Vuelta: Anaconda siegt, Quintana in Rot

Contador bringt die Konkurrenz in Verlegenheit

Foto zu dem Text "Contador bringt die Konkurrenz in Verlegenheit"
Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) schaut sich im Ziel der 9. Vuelta-Etappe nach seinen Konkurrenten um. | Foto: Cor Vos

31.08.2014  |  (rsn) – Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) hat die Folgen seiner schweren Verletzung von der Tour de France augenscheinlich bestens überwunden. Der Spanier attackierte auf dem letzten der verregneten 185 Kilometer von Carboneras de Guadazón zur Bergankunft in Aramón seine Konkurrenten im Kampf um den Gesamtsieg und hängte im strömenden Regen den Gesamtführenden Alejandro Valverde (Movistar) und Chris Froome (Sky) ab.

Nur sein Landsmann Joaquin Rodriguez (Katusha) und der Kolumbianer Nairo Quintana (Movistar) konnten noch auf den letzten Metern die Lücke zu Contador schließen, der im Gesamtklassement nun nur noch drei Sekunden hinter Quintana liegt, der seinen Teamkollegen Valverde im Roten Trikot ablöste. Der bisherige Gesamtführende, der im Finale 23 Sekunden auf Contador und Quintana verlor, fiel auf Rang drei zurück und hat acht Sekunden Rückstand auf den neuen Spitzenreiter.

„Ich hatte die Chance auf ein gutes Resultat, also habe ich es versucht, aber ich bin nicht in Top-Verfassung“, kommentierte der 31-jährige Contador seine Attacke und begründete auch, warum er erst auf den letzten 1.000 Metern die Initiative ergriffen hatte. „Es ist für mich nicht einfach, über längere Zeit hohes Tempo zu fahren“, so der indirekte Verweis auf die Folgen seiner Kniefraktur, die er sich bei einem Sturz auf der 10. Tour-Etappe zugezogen hatte.

„Aber ich hatte heute gute Beine und ich wusste, dass ich vom Rest mich würde absetzen müssen. Keine Ahnung, ob die Zeitdifferenzen wichtig sein werden“, fügte der Madrilene mit Blick auf das Gesamtklassement an. Der Sieg auf der 9. Etappe ging an einen Ausreißer. Der 26 Jahre alte Kolumbianer Winner Anacona (Lampre-Merida) setzte sich aus einer ursprünglich 31 Fahrer starken Spitzengruppe, in der mit Dominik Nerz (BMC) und Paul Martens (Belkin) auch zwei Deutsche mitmischten, heraus mit 45 Sekunden Vorsprung auf den Kasachen Alexey Lutsenko (Astana) und 50 Sekunden auf seinen italienischen Teamkollegen Damiano Cunego (Lampre-Merida) durch und konnte seinen ersten Sieg als Profi bejubeln.

„Das war ein großer Sieg für mich und ich hatte Tränen in den Augen, als ich die Ziellinie überquerte“, gestand der Etappengewinner ein. „Das ist ein großartiger Tag für mich, mein Team und für mein Land. Für mich persönlich ist es der größte Moment meiner Karriere. Vielleicht werde ich für die heutigen Anstrengungen zahlen, aber im Moment möchte ich nur an den Sieg und daran denken, dass ich im Gesamtklassement mitkämpfe. Das gibt mir die Motivation, weiterzukämpfen, um in den Top Ten der Vuelta zu landen.“

Lange Zeit sah es sogar danach aus, als ob der 26-Jährige sogar das rote Trikot würde erobern können, doch als Contador antrat, schrumpfte Anaconas Vorsprung zusammen, so dass ihm am Ende ganz acht Sekunden im Gesamtklassement auf Rang eins fehlten. „Das Rote Trikot wäre schön gewesen, aber Sieg ist Sieg“, sagte Anacona, der aber immerhin auf Platz vier vorrückte und damit den Briten Chris Froome (Sky), der ebenso wie Valverde auf dem letzten Kilometer zurückfiel, auf den fünften Platz verdrängte. Froome hat nun 28 Sekunden Rückstand auf Quintana, dessen Team im ersten Teil des Rennens die große Ausreißergruppe am langen Zügel ließ, so dass die insgesamt 31 Ausreißer sich einen Maximalvorsprung von mehr als acht Minuten erarbeiten konnten. Zwar übernahm Movistar die Hauptlast der Verfolgungsarbeit, doch 45 Kilometer vor dem Ziel betrug der Rückstand noch immer mehr als sieben Minuten auf die riesige Spitzengruppe, die im 11,5 Kilometer langen, aber im Schnitt nur 4,2 Prozent steilen Anstieg zum Alto de San Raffel im mittlerweile einsetzenden Regen auseinander fiel. Anacona, der vor der Etappe 2:50 Minuten Rückstand auf das Rote Trikot hatte, der Luxemburger Bob Jungels (Trek) und der Spanier Javier Moreno (Movistar) zogen auf und davon und hinter dem neuen Spitzentrio fiel die ehemalige Ausreißergruppe endgültig in ihre Bestandteile auseinander. Im Schlussanstieg schließlich konnte zunächst Jungels und dann rund fünf Kilometer vor dem Ziel auch Moreno dem Tempo von Anacona nicht mehr folgen. Im Feld hatten derweil vor allem Omega Pharma-Quick Step und Sky die Zügel straffe gezogen und die das Tempo forciert. Auch Tony Martin spannte sich für seinen Teamkollegen Rigoberto Uran vor das Feld und trug mit dazu bei, dass die meisten der Ausreißer wieder eingefangen wurden. Auf dem Weg zur in mehr als 1.900 Metern hoch gelegenen Bergankunft ließ dann Froome sein Team arbeiten – doch hatte der Tour-Sieger von 2013 seine Kräfte wohl falsch eingeschätzt, denn als Contador auf dem Schlusskilometer seine Attacke lanciert, konnte der 29-Jährige ebenso wenig folgen wie Valverde. Nur Rodriguez, der noch einen Helfer an seiner Seite hatte, und Quintana machten sich auf die Verfolgung des zweimaligen Vuelta-gewinners, der schließlich 2:16 Minuten hinter Anacona Zwölfter wurde, aber bewiesen hatte, dass er nach seiner Verletzung und der anschließenden Blitz-Heilung nicht gewillt ist, seine Ziele auf einen möglichen Etappensieg zu beschränken.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

15.09.2014Contador möchte 2015 bei allen Grand Tours starten

(rsn) – Nach seinem Vuelta-Triumph hat Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) bereits einen Wunsch für 2015: „Ich möchte bei allen drei großen Rundfahrten starten“, sagte der 31 Jahre alte Spanier a

15.09.201469. Vuelta a España begann und endete mit einem Movistar-Sieg

(rsn) – Die 69. Spanien-Rundfahrt endete so, wie sie begonnen hatte: mit einem Movistar Sieg. War es zum Auftakt noch ein gemeinschaftlicher Erfolg im teamzeitfahren von Jerez, so schlug zum Abschlu

15.09.2014Gretsch mit seinem Auftritt im Vuelta-Finale nicht zufrieden

(rsn) – Nach seinem 15. Platz im abschließenden Einzelzeitfahren der 69. Spanien-Rundfahrt war Patrick Gretsch (Ag2R) etwas geknickt. Der 27-Jährige hatte  auf ein besseres Ergebnis gehofft. â

15.09.2014Wagner: „Ich bin richtig im Sack"

(rsn) – Auch wenn es für ihn nichts mehr zu gewinnen gab, so hat Robert Wagner auch am letzten Tag der 69. Spanien-Rundfahrt nochmals alles gegeben. Im abschließenden Zeitfahren über 9,7 Kilomete

14.09.2014Degenkolb: „Wir haben eine tolle Vuelta abgeliefert"

(rsn) – Zu vier Etappensiegen gesprintet, erstmals das Grüne Trikot bei einer der drei großen Rundfahrten erobert – John Degenkolb (Giant-Shimano) verlässt die 69. Vuelta a España mit einer he

14.09.2014Contador gelingt die sportliche Wiedergeburt

Santiago de Compostela (dpa) - Vor acht Wochen war er im doppelten Wortsinn am Boden: Sturz bei der Tour de France und Ausstieg wegen eines Schienbeinbruchs. Bei der 69. Vuelta a España aber g

14.09.2014Contador gewinnt die 69. Vuelta a España

(rsn) - Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) hat zum dritten Mal nach 2008 und 2012 die Spanien-Rundfahrt gewonnen. Der Spanier ging im abschließenden Einzelzeitfahren durch Santiago de Compostela wie auc

14.09.2014Millar: „Die ganze letzte Woche war irgendwie schräg"

(rsn) – Bei der 69. Vuelta a España gab David Millar (Garmin-Sharp) seine Abschiedsvorstellung, denn der 37 Jahre alte Schotte wird zum Saisonende seine lange und turbulente Karriere beenden. Im

14.09.2014Degenkolb nach überragender Vuelta auch ein WM-Favorit

Santiago de Compostella (dpa) - Spanien meint es gut mit John Degenkolb (Giant-Shimano). Seinen fünf Etappensiegen aus dem Jahr 2012 fügte er bei dieser Vuelta vier hinzu. „Er ist der mit A

14.09.2014Unzue: „Contador profitierte von der Arbeit der anderen"

(rsn) – Der anvisierte Vuelta-Gesamtsieg gelang dem spanischen Movistar-Team zwar nicht. Doch mit dem voraussichtlich dritten Rang – durch Alejandro Valverde - im Schlussklassement der 69. Spanien

14.09.2014Barguil schafft es als Einzelkämpfer in die Top Ten der Vuelta

(rsn) – Auch ohne Etappensieg ist Warren Barguil mit der heute zu Ende gehenden 69. Vuelta a España „super zufrieden“, wie der Franzose nach der gestrigen 20. Etappe zu radsport-news.com sagte.

14.09.2014Martinelli: „Es ist beachtlich, was Aru geleistet hat"

(rsn) – Fabio Aru (Astana) wird aller Voraussicht die 69. Vuelta a España auf dem fünften Platz beenden. Der 24 Jahre alte Italiener, der erstmals in seiner jungen Karriere zwei große Landesrundf

Weitere Radsportnachrichten

05.11.2024Maas künftig Teamkollege von Buchmann?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

05.11.2024Vollerings neues Team hat langfristige Planungssicherheit

(rsn) - Die Equipe FDJ - Suez kann langfristig planen. Wie der ambitionierte französische Frauen-Rennstall bekannt gab, habe man sich mit den beiden Namenssponsoren auf Vertragsverlängerungen bis je

05.11.2024Tod der Mutter verdrängte sportliche Erfolge in den Hintergrund

(rsn) – Hinter Anton Albrecht (P&S Metalltechnik – Benotti) liegt ein schwieriges Jahr. Im Saisonverlauf wusste er zu überzeugen und sich etwa mit einem zweiten Etappenrang bei Belgrade Banjaluka

05.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

04.11.2024Krankheiten und Reisestress raubten die Freude am Radsport

(rsn) – Erst zur Saison 2023 wechselte Mountainbiker Pirmin Eisenbarth auf die Straße und sorgte in Diensten des deutschen Kontinental-Teams Bike Aid mit zahlreichen Spitzenplatzierungen für Furor

04.11.2024Van Anrooij an verengter Beckenarterie operiert

(rsn) - Shirin van Anrooij wird auf Einsätze in dieser Cross-Saison verzichten müssen. Wie die 22-jährige Niederländerin auf Instagram mitteilte, sei sie an einer verengten Beckenarterie ihres lin

04.11.2024Gemischte Gefühle nach größtem Karriereerfolg

(rsn ) – Nach zwei Jahren bei Lotto – Kern Haus wechselte Ole Theiler im vergangenen Winter zu Storck – Metropol, um sich in seinem letzten U23-Jahr als Kapitän für ein Profiteam zu empfehlen.

04.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

03.11.2024Ein Lernjahr mit einem großen Rückschlag

(rsn) – 2024 war ein Jahr mit Licht und Schatten für Fabian Steininger (Maloja Pushbikers). Der 24-jährige Österreicher ging in seine zweite Saison beim deutschen Kontinental-Team und fühlte si

03.11.2024Nys fliegt in Pontevedra zu seinem ersten großen Titel

(rsn) – Nach seinem schwarzen Tag in Pontchateau im letzten Jahr hat der Belgier Thibau Nys im spanischen Pontevedra zum Abschluss der Cross-Europameisterschaften seinen ersten großen Titel in der

03.11.2024Van Empel zum dritten Mal in Folge Europameisterin vor Alvarado

(rsn) – Fem van Empel heißt die alte und neue Cross-Europameisterin. Im spanischen Pontevedra schlug die Niederländerin bei sommerlichen Temperaturen im Sprintduell ihre Landsfrau Ceylin del Carme

03.11.2024Nach Haverdings Pech macht Michels die Titelverteidigung klar

(rsn) – Jente Michels ist bei der Cross-EM im spanischen Ponteverda die Titelverteidigung im U23-Rennen der Männer gelungen. Der 21-jährige Belgier setzte sich auf dem technisch anspruchsvollen un

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine