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03.07.2016 | (rsn) - Du merkst, dass Tour de France ist, wenn du morgens um 7:20 Uhr aus deinem Hotelfenster guckst und anstelle der langweiligen grünen Wiese der letzten 3 Tage dort plötzlich über 500 Menschen vor einer Bühne stehen und ein Moderator um diese Uhrzeit schon für Stimmung sorgt. Und das obwohl noch über 5h bis zum Start der Etappe sind und die Wiese irgendwo im Nirgendwo liegt.
Ich behaupte jetzt mal, dass ich mit meinen jungen 32 Jahren bereits überdurchschnittlich viel erlebt habe… Aber was heute los war, muss ich wohl in einer neuen Kategorie in meinem Gehirn unterbringen. Man kann sich das Spektakel hier einfach nicht vorstellen. Massen über Massen sind am frühen Morgen schon auf den Beinen und alle haben eine Stimmung, als würden Karneval und Jahresurlaub auf diesen einen Tag fallen. Einfach wunderbar!
Für mich ging es zunächst ins Village du Tour, wo wir unseren Tissot-Pavillon checkten. Das Village ist ein abgegrenzter Bereich im Start-Areal, in welchem sich diverse Sponsoren präsentieren und wo sich unter anderem auch alle wichtigen Leute zum Kaffeetrinken und Essen treffen. Anschließend fuhr ich noch mal zurück ins Hotel und holte den Präsidenten von Tissot sowie seine nicht weniger wichtige Kollegin der Swatch Group mit dem Auto ab. Zurück im Village wurden die beiden empfangen wie Staatsgäste und ich war fast ein bisschen stolz, dass die beiden grade noch in meinem Auto saßen. Die beiden bekamen später für die Etappe dann auch ein eigenes VIP Shuttle der ASO, welches direkt vor dem Feld bzw. hinter der Spitzengruppe fuhr.
Gegen 12 Uhr setzten wir uns mit unserem Super-Skoda in Bewegung und fuhren komplett auf der Rennstrecke in Richtung Ziel. Obwohl wir mehr als eine Stunde vor den Fahrern unterwegs waren, herrschte hier bereits eine Stimmung, die mir streckenweise unausweichlich eine ordentliche Gänsehaut verschaffte! Ich kann jedem nur empfehlen, sich das einmal im Leben zu gönnen!
Heute kamen dann auch endlich mal alle Optionen der Karre zum Einsatz: Radio-Tour berichtete unaufhaltsam von Pauls grandiosem Weg ins Bergtrikot und die Spezial-Hupe half uns, den Weg durch die Menge zu bahnen. Es war immer wieder herrlich anzusehen, wie die wartenden Fans sich freuten und reagierten, wenn ich aufs Knöpfchen drückte. Wenn ich so weitermache, ist der Knopf in 3 Wochen wahrscheinlich abgenutzt! Leider ist mir aber auf der Fahrt auch klargeworden, dass ein entscheidendes Utensil in meinem Auto fehlt: ich habe keinen Fernseher!!!!
Somit bekomme ich zwar über Radio Tour alles mit, sehe aber nichts. Da muss man doch was machen können!? Hat jemand Tipps? Wer die Etappe im Fernsehen verfolgt hat, hat hoffentlich erkennen können, was für eine atemberaubende Küstenlandschaft heute durchfahren wurde. Wir haben zwischendurch sogar extra Mal angehalten, um die Landschaft zu fotografieren. Wagi berichtete mir später, dass er irgendwie kein wirkliches Auge für die Landschaft hatte, da das Radrennen nicht grade der aktiven Erholung diente. Ihm fiel dafür auf, dass es noch gar nicht mal die Sprinterteams sind, die das Tempo im Rennen bestimmen, sondern vielmehr die Klassement-Teams. Da sieht man mal, wie nervös die sind! Aber schön, dass auch Wagi noch immer Überraschungen erlebt!
Zum Thema der Kolonne vor dem Rennen und zur Werbekarawane werde ich mich in den kommenden Tagen übrigens noch mal äußern - das ist nämlich auch sehr spannend. Da gibt es eigens Regeln und eine Security auf Rädern, die das überwacht.
Im Ziel warteten wir dann standesgemäß im VIP Bereich mit einem großen Monitor an der 25m Marke auf die Fahrer. Die letzten 40 Km konnte ich somit auch noch visuell verfolgen. Für den Bruchteil einer Sekunde sahen wir die Fahrer auch noch richtig live vorbeikommen - Cav lag hier schon vorne und hatte gefühlte 75 km/h drauf!
Eine Sache ist mir noch aufgefallen: ich hatte im ehemaligen Team Köstritzer einen Teamkollegen, der hat irgendwann in Frankreich mal gesagt: „Jungs, morgen geht die Tour los - das heißt, die Pappnasen haben hier jetzt 3 Wochen schönes Wetter…“. An diesen Spruch musste ich die letzten Tage im Regen immer denken. Und heute schien tatsächlich die Sonne. Es scheint diese ungeschriebenen Gesetze also doch noch zu geben!
Zum Ausgang des Rennens heute sage ich mal nichts weiter, das haben andere bereits zur Genüge getan. Allerdings freue ich mich auf die nächsten "flachen" Tage, denn die ersten 4 von heute werden sicherlich noch viele heiße Duelle abliefern. Morgen sehen wir Paul Voß im Bergtrikot und drücken die Daumen, dass er es noch lange behalten kann.
Fazit des Tages: Vive le Tour, die Tour lebt - und wie!
A Demain, Paddi
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