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07.09.2014 | (rsn) – Die 69. Vuelta a España bleibt weiter eine knappe Angelegenheit. Auf der 15. Etappe über 152,2 Kilometer von Oviedo zu den Lagos de Covadonga kam es auf den ersten vier Plätzen der Gesamtwertung zwar zu keinen Veränderungen, doch der Spanier Alejandro Valverde (Movistar) arbeitete sich wieder näher an Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) heran, nachdem er gestern im Finale noch Zeit auf seinen Landsmann eingebüßt hatte.
„Ich wollte konservativ fahren und mich nicht leer fahren, weshalb ich es etwas langsamer anging. Außerdem habe ich auf die Bonussekunden (im Ziel, d. Red.) geschaut“, erläuterte Valverde seinen Plan, der am Ende aufging, auch wenn Contador letztlich souverän sein Rotes Trikot behauptete.
Der Madrilene ging im 12,2 Kilometer langen und 7,2 Prozent steilen Schlussanstieg immer wieder in die Offensive, um seine Konkurrenten abzuhängen. Doch das gelang lediglich im Fall von Chris Froome (Sky), der den ständigen Tempoverschärfungen des zweimaligen Vuelta-Gewinners nicht folgen konnte und wie bereits am Samstag sein eigenes Tempo fuhr.
Doch schaffte Froome gestern noch den Anschluss, um auf den letzten Metern Contador sogar noch einige Sekunden abzunehmen, kam er diesmal als Sechster – zeitgleich mit dem Italiener Fabio Aru (Astana) – ins Ziel, zwölf Sekunden hinter Valverde, der wiederum mit fünf Sekunden Rückstand auf den Polen Przemyslaw Niemiec (Lampre-Merida) Zweiter wurde und damit auch noch sechs Sekunden Zeitgutschrift kassierte. Derer vier erhielt der zeitgleiche Etappendritte JoaquÃm RodrÃguez (Katusha), der dritte spanische Kandidat auf den Gesamtsieg.
Contador wurde mit zehn Sekunden Rückstand auf Niemiec, der als letzter Fahrer einer ursprünglich fünfköpfigen Spitzengruppe, in der auch John Degenkolb (Giant-Shimano) dabei war, alle Verfolger auf Distanz hielt, Vierter an der in 1.110 Meter Höhe gelegenen Bergankunft an den Seen von Covadonga.
Auch wenn er seinen Vorsprung gegenüber Froome vergrößerte, zeigte sich Contador nicht wirklich zufrieden mit dem Ausgang der Etappe und kritisierte seine Landsleute Rodriguez und Valverde. „Wir haben nicht zusammengearbeitet, als es von vitalem Interesse war, ihn zu distanzieren“, sagte der Madrilene mit Blick auf den Tour-Sieger von 2013. „Das war heute eine wirklich gute Gelegenheit und auch, wenn wir einige Zeit auf ihn gutmachen konnten, so hätte es doch mehr sein können.“
Den Vorwürfen widersprach Rodriguez und konnte dabei auf sein Team verweisen, das im Schlussanstieg tatsächlich für Tempo gesorgt hatte. „Vielleicht war es ja Contador selber, der kein stetiges Tempo fahren wollte“, meinte der Katalane unter Anspielung auf Contadors ständige Attacken, die keinen gleichmäßigen Rhythmus zuließen.
Im Gesamtklassement liegt der 31-jährige Contador jetzt nur noch 31 Sekunden vor Valverde, der auch neuer Träger des Bergtrikots ist, und jeweils 1:20 Minuten vor Froome und Rodriguez. Der fünftplatzierte Aru hat bereits 2:22 Minuten Rückstand, verbesserte sich aber um eine Position und verdrängte den Giro-zweiten Rigoberto Urán (Omega Pharma - Quick-Step/+2:57) auf Platz sechs.
Im Kampf um das Grüne Trikot, das er 2012 mit seinen fünf Etappensiegen erobert hatte, ging der 25-jährige Degenkolb in die Offensive und bildete gemeinsam mit Niemiec, dem Australier Cameron Meyer (Orica-GreenEdge), dem Belgier Kristoff Vandewalle (Trek) und dem Spanier Francisco Javier Aramendia (Caja Rural) die Gruppe des Tages, die sich im flacheren ersten Teil der Etappe einen Vorsprung von rund 10:30 Minuten auf das Feld erarbeitete.
Degenkolb gewann beide Zwischensprints und sammelte dadurch acht weitere Zähler für sein grünes Trikot – doch da Valverde Etappenzweiter wurde, reduzierte der 34-Jährige seinen Rückstand gegenüber dem Frankfurter auf 24 Punkte. Im Anstieg zum Puerto del Torno (2. Kat.) begannen Movistar, Katusha und Tinkoff-Saxo bei einsetzendem Regen und fallenden Temperaturen mit der Tempoarbeit. Prompt ging nicht nur der Abstand zwischen Spitze und Feld deutlich zurück – letzteres reduzierte sich schnell auf nur noch rund 40 Fahrer, unter denen nicht mehr Daniel Martin war.
Der Ire war auf nassen Straßen gestürzt, erhielt aber sofort die volle Unterstützung seines Garmin-Sharp-Teams und schaffte schließlich wieder den Anschluss an die Spitzengruppe, um am Ende 28 Sekunden hinter Niemiec noch Siebter zu werden und im Gesamtklassement sogar vom zehnten auf den siebten Rang vorzurücken.
Degenkolb verlor im Anstieg den Kontakt zu seinen Begleitern, die nach einer langen, von einigen Gegensteigungen unterbrochenen Abfahrt den Schlussanstieg mit weniger als vier Minuten Vorsprung erreichten. Hier zog Meyer davon, gefolgt von Niemiec, der schließlich auf den letzten fünf Kilometern den Australier attackierte und schließlich mit knappem Vorsprung für den zweiten Etappensieg seines Lampre-Merida-Teams sorgte, nachdem der Kolumbianer Winner Anacona den neunten Abschnitt gewonnen hatte.
„Vor zwei Jahren war ich auf der 15. Vuelta-Etappe in der Fluchtgruppe, die gemeinsam den Fuß des Schlussanstiegs zu den Lagos de Covadonga erreichte. Damals fiel ich als erster zurück“, erinnerte sich Niemiec an seinen damals erfolglosen Versuch. „Diesmal wollte ich nicht denselben Fehler wieder begehen und deshalb habe ich versucht, nicht zuviel Energie zu vergeuden“, erläuterte der Routinier seine Taktik.
In der Verfolgergruppe hatte sich besonders Degenkolbs Teamkollege Warren Barguil viel vorgenommen. Der 22 Jahre alte Franzose ging am finalen Berg immer wieder in die Offensive und zwang Contador und die anderen Favoriten zur Reaktion. Barguil wurde zwar nach jeder Attacke wieder gestellt, doch als Etappenachter rückte der Kletterspezialist vom 13. auf den zehnten Platz der Gesamtwertung vor.
Nachdem Rodriguez‘ Versuch, der von seinen Teamkollegen Giampaolo Caruso und Daniel Moreno vorbereitet worden war, ebenfalls scheiterte, und Niemiec weiter allein seine Kreis zog, wurde es Contador zu viel. Der Träger des Roten Trikots attackierte, nur gefolgt von Rodriguez und Valverde, der nach seiner gestrigen Schlappe, als er viel zu früh angegriffen hatte, diesmal defensiver fuhr und lediglich auf Attacken der Konkurrenten reagierte.
Immerhin schüttelten die drei Spanier Froome ab, der mit seinem erneut stetigen Tempo zwischenzeitlich wieder den Anschluss schaffte. Als der 29-Jährige, der nie aufgab, auf den letzten Metern nochmals bedrohlich nahe an das Trio heran rückte, beschleunigte Rodriguez, wodurch Contador zurückfiel. Valverde aber parierte auch diese Attacke und zog kurz vor dem Zielstrich noch an dem Katusha-Kapitän vorbei.
„Heute hat jeder sein eigenes Ding gemacht. Es gab immer wieder Attacken, erst die eine, dann die nächste…Rodriguez versuchte es in den letzten Kurven, Alberto ist oft weggesprungen…Froome fuhr wie immer bei dieser Vuelta, er sah nicht so stark aus wie sonst, hat aber trotzdem das Tempo gehalten“, fasste der Vuelta-Sieger von 2009 das Finale treffend zusammen.
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