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19.06.2016 | (rsn) - Am Ende ließ Lizzie Armitstead (Boels-Dolmans) nichts mehr anbrennen. Die Weltmeisterin gewann den ersten Zwischensprint der Schlussetappe und verhinderte im Finale in Kettering einen Zeitverlust, in dem sie auf Rang 14 das Ziel erreichte - in Sichtweite hinter der zuvor als größte Gefahr ausgemachten Marianne Vos (Rabo-Liv). Das reichte, um sich nach dem schweren Sturz auf der 1. Etappe im Vorjahr endgültig mit der Aviva Women's Tour zu versöhnen: Gesamtsieg.
"Ich bin stolz, Britin zu sein und ein Etappenrennen zu gewinnen, das so sehr von der britischen Öffentlichkeit unterstützt wird. Aber noch stolzer bin ich darauf, wie mein Team gefahren ist", freute sich Armitstead nach dem 113,2 Kilometer langen letzten Akt ihres Siegeszuges, der mit dem nach der Katar-Rundfahrt 2015 zweiten Rundfahrtsieg ihrer Karriere endete. "Keine Sorge, ich werde nicht zur Rundfahrerin. Ich bin Klassikerfahrerin und habe auch vor, das zu bleiben", erklärte sie trotzdem, dass das an ihren künftigen Ambitionen wenig ändere.
Den letzten Tagessieg der so prestigeträchtigen Rundfahrt durch die englischen Midlands sicherte sich aber eine Andere. Die Finnische Meisterin Lotta Lepistö triumphierte im Sprint einer siebenköpfigen Spitzengruppe vor den Italienerinnen Marta Bastianelli (Alé Cipollini) und Elena Cecchini (Canyon-SRAM) und sorgte so für den idealen Rundfahrt-Abschluss ihres deutschen Teams Cervelo-Bigla.
"Es war eine harte Woche, weil wir nur zu fünft hier waren und dann auch noch Stephanie Pohl durch einen Sturz verloren. Dadurch waren wir dann ein sehr kleines und junges Team, aber letztendlich hat es gut funktioniert", sagte Lepistö. "Ashleigh Moolman, d. Red ist Zweite im Gesamtklassement, ich habe eine Etappe gewonnen - ich denke, wir sind ein gutes Rennen gefahren!"
Gerade Lepistö bewies in den vergangenen Wochen immer wieder, wie stark sie ist. Schon bei den Auensteiner Radsporttagen arbeitete die 26-Jährige hart für Gesamtsiegerin Moolman. In England tat sie das erneut und erfüllte auch mit ihrem Sprung in die siebenköpfige Ausreißergruppe des Schlusstages zunächst ihren Job. Denn angesichts der Situation in der Gesamtwertung und der von Vos' Sprintfähigkeiten ausgehenden Gefahr für die Podestplätze war es für Moolman wichtig, dass jemand die Bonifikationen wegnimmt.
Genauso ging es auch Armitsteads Boels-Dolmans-Team sowie Wiggle-High5, das Elisa Longo Borghinis dritten Gesamtrang zu verteidigen hatte - und wenn es den großen Teams recht ist, dann haben Ausreißergruppen gute Chancen, was der Rennverlauf zeigte: Bis zum ersten Zwischensprint bei Kilometer 8,5 blieb alles beisammen, doch danach bildete sich schnell die siebenköpfige Gruppe des Tages, die bis zu vier Minuten Vorsprung herausfahren konnte.
"Wir sind auf den ersten Bonussprint gefahren, wo ich dank eines perfekten Leadouts drei Sekunden holen konnte, und ab da war es ziemlich entspannt", fasste Armitstead den Tag zusammen: "Wir haben eine Ausreißergruppe fahren lassen und sie dann kontrolliert - einfach ein perfektes Ende."
Im Finale wurden die Ausreißerinnen wieder langsam nähergeholt, schließlich war Molly Weaver (Liv-Plantur) zwischenzeitlich sogar im virtuellen Gelben Trikot unterwegs gewesen. Doch den Zusammenschluss führte Boels-Dolmans nicht mehr herbei. So eröffnete Weaver den zunächst bergauf und auf den letzten 200 Metern flach zum Ziel führenden Schlusssprint um den Tagessieg mit noch 15 Sekunden Vorsprung auf das Hauptfeld.
"Molly hat schon fast 600 Meter vor dem Ziel angefangen zu sprinten. Ich war an ihrem Hinterrad und dachte: Okay, in der letzten Kurve muss ich starten. Das habe ich gemacht", erzählte Lepistö später, die in der letzten Kurve 200 Meter vor dem Ziel außen herum an Weaver vorbeizog. "Marta und Elena sind schnell, aber ich wusste, dass ich auch schnell sein kann und musste es einfach clever anstellen. Ich war mir zwar nicht ganz sicher, ob es nicht zu weit ist, aber: No risk, no fun!"
Während Thomas Campanas Cervelo-Bigla-Team in Kettering jubelte, musste die zweite deutsche Mannschaft Canyon-SRAM einen Tiefschlag hinnehmen - und zwar bereits am Morgen. Denn Titelverteidigerin Lisa Brennauer, die immerhin noch als Gesamtachte in die Schlussetappe startete, "war heute zu nichts zu gebrauchen", wie sie nach der Etappe erklärte. "Ich habe mich seit gestern Abend nicht gut gefühlt - nicht richtig krank, nur schlapp. Ich hoffe, dass es dabei bleibt."
Schon an der ersten Bergwertung nach 30 Kilometern fuhr die Allgäuerin ganz hinten im Feld, kurz darauf gab sie das Rennen auf. Bereits im vergangenen Jahr war Brennauer nach der Women's Tour krank geworden und entsprechend geschwächt in die Deutschen Meisterschaften gestartet, die am kommenden Wochenende in Erfurt stattfinden.
Armitstead baute durch den Gewinn des ersten Zwischensprints ihre Gesamtführung auf der Schlussetappe sogar noch einmal aus und wurde schließlich mit elf Sekunden Vorsprung auf Moolman sowie 13 Sekunden vor Longo Borghini zu Brennauers Nachfolgerin. Vos, die die Erstauflage des Rennens im Jahr 2014 gewonnen hatte, beendete die Aviva Women's Tour mit 18 Sekunden Rückstand auf Rang vier, Amanda Spratt (Orica-AIS / + 0:20) wurde Fünfte.
Die Punktewertung sicherte sich Vos, in der Bergwertung hatte Katie Hall (UnitedHealthcare) seit Etappe 2 die Nase vorn und die Nachwuchswertung ging an die Niederländerin Floortje Mackaij (Liv-Plantur). Wiggle-High5 sicherte sich den Sieg in der Mannschaftswertung und Emilia Fahlin (Alé Cipollini) wurde zur kämpferischsten Fahrerin der Rundfahrt bestimmt. Die Schwedin war an zwei Tagen zum Solo-Ausreißversuch angetreten.
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