--> -->
23.10.2012 | (rsn) - Da macht es sich Pat McQuaid doch ein wenig einfach. Zur Hälfte stimme ich dem Iren völlig zu - aber der zweite Teil ist grundverkehrt.
Armstrong darf auf keinen Fall vergessen werden - sein Fall muss Abschreckung und Mahnung sein. Je mehr man über den Texaner, seine Methoden und Machenschaften weiß, desto besser.
Dazu gehört auch, dass er durchaus von der UCI im Laufe seiner Karriere bevorzugt behandelt worden sein könnte - aber dass auch dieser Protektionismus seine (späten) Grenzen hat.
Und es kann eigentlich kaum eine größere Abschreckung geben als die Tatsache, dass auch der größte Star, den der Radsport hatte, die einzige Sport-Ikone mit weltweiter Bekanntheit, die er je besaß, am Ende doch gestürzt wurde. Sehr spät, nicht vom Radsport selbst - aber eben doch gestürzt.
Fraglos: Die UCI hat sich alles andere als mit Ruhm bekleckert über die Jahre. McQuaid kommt nur dann gut weg, wenn man ihn mit seinem noch schlimmeren Vorgänger Hein Verbruggen vergleicht. Aber sie hat es geschafft, jetzt im letzten Moment die Reißleine zu ziehen und die unseligen Bande zu Armstrong zu kappen.
Entscheidend ist jetzt, ob der Verband wirklich die Kurve kriegt, endlich Teil der Lösung statt des Problems wird. Ganz glauben kann ich das noch nicht. So hart McQuaid gegen Armstrong war (was jetzt eben auch leicht ist), so hart wehrte er sich aber auch gegen jede Kritik an ihm und der UCI: Paul Kimmage wird weiter der Prozess gemacht, Doping-Forscher Michael Ashenden freundlich geraten, lieber im Labor zu werkeln als sich kritisch zu äußern.
So aber wird der beschworene "Kulturwandel" nicht zu schaffen sein.
Dabei ist die UCI gefordert wie nie: Das Erdbeben bietet die Chance für radikale Schritte, die in etlichen Monaten nicht mehr so einfach durchzusetzen wären. Bei der nun wieder anstehenden Lizenzvergabe sollten die ethischen Gesichtspunkte wieder stärker gewichtet werden - so lange etwa gegen Winokurow und Ekimov massive Verdachtsmomente nicht ausgeräumt sind, dürfen sie nicht ganze Teams managen. So lange Riis nicht die im Raum stehenden Vorwürfe ausgeräumt hat, ist er als Chef eines Rennstalls untragbar.
Ich halte nichts von einem Radikalschnitt wie beim Team Sky - das ist auch keine Lösung. Wer glaubhaft reinen Tisch macht, sich vielleicht auch seit Jahren nach einstigem Fehlverhalten nun auf sauberem Wege abmüht, der sollte weiter eine Zukunft im Radsport haben - Garmin macht das aus meiner Sicht genau richtig.
Ja, auch Armstrong war nur ein Kind seiner Zeit, aber das entschuldigt sein Handeln nicht. Viele, sehr viele haben gedopt - aber keiner hat sich so dreist gegeben, Kritiker so massiv angegangen, Vorwürfe so rotzig abgestritten. Je mehr Indizien es gab, desto radikaler wurde Armstrong.
Nicht vergessen: Seine Rückkehr 2009 hätte ihm die Chance gegeben, wie von ihm ja auch groß angekündigt, als sauberer Athlet seine heißgeliebten Kritiker Lügen zu strafen. Doch Armstrong konnte & wollte gar nicht anders. Ohne seinen "Dr. Evil" Michele Ferrari hätte ihm das Tempo gefehlt.
Mit Oakley hat sich nun der letzte verbliebene Sponsor abgewandt und auch die UCI hatte keine Lust, als "Stellvertreter" für Armstrong vor den CAS zu ziehen: Die Aspekte im Urteil der USADA, die ihr missfielen, solle doch bitte der Hauptbetroffene selbst anfechten.
Doch der tut weiter so, als sei nichts passiert. Es ist ein wenig wie die Szene in "Nackte Kanone", in der Frank Drebin die schaulustige Menge bei der Explosion eines kompletten Waffenladens mit den Worten "Bitte gehen sie weiter, es gibt nichts zu sehen" zu zerstreuen versucht.
Ungerührt präsentierte sich Armstrong also noch am Wochenende, ging mit keinem Wort bei den Auftritten für seine Stiftung darauf ein, dass er in den Trümmern seiner Karriere steht. Zwar hat er sich nicht mehr offensiv als "siebenfacher Toursieger" vorgestellt, wie noch Ende August in Kanada, als er die Vorwürfe der USADA schon nicht mehr angreifen wollte - die Konsequenzen aber zu ignorieren versuchte.
Nun sprach er von einer "interessanten Zeit", verstieg sich auch noch dazu, Martin Luther King zu zitieren und dessen Glaube an "unendliche Hoffnung" in einem schweren Kampf. Aber das Versteckspiel vor sich selbst wird Armstrong nicht lange durchhalten können. Über Preisgelder wird noch zu entscheiden sein, Sponsoren werden Forderungen prüfen - und das Verfahren mit 'SCAPromotions' wird neu aufgerollt werden.
Bei dieser Firma hatte sich Armstrong einst Millionen- Prämien für Tour-Siege in Serie versichern lassen. Diese Art von Wette auf sich selbst wollte SCA nicht mehr mitmachen, als der Verdacht immer größer wurde. Doch sie verlor ein Verfahren gegen Armstrong - auch, weil dieser dort unter Eid jegliches Doping bestritt und Zeugen der Anklage diffamierte.
All dies wurde auf Video festgehalten und unlängst vom australischen Sender ABC in einer ausgezeichneten Dokumentation gezeigt - nach diesen 45 Minuten bleiben keine Fragen, sondern nur noch Kopfschütteln.
Doch aufgepasst: Im Wirbel um Armstrong ging vielfach unter, dass sich ein neuer Doping-"Tsunami" aufbaut - und dessen Verwicklungen liegen nicht viele Jahre zurück, sondern sind höchst aktuell.
"Ein schwarzes Loch ohne Boden" nennt die Gazzetta dello Sport die Ermittlungen in Padua um Ferrari und sein Doping-System - längst nicht beschränkt auf ein Team oder ein Land. Dass Ferrari vor den Enthüllungen der italienischen Presse noch die Chuzpe hatte, sich als verfolgte Unschuld im USADA-Verfahren hinzustellen, macht ihn zum würdigen Betreuer Armstrongs und Bruyneels.
Im Doping-Dreikampf "Schweigen, Leugnen, diskreditieren" stellen sie trotz hochkarätiger Konkurrenz laufend neue Bestmarken auf.
Aber es ist eben nicht lustig. Und die wirkliche Tragik des Falls von Armstrong und seiner Hexenmeister ist der, dass eben nicht nur abgebrühte und ahnende Radfans von ihm enttäuscht wurden - sondern schwerkranke Menschen, für die er ein Hoffnungsträger in schwersten Zeiten war.
So schrieb Bruyneel in seiner vor Weihrauch strotzenden Autobiographie "We might as well win": "Allein wenn ich daran denke, was aus dem Vermächtnis dessen würde, was Lance und ich aufgebaut haben - und an die hunderttausenden von Krebs-Überlebenden, denen er geholfen und die er inspiriert hat - wenn eines Tages auch nur einer unserer unwichtigsten Fahrer einen Fehler beginge, der einen positiven Test zur Folge hätte..."
Tja - eben.
Auf den Videos von 2005 erklärt Armstrong dem Anwalt der Gegenseite ganz eindringlich, weshalb Doping nie in Frage käme: "Der Glaube aller Krebs-Überlebenden wäre auch weg - und denken sie nicht eine Sekunde, das wäre mir nicht klar. Mir geht es nicht um Geld. Das Vertrauen, das die Menschen über die Jahre hinweg aufgebaut haben, wäre ausradiert. Alles andere wäre nicht so wichtig, wie die Unterstützung von hunderten Millionen Menschen zu verlieren."
Das ist der größte Betrug Armstrongs gewesen, ein viel größerer Skandal als das Doping alleine - und das wahre Drama.
Aspen (dpa) - Lance Armstrong bangt um sein Vermögen. „Ich habe keine 100 Millionen Dollar“, sagte der lebenslang gesperrte Amerikaner der britischen Tageszeitung The Telegraph vor Beginn des vom
24.03.2015Armstrong: Kaum noch Chancen auf Reduzierung der SperreLausanne (dpa/rsn) - Der lebenslang gesperrte Lance Armstrong dürfte kaum noch Chancen auf eine Reduzierung seiner Strafe haben. David Howman, Generaldirektor der Welt Anti-Doping-Agentur WADA, ertei
18.03.2015NYT: Armstrong traf sich mit USADA-Chef TygartBerlin (dpa) - Lance Armstrong hat im Kampf um eine Reduzierung seiner lebenslangen Dopingsperre den nächsten Vorstoß unternommen. Wie die „New York Times“ berichtete, soll sich Armstrong in de
18.02.2015Fall Bruyneel: Anfang März Berufungsverhandlung vor dem CAS(rsn) – Die Berufungsverhandlung gegen den vom Amerikanischen Sportgerichtshof AAA zu einer zehnjährigen Sperre verurteilten Johan Bruyneel findet am 2. März vor dem Internationalen Sportgerichts
17.02.2015Armstrong muss um sein Vermögen fürchtenBerlin (dpa) - Auf den lebenslang gesperrten Lance Armstrong rollt eine Prozesslawine zu, der nahezu das gesamte Vermögen des entthronten siebenmaligen Tour-Siegers zum Opfer fallen könnte. Ei
16.02.2015Armstrong muss zehn Millionen Dollar an Ex-Sponsor zahlenDallas (dpa) - Der lebenslang gesperrte Lance Armstrong muss an einen früheren Sponsor zehn Millionen US-Dollar (8,824 Millionen Euro) Schadenersatz zahlen. Der 43 Jahre alte US-Amerikaner verlor ein
27.01.2015Armstrong erntet mit BBC-Interview viel KritikLondon (dpa) - Lance Armstrong kniff nur kurz die Lippen zusammen. Ohne äußerliche Regung gab er dann zu, dass er zwar 2015 nicht dopen, es in einer vergleichbaren Situation wie damals in den neunzi
26.01.2015Armstrong will kein Ausgestoßener mehr seinLondon (dpa) - Lance Armstrong würde unter gleichen Umständen wieder zu verbotenen Mitteln greifen. „Wenn man mich ins Jahr 1995 zurückversetzen würde, als Doping allgegenwärtig war, würde ich
12.12.2014Armstrong-Prozess in einer Sackgasse?Boston (dpa) - Lance Armstrong schweigt. Keine Namen von Komplizen, kein Wort über Mittäter und auch keine Hinweise auf die Ärzte im Hintergrund. Der US-Amerikaner setzt im Rechtsstreit mit staatli
23.10.2014Winokurow: „Ich fühle mich betrogen“Paris (dpa/rsn) – Astana-Teamchef Alexander Winokurow hat sich vor dem Doping-Hearing beim Radsportweltverband UCI als Opfer dargestellt und sieht sein Dopingvergehen von 2007 mit der danach erfolgt
16.10.2014Hushovd wusste schon 2011, dass Armstrong dopteOslo (dpa) - Ex-Weltmeister Thor Hushovd wusste seit 2011 von den Doping-Praktiken Lance Armstrongs nach einem privaten Gespräch mit dem inzwischen lebenslang gesperrten Ex-Profi. Der im
25.09.2014Cookson: „Die Uhr tickt"Ponferrada (dpa) - Brian Cookson drängt auf baldige Ergebnisse bei der Aufarbeitung der Doping-Vergangenheit. „Es sind Fortschritte gemacht worden, die Vergangenheit und aktuelle Gegebenheiten im A
(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport
24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe
24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w
24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts
24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä
24.12.2024Die Trikots der Women´s WorldTeams für die Saison 2025(rsn) – Auch die Teams der Women’s WorldTour zeigen ihre Trikots für die Saison, teilweise in gemeinsamen Präsentationen mit ihren männlichen Kollegen. Den Anfang machte in diesem Winter das US
24.12.2024Horror-Jahr mit zwei Knie-OPs: “Ich saß weinend auf dem Rad“(rsn) – Sie war gemeinsam mit Teamkollegin Antonia Niedermaier der Shootingstar im deutschen Frauen-Radsport und nach ihrem Tour-de-France-Etappensieg in Albi am 27. Juli 2023 die gefeierte Heldin.
24.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren
24.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem
23.12.2024Eine Saison, die keinen Grund zur Klage gab(rsn) – Auch wenn er gegenüber RSN nicht von einer perfekten ersten Saisonhälfte sprechen wollte, so war Tim Torn Teutenberg (Lidl – Trek Future Racing) doch sehr nahe dran. Dazu wurden seine st
23.12.2024Van der Poel gräbt den Schatz am Silbersee aus(rsn) – Am Zilvermeer in Mol hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) bei seinem zweiten Saisoneinsatz den zweiten Sieg gefeiert. Dabei war der Weltmeister - obwohl er es in der Anfangsphas