Romandie: Russe wird Sieg aberkannt

Zakarin bringt sich in Morgins selbst um den Lohn seiner Mühen

Foto zu dem Text "Zakarin bringt sich in Morgins selbst um den Lohn seiner Mühen"
In der Romandie auf Platz zwei zurückgesetzt: Ilnur Zakarin (Katusha) jubelt über seinen vermeintlichen Sieg. | Foto: Cor Vos

28.04.2016  |  (rsn) – Titelverteidiger Ilnur Zakarin (Katusha) konnte sich nur einige Minuten über seinen vermeintlich ersten Tagessieg bei der 70. Tour de Romandie freuen.

Der 26-jährige Russe, der die letztjährige Ausgabe der Rundfahrt durch die West-Schweiz ohne einen Etappenerfolg für sich hatte entscheiden können, bezwang am Donnerstag zwar nach 173,9 Kilometern von Moudon nach Morgins den Kolumbianer Nairo Quintana (Movistar) im Sprint.

Da Zakarin aber eine Welle fuhr und seinen Kontrahenten Richtung Bande drängte, revidierte die Jury nach kurzer Beratung das Tagesergebnis und setzte Quintana auf den ersten Platz. Der Katusha-Profi wurde auf Rang zwei zurückgesetzt. Zakarins Aktion war deshalb besonders unverständlich, weil er bereits an dem zweimaligen Tour de France-Zweiten vorbeigezogen war und erst dann von vorne aus betrachtet nach links herüberzog.

"Ich denke, dass er eine Bewegung gemacht hat, die nach Meinung der Jury illegal war und dass er deshalb disqualifiziert wurde", sagte Quintana auf der Pressekonferenz zu dem Zwischenfall. "Er hätte aber auch so gewonnen", erkannte der 26-Jährige die Überlegenheit des Katusha-Profis im Zielsprint an.

Zakarin selbst konnte seine Zurücksetzung nicht nachvollziehen. "Ich denke, die Entscheidung war falsch. Das macht mich sehr traurig, gibt mir aber auch Motiviation für morgen, um es besser zu machen. Ich will meine Antwort auf dem Rad geben", sagte der Russe, und sein Sportlicher Leiter Dmitry Konyshev ergänzte. "Ich stimme mit der Jury überhaupt nicht überein. Für uns ist Ilnur der Sieger."

26 Sekunden hinter den beiden Ausreißern sicherte sich der Portugiese Rui Costa (Lampre-Merida) im Sprint der ersten Verfolger Rang drei vor Quintanas Landsmann Rigoberto Uran (Cannondale) und dem Franzosen Thibaut Pinot (Movistar). Mathias Frank (IAM) kam zeitgleich als Achter und damit bester Schweizer Profi in das auf 1.304 Metern Höhe gelegene Ziel. „Am Ende bin ich fast ein bisschen enttäuscht, dass ich mein Glück nicht auch versucht habe, als Quintana und Zakarin wegfuhren. Vielleicht hätte ich das Risiko danach im Finale zu explodieren, auf mich nehmen sollen“, meinte Frank.

Der zweimalige Gesamtsieger Chris Froome (Sky) musste nach einem Defekt am Fuße des vorletzten Anstiegs des Tages sein Rad wechseln, schaffte danach nicht mehr den Anschluss und büßte so alle Chancen auf einen dritten Triumph in der Romandie ein.

Im Gesamtklassement liegt Quintana vor dem schweren morgigen Einzelzeitfahren 18 Sekunden vor Zakarin und 20 vor seinem Teamkollegen Ion Izagirre, dem er das Gelbe Trikot nach zwei Tagen wegnahm. Frank folgt mit 37 Sekunden Rückstand auf Rang sechs, vor dem Luzerner liegen noch Pinot (4./+0:32) und Costa (5./+0:36). Die Gesamtwertung dürfte morgen bereits wieder durcheinander gewürfelt werden, da der 15 Kilometer lange Parcours in Sion bei Rennmitte einen Anstieg aufweist und zudem die 14 bestplatzierten Fahrer durch weniger als eine Minute getrennt sind.

Aufgrund des bergigen Profils dürfte Quintana gute Chancen haben, sein Führungstrikot auch in der von ihm wenig geliebten Disziplin zu verteidigen. Auf der heutigen 2. Etappe stellte er ein weiteres Mal seine Kletterqualitäten unter Beweis, als er rund 6,5 Kilometer vor dem Ziel im letzten von drei kategorisierten Anstiegen aus der Favoritengruppe heraus attackierte und sich schnell einen kleinen Vorsprung herausfahren konnte.

Bei den Verfolgern war es vor allem Pinot, der für Tempo sorgte und versuchte, den Rückstand zu Quintana zu verkleinern. Doch auch der Franzose konnte im bis zu zehn Prozent steilen Schlussanstieg nicht reagieren, als Zakarin kurz darauf aus der immer kleiner werdenden Gruppe heraus eine Konterattacke ritt und im Nu zum Spitzenreiter aufschloss. Gemeinsam baute das Duo seinen Vorsprung auf mehr als 20 Sekunden aus und erreichte Seite an Seite die Bergwertung knapp zwei Kilometer vor dem Ziel.

Auf der folgenden Flachpassage ins Ziel behaupteten die Ausreißer ihren Vorsprung, ehe Quintana schon früh den Sprint anzog. Als der Movistar-Kapitän merkte, dass er seinen Gegner nicht abschütteln konnte, nahm er kurzzeitig an der letzten Kurve heraus, um dann erneut anzutreten. Doch Zakarin hatte die größeren Sprintreserven, verdarb sich aber selbst seinen zweiten Saisonsieg, als er mit einer wilden Bewegung vor Quintana "die Tür zu machte“. Der protestierte prompt gestenreich und wurde kurz darauf von der Jury auf den ersten Platz gesetzt.

Bevor die Klassementaspiranten am Schlussanstieg den Kampf um den Tagessieg austrugen, hatte eine sechs Fahrer starke Spitzengruppe um den Schweizer Marcel Wyss (IAM) ab Rennkilometer zehn das Geschehen bestimmt. Mehr als fünf Minuten an Vorsprung gestand das von Movistar angeführte Feld den Spitzenreitern allerdings nicht zu. Kurz nach der vorletzten Bergwertung des Tages waren die Ausreißer wieder Geschichte.

Danach übernahmen Quintana und Zakarin.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.05.2016Albasini rettet sich in kuriosem Finale vor dem Feld ins Ziel

(rsn) - Zum Abschluss der 70. Tour de Romandie hat es doch noch mit dem Tagessieg für Lokal-Matador Michael Albasini (Orica-GreenEdge) geklappt. Der 35-jährige Schweizer, der auf der 1. Etappe berei

01.05.2016Albasini gewinnt zum Abschluss in Genf, Quintana Gesamtsieger

(rsn) - Michael Albasini (Orica-GreenEdge) hat in Genf die Schlussetappe der 70. Tour de Romandie gewonnen. Der Schweizer sprintete aus einer vierköpfigen Spitzengruppe heraus zum Sieg und rettete si

30.04.2016Froome strahlt im Regen von Villars

(rsn) - Chris Froome (Sky) nutzte die Königsetappe der 70. Tour de Romandie zur Revanche und feierte bei der Bergankunft in Villars-s/Ollon dritten Saisonsieg. Wie der 30 Jahre alte Brite sich bei s

30.04.2016Froome setzt ein dickes Ausrufezeichen!

(rsn) - Nach einer enttäuschenden Vorstellung auf dem zweiten Tagesabschnitt meldete sich Chris Froome (Sky) auf der Königsetappe der 70. Tour de Romandie eindrucksvoll zurück. Der Brite konnte das

30.04.2016Froome gelingt die Revanche, Quintana bleibt in Gelb

(rsn) - Chris Froome (Sky) hat seine Form bei der 70. Tour de Romandie wiedergefunden. Der zweimalige Sieger der Tour de France entschied die Königsetappe der Schweizer Rundfahrt über 172,7 Kilomete

30.04.2016Quintana schöpft in Sion Zuversicht für die Tour de France

(rsn) – Im Zeitfahren der 70. Tour de Romandie ist Nairo Quintana ein großer Schritt in Richtung Gesamtsieg gelungen. Der Kletterspezialist aus Kolumbien belegte nach einer starken Vorstellung auf

29.04.2016Pinot und Quintana die großen Gewinner von Sion

(rsn) - Zwei Kletterspezialisten waren im Zeitfahren der 70. Tour de Romandie die großen Gewinner. Thibaut Pinot (FDJ) feierte auf dem 15,11 Kilometer langen Parcours seinen bereits vierten Saisonsie

29.04.2016Pinot auf maßgeschneidertem Kurs schneller als Dumoulin

(rsn) – Thibaut Pinot (FDJ) entwickelt sich immer mehr vom reinen Kletterspezialisten zu einem kompletten Fahrer – und damit auch zu einem der Favoriten für die kommende Tour de France. Der 26 Ja

29.04.2016Pinot Schnellster im Zeitfahren von Sion, Quintana verteidigt Gelb

(rsn) – Thibaut Pinot (FDJ) hat auch bei der 70. Tour de Romandie seine deutlich verbesserten Zeitfahrqualitäten eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der 26 Jahre alte Franzose entschied am Freitag

29.04.2016IAM-Kapitän Frank lobt das Team und kritisiert sich selbst

(rsn) – 14 Plätze in der Gesamtwertung der Tour de Romandie hat Mathias Frank auf der gestrigen ersten Bergetappe gut gemacht. Dennoch war der IAM-Kapitän nach den 173,9 Kilometern von Moudon zur

28.04.2016Zakarin kann sich nur kurz über seinen Sieg freuen

(rsn) - Die erste Bergetappe der 70. Tour de Romandie erfuhr auf den letzten 6,5 Kilometern ihre Zuspitzung. Zunächst attackierte Nairo Quintana (Movistar) im Schlussanstieg seine Konkurrenten, dann

28.04.2016Quintana in Gelb, Zakarin von Jury auf Platz zwei distanziert

(rsn) – Titelverteidiger Ilnur Zakarin (Katusha) hat auf der ersten Bergetappe der 70. Tour de Romandie Nairo Quintana (Movistar) im Duell bezwungen - konnte sich allerdings nicht lange über sein

Weitere Radsportnachrichten

23.11.2024Archibald und Richardson gelingt makelloser TCL-Auftakt

(rsn) – Katie Archibald, Emma Finucane, Matthew Richardson und Dylan Bibic heißen die ersten vier Führenden der diesjährigen Track Champions League. Das britische Trio und der Kanadier waren beim

23.11.2024Iserbyt krönt cleveres Zusammenspiel mit Vanthourenhout

(rsn) – Nachdem Fem van Empel (Jumbo – Visma) im Frauenrennen ihren Vorjahressieg wiederholen konnte, hat auch Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) beim Excact Cross in Kortrijk seinen Titel v

23.11.2024Van Empel ist bereit für den ersten Cross-Weltcup

(rsn) – Fem van Empel (Jumbo – Visma) hat nach ihrer Rennpause schnell wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Die Weltmeisterin gewann wie bereits im vergangenen Jahr den Exact Cross in Kortri

23.11.2024Dank Freiheiten bei Stevens für vier Teams im Einsatz

(rsn) – Hinter Tillman Sarnowski liegen zwei turbulente U23-Jahre. Der U19-Bundesliga-Gesamtsieger von 2022 hatte sich im Jahr darauf dem Team Dauner Akkon angeschlossen, das dann aber doch nicht wi

23.11.2024Scott David: Trotz Traumwerten keine WorldTour

(rsn) – “Mein Ziel ist ein WorldTour- oder ProTeam-Vertrag. Ich habe mir ein Limit von zwei Jahren gesetzt, so lange möchte ich es auf Kontinental-Niveau versuchen“, hatte Scott David im letzte

23.11.2024Red-Bull-Neuzugang Pithie will van der Poel herausfordern

(rsn) – Laurence Pithie gewann im Januar mit dem Cadel Evans Great Ocean Road Race sein erstes WorldTour-Rennen und beeindruckte bei den Frühjahrsklassikern. Der 22-jährige Neuseeländer belegte b

23.11.2024Olympia-Reservistin Pröpster: Gelingt bei TCL der nächste Schritt?

(rsn) – Mit drei Rennsiegen, dem zwischenzeitlichen Tragen des Führungstrikots und schließlich Gesamtrang zwei in der Sprint League hat Alessa-Catriona Pröpster bei der Track Champions League 202

23.11.2024Track Champions League: Format, Kalender, Punktesystem

(rsn) – Nach Olympia in Paris im Sommer und den Weltmeisterschaften im Oktober im dänischen Ballerup endet das internationale Bahnjahr an den kommenden drei Wochenenden mit der Track Champions Leag

23.11.2024Britisches Duo fordert Lavreysen und Andrews heraus

(rsn) – Mit Ausnahme der fehlenden deutschen Stars um die zweimalige Olympiamedaillengewinnerin Lea Sophie Friedrich hält die Auflistung der Athletinnen und Athleten der diesjährigen Sprintsaison

23.11.2024Wafler: Rückkehr nach Paris weckt Olympia-Erinnerungen

(rsn) - Tim Wafler hat es erstmals in das illustre Feld der Ausdauerfahrer der UCI Track Champions League geschafft. Der Österreicher startet am Samstagabend im Velodrome National in Saint-Quentin-en

23.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

22.11.2024Top-Favoritin? Archibald nach schwerem Jahr eine “7 von 10“

(rsn) – Katie Archibald ist die Königin der Track Champions League. 2021 und 2023 gewann sie jeweils souverän den Titel in der Endurance League und auch 2022 wäre das wohl gelungen, wenn sie dama

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine