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13.03.2016 | (rsn) – Alberto Contador (Tinkoff) hat auf der Schlussetappe des 74. Paris-Nizza alles probiert, um sich seinen dritten Gesamtsieg nach 2007 und 2010 zu holen. Der Spanier attackierte bereits am vorletzten Berg des Tages weit vor dem Ziel, um dem Briten Geraint Thomas (Sky) dessen Gelbes Trikot doch noch abzunehmen.
Nachdem er wieder gestellt wurde, ging Contador kurz darauf am Col d’Éze 17 Kilometer vor dem Ziel nochmals in die Offensive und war darauf und dran, die 15 Sekunden Rückstand gegenüber dem verzweifelt kämpfenden Thomas wettzumachen, mit denen er die 134 Kilometer rund um Nizza in Angriff genommen hatte.
Doch am Ende kam der Sky-Kapitän nach einer furiosen Aufholjagd auf der Zielgeraden in Nizza noch bis auf fünf Sekunden an Contador und dessen Begleiter Richie Porte (BMC) und Tim Wellens (Lotto Soudal) heran. Im Zielsprint verwies der Belgier den entkräfteten Contador auf den zweiten Platz – was letztlich den Ausschlag für Thomas‘ Gesamtsieg gab. Denn hätte Contador die Etappe gewonnen, wäre er dank der damit verbundenen zehn Sekunden Zeit-Bonifikation tatsächlich noch an Thomas vorbeigezogen.
So aber rettete der Waliser vier Sekunden seines Vorsprungs und sorgte damit für den vierten Paris-Nizza-Triumph des Sky-Teams in den vergangenen fünf Jahren. Hinter Contador komplettierte der entthronte Titelverteidiger Porte das Gesamtpodium. Der Australier rückte als Etappendritter auch noch auf Rang drei des Schlussklassemnets vor, zwölf Sekunden hinter seinem letztjährigen Teamkollegen Thomas.
"Das ist ganz sicher der größte Sieg meiner Karriere“, strahlte Thomas im Ziel. "Hier vor Alberto zu gewinnen, einen der größten Rundfahrtspezialisten aller Zeiten, und vor Richie, der letztes Jahr fast jedes Rennen gewoinnen hatte, bei dem er antrat, ist etwas, was ich kaum glauben kann. Ich bin überglücklich.“
Ähnlich euphorisch äußerte sich Etappengewinner Wellens. „Es war heute mein Glück, dass ich in der Gruppe mit Contador und Porte war. Das ist ein großartiger Sieg“, sagte der 24-Jährige.
Dagegen war der knapp geschlagene Contador mit dem Ergebnis alles andere als zufrieden. "Ich hatte auf ein anderes Resultat gehofft. Ich mag zweite Plätze nicht. Ich habe alles mir mögliche getan, um die Zeit aufzuholen und am Ende hätte ich beinahe noch gewonnen“, kommentierte der 33-jährige Madrilene den für ihn frustrierenden Rennausgang. "Geraint Thomas hat das gut gemacht, er hat ein starkes Team um sich. Aber er wäre zu schlagen gewesen", fügte Contador noch an.
Das Bergtrikot ging an den Kanadier Antoine Duchesne (Direct Energie), der Australier Michael Matthews (Orica-GreenEdge) sicherte sich die Wertung des punktbesten Fahrers.
Ehe es zum turbulenten Schlagabtausch der Favoriten gekommen war, hatte der Kampf ums Bergtrikot die Etappe bestimmt. Den entschied der Kanadier Antoine Duchesne (Direct Energie) am vierten von sechs kategorisierten Anstiegen gegen den Belgier Thomas De Gendt für sich.
Beide waren in einer zweitweise 23 Fahrer starken Spitzengruppe dabei, die sich nach rund 15 Kilometern hatte lösen können. Duchesne gewann die ersten vier Bergwertungen jeweils von De Gendt, der damit seinen Vorjahrescoup nicht wiederholen konnte, als er das Bergtrikot mit nach Hause genommen hatte. Stattdessen verteidigte der 24-jährige Duchesne, der bisher noch ohne Sieg bei den Profis ist, das Gepunktete Trikot, das er gestern hatte erobern können, souverän und feierte seinen bisher größten Erfolg.
Hinter der großen Ausreißergruppe bestimmte wie erwartet Team Sky das Tempo und hielt den Rückstand dabei auf unter vier Minuten.Bei den Männern in Schwarz schrillten dann aber bereits im im Anstieg zur Côte de Peille (1. Kat.) alle Alarmglocken, als Contador bereits rund 50 Kiloemter vor dem Ziel zu einer entschlossenen Attacke ansetzte und sich schnell einen Vorsprung von rund einer Minute herausarbeiten, während die Spitzengruppe zerfiel.
Kurz nach dem Gipfel des vorletzten Anstieg des Tages warteten Contadors Teamkollegen Robert Kiservoski und Yuri Trofimov, die ursprünglich zu den Ausreißern gezählt hatten, auf ihren Kapitän und drückten von da an mächtig aufs Tempo – ebenso wie Thomas und das Sky-Team, das den Rückstand gegenüber dem Spanier 35 Kilometer vor dem Ziel auf rund 40 Sekunden reduziert hatte. Dafür verantwortlich zeichnete vor allem der Ire Nicolas Roche, der den Träger des Gelben Trikots in der Abfahrt fast im Alleingang wieder an Contador heranführte und dessen gefährliche Attacke knapp 30 Kilometer vor dem Ziel neutraliserte.
Unter den Tempoverschärfungen litt die Spitzengruppe, die aus zwischenzeitlich nur noch sechs Fahrern bestand und den Col d`Èze mit weniger als einer Minute Vorsprung auf die Thomas-Contador-Gruppe in Angriff nahm.
Im unteren Teil des 7,7 Kilometer langen und im Durchschnitt 5,7 Prozent steilen Anstiegs probierte es Contador ein weiteres Maö, diesmal aber kam der Gesamtzweite nicht weg und nahm schnell wieder das Tempo heraus, so dass die auf zeitweise zehn Fahrer geschrumpfte Favoritengruppe wieder größer wurde.
Das machte sich Wellens zunutze, der in der Zwischenzeit alle seine noch verbliebenen Begleiter abgeschüttelt hatte und als Solist den Gipfel des Hausbergs von Nizza erreichte - allerdings nur wenige Sekunden vor Contador und Porte.
Tatsächlich hatte der Tinkoff-Kapitän rund rund zwei Kilometer vor dem Gipfel alles auf eine Karte gesetzt und war mit einer letzten Attacke gemeinsam mit dem Vorjahressieger weggekommen.
Thomas konnte auch nicht das Tempo der anderen Verfolger halten , kämpfte sich mehr als einer halben Minute Rückstand über die Kuppe des Col d’Éze und schien aussichtslos zurückzuliegen.
Doch der Waliser hatte noch Sergio Henao bei sich, der bereits gestern sein wichtigster Helfer gewesen war. Gemeinsam mit dem Kolumbianer kam Thomas in der Abfahrt nach Nizza der Spitze immer näher, die mittlerweile aus Contador, Porte und Wellens bestand, während das Gelbe Trikot nicht nur auf die Hilfe von Henao – der sich in einer Kurve spektakulär versteurte, dann aber wieder aufschließen konnte – und Wellens französischem Teamkollegen Tony Gallopin bauen konnte, der seinen Top-Ten-Platz verteidigen wollte.
Auf den letzten drei Kilometern schloss das Trio zunächst zur Gruppe um den Gesamtdritten Illnur Zakarin (Katusha) auf und kam dann schließlich noch auf fünf Sekunden an die Spitze heran. Am Ende musste Thomas dann aber auf die Sprintfähigkeiten von Wellens vertrauen, der sich souverän seinen ersten Etappensieg und noch dazu zehn Bonunssekunden sicherte.
Contador blieben nur Rang zwei und sechs Sekunden Zeitgutschrift. Die Differenenz von vier Sekunden war genau der Abstand, der am Ende den Unterschied zwischen Thomas und Contador ausmachte und dem Sky-Profi seinen zweiten Gesamtsieg in dieser Saison einbrachte, nachdem er im Februar bereits die Algarve-Rundfahrt gewonnen hatte
"Als Alberto zum ersten Mal attackierte, blieben wir noch ruhig, aber am Col d'Éze, muss ich zugeben, spielten meine Beine nicht mehr mit und ich habe sogar gedacht, dass es nicht mal mehr fürs Podium reichen würde. Es war schrecklich“, gestand Thomas im Ziel ein und hob Henaos Leistung in der Abfahrt hervor: „Dieses Gelbe Trikot gehört genauso Sergio.“
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