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17.07.2012 | Pau (dapd) - Cadel Evans (BMC) wohnt gediegen mit Blick auf die Pyrenäen im Hotel Parc Beaumont in Pau, Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale) macht es sich im Design-Hotel Rex im eher tristen Tarbes gemütlich. Eine Frage schwirrt an diesem zweiten Ruhetag der Tour de France allerdings beiden durch den Kopf: Wie stoppen wir Bradley Wiggins (Sky)? Der britische Gesamterste kontrolliert das Rennen fast nach Belieben und gibt sich bisher erfolgreich alle Mühe, sowohl Vorjahressieger Evans als auch dem Italiener Nibali den Spaß am Angriff zu nehmen.
Dabei hat Wiggins' Trainer Tim Kerrison die Schwächen seines hageren Schützlings schon längst ausgeplaudert. "Wir haben die Daten der Tour de France aus den vergangenen Jahren analysiert. Dabei haben wir festgestellt, dass Bradley bei drei Dingen Probleme bekommt: Wenn die Steigung über zehn Prozent steil ist, wenn es über 1.700 Meter geht und wenn es heiß ist", erklärte Kerrison.
Dass Wiggins selbst bei Rampen mit über 20 Prozent Steigung keine Probleme hat, hat er ebenso bewiesen wie das Problem mit der Höhe. Bleibt also die Hitze. Und da dürften Evans und Nibali zumindest ein bisschen Hoffnung schöpfen. Für die beiden schweren Pyrenäen-Etappen am Mittwoch und Donnerstag sollen die Temperaturen auf 30 Grad steigen.
Wiggins übt sich in britischer Gelassenheit. Die beiden Etappen, sagte er flapsig, habe er sich noch gar nicht angeschaut. Vielleicht am Dienstagabend. Bereits am Mittwoch stehen zwei Berge der höchsten und zwei der ersten Kategorie - darunter der legendäre Col du Tourmalet - auf dem Programm. Einen Tag später folgt dann die letzte Bergankunft der diesjährigen Tour in Peyragudes.
Sollte Wiggins auch danach noch das Gelbe Trikot haben, dürfte die Tour gelaufen sein. Im Zeitfahren am Samstag würde er dann seinen Vorsprung sogar noch ausbauen dürfen. Nibali und Evans müssen attackieren, um ihre Rückstände von 2:23 respektive 3:19 Minuten zu verringern.
Was Wiggins betrifft, gibt es eine Sache, mit der Kerrison nicht gerechnet hat, weil sie sich nicht an Daten ablesen ließ. Ausgerechnet Helfer Christopher Froome macht in den Bergen einen stärkeren Eindruck als Wiggins, liegt als Zweiter 2:05 Minuten zurück.
Der 27 Jahre alte Froome ist mit der Situation nicht gerade glücklich und gibt dies auch offen zu. "Es ist ein sehr, sehr großes Opfer", sagte der gebürtige Kenianer. Sollte Wiggins in den Bergen schwächelen, fügte er an, werde er angreifen, um das Gelbe Trikot für Sky zu behaupten.
Wenn er sich da mal nicht täuscht. Denn Sky-Sportdirektor Sean Yates stellte klar: "Wenn Bradley in den Pyrenäen Probleme bekommt, wird Froome an seiner Seite sein." So wird der noch schmaler als Wiggins wirkende Froome an den kommenden beiden Tagen damit beschäftigt sein, die Attacken von Nibali und Evans zu kontern.
Zumindest Evans kam Wiggins am Ruhetag schon einmal ganz nah. Der Zufall wollte es, dass auch die britische Sky-Mannschaft im Parc Beaumont abgestiegen war - mit Blick auf die nahen Pyrenäen und alles, was da kommen mag.
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