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09.06.2017 | (rsn) - Auf der ersten Bergetappe des 69. Critérium du Dauphiné haben sich die Favoriten einen packenden Schlagabtausch geliefert, an dessen Ende Richie Porte (BMC) das Gelbe Trikot der Tour-Generalprobe eroberte. Entschieden wurde die 147,5 Kilometer lange 6. Etappe vom Parc des Oiseaux Villars-les-Dombes nach La Motte-Servolex, wo die Ag2R-Equipe beheimatet ist, im Sprint eines Spitzenquartetts, bei dem der Däne Jakob Fuglsang (Astana) knapp vor Porte und Titelverteidiger Chris Froome (Sky) die Nase vorn hatte. Rang vier ging an seinen italienischen Teamkollegen Fabio Aru.
"Unser Team hatte dieses Jahr viel Pech. Letztlich scheint es aber, dass jetzt alles ins Lot kommt und wir rechtzeitig zur Tour wieder wettbewerbsfähig werden“, sagte der Etappengewinner im Sieger-Interview. "Mir gefällt es, so beim Dauphiné zu fahren, auf der ersten schweren Etappe gemeinsam mit zwei der Favoriten für die Tour. Und für mich ist der erste Sieg im Astana-Trikot eine riesige Erleichterung. Es ist ein Erfolg des gesamten Teams, nicht nur für Fabio und mich, sondern für all die Jungs, die vor dem entscheidenden Berg hart gearbeitet und uns an den vergangenen Tagen beschützt haben.“
Eine erstklassige Vorstellung zeigte Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe), der 1:14 Minuten hinter Fuglsang Zehnter wurde, dadurch im Gesamtklassement um gleich neun Positionen vorrückte und dort als Achter auch neuer Träger des Weißen Trikots ist. "Mit dem Tag heute bin ich sehr zufrieden, mal sehen, was die letzten zwei Etappen bringen“, erklärte er nach dem Rennen. Auf den neuen Spitzenreiter Porte hat der 24 Jahre alte Ravensburger nun 2:30 Minuten Rückstand. Der 32-jährige Australier führt hier mit 39 Sekunde Vorsprung auf den dreimaligen Dauphiné-Gesamtsieger Froome, mit 1:15 Minuten ist Fuglsang Dritter.
"Das Team war von Kilometer 0 an fantastisch. Wir haben nicht viel Hilfe bekommen, bis Ag2R uns an der Spitze des Feldes unterstützt hat. Es ist ein unglaubliches Gefühl, das Gelbe Trikot zu bekommen. Im letzten Anstieg gab es viele Attacken, aber wir sind ruhig geblieben. Ich bin einfach nur froh, gemeinsam mit Chris Froome, Jakob Fuglsang and Fabio Aru angekommen zu sein. Es war eine gute Etappe mit einer verrückten Abfahrt“, sagte Porte im Ziel und zeigte sich zuversichtlich mit Blick auf das Schlusswochenende: "Ich bin jetzt in einer guten Position. Es ist schön, das Trikot zu tragen, aber die nächsten beiden Tage werden super schwer. Wie auch immer, ich bin bereit und habe das Team, um es am Sonntag zu vollenden.“
Um doch noch zum vierten Mal das Critérium zu gewinnen, wird Froome attackieren müssen. Doch am Freitag hatte er dafür noch keinen Blick, sondern ärgerte sich eher über den entgangenen ersten Saisonsieg. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mit Rang drei zufrieden bin. Ich habe auf den Etappensieg gehofft, aber ich war etwas zu ehrgeizig und habe etwas zu viel getan, um Jakob Fuglsang auf dem letzten Kilometer wieder einzufangen und dann habe ich den Sprint zu früh gestartet“, bilanzierte der 32-jährige Froome nach seinem Auftritt, der ihn mit Blick auf die Tour de France dennoch zuversichtlich stimmen dürfte. "Alles in allem bin ich ganz zufrieden damit, wie es lief“, fügte er dann auch an.
Schwer im Kampf um das Gelbe Trikot wird es für den Gesamtvierten Alejandro Valverde (Movistar/+1:20), der als Etappenfünfter 50 Sekunden einbüßte - ebenso wie Daniel Martin (Quick-Step Floors) und Romain Bardet (Ag2R), der den angepeilten Heimsieg deutlich verfehlte. Auch Alberto Contador (Trek-Segafredo) bliebt als Neunter (+1:06) hinter den Erwartungen zurück. Vor dem Spanier landete zeitgleich noch Bardets Teamkollege Oliver Naesen, der als Ausreißer zu beeindrucken wusste. Contador weist als Siebter 1:47 Minuten Rückstand gegenüber Porte auf, 23 Sekunden mehr als Aru, der sich auf Rang sechs verbesserte.
Bei der ersten Bergetappe des diesjährigen Critérium du Dauphiné dauerte es neun Kilometer, bis sich die Gruppe des Tages formierte. Mit dabei waren neben Naesen und dem Hürther Nils Politt (Katusha-Alpecin) die Franzosen Thierry Hupond (Delko Marseille) und Anthony Turgis (Cofidis), der Italiener Alberto Bettiol (Cannondale-Drapac) sowie der Belgier Serge Pauwels (Dimension Data), der als im Gesamtklassement bestplatzierter der Ausreißer 3:38 Minuten Rückstand auf De Gendt hatte.
Da im Feld zunächst niemand Interesse an einer Verfolgung der Gruppe zeigte, konnte das Sextett schnell einen großen Vorsprung herausfahren. Dabei war Pauwels, der sich auch die erste Bergwertung sicherte, lange Zeit als virtueller Träger des Gelben Trikots unterwegs. Die größte Lücke zwischen Spitze und Feld tat sich nach gut 80 Kilometern auf, als der Abstand fast 8:30 Minuten betrug.
Obwohl mit Naesen ein Ag2R-Profi in der Spitzengruppe fuhr, übernahm schließlich dessen Equipe etwa zur Mitte des Rennens die Nachführarbeit im Feld. Das zeigte schnell Wirkung, so dass der Rückstand 25 Kilometer vor dem Ziel am Fuß des schwersten Anstiegs des Tages auf rund drei Minuten zurückgegangen war. Hier zeigten sich nun auch Portes Helfer an der Spitze des Feldes und dampften den Vorsprung der Ausreißer weiter ein.
Im 8,7 Kilometer langen und durchschnittlich 10,3 Prozent steilen Mont du Chat, der im Juli auch im Programm der Tour de France stehen wird, hagelte es dann die erwarteten Attacken. Schon ehe es unter den Favoriten zur Sache ging, war der bisherige Spitzenreiter Thomas De Gendt (Lotto Soudal) aus dem Feld herausgefallen - ebenso wie Hupond und Politt aus der Spitzengruppe. Das turbulente Finale leitete Valverde ein, der 21 Kilometer vor dem Ziel noch im unteren Teil des Anstiegs an das Hinterrad seines Teamkollegen Daniel Moreno sprang, der wiederum kurz zuvor das Tempo verschärft hatte. Der Spanier kam aber nicht entscheidend weg, und als Aru, Esteban Chaves (Orica) oder Rafa Valls (Lotto-Soudal) zu ihm vorfuhren, nahm Valverde die Beine hoch.
Danach attackierten Buchmann und Fuglsang, was zur Folge hatte, dass die Favoritengruppe weiter ausdünnte, zumal sich der sehr starke Aru gemeinsam mit Louis Meintjes (UAE-Emirates) und Daniel Martin (Quick-Step) davonmachten. Nach einigen wechselnden Konstellationen kristallisierten sich in den mit zu 15 Prozent steilsten Passagen kurz vor der Bergwertung mehrere kleine Gruppen heraus.
Nachdem Aru und Fuglsang ihre Begleiter abgeschüttelt hatten und an Naesen, dem letzten der sechs Ausreißer vorbeigezogen waren, setzte sich der Italiener einen Kilometer vor dem Gipfel mit einer Tempoverschärfung auch von seinem Teamkollegen ab. Nur wenige Sekunden dahinter führte Porte die erste Verfolgergruppe mit Froome und Fuglsang über den Gipfel. Es folgten mit einer Minute Rückstand Valverde, Contador, Bardet sowie etwas weiter dahinter Buchmann, wogegen sich Martin noch zwischen beiden Gruppen befand.
In der halsbrecherischen Abfahrt versuchte Froome, nachdem die Verfolger zu Aru aufgeschlossen hatten, seine Konkurrenten loszuwerden, doch rund vier Kilometer vor dem Ziel schloss der kleine Sarde wieder zu ihm auf, gefolgt von Porte und Fuglsang. Dahinter fanden in der Abfahrt Valverde, Bardet und Martin zusammen. Contador dagegen konnte dem Tempo seiner Begleiter nicht folgen und bildete mit Naesen ein Duo, das zumindest Buchmann auf Distanz halten konnte, nachdem der sich einmal verbremst hatte.
Kurz vor der Flamme Rouge setzte Fuglsang eine Attacke, die allerdings Froome neutralisierte. Im hart umkämpften Zielsprint bedrängte der Titelverteidiger den rechts von ihm fahrenden Porte, der sich dennoch auf den letzten Metern noch an ihm vorbeischob. Sieger nach Foto-Finish wurde allerdings Fuglsang, der links von den beiden über den Zielstrich jagte.
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