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17.01.2018 | (rsn) - Radsport News stellt die 18 WorldTour-Teams vor, die bei der 20. Tour Down Under in die Saison eingestiegen sind. Den Anfang macht der deutsche Sunweb-Rennstall, der auf die bisher erfolgreichste Saison seines Bestehens zurückblicken kann. 2018 soll es vor allem in den großen Landesrundfahrten weiter hoch hinausgehen.
Team Sunweb
Rückblick 2017: Für nicht wenige war Sunweb das Team der Saison. Der deutsche Rennstall mit Sitz im niederländischen Deventer gewann durch Tom Dumoulin sensationell den Giro d’Italia, legte mit insgesamt vier Etappensiegen und dem Gewinn der Berg- und Punktewertung durch Warren Barguil und Michael Matthews bei der Tour de France nach und wurde später im Jahr Weltmeister im Mannschaftszeitfahren. Zusätzlich ging im norwegischen Bergen auch noch der WM-Titel im Einzelzeitfahren an Dumoulin – allerdings im Trikot der niederländischen Nationalmannschaft. Im Glanz dieser Triumphe gingen weitere herausragende Ergebnisse wie der vierte Platz bei der Vuelta a Espana durch Neuzugang Wilco Kelderman, der Gesamtsieg bei der BinckBank Tour durch Dumoulin sowie der Sieg von Nikias Arndt beim Cadel Evans Great Ocean Road Race zu Saisonbeginn beinahe unter. Nur bei den Klassikern blieb das Team 2017 blass – eine einkalkulierte Nebenerscheinung der Neuausrichtung auf die großen Landesrundfahrten.
Die wichtigsten Zu- und Abgänge:
Sunweb bleibt seinem (Nachwuchs)-Konzept treu. Mit Jai Hindley und Michael Storer (beide von Mitchelton-Scott), Martijn Tusveld (Roompot) und Louis Vervaeke (Lotto-Soudal) wurden in erster Linie talentierte und entwicklungsfähige Fahrer neu ins Team geholt. Einzig die Verpflichtung von Edward Theuns (Trek-Segafredo) sticht etwas heraus. Der 26-jährige Belgier ist im besten Profialter und verfügt über gute Anlagen für die belgischen Klassiker, bei denen er künftig eine entscheidende Rolle in den Teamplanungen spielen dürfte.
Eine erhebliche Schwächung bedeutet dagegen der Abgang von Tour-Bergkönig Barguil. Allerdings genießt Dumoulin im Team absolute Priorität, und der Franzose ließ im vergangenen Jahr bereits durchblicken, sich nur ungern in seinen Ambitionen unterordnen zu wollen. Sein Wechsel zum bretonischen Zweitdivisionär Fortuneo-Samsic dürfte in Hinblick auf die Teamharmonie für beide Seiten die beste Lösung gewesen sein. Ebenfalls nach Frankreich zog es den Österreicher Georg Preidler und den Niederländer Ramon Sinkeldam (Groupama-FDJ), weitere Abgänge waren Bert De Backer (Vital Concept), Zico Waeytens (Véranda's Willems-Crélan) und Albert Timmer (Karriereende).
Im Fokus:
Lennard Kämna darf sich gegenwärtig einer eher zweifelhaften Ehre erfreuen. Er ist in einer langen Reihe der vorerst letzte deutsche Jungprofi, dem öffentlich eine große Karriere als Rundfahrer vorhergesagt wird. Eine Prognose, die allerdings nicht von ungefähr kommt. Gleich in seiner ersten WorldTour-Saison wurde der 21-Jährige Weltmeister im Mannschaftszeitfahren, Vize-Weltmeister im U23-Straßenrennen, gab ein solides Debüt bei der Vuelta a Espana und wurde Fünfter bei der Tours des Fjords. Angesichts von Kämnas Stärken im Zeitfahren liegen die üblichen Jan-Ullrich-Vergleiche da nicht fern, womit der Jungprofi jedoch bemerkenswert reflektiert und reif umgeht. Für eine behutsame und nachhaltige Entwicklung findet Kämna bei Sunweb zudem ideale Bedingungen vor – siehe Dumoulin, John Degenkolb oder Marcel Kittel. Für die kommenden Jahre gilt: Nicht zu viel erwarten – gute Ergebnisse sollten allerdings niemanden überraschen.
Aufgepasst auf…
… Sören Kragh Andersen. Die heimische Presse vergleicht den Dänen bereits mit Rolf Sörensen, dem früheren Gewinner der Flandern-Rundfahrt und von Lüttich-Bastogne-Lüttich. Gründe für diese gewagten Vergleiche lieferte der 23-Jährige in seinen ersten beiden Profijahren bei Sunweb allerdings mehrfach ab, zuletzt mit Platz zwei bei Paris-Tours 2017. Andersen kann sich sowohl im Zeitfahren als auch in den Sprints ordentlich behaupten – Qualitäten, mit denen er zur Behebung der gegenwärtigen Klassikerflaute beitragen könnte.
Ausblick auf 2018:
Die Messlatte ist durch die überragende Vorsaison deutlich angehoben worden – insbesondere durch und für Dumoulin, dessen Leistungen nach wie vor nicht hoch genug zu bewerten sind. Mit seinem Durchbruch zum Weltklasse-Rundfahrer eröffnen sich für Sunweb ganz neue Perspektiven, doch für 2018 entschieden er und sein Team sich gegen die Tour de France und für eine Titelverteidigung beim Giro d’Italia. Ein anschließender Tour-Start scheint möglich, Dumoulins Fokus in Sachen Gesamtwertung ist aber auf Italien gerichtet.
Die Route dürfte ihm mit reduzierten Zeitfahrkilometern (44 statt 70 im Vorjahr) jedoch weniger liegen – anderseits (abhängig davon, ob Chris Froome starten darf oder nicht) könnte eine entschärfte Konkurrenzsituation ohne Nairo Quintana und Vincenzo Nibali wiederum für ihn sprechen. Weitere Klassement-Ambitionen wird das Team später im Jahr mit Kelderman bei der Vuelta a Espana nachgehen, bei der Tour de France stehen dagegen Etappensiege durch Matthews oder auch Dumoulin sowie die Verteidigung des Grünen Trikots auf dem Plan.
Gute Perspektiven ergeben sich für den Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink auch hinsichtlich der vielen Talente. Hier sind vor allem die jungen deutschen Sprinter Phil Bauhaus und Max Walscheid, Andersen oder auch Sam Oomen mit Potenzial für Rundfahrten zu nennen. Außerdem hat Nikias Arndt in der Vergangenheit bewiesen, jede Saison zumindest einen großen Sieg einfahren zu können, und auch Neuzugang Theuns dürfte als sprintstarker Klassikerspezialist die eine oder andere Chance auf einen Sieg eröffnen.
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