Zum 30. Geburtstag Platz sieben als Trostpreis

Greipel: "Das hier ist kein ´Wünsch Dir was´"

Foto zu dem Text "Greipel:
André Greipel (Lotto Belisol) wurde Siebter der 15. Tour-Etappe. | Foto: ROTH

16.07.2012  |  Pau (dapd/rsn) -  Seinen Ruf als bester Sprinter im Feld der 99. Tour de France hat er erneut bestätigt, in Feierlaune war André Greipel (Lotto Belisol) an seinem Ehrentag aber trotzdem nicht. Eine Ausreißergruppe um den französischen Tagessieger Pierrick Fedrigo (FDJ-BigMat) und dessen Landsmann Thomas Voeckler (Europcar) hatte dem deutschen Top-Sprinter den Traum vom vierten Etappensieg an seinem 30. Geburtstag durchkreuzt.

"Wir sind hier nicht bei 'Wünsch Dir was'. Es war unmöglich, das Feld zu kontrollieren. Gegen Voeckler und Co. war kein Kraut gewachsen. Ich konnte auch nicht erwarten, dass meine Jungs alles opfern", sagte Greipel, nachdem er auf der 15. Etappe über 158,5 Kilometer von Samatan nach Pau mit dem siebten Platz vorlieb nehmen musste.

Den Prestigeerfolg beim Sprint des Hauptfeldes hinter der sechsköpfigen Ausreißergruppe wollte sich der WM-Dritte aber trotzdem nicht nehmen lassen. Zumal sein bislang so überzeugender Lotto-Sprintzug auch ein wenig für die noch möglichen zwei Massenankünfte der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt üben konnte. Ein Geschenk gab es also nicht zum Geburtstag, angestoßen werden soll im Teamhotel in Pau aber trotzdem - wenn auch nur mit Bier. Greipel kann es sich erlauben, schließlich steht am Dienstag der zweite Ruhetag auf dem Programm.

Dass es nicht zum Massensprint kam, hat sich Greipel durch seine drei überlegenen Etappensiege auch ein Stück weit selbst zuzuschreiben. So haben die restlichen Sprinterteams kaum mehr ein Interesse daran, bei der Verfolgung der Ausreißergruppen mitzuhelfen. So war es auch am Montag, als das Team Sky um Weltmeister Mark Cavendish und Orica GreenEdge um Vizeweltmeister Matthew Goss die Zusammenarbeit verweigerte.

"Plötzlich hat Sky die Beine hochgelegt und auch GreenEdge hat nichts gemacht. Das habe ich nicht verstanden", monierte Greipels Teamkollege Marcel Sieberg, dessen Bornchitis zwar am Abklingen ist, der aber einer von drei kranken fahrern im Team ist. "Wir wollten nicht alle Kräfte opfern", gab der 30-Jährige zu.

Zumal Team Sky längst andere Ziele verfolgt. Schließlich haben die Briten in Bradley Wiggins den Gesamtersten in ihren Reihen. Und der Bahn-Olympiasieger wird das begehrte "Maillot Jaune" auch nach dem Ruhetag am Dienstag auf seinen Schultern tragen. Wiggins verlebte einen Tag nach der Skandal-Etappe nach Foix mit dem Sabotage-Akt durch auf die Straße geworfene Teppichnägel einen weitaus weniger aufregenden Tag. 2:05 Minuten beträgt weiterhin sein Vorsprung auf Sky-Teamkollege und Landsmann Christopher Froome. Dritter ist 2:23 Minuten zurück der Italiener Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale).

Aber auch Greipels Team hat noch ambitionierte Ziele. "Wir wollen jetzt alle neun Fahrer nach Paris durchbringen und Jürgen Van den Broeck aufs Podium helfen", so Greipel. Der Belgier ist derzeit Gesamtfünfter, mit einem Rückstand von 2:25 Minuten auf Nibali. Und der deutsche Sprintkapitän hat auch noch ein persönliches Ziel: die Massenankunft auf den Champs-Elysées zum Abschluss der Tour. Hier möchte Greipel zu gern seinen vierten Tour-Etappensieg 2012 feiern.

Am Dienstag darf der Tour-Tross am zweiten Ruhetag neue Kräfte sammeln, ehe es am Mittwoch auf der zweiten Pyrenäen-Etappe wieder ernst wird. Auf dem 197 Kilometer langen Teilstück von Pau nach Bagneres-de-Luchon warten jeweils zwei Bergwertungen der ersten und höchsten Kategorie auf die Fahrer. Dabei geht es unter anderem über den Col d'Aubisque und den berüchtigten Col du Tourmalet.

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