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24.02.2016 | (rsn) - Am Donnerstag präsentiert das Team Stölting Service Group im Düsseldorfer Kesselhaus sein Aufgebot für die Saison 2016. Wie es der neuformierte deutsche Zweitligist (s. Team-Vorstellung) in diesem Jahr kesseln lassen will, verraten Manager Christian Große Kreul und Hauptsponsor Hans Mosbacher radsport-news.com vorab in einem Doppelinterview. Mosbacher ist Inhaber des Personaldienstleisters Stölting Group, der mit seinen 6000 Mitarbeitern rund 150 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaftet.
Ist der Ausstieg von Cult als zweitem Hauptsponsor letztlich nicht ein Gewinn für ihr Team?
Christian Große Kreul: "Ja, er hat natürlich erst einmal gehörigen Stress verursacht, weil er so überraschend kam. Am Ende des Tages könnte es tatsächlich ein großes Ergebnis sein, weil wir nun zum einen alle Entscheidungen selber treffen können, zum anderen das Team nur noch Stölting heißt. Stölting ist gleichzeitig der Eigentümer des Rennstalls, so haben wir kurze Wege und schnelle Entscheidungen."
Dazu kam, dass die Fahrer blieben, die vorher bei Cult waren....
Große Kreul: "Ja, die hätten wir sonst nicht bekommen. Das Team ist international, wir bekamen den starken dänischen Kern dazu, darunter Mads Petersen und Rasmus Guldhammer. Von beiden können wir viel erwarten."
Wie passen die beiden "Fraktionen" zusammen?
Große Kreul: "Ich hatte ein wenig die Sorge, dass sich zwei Gruppen bilden könnten. Wie Sie sich aber im Trainingslager auf Mallorca selbst überzeugen konnten, ist das nicht der Fall. Die Teamsprache ist Englisch. Es harmoniert hervorragend!"
Welche Rolle spielte, dass Hans Mosbacher, der Inhaber der Stölting Service Group, das alleinige Sagen hat und er sich schnell entscheiden konnte, den Etat alleine zu stemmen?
Große Kreul: "Es ist eine besondere Konstellation, dass sich die Betreibergesellschaft des Rennstalls in den Händen des Hauptsponsors befindet, der auch routiniert darin ist, als Holding verschiedene Gesellschaften zu betreiben. Das heißt, die gesamte Administration erfolgt im Hause Stölting. Die Stölting Cycling GmbH ist eine von vielen GmbH, die bei Stölting geführt werden. Ihr Sitz ist in Gelsenkirchen, wo auch Hans Mosbacher seinen Sitz hat. Die Wege sind also kurz."
Kann er auch den Etat alleine stemmen, falls kein weiterer Sponsor gefunden wird?
Große Kreul: "Wir haben auch Fahrer, die zwei Jahre Vertrag haben. Das Ziel ist, den Rennstall langfristig zu betreiben. Sonst hätten wir das nicht gemacht. Natürlich haben wir unser Augenmerk auf die Tour de France gelegt, die im nächsten Jahr in Düsseldorf vor unserer Haustür startet. Stölting besitzt in Düsseldorf zwei große Firmen. Um da konkurrenzfähig zu sein, wollen und müssen wir das Budget noch etwas aufstocken. Da würde ein weiterer Haupt- bzw. Namens-Sponsor gut tun."
Gibt es Kontakte?
Große Kreul: "Wir haben schon Gespräche mit potenziellen Sponsoren und Investoren geführt."
Nun klinkt sich Hans Mosbacher ein, der bis dahin dem Gespräch aufmerksam gefolgt war.
Hans Mosbacher: "Wir waren 2014 mit einem großen Unternehmen relativ weit, um schon 2015 finanziell den Sprung in die WorldTour zu schaffen. Es scheiterte nur an Kleinigkeiten. Gerade mit dem Tour-Start 2017 in Düsseldorf ist ein Umdenken bei vielen Verantwortlichen in der Politik und in der Wirtschaft entstanden, den Radsport wieder als Möglichkeit zu sehen, sich zu engagieren. Zumal ja inzwischen bekannt wurde, dass Doping nicht nur im Radsport ein Problem darstellte, sondern alle Ausdauersportarten betrifft."
Große Kreul: "Wir konnten sehr deutlich spüren, dass wir bei der Streckenpräsentation in Düsseldorf und auch bei der anschließenden Veranstaltung im Ständehaus, zum Teil geplant, zum Teil aber auch spontan, mit vielen Entscheidungsträgern ins Gespräch gekommen sind. Die Leute sind auch auf uns zugekommen."
Mosbacher: "Die Leute müssen doch auch bekloppt sein, wenn sie die Möglichkeit nicht nutzen würden, 2017 in Verbindung mit dem Tour-Start im Marketing tätig zu werden. In Nordrhein-Westfalen gibt es genügend potente Unternehmen."
Wie wichtig wäre es für Sie, ein international tätiges Unternehmen als Partner zu gewinnen?
Mosbacher: "Wir suchen einen international aufgestellten Konzern, der mit uns den Weg geht."
Hat sich Stölting durch das Engagement im Radsport schon einen Namen in Deutschland gemacht?
Mosbacher: "Das ist tatsächlich so. Das bemerken wir täglich im Geschäft. Wir haben vielfach Kontakte zu Entscheidern, weil das, was wir als Stölting Group machen, auf Vorstandsebene entschieden wird. Wenn es darum geht, Sicherheitsdienste zu beschließen, macht das nicht der Sachbearbeiter von A bis W. Diese Entscheider haben tatsächlich oft einen Bezug zum Radsport. Aus diesem Grund haben wir durch unser Auftreten im Radsport wirtschaftlich profitieren können. Ich bin nicht der Radsport-Enthusiast. Letztendlich ist das ein Geschäft wie jedes andere auch, das sich rechnen muss. Das Geld, das wir investieren, muss irgendwann wieder reinkommen. Ich bin überzeugt, dass wir Unternehmen motivieren können, einen gleichen oder ähnlichen Schritt zu gehen wie wir."
Nach einer kurzen Pause ergänzte Mosbacher: "Mein Ziel war es, nicht nur kurzfristig im Radsport tätig zu werden. Sonst hätten wir, nachdem Cult ausgestiegen war, die Notbremse ziehen müssen. Ich betreibe das Team nun schon im vierten Jahr!"
Große Kreul: "Ein paar Zufälle haben geholfen, dass alles so gut verlief. Zum Beispiel, dass wir das Team nun alleine betreiben können oder der Tour-Start 2017 in Düsseldorf sein wird. Das ist auch auf das steigende Interesse am Radsport in Deutschland zurückzuführen."
Es hilft, den Namen Stölting bekannter zu machen?
Mosbacher: "Das ist unser Ziel, darum machen wir es, wir wachsen in unserem Segment weit schneller als der Wettbewerb. Wir haben in den letzten Jahren als Personaldienstleister immer Zuwachsraten von mindestens 20 Prozent verzeichnet. Es ist auch angedacht, ins Ausland zu gehen und dort Tochtergesellschaften zu gründen oder andere Firmen zu übenehmen. Der Markt ist weltweit, deshalb sehen wir durchaus die Chance, uns außerhalb von Deutschland zu positonieren. Eines der Mittel, uns bekannter zu machen, ist unter anderem das Rad-Team."
Sie sind auch im Sicherheitsbereich tätig. Gerade dieser Bereich wird beim Tour-Start 2017 in Düsseldorf eine große Rolle spielen. Wird ihr Unternehmen involviert sein?
Mosbacher: "Die ersten Gespräche mit dem Veranstalter sind schon gelaufen. Wir gehen davon aus, dass von uns ein großer Teil der Sicherheitsleistungen im Radsport abgewickelt werden wird. Das ist nichts Neues für uns, da wir in diesem Bereich schon Großveranstaltungen betreut haben."
Welche?
Mosbacher: "Klassische Eintagesrennen in Nordrhein-Westfalen, angefangen bei Rund um Rhede, bis hin zum Münsterland Giro und Bayern."
Ein Nachteil, um eine Wildcard zu erhalten, ist das nicht, falls Stölting noch keinen WorldTour-Status erreicht haben sollte?
Große Kreul: "Das müssen wir sehen. Wie die Chancen sind, ist schwer abzuschätzen. Aber die Gespräche, die wir schon mit der ASO und (Tour-Direktor) Christian Prudhomme geführt haben, waren positiv."
Brauchen Sie den WorldTour-Status?
Mosbacher: "Man muss abwarten, wie die Verhandlungen zwischen der UCI und der ASO verlaufen. Ob das eine oder andere Rennen überhaupt noch WorldTour-Status hat. Das ist ein offenes Blatt. Da ist nichts vorherzusagen."
Ihr Teamchef Jochen Hahn ist ein vehementer Gegner eines Aufsteigs in die WoldTour, weil er aktuell eine Mannschaft hat, die das schon quantitativ nicht stemmen könnte.
Große Kreul: "Sie hatten am Anfang gefragt, ob Stölting auch alleine weitermachen könnte. Ja, das geht. Aber für einen WorldTour-Status muss der Etat erheblich mit einem entsprechenden Partner wachsen, damit man mehrere Programme fahren kann. Ich verstehe Jochen Hahns Standpunkt. Natürlich hat er recht, dass es mit dem jetzigen Team keinen Sinn machen würde. Das wäre auch nicht das Ziel. Aber mit einem entsprechenden Upgrade spräche nichts dagegen. Wobei wir abwarten müssen, was die WorldTour im nächsten Jahr noch wert ist. Wenn sich ASO und UCI nicht einigen sollten, dann ist die WolrdTour, wenn wir mal ehrlich sind, unter Umständen relativ wertlos."
Mosbacher: "Dass Jochen Hahn das aus seiner Sicht so sieht, ist sein Job. Wenn sich die Situation aber so entwickeln würde, dass wir in der Läge wären, WorldTour zu fahren, dann tun wir das. Den Etat legen wir fest, da wird sich Jochen Hahn auch nicht dagegen sperren. Wir sind mit ihm nicht konträr."
Wann ist diese Saison ein Erfolg für sie?
Große Kreul: "Wir haben den ersten Riesenerfolg schon alleine dadurch errungen, dass wir alle Hürden meistern konnten. Wir haben unseren ersten Wettkampf schon gewonnen, als alle anderen Teams noch im Winterschlaf waren. Wir haben jetzt ein Team, das Stölting heißt, wir haben tolle Fahrer und die Stimmung in der Mannschaft ist prima."
Nach kurzer Überlegung fährt Große Kreul fort: "Wir können nicht erwarten, dass wir gleich WorldTour-Rennen abschießen werden. Natürlich wollen wir Siege haben. Aus meiner Sicht ist die Saison ein Erfolg, wenn wir uns so präsentiert haben, dass Radsportwelt und Öffentlichkeit ein positives Image von uns haben, wenn Rennveranstalter uns bei sich starten lassen und Partner bei uns mitmachen wollen. Ein paar Rennen wollen wir natürlich auch gewinnen! Selbsverständlich sind wir erfolgorientiert."
Mosbacher: "Der Erfolg, den wir letztlich erzielen wollen, ist nicht nur an Ergebnissen festzumachen. Wir wollen unser Image positiv darstellen, wir wollen unser Team nutzen, um Geschäftsfreunde und Partner näher an uns zu binden. Wir wollen den Radsport positiv verkaufen, um langfristig Erfolg zu haben. Dass wir eine Mischung aus jungen Talenten und erfahrenen Profis gewählt haben, zeigt, dass wir langfristig arbeiten wollen. Wir wollen uns auch als tatsächlich deutsches Team präsentieren."
Große Kreul: "Es wäre ein ganz großer Erfolg, wenn wir dazu beitragen könnten, dass der Radsport in Deutschland wieder populärer und aus dem Dornröschenschlaf geweckt wird!"
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