US-Amerikaner gewinnt 14. Vattenfall Cyclassics

Farrar mit dem richtigen Gespür zum Sieg

Von Matthias Seng, Hamburg

Foto zu dem Text "Farrar mit dem richtigen Gespür zum Sieg"

Der US-Amerikaner Tyler Farrar (Garmin-Slipstream) gewinnt die 14. Auflage der Vattenfall Cyclassics.

Foto: ROTH

17.08.2009  |  (rsn) – Auch die 14. Auflage der Vattenfall Cyclassics wurde zu einer Angelegenheit für die Sprinter. Der US-Amerikaner Tyler Farrar (Garmin-Slipstream) gewann das einzige deutsche ProTour-Rennen der Saison nach 216,4 Kilometern um und durch Hamburg souverän vor dem Dänischen Meister Matti Breschel (Saxo Bank) und dem Pulheimer Gerald Ciolek (Milram). Vierter wurde der Australier Allan Davis (Quick Step), der im Vorjahr Platz drei belegt hatte. Auf Rang fünf fuhr der Spanier Koldo Fernandez (Euskaltel).

Enttäuschend verlief das Finale für das hoch gehandelte Columbia-Team, das mit mehreren Siegkandidaten angetreten war, darunter der australische Vorjahreszweite Mark Renshaw und André Greipel. Der gebürtige Rostocker landete nur auf Platz 30, bester Columbia-Fahrer war der Norweger Edvald Boasson Hagen auf Platz 25. Als bislang letzter deutscher Fahrer hatte Erik Zabel, der in diesem Jahr nur als Hobbyfahrer über 100 Kilometer auf die Strecke ging, 2001 für einen Heimsieg gesorgt.

„Das ist mein bisher größter Sieg“, kommentierte Farrar seinen vierten Saisonerfolg. „Ich hatte in diesem Jahr zweite Plätze bei Giro und Tour. Ich war mehrmals dran, aber es hat nie geklappt. Es ist fantastisch, so ein wichtiges Eintagesrennen zu gewinnen.“

Zwiespältig fiel Cioleks Bilanz aus. „Einerseits bin ich von zwei Leuten geschlagen worden, andererseits ist der dritte Platz hier ein großer Erfolg“, sagte der Milram-Kapitän, der weiter auf seinen zweiten Saisonsieg warten muss. „Die ersten beiden Male über den Waseberg sind mir sehr schwer gefallen, aber hinten heraus ging es immer besser – insofern bin ich schon zufrieden. Das Finale war extrem schwer und spannend. Das Rennen zeigt, dass man nicht immer auf das Dach der Welt fahren muss.“

Bei sommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein machten sich zwei Ausreißer schon bei Rennkilometer zwei auf und davon. Der Spanier Sergio de Lis (Euskaltel) und der Russe Yuriy Krivtsov (Ag2r) fuhren schnell einen Vorsprung von mehr als sieben Minuten heraus, während das Feld bei kräftigem Gegenwind ein kontrolliertes Tempo einschlug. In der ersten Rennhälfte, die über flaches Terrain führte, pendelte sich der Abstand zwischen Spitze und Verfolger zwischen drei und fünf Minuten ein.

Erst zur ersten von insgesamt vier Überquerungen des bis zu 15% steilen Waseberg wurde das Tempo im Feld merklich angezogen, so dass der Vorsprung von Krivtsov und de Lis unter die Drei-Minuten-Grenze sank. Angeführt von Columbia HTC und Milram arbeitete das Feld den Rückstand langsam ab, bei der ersten Zieldurchfahrt bei Kilometer 153 betrug er noch 2:15 Minuten.

Auf den letzten 50 Kilometer spannte sich auch Silence-Lotto in Gestalt von Sebastian Lang vor das Feld. „Wir haben mit Philippe Gilbert, Greg Van Avermaet und Jürgen Roelandts drei Fahrer, die hier ganz vorne landen können“, hatte der 29 Jahre alte Erfurter vor dem Start zu Radsport News gesagt und angekündigt, sich ganz in den Dienst der Mannschaft stellen zu wollen. Die Tempoarbeit hatte Erfolg: Noch bevor es zum zweiten Mal den Waseberg hinauf ging, war die Flucht des Duos beendet – 170 Kilometer lang hatten de Lis und Krivsov das Rennen bestimmt.

Die in der spannenden Schlussphase des Rennens erfolgenden Attacken – unter anderen vom Franzosen Yoann Offredo (Fdjeux), Breschel, den beiden Belgiern Philippe Gilbert (Silence-Lotto) und Nick Nuyens (Rabobank) sowie Offredos Teamkollegen Sébastien Turgot wurden vom Feld vereitelt. Auf den letzten Kilometern durch die Hamburger City jagte eine große Spitzengruppe mit vielen aussichtsreichen Sprintern dem Ziel entgegen. Allerdings gelang es keinem Team, einen Zug aufzubauen. Stattdessen lieferten sich Milram, Columbia, Quick Step, Garmin und Liquigas immer wieder an der Spitze erbitterte Positionskämpfe.

Im Finale bewies der junge Farrar großes taktisches Gespür. Er hielt sich lange an Cioleks Hinterrad, der seinerseits direkt hinter dem sehr starken Breschel lauerte. Während Ciolek auf der schmalen Mönckebergstraße versuchte, links an Breschel vorbeizuziehen, der Däne diese Seite aber zu machte, ging Farrar rechts aus dem Windschatten heraus und siegte deutlich.

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