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21.11.2016 | Vor einem Jahr, am 21. November 2015, starteten zehn Berliner Fahrrad-Engagierte die "Initiative Volksentscheid Fahrrad". Zwölf Monate später haben wir die verkehrspolitische Agenda Berlins verändert. Dafür war viel Arbeit und große Einsatzbereitschaft nötig.
Wir haben das
einmal überschlagen: Mehr als 2100 Tage
ehrenamtliche Arbeit sind
zusammengekommen, einige haben umgerechnet mehr als 100 Arbeitstage für
die Mobilitätswende in Berlin investiert.
Am Wochenende 20./ 21. November 2015 versammelten sich 30 Berliner
Fahrrad-Engagierte zu einer Klausur-Tagung. Jede/r hatte fünf Ziele
mitgebracht, die er/ sie in einer möglichen Fahrradstadt Berlin verwirklicht
sehen wollte. Aus dieser langen Liste mit Zielen wurden in der Tagung
und in den folgenden Tagen die zehn Ziele des "Volksentscheids Fahrrad"
herausgearbeitet.
„Klar formuliert, mit einem Zeitpunkt, realisierbar –
so wird aus Sonntagsreden ein
Arbeitsprogramm in Sachen Radverkehr“, erinnert sich Heinrich Strößenreuther, der im
Vorfeld die Berliner Rad-Szene zusammengetrommelt hatte, und über 200 Tage
ehrenamtlich arbeitete.
„Nicht einmal zwölf Monate, und unser Arbeitsprogramm steht in einem Koalitionsvertrag. Das zeigt, dass Veränderung auch schnell gehen und Politik Spaß machen kann: Berlin dreht sich“, so Strößenreuther weiter.
Seit jenem Wochenende sind 17 300 Stunden
beziehungsweise 2100 Tage oder elf
Arbeitsjahre ehrenamtlich erbracht worden. Einige haben mehr als 100 Tage
gearbeitet, zum Teil neben einem Vollzeit-Job.
Eine Reihe Engagierter
ist von Beginn an dabei:
„Eine Zeit lang nahm die Arbeit beim Volksentscheid selbstausbeuterische Züge an,
aber das starke Team, die Erfolge und der feste Glaube an das gemeinsame Ziel
haben unglaubliche Energien freigesetzt”, so Peter Feldkamp, der 170 Tage in
ehrenamtlicher Vollziehung dabei war.
„Klima- und verkehrspolitisch war schon lange klar,
dass ‘Weiter so!’ nicht gehen
würde. Über 100 000 Berliner haben das in nur drei Wochen klar gemacht. Jetzt hat
Berlin die große Chance, Vorbildwirkung auch für andere Städte in Deutschland zu
entfalten und dafür lohnt sich jede Stunde Einsatz”, sagt Denis Petri, der in 130
Tagen unter anderem die Unterschriftensammlung vorbereitete und koordinierte, während er als Stadtführer arbeitete.
"Was machst du heute Abend?" - " Tut mir leid, Volksentscheid Fahrrad..." Ein typischer Wortwechsel in den letzten 12 Monaten. Es war viel Arbeit, und es mussten oft Kompromisse eingegangen werden, wie es eben in einem demokratischen Prozess nötig ist.
"Aber es ist inspirierend und großartig, Teil einer Bewegung
zu sein, die die
Mobilitäts-Wende in Berlin angestoßen hat", meint Kerstin Stark, die 105 Tage
ehrenamtlich neben ihrer Promotion unter anderem das Rad-Gesetz mit erarbeitete.
„Eine Initiative wie der Volksentscheid Fahrrad war nach jahrzehntelangem Stillstand auf unseren Straßen überfällig. Ich bin mir sicher, dass unser Berlin durch die Einführung des Rad-Gesetzes in den nächsten Jahren weiter an Lebensqualität gewinnen wird”, sagt Boris Hekele, der 81 Tage in die IT und Vereinsentwicklung steckte.
“Es ist diese Mischung aus Spaß, Professionalität
ganz
unterschiedlicher Leute und der Entschlossenheit, endlich den Wahnsinn auf den
Berliner Straßen zu ändern, der diese Initiative so spannend, und wahrscheinlich
auch so erfolgreich macht. Das erste Jahr war aufregend und inspirierend, aber bis
zu einer wirklich umgesetzten Mobilitäts-Wende ist es noch ein weiter Weg”, weiß
Michael Schulte, der 81 Tage den Verein aufbaute.
„Mich Anfang 2016 für die ehrenamtliche Mitarbeit beim Volksentscheid Fahrrad zu
entscheiden, war sofort klar - und mein kleiner Beitrag zu einer lebenswerten
Zukunft in Berlin wird seitdem jeden Tag aufs Neue durch die vertrauensvolle und
professionelle Zusammenarbeit mit den vielen anderen Freiwilligen belohnt.
Aktiv zu einer klimagerechten Stadt beizutragen ist unheimlich motivierend”, sagt
Hille Bekic, die 75 Tage das Grafik-Team neben ihrem Job als freie
Architektin koordinierte.
„Ein Jahr Volksentscheid Fahrrad, begleitet von
einem wegweisenden
Koalitions-Vertrag, der die Verkehrswende für Berlin einläuten soll - wir könnten das
Jubiläum kaum besser begehen. Und so ganz nebenbei hat diese zeitraubende
Arbeit nicht nur Kraft und Nerven gekostet, auch hat sie mich als
Neu-Berliner
in
Berlin ankommen lassen”, so Evan Vosberg, der 71 Tage, neben Beruf und der
Vorstandsarbeit beim ADFC das Rad-Gesetz mit erarbeitete.
„Es ist gut für Berlin, dass das Thema Fahrrad und Verkehrswende hier endlich die
Bedeutung bekommt, die es braucht. Die Niederlande und Kopenhagen machen es
seit Jahrzehnten vor. Wenn die Verkehrswende in Berlin gelingt, dann ist das eine
Vorlage auch für andere deutsche Städte”, sagt Tim Birkholz, der 71 Tage unter
anderem die Kontakte zur Fahrradbranche aufgebaut, und im Social-Media-Team
gearbeitet hat.
Um den Verhandlungs-Endspurt bis zum Rad-Gesetz
im Frühjahr durchzustehen, hat
die Initiative eine Fundraising-Kampagne gestartet: Ziel ist, drei Stellen in Vollzeit
für sechs Monate sowie die Büromiete zu finanzieren. Dafür müssen bis
Weihnachten 100 000 Euro eingesammelt werden; die ersten 19 000 Euro sind
bereits eingegangen.
Denis Petri
ist einer der Initiatoren der "Initiative Volksentscheid Fahrrad".
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