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27.04.2014 | (rsn) - „Er hätte gewonnen“, war sich Thomas Dekker in Lüttich sicher. Er, damit meinte der Niederländer seinen Teamkollegen Daniel Martin, den Titelverteidiger von Lüttich-Bastogne-Lüttich. Der nämlich bog in zweiter Position mit Tendenz nach vorne in die letzte Kurve des 263 Kilometer langen Ardennenklassikers ein. Dann aber rutschte ihm sein Rad weg und Martin stürzte. „Das ist wahrscheinlich die größte Enttäuschung seiner Karriere", fügte Dekker an.
Diesen Eindruck bestätigte auch Martin selbst nach dem Rennen indirekt. „Ich hatte wahrscheinlich schon Tränen in den Augen, bevor ich überhaupt auf dem Asphalt angekommen bin“, sagte der Ire, der letztlich als 37. über die Ziellinie rollte. „Dass nach sieben Stunden Rennen so etwas in der letzten Kurve passiert - dafür gibt es eigentlich keine Worte.“
Nach einigen schwierigeren Wochen seit der Katalonien-Rundfahrt war Martin beim Amstel Gold Race am vergangenen Sonntag mit einer Enttäuschung in die Ardennen-Woche gestartet. Der 27-Jährige fühlte sich nicht gut und gab das Rennen offiziell wegen Schmerzen im Fußgelenk und Knie auf. Die Reaktion von Teamchef Jonathan Vaughters, der ihn anschließend öffentlich kritisierte, weil er mangelnden Teamgeist bei seinem Schützling erkannt haben wollte, ließ allerdings erahnen, dass die Schmerzen nicht das einzige Problem waren. Martin hatte sich in Valkenburg nicht gut gefühlt.
Doch schon am Mittwoch beim Flèche Wallonne war der Garmin-Kapitän wie ausgewechselt. Er kletterte an der Mauer von Huy hinter dem überlegenen Alejandro Valverde (Movistar) auf Rang zwei und machte sich im Handumdrehen selbst wieder zum Favoriten auf den Lüttich-Sieg und somit seine erfolgreiche Titelverteidigung.
Im Rennen wurde Martin dieser Rolle sogar gerecht. Mit seinem Antritt auf dem letzten Kilometer meldete er seine Ansprüche auf den Sieg eindrucksvoll an. Und als er kurz vor der letzten Kurve zu Spitzenreiter Giampaolo Caruso (Katusha) aufschloss, sah es sehr gut für Martin aus. „Ich weiß nicht, was hinter mir los war und wie weit sie weg waren. Aber ich weiß, dass ich mich noch ziemlich gut gefühlt habe und das Ziel nur 250 Meter weit weg war“, sagte er und ergänzte bescheiden: „Das Podium war auf jeden Fall möglich.“
Ob ihn Simon Gerrans (Orica-GreenEdge) mit seinem starken Schlusssprint noch erreicht hätte, ist Spekulation. Da aber selbst der schon entkräftete Caruso noch zeitgleich mit dem australischen Sieger auf Rang vier über die Linie rollte, darf man annehmen, dass Martins Siegchancen vor dem Sturz sehr groß waren. „Es ist eine Sache, wenn man einen Fehler macht oder weiß, was man falsch gemacht hat“, sagte er deshalb. „Aber in dem Fall glauben wir, dass da etwas Öl auf der Straße war.“
Trotzdem versuchte Martin die positiven Dinge aus Lüttich mitzunehmen. „Wir waren nah dran und müssen es nur nächstes Jahr wieder genauso machen“, wollte der gestürzte und dadurch entthronte Titelverteidiger die 100. Auflage der Doyenne abhaken.
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