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02.05.2014 | (rsn) - Mit seinem sechsten Platz bei Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt zeigte Rick Zabel zum wiederholten Mal in dieser Saison, über welch großes Potenzial er verfügt. Am Abend vor dem Rennen sprach der 20-jährige BMC-Profi mit radsport-news.com über seine ersten Monate im Peloton, den Einfluss seines Vaters Erik auf seine Berufsentscheidung und über seine sportlichen Ziele.
Die ersten Wochen als Neoprofi bei BMC liegen hinter Ihnen. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Rick Zabel: Ich bin sehr zufrieden so, wie es bis jetzt gelaufen ist. Ich hatte einen guten Einstieg bei der Tour Down Under, konnte auch ein bisschen in die Klassiker reinschnuppern. Dabei habe ich aber gesehen, dass es, auch wenn man die Flandern-Rundfahrt der U23 gewonnen hat, bei den Profis etwas ganz anderes ist. Da ist es für einen Neo-Profi sogar schwer, überhaupt bis ins Ziel zu kommen. Roubaix und Flandern bin ich noch nicht gefahren, dafür den zur WorldTour zählenden E3 Prijs. Und der war schon schwer genug.
Wie ging es nach den Klassikern weiter?
Zabel: Ich habe auf Mallorca trainiert, um mich für die nächsten Aufgaben fit zu machen. Vor einer Woche beim Giro del Trentino bin ich wieder ins Rennen eingestiegen. Dort konnten wir gleich das Mannschaftszeitfahren gewinnen und ich durfte für einen Tag das Nachwuchstrikot tragen, was sehr schön für mich war. Zumal ich auch sagen kann, dass ich im Teamzeitfahren stark gefahren bin und auch meinen Anteil am Erfolg hatte. Das gibt mir auch Moral für die nächsten Rennen.
Sie haben sich für Cadel Evans auch zu einer Art Glücksbringer entwickelt, denn Sie waren bei seinem zweiten Platz bei der Tour Down Under und seinem Gesamterfolg beim Giro del Trentino an seiner Seite unterwegs. Wie war sein Feedback?
Zabel: Cadel hat ja mit dem Giro del Trentino seine erste Rundfahrt seit längerer Zeit gewonnen. Ihn hat es gefreut, dass die Formkurve vor dem Giro d`Italia nach oben zeigt. Dass ich gerade bei seinen Erfolgen dabei war, war sicherlich Zufall. Ich habe meine Arbeit für ihn so gut es ging gemacht - er war zufrieden, aber Cadel selber war auch bärenstark und ich hoffe für ihn, dass er beim Giro richtig gut fahren wird.
Sie haben die Unterschiede zwischen Profis und U23 angesprochen. Welche können Sie da nennen?
Zabel: Die Distanz spielt eine erheblich Rolle. Wenn die 100 Kilometer länger ist als noch bei der U23, dann merkt man das schon. Und bei den WorldTour-Klassikern ist einfach eine enorme Qualität im Feld, da wird noch mal zwei, drei km/h schneller gefahren. In der U23 konnte ich durch gutes Positionsfahren an viele Kräfte sparen. Bei den Profis kann das jeder. Bei der U23 sind außerdem nur wenige Jahrgänge am Start, bei den Profis einfach die besten aller Jahrgänge. Nur weil man ein schlauer Fuchs ist, dann bringt das einen noch nicht weiter, denn bei den Profis gibt es viele schlaue Füchse.
Wie groß war Sie die Umstellung vom Siegfahrer in der U23 zum Helfer bei den Profis, der nicht immer das Ziel erreicht?
Zabel: Auszusteigen ist nie schön. Aber ich war von Anfang an Realist und wusste, dass ich nicht gleich unter die ersten Zehn fahren würde. Zumal haben wir füe die Klassiker mit Greg van Avermaet und Thor Hushovd zwei starke Kapitäne, für die es sich wirklich lohnt zu arbeiten. Deswegen habe ich auch immer versucht, meinen Job zu verrichten und soweit es geht, mit den besten mitzuhalten und wenn ich spät im Rennen abgehängt wurde, dann habe ich probiert, dennoch ins Ziel zu kommen. Ich kann aber auch sagen, dass ich bei den Klassikern schon viel gelernt habe, was mir für die Zukunft weiterhelfen wird. Ich mag diese Rennen, habe eine Leidenschaft dafür, habe auch gesehen, dass ich noch eine kräftige Entwicklung brauche, um dort vorne mitzufahren.
Bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix waren Sie wie erwähnt nicht dabei. War das von vornherein klar oder zog BMC nicht doch in Betracht, Sie bei diesen beiden großen Rennen starten zu lassen?
Zabel: Es stand schon zur Debatte. Wäre ich in den Vorbereitungsrennen spektakulär gefahren werde, hätte man mich eventuell an den Start geschickt. Aber man muss auch sagen, dass ich erst 20 Jahre alt bin, dann wäre ein Start bei solchen Rennen möglicherweise etwas zu früh gekommen. Es wäre schön, wenn ich im nächsten Jahr aber vielleicht einen der beiden Klassiker bestreiten könnte.
Wie geht es für Sie jetzt weiter?
Zabel: Ich fahre Mitte Mai die Tour de Picardie, eine Woche später steht die Belgien-Rundfahrt an. Im Juni werde ich auch noch die ein oder andere Rundfahrt bestreiten, gerade in Hinblick auf die Deutschen Meisterschaften.
Ist der Start bei einer großen Landesrundfahrt geplant?
Zabel: Der genau Plan für die zweite Saisonhälfte steht noch nicht fest, aber ich werde sicher keine dreiwöchige Rundfahrt in diesem Jahr bestreiten.
Lassen Sie uns einige Jahre zurückgehen. Das erste Mal, dass man Sie im TV gesehen hat, war vor etwa 15 Jahren an der Seite Ihres Vaters auf dem Podium bei der Tour de France in Paris. Können Sie sich an diese Zeit noch erinnern?
Zabel: Ich war sehr jung und kann mich nur an wenig erinnern. Zumindest in den letzten Jahren, als mein Vater bei der Tour auf dem Podium stand, habe ich es aber sehr genossen, vor allem aus der Perspektive des Zuschauers. Die Erfolge meines Vater habe ich gerne mitgefeiert. Ich war schon immer vom Radsport fasziniert, aber zunächst hatte ich als Kind drei Jahre Fußball gespielt, ehe ich zum Radsport gekommen bin. Da hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht, selbst einmal zu fahren. Dass ich jetzt Profi geworden bin, damit ist für mich aber auch ein Traum wahr geworden und ich hoffe, dass ich noch eine lange Karriere vor mir habe.
Wie groß ist der Anteil Ihres Vaters daran, dass Sie Profi geworden sind?
Zabel: Das ist schwer zu beantworten. Einiges an Talent habe ich sicher von ihm mitbekommen. Wenn mein Vater einen anderen Beruf ausgeübt hätte, weiß ich nicht, ob ich überhaupt mit dem Radsport angefangen hätte.
War Ihr Vater für Sie ein sportliches Vorbild?
Zabel: Es ist immer schwer, den eigenen Vater als Vorbild zu haben. Aber er hat mein Leben sehr geprägt. Ich habe weniger seine Erfolge zum Vorbild genommen als seinen Trainingsfleiß, seine Zielstrebigkeit, seine charakterlichen Eigenschaften.
Sie haben in der U23 große Erfolge gefeiert, sind nun in der WorldTour angekommen. Werden Sie als Rick Zabel wahrgenommen oder sind Sie eher noch der Sohn von Erik Zabel?
Zabel: Das ist geteilt. Bei mir im Team und für die, die mich näher kennen lernen, da bin ich Rick Zabel. Aber für viele, die mich nicht persönlich kennen gelernt haben, bin ich sicherlich noch der Sohn von Erik. So ist es eben, wenn man der Sohn eines erfolgreichen Fahrers ist. Für mich ist das aber auch ein Stück weit Normalität, so bin ich groß geworden. Aber es ist natürlich auch schön, wenn man seine eigenen Erfolge feiern kann und als eigenständige Person wahrgenommen wird.
Hat die Tatsache, dass Sie der Sohn von Erik Zabel sind, Ihnen Türen geöffnet im Radsport?
Zabel: Alles im Leben hat Vor- und Nachteile. Aber natürlich darf man auch nicht um den heißen Brei herumreden. Als ich U23-Meister wurde oder die Flandern-Rundfahrt gewonnen habe, da war es zum einen meine Leistung, aber in den Medien wurde der Sieg vielmehr eher thematisiert, als wenn ich beispielsweise Rick Maier oder Rick Müller wäre. Das gebe ich offen zu. Im Endeffekt ist es aber nicht nur ein Vorteil. Hat man sich einen Namen gemacht und hat dann bei einem großen Rennen nicht gewonnen, dann heißt es: Der Sohn von Erik Zabel wurde nur Fünfter, bei Rick Maier oder Müller würde das nicht so kommentiert werden.
Wie sieht Ihre sportliche Zukunft aus. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Zabel: Ich konzentriere mich weiter auf mein erstes Jahr als Profi, möchte so viele Eindrücke wie möglich sammeln. Wenn man in der U23 bei den Klassikern gut war, dann will man natürlich auch bei den Profis gut sein. Aber ich habe in diesem Jahr gesehen, dass man ein ganz Großer sein muss, wenn man ein Radsportmonument gewinnen will. Das zu erreichen ist natürlich ein Traum von mir. Allein schon bei einem solchen Rennen als Favorit ins Rennen zu gehen, wäre toll. Aber ob ich in diese Dimensionen werden vordringen können, das wird sich zeigen.
Trauen Sie sich zu, in Zukunft bei einer großen Rundfahrt auch in den Kampf um das Punktetrikot eingreifen zu können?
Zabel: Ein Punktetrikot ist immer schön. Wenn man bei einer Rundfahrt mit guter Form am Start steht und auf mehreren Etappen vorne reinfahren kann, dann bietet sich das natürlich an. Und ich würde schon sagen, dass ich vom Fahrertyp jemand bin, dem das gelingen könnte.
Sie fuhren zwei Jahr für das Rabobank Development-Zeam in den Niederlanden, jetzt für das in den USA lizensierte BMC-Team. Können Sie sich eine sportliche Rückkehr nach Deutschland vorstellen?
Zabel: Im Moment bin ich bei BMC sehr zufrieden. Ich würde hier so lange wie möglich bleiben. Wenn es in Deutschland wieder ein erstklassiges Team geben sollte, dann wäre es sicherlich auch reizvoll. Aber so lange es ein solches Team nicht gibt, muss ich mir darüber auch keine Gedanken machen.
Ihr großer Wunsch für 2014?
Zabel: Jenseits von Ergebnissen ist es der, mich weiterzuentwickeln. Ergebnisse tun immer gut, und wenn die dazu kommen, dann wäre das sicher gut für das Selbstvertrauen. Aber meine persönlichen Ziele möchte ich einfach noch für mich behalten, um so keinen Druck aufzubauen und meine kleinen Brötchen backen.
Mit Rick Zabel sprach Christoph Adamietz.
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