährige Französin verwies im Sprintduell die

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine