19./ 20. Oktober - Herne/ Flottmann-Hallen - 15 Filme aus 10 Ländern

Festival des Fahrrad-Films: Rettung vor dem sicheren Untergang...

Von Gernot Mühge

Foto zu dem Text "Festival des Fahrrad-Films: Rettung vor dem sicheren Untergang..."
“Cyclopèdes“ von Matthieu Epiney (CH) | Foto: www.cyclingfilms.de

07.10.2018  | 

... verspricht das Fahrrad. Das ist die Botschaft des Films „Iron Horse“ von Teresa Väli aus Estland: Ein Fahrradfahrer gerät in der estnischen Wildnis in eine lebensbedrohende Situation, und als alle Hoffnung verloren scheint, rettet sein Fahrrad ihm das Leben. Es wird aber – unglücklicher Held! – am Ende vom Geretteten verstoßen...

In zwei Wochen ist es wieder soweit: Dann startet die 13. Ausgabe des Internationalen Festivals des Fahrrad-Films in den Flottmann-Hallen in Herne. 15 Filme aus zehn Ländern stehen im Wettbewerb um die "Goldene Kurbel", den Preis für den besten Fahrrad-Film.

Mit dem französischen Romancier Stendhal ließe sich sagen, der Fahrradfilm ist ein Spiegel, den man per Lastenrad die Landstraße entlang fährt. Wir sehen den jungen Edouard, der im gleichnamigen Film von François Fournier, Kanada, mit dem Fahrrad davonfährt, so weit es geht, „um zu sehen, ob ich es kann“ – mit dem Fahrrad als eine Möglichkeit, aus der Kindheit auszubrechen.

Auch Jean-Aimé Bigirimana, ein kanadischer DJ mit ruandischen Wurzeln, versucht den Ausbruch. Im Film „Escape“ von Anjali Nayar flieht er, astronautengleich und bildgewaltig, ins ewige Eis.

Das Lastenrad spielt nicht nur eine metaphorische Rolle. Zwei Filme demonstrieren eindrucksvoll, dass es im echten Leben unterschätzt wird. Auch bei großen Lasten kann es mit dem Auto ganz schön „deppert“ zugehen, wie der Film „Siedelei“ aus Salzburg in breitem Österreichisch erzählt.

Die Dortmunder Velokitchen-Szene, deren Kochkünste seit vielen Jahren die Kirsche auf der Torte des ICFF bedeuten, veranschaulicht in „On the Move“, dass eine Vielzahl Lastenräder Berge versetzen kann.

Richtig schön queer geht es in “A Bicycle in Love“ zu, ein Film über die glückliche Liebe zwischen Daisy und dem charmanten Fahrrad Greg. An anderer Stelle empfiehlt es sich, Taschentücher bereit zu halten, denn wie im echten Leben enden die filmischen Beziehungen oftmals tragisch, wie etwa in der zauberhaften Animation „Bike Ride“ von Tom Schroeder aus den USA.

Das Festival wäre keins ohne den politischen Film, und ein besonderes Gewicht kommt „Tigersprung“ zu. Er ist dem Leben von Albert Richter gewidmet, 1932 Amateur-Weltmeister auf der Bahn, 1940 von der Gestapo ermordet.

Im Zentrum des Films steht sein jüdischer Manager, der Kölner Ernst Berliner, der, vor den Nazis fliehend, in den Niederlanden überlebt und später in die USA auswandert. Er versucht den Fall in den 1960er Jahren zur Anklage zu bringen, aber die deutsche Justiz will kein Verfahren eröffnen. Auch die Kölner Bahn-Szene sieht ihn lediglich als „die Störung“ – er erfährt vollkommene Ablehnung. Ernst Berliner reist heim mit dem Vorsatz, nie wieder nach Deutschland zurück zu kehren.

Das Festival zeigt auch experimentelles Kino aus Belgien und Großbritannien, Dokumentationen aus Guatemala und Deutschland. Für die spirituelle Erbauung sorgt der Film „Der Langsamwallradfahrer“ von Fritz Tietz: „Nicht nur die Wege des Herrn sind unergründlich, zuweilen sind es auch seine Radwege“.

Höhepunkt des Festivals ist die Verleihung der "Goldenen Kurbel" für den besten Fahrrad-Film am Samstag Abend. Der von der "Hohen Programm-Kommission" des Festivals vergebene, älteste Preis für Fahrrad-Filme weltweit ist mit Preisgeldern in Höhe von 500 Euro dotiert, die von der Kultur-Initiative Herne gestiftet werden.

Das International Cycling Film Festival
wurde 2006 gegründet und zeigt Filme, die das Fahrrad zum Thema oder als wichtiges Sujet haben. Es findet jährlich an fünf Spielstätten in Deutschland, Polen und den Niederlanden statt, und es gibt zahlreiche Gastspiele in Europa. Es wird organisiert vom "Europäischen Büro für Filmkunst und Fahrrad-Kultur e.V., gemeinsam mit dem Bochumer „Team Hollandse Frietjes - non-professional cycling“ und dem "Herner Roomservice - Forum für Jugend-Kultur".

Ort: Flottmann-Hallen, Straße des Bohrhammers 5, 44625 Herne
Eintritt: ab 20 Uhr fünf Euro

Gernot Mühge ist Gründer und Mit-Veranstalter des Internationalen Festivals des Fahrrad-Films.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Weitere Jedermann-Nachrichten

13.10.2024Mecklenburger Seen-Runde: “Jede/r kann 300 Kilometer schaffen!“

(rsn) - Wer schon länger eine 300-km-Radrunde auf der Liste hat, der sollte sich mal die Mecklenburger Seen-Runde genauer anschauen: Weitgehend flach, nur gelegentlich wellig geht´s entspannt durc

08.10.2024Münsterland-Giro: Zum Finale zweimal Podium

Traditionell findet das Saison-Finale des German Cycling Cup, der Münsterland Giro, am Tag der Deutschen Einheit statt. An den Start in Münster gehen über 125 km neben den bekannten Teams aus der S

03.10.2024Cyclocross Cup Rhein Neckar: Sechs Rennen im Südwesten

(rsn) - Der "Cyclocross Cup Rhein Neckar" ist eine Serie mit sechs Rennen im Südwesten Deutschlands. Am 13. Oktober startet die vierte Ausgabe in Baiersbronn, gefolgt von fünf weiteren Stationen i

01.10.2024Velo Grand Prix: Platz drei - bei drei Grad und Nebel

Gute Laune Sport e.V. heißt der Veranstalter des Velo Grand Prix - doch der Blick aufs Thermometer sorgte am vergangenen Sonntag Morgen in Bad Salzungen nicht für gute Laune: Drei Grad und Nebel w

11.09.2024Stevens Cyclo-Cross-Cup 24/25 mit 14 Rennen

(rsn) – Während die Cross-Bundesliga am vergangenen Wochenende in Bensheim bereits begonnen hat, startet mit dem Stevens Cyclo-Cross-Cup Ende September auch die zweite große deutsche Querfeldein-S

10.09.2024Riderman: Team Strassacker mit zwei Tagessiegen

Früher als sonst standen für das Team Strassacker am vergangenen Wochenende mit den drei Etappen des Riderman schon die letzten Rennen der Saison 2024 an. Zum Abschluss dreier aufeinander folgender

06.09.2024ACL Gravelday: Keine Langeweile - in drei Bundesländern

(rsn) - Vier Strecken durch drei Bundesländer: Bei der dritten Ausgabe des "ACL Gravelday" am 29. September startet man in Haselbach in Thüringen, fährt durch Sachsen, weiter durch Sachsen-Anhalt u

05.09.2024Ötztaler Radmarathon: Ein Fahrer fehlte für das Podium

225 Kilometer, vier Alpenpässe, 5500 Höhenmeter - der Ötztaler Radmarathon gilt als eines der härtesten Jedermann-Rennen weltweit. Eine Herausforderung, der sich auch das Team Strassacker am verga

05.09.2024UCI Gran Fondo WM: Alles versucht, aber nichts gewonnen

Das absolute Saison-Highlight sollte die UCI-Gran-Fondo-Weltmeisterschaft in Aalborg für die fünf Strassacker-Fahrer Timo Dahlheimer, Ben Witt, Jannis Wittrock, Dennis Biederer und Fabian Thiele wer

04.09.2024Ötztaler Radmarathon: VeloLease siegt in der Team-Wertung

Am vergangenen Sonntag fand zum 43. Mal der Ötztaler Radmarathon statt, eines der härtesten Eintagesrennen für Amateure in Europa: harte 228 Kilometer, gespickt mit knapp 5500 Höhenmetern. Mit dab

01.09.2024Balatonfondo: Auf den Strecken des Giro 2022

Mehr als 1300 Teilnehmer gingen beim ersten Balatonfondo im vergangenen Jahr an den Start. Und auch dieses Jahr lockt die Region nördlich des Plattensees in Ungarn wieder mit dem gut organisierten Re

27.08.2024Deutschland-Tour Jedermann: Team Strassacker mit “Must-Win“

Die "Cycling Tour", das Jedermann-Rennen der Deutschland-Tour, ist jedes Jahr aufs Neue ein "Must-Win“ für das Team Strassacker - wurde die Equipe in Celeste doch vor über 20 Jahren anlässlich di

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine