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28.07.2015 | (rsn) - „Tour-Sieger werde ich nie, aber Millionär“ hat Rolf Gölz einst gesagt und er sollte Recht behalten. Er war einer der erfolgreichsten deutschen Radrennfahrer in den 80er Jahren und galt als Klassikerspezialist. Auch nach seiner Karriere blieb der Geschäftsmann erfolgreich.
Die 17. Etappe der Tour de France läuft auf einem Bildschirm im weitläufigen Verkaufsraum des Radgeschäftes von Rolf Gölz in Bad Waldsee. Der ehemalige Profi und zweifache Tour-Etappensieger schaut nur kurz auf den Flachbildschirm. „Das ist lange her.“
Während des Tages hat er wenig Zeit, das Rennen zu verfolgen. Abends schaut er manchmal die Zusammenfassung an. Sentimentalitäten sind seine Sache nicht. Nach seiner Radsportkarriere studierte Gölz BWL. Eine Vernunft-Entscheidung. An Ingenieurwissenschaft traute er sich nicht ran („zuviel Mathematik“) und da er ein Fahrradgeschäft eröffnen wollte, bot sich das Wirtschaftsstudium an. Außerdem konnte er zu Hause wohnen, da sich die FH Biberach in der Nähe befand. Danach hat er ein Jahr in seinem Radgeschäft gearbeitet, im Laden stehen und verkaufen wollte er aber langfristig nicht, so kam die Offerte von Hans-Michael Holczer 2002 genau zur richtigen Zeit.
Bis 2006 war Gölz Sportlicher Leiter für das Team Gerolsteiner. Danach arbeitete er zwei Jahre für einen lokalen Autovermieter als Controller. Dann bekam Gölz das Angebot, einen Rad-Online-Handel zu eröffnen. In seinem Radgeschäft kümmert er sich um alle kaufmännischen Aspekte, sein Partner Rolf Weggenmann betreut das operative Geschäft. Bei dem Online Shop ist Gölz alleiniger Geschäftsführer. Rennsporträder gibt es in dem Geschäft nicht zu kaufen. Die waren beliebt in den 70er Jahren: Rennräder mit Schutzblech und Gepäckträger. So einen „Halbrenner" bekam er vor seiner Kommunion vom Stief-Großvater, der selbst Rennfahrer war, geschenkt.
Damit hat er sein erstes Rennen bestritten. Der lokale Radsportverein suchte Talente: Drei Kilometer auf einem Feldweg von Bad Schussenried nach Otterswang und zurück. Auf der gleichen Strecke fährt Gölz noch heute regelmäßig mit dem Rad zur Arbeit (Jahrestrainingskilometer: 3000). Der Zwölfjährige durfte aber eigentlich gar nicht starten. Er war gerade gegen Pocken geimpft worden und von schweren körperlichen Anstrengungen wurde abgeraten. Gölz schlich sich zum Rennen und gewann. Der Radverein stellte ihm ein richtiges Rennrad und fortan trainierte er zweimal die Woche.
Die Erfolge stellten sich früh ein und kamen fast beiläufig - ein Charakteristikum seiner Karriere. Er fuhr als Junior im Straßenvierer, deshalb sollte er bei den Deutschen Bahn-Meisterschaften in der 4000 Meter Einerverfolgung starten. Gölz lieh sich ein Bahnrad, weil er selbst keines besaß, trainierte zweimal auf dem Oval und wurde 1980 Deutscher Meister der Amateure. Udo Hempel, sein Bahn-Rad-Trainer von 1982 bis 1984, schwärmt noch heute von seinen begnadeten biomotorischen Fähigkeiten.
Gölz sei absolut auf seinen Sport fokussiert gewesen, man habe ihn eher bremsen müssen. Nach einem dreistündigen intensiven Training habe man ihn regelmäßig mit sanftem Druck von der Bahn geholt. Sein Selbstvertrauen hinkte damals aber seinem Können hinterher. Es ging vor allem darum, ihm zu vergegenwärtigen, was er zu leisten im Stande war: „Seine Leidenschaft fürs Radfahren, kombiniert mit seiner Intelligenz, machten seine Klasse aus“, sagt Hempel. Gölz gewann 1982 eine Silbermedaille bei der Bahn-WM in England, ein Jahr später Gold in der 4000 Meter Mannschaftverfolgung bei der WM in Zürich, bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles holt er Silber und Bronze auf der Bahn.
Die Erfolge waren hervorragende Bewerbungsvoraussetzung für einen Profivertrag. Gölz hatte schon früh Kontakt zu Ernesto Colnago, auf einer Fahrrad-Messe in Köln kam der auf ihn zu, ob er nicht für das Profi Team Del Tongo-Colnago fahren wolle, und so unterschrieb der Heimatverbundene bei den Italienern. Der sprachbegabte Oberschwabe war sofort integriert und konnte sich schnell auf Französisch, Englisch und Italienisch verständigen.
Und wieder fuhr er sofort Resultate ein: Die Andalusien-Rundfahrt war sein erstes Profirennen, das er auch gewann, vor Miguel Indurain. Giuseppe Saronni war der Spitzenfahrer seines Rennstalls, aber der 32-Jährige hatte seinen Zenit überschritten. Als Gölz realisierte, dass der etwas trainingsträge Italiener die Arbeit, die die Mannschaftskollegen für ihn leisteten, nicht in Erfolge umsetzen konnte und wollte, fuhr er immer öfter auf eigene Rechnung. Im zweiten Profijahr habe sich Saronni gegen seine Giro-Nominierung ausgesprochen. Zwar hatte Gölz noch einen Vertrag, er sprach aber mit Ernesto Colnago und bat um Freigabe. Bis heute ist sein Verhältnis zu Saronni zerrüttet.
Die schnellen Erfolge im beinharten Profigeschäft erklärt Gölz damit, dass er in einer anderen Zeit Rad gefahren sei: Im Oktober habe man damals mit dem Radfahren aufgehört und erst kurz vor Weihnachten wieder langsam mit dem Sport begonnen. Relativ untrainiert seien die Profis dann zu den ersten Rennen gekommen. Gölz staunte nicht schlecht: Während der Andalusien-Rundfahrt im Februar seien die Rennfahrer 150 Kilometer auf dem kleinen Kettenblatt gefahren und lediglich die letzten 30 Kilometer vor dem Ziel begann das eigentliche Rennen.
Der Wechsel zwischen Amateur und Profi ist dem im Winter immer fleißig trainierenden Gölz somit leicht gefallen. Nach dem Bruch mit dem Saronni-Team kam er 1987 zu Jan Raas' Mannschaft Super Confex, nach drei Jahren fuhr er dann für Team Buckler-Colnago und 1991/92 war er bei Ariostea unter Vertrag. Dort fuhr er mit Moreno Argentin und Bjarne Riis. Nach acht Jahren Profiradsport war dann Schluss. Gölz hatte keine richtige Motivation mehr. Auch die Erwartungshaltung der Medien, Zuschauer und Arbeitgeber belasteten ihn. Der Druck, immer gewinnen zu müssen und die fehlende Wertschätzung, wenn er „nur“ Zweiter wurde, hatten ihm die Freude am Radsport genommen.
Hartmut Bölts wollte Gölz 1993 für den Mountainbike-Weltcup gewinnen. Da könne er doch ohne großen Aufwand mitfahren, meinte Bölts. So einfach sei das aber auch schon damals nicht gewesen. Ein Mountainbike-Rennen hat er zwar gewonnen, da ging es aber nur auf einem Schotterweg berghoch, den er halt mit einem Mountainbike anstatt mit dem Rennrad hochfuhr, technisch nicht besonders anspruchsvoll. Bei den Weltcup-Rennen sei er aber regelmäßig schon in der Qualifikation ausgeschieden, nicht zuletzt wegen der mörderischen Abfahrten. Nach einer solchen habe er im Tal so übersäuerte Beine gehabt, dass er berghoch auch nicht mehr schneller fahren konnte. Missen möchte er diese Intermezzo aber nicht: „Der Zusammenhalt war toll.“
Auch heute noch blickt er gerne auf seine zwei Tour-Etappensiege zurück, auf die Meisterschaft von Zürich 1987 und ein Jahr später auf den Sieg im Flèche Wallonne. Dem Familienvater von zwei erwachsenen Söhnen lagen einfach die klassischen Rennen. „Ich konnte kleinere Berge gut hochfahren, war sprintstark und kam immer gut durch den Winter, außerdem lagen mir die kühleren Temperaturen.“
Gölz ist Pragmatiker. Geld ist ihm wichtig, er möchte nicht jeden Euro zweimal umdrehen, der Vater war Beamter, im Hause Gölz wurde gespart. Als Jugendlicher ist er auch deswegen jeden Tag mit dem Rad zur Schule gefahren, weil er das gesparte Busgeld behalten durfte. Während der Tour de France 1989 hat er gesagt: „Tour-Sieger werde ich nie, aber Millionär.“ Das sei ihm gelungen, zumindest in DM-Zeiten. Der 52-Jährige ist aber bodenständig geblieben und er protzt nicht. Er fährt ein zehn Jahre altes Auto und es ist kein Porsche. Er hätte während seiner Profi-Zeit mehr verdienen können. Er fuhr kaum gut dotierte Sechstage-Rennen und verzichtete alleine auf 500.000 Mark, weil er 1992 seine Karriere vorzeitig beendete.
Gölz hat natürlich mitbekommen, dass auch zu seiner Zeit gedopt wurde. Es gab noch kein Epo, wohl aber Wachstumshormone, Anabolika, Amphetamine und Kortison. Es habe immer Fahrer gegeben, die mehr oder weniger genommen hätten. Es musste dann jeder selber beantworten, was er zu tun bereit war. „Ich weiß aber auch, dass es möglich war, an einem guten Tag ohne alles zu gewinnen: Das habe ich auch bewiesen.“ Das sei später in der Epo-Zeit nicht mehr möglich gewesen und deshalb möchte Rolf Gölz keinen Rennfahrer verurteilen, der da mitgemacht hat und er kann auch die Globalschelte gegenüber Armstrong nicht verstehen.
Er muss an die Tour de France 1987 denken, die letzte Austragung der Frankreich-Rundfahrt über 4000 Kilometer, einen seiner zwei Etappensiege holte er in diesem Jahr. Die letzten drei Tage waren alle Fahrer platt. 160 Kilometer wurde richtig langsam gefahren und wehe ein Fahrer hat sich nicht daran gehalten, erst die letzten 30 Kilometer ging es dann zur Sache. Man könne die Tour sauber fahren, dafür käme man halt etwas später an. Aber es läge eben auch in der menschlichen Natur, um jeden Preis gewinnen zu wollen. Gölz ist halt durch und durch Realist.
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