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22.06.2014 | (rsn) – Es hat nicht gereicht für Tony Martin (Omega Pharma-Quick Step). Am letzten Tag der Tour de Suisse hat der Zeitfahrweltmeister sein Gelbes Trikot, das er zuvor über acht Etappen hin bravourös verteidigt hatte, noch abtreten müssen. Auf dem neunten Abschnitt über 157 Kilometer von Martigny hinauf ins 1800 Meter hoch gelegene Saas Fee konnte Martin die Attacken seiner Gegner nicht mehr parieren und rutschte in der Endabrechnung noch vom ersten auf den vierten Platz zurück.
„Die Enttäuschung ist groß, dass ich die Tour de Suisse am letzten Tag noch verloren habe. Wenn man die ganze Woche in Gelb fährt, ist es bitter, wenn man es dann nicht mit nach Hause nehmen kann. Ich brauche jetzt wahrscheinlich ein bis zwei Tage, ehe ich mich freuen und stolz auf meine Leistung sein kann“, kommentierte Martin am Abend auf seiner Website das Ergebnis.
Allen Grund zum Jubeln hatte dagegen der Portugiese Rui Costa (Lampre-Merida), der als erster Fahrer überhaupt die Schweiz-Rundfahrt zum dritten Mal in Folge für sich entschied. „Danke an meine Mannschaft, die für mich gearbeitet hat. Es ist der erste Sieg im Regenbogentrikot und daher etwas ganz Besonderes", freute sich Costa über seine ersten beiden Saisonsiege.
Gemeinsam mit Mathias Frank (IAM) und Bauke Mollema (Belkin) hatte der 27-Jährige Martin 50 Kilometer vor dem Ziel im Aufstieg zum Eischoll (1. Kat.) das Gelbe Trikot angegriffen und abgehängt. Das Trio schloss zu einer Ausreißergruppe auf, der auch Franks Teamkollegen Marcel Wyss und Johann Tschopp angehörten. Mit Steve Morabito (BMC) und Oliver Zaugg (Tinkoff-Saxo) befanden sich zwei weitere Schweizer in der ursprünglich 17 Fahrer starken Gruppe, zu der auch der Deutsche Christian Knees (Sky), der Österreicher Georg Preidler (Giant-Shimano) und der Luxemburger Andy Schleck (Trek) gehörten.
In der entscheidenden Situation war Martin ohne Helfer an seiner Seite, nachdem Omega Pharma-Quick Step zuvor den Rückstand gegenüber der Spitzengruppe auf unter zwei Minuten begrenzen konnte. Zwischenzeitlich konnte der 29-Jährige nochmals hoffen, nachdem Giant-Shimano, das den zweiten Platz von Tom Dumoulin verteidigen wollte, sich vor die Verfolgergruppe spannte.
Am Fuß des 20 Kilometer langen Schlussanstiegs bildeten nur noch Costa, Frank, Mollema, Wyss, Tschopp, Morabito, Zaugg, der Portugiese André Cardoso (Garmin-Sharp), der Franzose Jérémy Roy (FDJ.fr), der Belgier Sander Armee (Lotto Belisol) und der Weißrusse Aliaksandr Kuchynski (Katusha) die Spitze des Rennens. Der Vorsprung auf die Martin-Gruppe betrug um die zwei Minuten, wobei sich Frank auf die aufopferungsvolle Tempoarbeit seines Teamkollegen Wyss verlassen konnte.
Trotzdem konnten Martin und Dumoulin ihren Rückstand auf bis zu 1:40 Minuten verkürzen. Da die beiden Kapitäne keine Hilfe von anderen Fahrern aus ihrer Gruppe erhielten, kam diese nicht näher an die Spitze heran. Als der Abstand acht Kilomter vor dem Ziel wieder zwei Minuten betrug, attackierten zunächst Eros Cappechi (Movistar) und Roman Kreuziger (Tinkoff-Saxo) sowie kurz darauf Sergio Pardilla (MTN-Qhubeka) und Laurens ten Dam (Belkin), doch vor allem Martin demonstrierte große Kämpferqualitäten und holte die Ausreißer wieder zurück.
Zu mehr sollte es aber nicht langen, denn Wyss lancierte den Angriff seines Kapitäns perfekt – und als Frank 3,5 Kilometer vor dem Ziel antrat, konnten nur Rui Costa und Mollema dem 27-Jährigen folgen, der nichts unversucht ließ, um als erster Schweizer seit Fabian Cancellara 2009 den Gesamtsieg einzufahren. Doch Frank konnte seine Konkurrenten nicht abschütteln und war seinerseits machtlos, als Rui Costa kurz darauf die alles entscheidende Gegenattacke tritt und als Solist das Ziel erreichte.
Zwar kam Mollema 14 Sekunden hinter dem Titelverteidiger auf den zweiten Platz, doch Frank, mit 24 Sekunden Rückstand dritter, sicherte sich 33 Sekunden hinter Rui Costa Rang zwei in der Gesamtwertung und damit seine bisher beste Platzierung bei einer Schweiz-Rundfahrt. Martin wurde Fünfzehnter der Tageswertung und fiel im Gesamtklassement mit 1:13 Minuten Rückstand noch auf Position vier zurück.
„Wenn mir vor der Tour de Suisse jemand gesagt hätte, dass ich Vierter werde, hätte ich das nicht geglaubt. Die zwei Etappensiege waren im Bereich des Möglichen. Der Gesamtsieg unter diesen Umständen nicht“, lautete Martins abschließendes Fazit von der Tour-Generalprobe.
Das Punktetrikot gewann Peter Sagan (Cannondale), das Bergtrikot holte sich Björn Thurau (Europcar), der einzige Deutsche, der auf dem Schlusspodium der 78. Tour de Suisse stand, bei der die Gastgeber ohne Sieg blieben.
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