Norweger gewinnt 12. Tour-Etappe

Bei Kristoff platzt der Knoten, bei Sagan noch immer nicht

Foto zu dem Text "Bei Kristoff platzt der Knoten, bei Sagan noch immer nicht"
Alexander Kristoff (Katusha) nach seinem Sieg auf der 12. Tour-Etappe | Foto: Cor Vos

17.07.2014  |  (rsn) – Nach zwei zweiten Plätzen bei der 101. Tour de France konnte Alexander Kristoff (Katusha) am Donnerstag endlich seinen ersten Tour-Etappensieg bejubeln. Der 27 Jahre alte Norweger bezwang über 186 Kilometer von Bourg-en-Bresse nach Saint-Etienne im Massensprint den Slowaken Peter Sagan (Cannondale), der zwar seine große Führung in der Punktewertung weiter ausbauen konnte, sich aber sich erneut mit einem zweiten Platz begnügen musste.

 

„Das ist ein tolles Gefühl. Ich habe davon geträumt, seit ich ein Kind war“, freute sich Kristoff über seinen Tour-Coup. „ Luca Paolini hat im Finale einen tollen Job für mich gemacht. Heute gibt’s Champagner, aber nicht zu viel, weil morgen eine schwere Etappe wartet.“ Kristoffs Sportlicher Leiter Torsten Schmitt ergänzte gegenüber Eurosport: „Wir haben an ihn geglaubt und ihn immer voll unterstützt. Heute ist unser Plan zu 100 Prozent aufgegangen.“

Der Slowakische Meister Sagan wartet hingegen weiter auf seinen ersten Tageserfolg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt. Rang drei ging an den Französischen Meister Arnaud Démare (FDJ.fr). „Noch ein zweiter Platz! Das ist Schicksal, aber es ist alles in Ordnung. Ich bin seit der ersten Etappe vorn dabei. Vielleicht habe ich mich etwas mehr verausgabt als andere Sprinter, die sich mehr geschont haben als ich“, so Sagan nach dem Rennen fast schon fatalistisch.

Leer ging auch der Frankfurter John Degenkolb (Giant-Shimano) aus, der, endlich schmerzfrei und mit großen Hoffnungen gestartet, im Zielsprint vom Italiener Matteo Trentin (Omega Pharma-Quick Step) behindert wurde und nur auf Rang 13 landete. Für seine Aktion wurde Trentin, der zunächst auf Platz sechs geführt worden war, von der Rennjury zurück gesetzt.

„Das war nicht korrekt von ihm. Ich hatte Glück, dass ich nicht gestürzt bin. Aber auf der anderen Seite bin ich sehr enttäuscht, dass ich deshalb nicht in den Sprint eingreifen konnte“, kommentierte Degenkolb die entgangene Chance auf seinen ersten Tour-Etappensieg.

Auf den wartet auch noch Tour-Debütant Démare, der nach dem rennen selbstkritisch eingestand: „Bei der Tour fehlt es mir etwas an Erfahrung. Ich habe nicht ganz die Beine und mir fehlt es sicher auch an Selbstvertrauen. Ich habe beim Sprint einen Fehler gemacht, als ich 200 Meter vor dem Ziel am Hinterrad von Degenkolb hing. […] Aber bei der Tour muss man nach vorn gehen.“

Die Klassementfahrer verbrachten einen ruhigen Tag im Peloton. Vincenzo Nibali (Astana) behauptete vor der morgigen Bergetappe sein Gelbes Trikot und führt unverändert 2.23 Minuten vor Richie Porte (Sky) und 2:47 vor Alejandro Valverde (Movistar).

Sebastian Langeveld (Garmin-Sharp) initiierte bereits nach sieben Kilometern die Gruppe des Tages, der außer dem Niederländischen Meister zunächst noch der Schweizer Gregory Rast (Trek), der Australier Simon Clarke (Orica-GreenEdge), der Franzose Florian Vachon (Bretagne-Séché-Environnement) sowie der Spanier David de la Cruz vom deutschen NetApp-Endura-Team angehörten.

Das Quintett kam schnell auf einen Vorsprung von rund fünf Minuten und machte auch den Zwischensprint nach 39,5 Kilometern unter sich aus, den Vachon für sich entschied. Giant-Shimano zeigte in der Gluthitze des Zentralmassivs mit Temperaturen um die 35 Grad fast ausschließlich für die Tempoarbeit verantwortlich und sorgte dafür, dass der Abstand zwischen Spitze und Feld beständig schrumpfte.

Rund 95 Kilometer vor dem rutschte de la Cruz in einer Rechtskurve das Vorderrad weg und riss dabei Langeveld mit sich zu Boden. Der Niederländer konnte wieder zur Spitze aufschließen, der NetApp-Profi, der zuvor die ersten beiden Bergwertungen gewonnen hatte, jedoch musste das Rennen mit Schlüsselbeinbruch aufgeben.

Nachdem sich auch Europcar an der Verfolgungsarbeit beteiligte, ging der Rückstand am Fuß des 15,3 Kilometer langen, aber im Schnitt nur 3,3 Prozent steilen Col des Brosses (3. Kat.) auf gut zwei Minuten zurück. Vachon verlor rund 55 Kilometer vor dem Ziel in dem Rollerberg den Anschluss an seine Begleiter, kurz darauf konnte Rast dem Tempo von Clarke und Langeveld nicht mehr folgen.

Das Duo verlor in dem Anstieg aber kaum Zeit, an der Bergwertung, die Langeveld für sich entschied, befand sich das Feld noch immer mehr als zwei Minuten hinter den Spitzenreitern.

In der Côte de Grammond, der letzten Steigung des Tages, attackierte das Europcar-Duo Pierrig Quemeneur und Cyril Gautier, wodurch Giant-Shimano wieder die Verfolgung übernehmen musste – und just in dem Moment fiel Marcel Kittel aus dem Feld zurück.

Die beiden Franzosen zogen derweil an Langeveld vorbei, der von Clarke abgehängt worden war, als er einen Schluck aus seiner Trinkflasche nahm. Der Orica-Profi holte sich den Bergpunkt an der Côte de Grammond, dicht gefolgt von Quemeneur und Gautier, während das Feld eine knappe Minute Rückstand aufwies.

In der Abfahrt schlossen die beiden Europcar-Fahrer zu Clarke auf, doch Giant-Shimano hielt im Feld weiter das Tempo hoch und arbeitete sich Sekunde um Sekunde näher an die Spitze heran, aus der Quemeneur zurückfiel. Clarke beteiligte sich nicht mehr an der Führungsarbeit, worauf Gautier ebenfalls seine Bemühungen aufgab, so dass das Feld fünf Kilometer vor dem Ziel auch die letzten beiden Ausreißer wieder eingefangen hatte.

Erst auf den letzten vier Kilometern schickte Sagan seine Helfer nach vorn. Bei einem Sturz im Feld ging unter anderem André Greipel (Lotto Belisol) zu Boden – andernfalls hätte der Deutsche Meister wohl eine gute Chance auf einen zweiten Etappensieg gehabt.

So aber fand das Finale ohne Greipel statt. Eröffnet wurde der Kampf um den Tagessieg von Tony Martin, der seinen Sprint-Kapitän Trentin auf den Schlusskilometer führte. Der Italiener blockierte aber Degenkolb, als der versuchte, auf der Innenbahn an den Konkurrenten vorbeizuziehen. Der 25-Jährige musste seinen Sprint abbrechen und rollte ins Ziel. „Ich bin sehr stolz auf mein Team und die Art, wie wir heute gefahren sind. Wir haben alle daran geglaubt, dass es heute klappt, weil es mir gestern schon besser ging. Alle haben deshalb 100 Prozent für mich gegeben und es ist schade, dass es nicht geklappt hat“, bilanzierte Degenkolb den Auftritt seiner Mannschaft.

Während der gestrige Etappenzweite seinen Sprint abbrechen musste, hatten in der Mitte Sagan und Kristoff freie Bahn. Auf den letzten Metern erwies sich der Gewinner von Mailand-San Remo als der stärkere der beiden und konnte seinen ersten Etappensieg bei einer Tour de France bejubeln, wogegen sich Sagan zum vierten Mal im Verlauf dieser Frankreich-Rundfahrt mit einem zweiten Platz begnügen musste.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.12.20143,5 Millionen Zuschauer beim Grand Départ der Tour in England

(rsn) – Den Grand Départ der diesjährigen Tour de France in Großbritannien erlebten nach Angaben der Tourismus-Agentur „Welcome to Yorkshire“ 3,5 Millionen Menschen entlang der Strecke mit. A

12.11.2014Froome: Nach der Frust-Tour machte die Vuelta Mut für 2015

(rsn) – Trotz der misslungenen Titelverteidigung bei der Tour de France ist Chris Froome (Sky) mit seiner Saison 2014 alles in allem zufrieden. Und auch, wenn er nach mehreren Stürzen schon früh v

25.09.2014Cavendish möchte die Tour de France nie mehr verpassen

(rsn) – Fast drei Monate nach seinem Sturz beim Grand Départ der Tour de France spürt Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick Step) noch immer die Nachwirkungen. Der Brite hatte sich bei einem schweren

02.09.2014Keine positiven Tests bei der Tour de France

Berlin (dpa) - Alle Dopingtests der diesjährigen Tour der France waren negativ, teilte der Internationale Radsport-Verband (UCI) mit. Insgesamt wurden bei der Tour 719 Proben genommen, im Vorj

06.08.2014Denk: „Wir wollen 2015 zur Tour de France zurückkehren"

(rsn) - Nach dem erfolgreichen Debüt seiner Mannschaft bei der Tour de France äußert sich NetApp-Endura-Teammanager Ralph Denk im Interview mit radsport-news.com zu den sportlichen Zielen für den

04.08.2014Andy Schleck geht es „den Umständen entsprechend gut“

(rsn) – Knapp einen Monat nach seiner Knie-OP geht es Andy Schleck „den Umständen entsprechend gut“, wie der Trek-Profi am Rande des von Ag2R-Profi Ben Gastauer Kriteriums Gala Tour de France i

02.08.2014Gesehen und getroffen!

(rsn) - Das traf sich aber gut: Gerade wollte ich loslegen und den Radsport-News-Lesern noch ein paar Episoden meiner privaten TdF-Pyrenäen-Woche schildern, da kommt die Meldung, dass bei der Tour dÂ

29.07.2014Nibalis Tour-Sieg gibt Rückenwind für Nasarbajews Sportprojekte

(rsn) – Berlin (dpa) - Der Sieg von Vincenzo Nibali bei der Tour de France hat seinen kasachischen Geldgebern weiteren Rückenwind bei den ehrgeizigen Projekten verschafft. Großes Ziel ist der Zus

28.07.2014Majka: „Wir haben uns einen neuen Plan A ausgedacht"

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, obwohl zunächst nichts darauf hingedeutet hatte, dass Rafal Majka auf den Bergetappen der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt zu den Hauptakteuren gehören

28.07.2014OP-QS und Tinkoff-Saxo feiern je drei Siege, Sky erlebt Desaster

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com, in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erw

28.07.2014Tour-Sieger Nibali ist Italiens neuer Sportheld

Paris (dpa) - Nach 16 Jahren haben die Italiener wieder einen Tour-de-France-Sieger. Entsprechend überschwänglich waren die Reaktionen nach dem Triumph von Vincenzo Nibali (Astana). Der neue

28.07.2014Kehrt die Tour nach Deutschland zurück?

(rsn) – Kehrt die Tour de France nach Deutschland zurück? Geht es nach Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, dann definitiv ja. Das Stadtoberhaupt traf sich laut den Westfälischen Na

Weitere Radsportnachrichten

03.02.2025Down-Under-Gewinner Narvaez erneut Ecuadorianischer Meister

(rsn) - Jhonatan Narváez (UAE Team Emirates – XRG) hat auch in der Heimat seine beeindruckende Frühform unter Beweis gestellt und sich zum dritten Mal in seiner Karriere den Titel bei den Ecuadori

03.02.2025UAE Tour Women im Rückblick: Die ersten beiden Jahre

(rsn) - Die UAE Tour Women zählt seit ihrer Premiere im Jahr 2023 zur Women`s World Tour. Die Rundfahrt führt über vier Tage, wobei die Königsetappe jeweils mit einer Bergankunft am Jebel Hafeet

03.02.2025Nach historischem Triumph schaut van der Poel auf die Klassiker

(rsn) – Als es Mathieu van der Poel in Liévin auf den letzten Metern zu seinem siebten Triumph bei der Cross-WM ausrollen ließ, fasste er sich mit beiden Händen an den Kopf, als ob er es kaum gla

03.02.2025Britischer Nachwuchsfahrer bei Kollision mit Fahrzeug gestorben

(rsn) – Der Radsport hat erneut ein Unfallopfer zu beklagen. Wie die Manchester Evening News berichtete, ist der 18-jährige Aidan Worden seinen tödlichen Verletzungen erlegen, als er im Training v

03.02.2025Benz zum WM-Juniorenrennen: “Ein Tag zum Vergessen“

(rsn) – Enttäuschend endete für die mit großen Hoffnungen angetretenen deutschsprachigen Teilnehmer das Juniorenrennen der Cross-WM im französischen Liévin. Der als einer der Medaillenkandidate

02.02.2025“Zurück im Freien“: Evenepoel trainiert wieder auf der Straße

(rsn) – Remco Evenepoel hat fast zwei Monate nach seinem Trainingsunfall Anfang Dezember erstmals wieder im Freien mit dem Rad trainiert. Knapp 65 Kilometer mit 413 Höhenmetern fuhr der Zeitfahr-We

02.02.2025UCI veröffentlicht Cross-Weltcup-Kalender 2025/2026

(rsn) - Am Rande der Cross-Weltmeisterschaften in Liévin hat der Radsport-Weltverband UCI den Kalender für den Cross-Weltcup 2025/2026 bekanntgegeben. Große Veränderungen zu der abgelaufenen Saiso

02.02.2025Brand: “Ich weiß nicht, was ich davon halten soll“

(rsn) – Besonders glücklich sah Lucinda Brand nach ihrem zweiten Platz bei den Cross-Weltmeisterschaften im französischen Liévin nicht aus. Mürrisch, ja beinahe weinend nahm sie auf dem Podium d

02.02.2025Ferron mit dem besten Timing an der Uni zum Marseillaise-Sieg

(rsn) – Valentin Ferron hat den 46. Grand Prix de La Marseillaise (1.1) gewonnen. Der 26-jährige Franzose setzte sich nach 164,2 Kilometern im Sprint eines rund 35-köpfigen Fahrerfeldes durch, das

02.02.2025Regenbogenrekord! Van der Poel macht überlegen den 7. Titel klar

(rsn) – Mit sieben WM-Titeln im Cyclocross war Erik de Vlaeminck 52 Jahre lang Rekordhalter, nun muss er diese Bestmarke mit Mathieu van der Poel teilen. Der Niederländer brauchte in Liévin wenige

02.02.2025UCI verbietet wiederholte Kohlenmonoxid-Einatmung

(rsn) – Ab dem 10. Februar 2025 wird die wiederholte Einatmung von Kohlenmonoxid per UCI-Regularien verboten sein. Das teilte der Radsport-Weltverband in einer Pressemitteilung am Rande der Cross-We

02.02.202599 Fluchtkilometer: Lipowitz macht aus Trofeo Palma hartes Training

(rsn) – Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) hat die auf Sprinter ausgerichtete Trofeo Palma (1.1) zum Abschluss der Mallorca Challenge zwar nicht gewonnen - das tat der Portugiese Iur

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine