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18.11.2013 | (rsn) - Lance Armstrong hat in einem Exklusiv-Interview mit der britischen Daily Mail Vorwürfe gegen Ex-UCI-Präsident Hein Verbruggen erhoben und den Niederländer als Komplizen in seinen Doping-Machenschaften entlarvt. Damit bestätigte er die von der Öffentlichkeit schon lange als wahr erachteten Vorwürfe seiner ehemaligen Masseurin Emma O'Reilly, die Armstrong in Florida im Rahmen des Daily-Mail-Interviews zum ersten Mal seit 13 Jahren wieder sah.
O'Reilly hatte bezeugt, dass Armstrong bereits vor seinem ersten Tour-de-France-Sieg im Jahr 1999 positiv auf Steroide getestet worden sei, dieser Befund aber durch ein nachträglich zurückdatiertes Rezept gedeckt wurde.
„Ich erinnere mich, dass es ein Problem gab - ich weiß nicht, ob es ein positiver Test war, aber auf jeden Fall wurden Spuren gefunden. Ist ja auch egal. Ich weiß nicht mehr genau, wer im Raum war - da erinnert sich Emma besser als ich“, so Armstrong nun zu Daily-Mail-Journalist Matt Lawton. „Aber das wahre Problem war, dass es dem Sport so schlecht ging. Hein sagte: 'Das ist ein echtes Problem, das ist der K.O.-Schlag für unseren Sport im Jahr nach Festina. Wir müssen etwas dagegen tun.' Also haben wir das Rezept zurückdatiert."
Verbruggen, der weiterhin Ehrenmitglied des Internationalen Olympischen Komitees IOC ist, bestritt sein Mittun stets und war laut Daily Mail am Wochenende nicht für einen Kommentar zu erreichen. Sein Nachfolger und guter Freund Pat McQuaid sagte vor gut einem Jahr, als die „Reasoned Decision“ der US Anti-Doping-Agentur USADA zur Sperre Armstrongs publik wurde, dass „Armstrong keinen Platz mehr im Radsport“ habe. Nun schlägt der Texaner zurück: „Ich werde keinen dieser Kerle schützen. Ich hasse sie. Sie haben mich unter den Bus geworfen - ich bin fertig mit ihnen.“
Doch Verbruggen war nicht das einzige Thema, über das Lawton in Florida mit Armstrong und O’Reilly sprach. Der ehemalige siebenfache Tour-de-France-Sieger äußerte sich auch zu seinem umstrittenen Langzeit-Arzt Michele Ferrari, auf dessen Dienste er auch kurz vor seiner Sperre im Jahr 2012 noch zurückgreifen wollte, als er seine neue Triathlon-Karriere aufbaute. Warum? „I care for him“ - „Ich kümmere mich um ihn“, so Armstrong nun lapidar.
Der Texaner mag den Italiener und erzählte dann eine wohl nur in der Welt des Sportbetrugs bewundernswerte Anekdote. „2000 hat Michele gesagt, dass sie sehr nah dran an einem EPO-Test sind“, erinnerte sich Armstrong. „Er sagte ganz klar: 'Kein EPO!' Also gab es nur noch eine Transfusion. Dann ging die ganze Actovegin-Geschichte während der Tour los (als französische Journalisten Medizin-Abfälle von US Postal durchsuchten, d. Red.). Sie eröffneten die Untersuchung, beschlagnahmten die Proben und testeten sie auf EPO. Aber da war kein EPO zu finden - weil Michele sagte: ‚kein EPO‘. Es ist verrückt, denn wenn er das nicht gesagt hätte, wäre im Jahr 2000 schon alles vorbei gewesen.“
Was die eigene Betrugs-Schuld angeht sieht Armstrong weiterhin nicht ein, warum er mit seiner lebenslangen Sperre so viel härter bestraft wurde als andere Fahrer seiner Generation, die nach ihren Aussagen mit teilweise im Winter abgesessenen sechsmonatigen Sperren davon kamen.
„Wenn jeder die Todesstrafe bekäme, würde ich die Todesstrafe akzeptieren. Wenn jeder ohne Strafe davon käme, wäre ich froh auch ohne Strafe zu bleiben. Und wenn jeder sechs Monate bekommt, akzeptiere ich auch sechs Monate“, so Armstrong, der weiterhin der Meinung ist, nichts anderes getan zu haben als alle anderen. „Niemand hat Anspruch auf diese sieben Tour-Siege angemeldet. Und das wird auch niemals jemand tun“, ist er sicher und tritt damit weiterhin jenen Fahrern vor den Bug, die tatsächlich auf unerlaubte Hilfsmittel verzichteten. Gleichzeitig ignoriert er vehement weiterhin die Einwürfe derer, die immer wieder betonen, dass EPO einigen Fahrern auf Grund der körperlichen Voraussetzungen mehr half als anderen.
Dass sein Verhalten dem eines ‚Arschlochs‘ geglichen habe, will Armstrong nicht verleugnen. „Ich war ein Arschloch, aber das ist kein Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln.“ Er ist sich bewusst, dass er sich bei vielen Menschen entschuldigen muss. „Die Leute, von denen ich glaube, dass sie persönlich getroffen wurden, habe ich versucht zu kontaktieren“, so der Texaner. „Ich habe mein Bestes gegeben.
Einige wollten mich treffen, andere nicht.“ O’Reilly kontaktierte er bereits am 13. Januar, doch da war die Irin noch nicht bereit für ein Gespräch. Jetzt hingegen schon.
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