24. August - Rennbericht

Wendelstein-Rundfahrt: Schmankerl-Tour durch Chiemgau und Oberland

Von Oliver Knott

Foto zu dem Text "Wendelstein-Rundfahrt: Schmankerl-Tour durch Chiemgau und Oberland"
| Foto: Oliver Knott

26.08.2019  |  Im Vorfeld war ich etwas im Zweifel. Die quälten mich schon Anfang August, als ich mich mit einem Freund zu einer Fahrt von Freising nach Dresden aufmachte. Insgesamt gut 500 Kilometer absolvierten wir bis in die Sächsische Schweiz. Die letzten 100 Kilometer liefen für mich extrem zäh, vor allem bergauf hatte ich das Gefühl, dass mich das Treten nicht mehr vorwärts brachte.

Schon da fragte ich mich, ob ich damit meine, wenn auch nicht besonders hoch gesteckten Ambitionen für eines meiner Saison-Highlights, den Ötztaler, zerstören würde. Und dann hatte ich noch zwei Programmpunkte, von denen mir der zweite besonders am Herzen lag: eine RTF, und die Wendelstein-Rundfahrt.

Und da waren sie wieder, die Zweifel: Ob mir ein Marathon eine Woche vor dem Ötzi zuträglich ist? Um mich vor mir selbst zu schützen, versprach ich einem Freund, der bei der vorangegangen RTF abgehängt wurde, die Runde um den Wendelstein mit ihm in für mich moderatem Tempo zu drehen.

Nach zwei Jahren Abstinenz stand ich also am vergangen Samstag pünktlich um 7 Uhr zusammen mit Reimund und noch ein paar hundert Teilnehmern am Start in Au bei Bad Feilnbach. Aufgrund behördlicher Auflagen wurden immer rund 20 Teilnehmer auf die Strecke geschickt, um dann kurz darauf die nächsten 20 los zu lassen.

Erstaunlich und meinem Vorhaben, gaaaaaanz ruhig zu fahren, dienlich, versuchte unsere Gruppe nicht die Vorausfahrende einzuholen. Locker wurde im morgendlichen Sonnenschein, der sich mit leichten Nebelfeldern mischte, dahin pedaliert. So ging es durch das Inntal.

Zwischenzeitlich hatte sich auch mein Vereinskamerad Berti, von dem ich nicht wusste, dass er auch angemeldet war, zu uns gesellt. Nach einer kurzen Kontrolle in Nußdorf führte die Strecke in einem idyllischen Tal aufwärts Richtung Duftbräu, bis sich, nach einem kurzen Steilstück, der Blick an den durch die morgendliche Sonne angestrahlten Bergen erfreute.

Die Abfahrt über Samerberg und Frasdorf führte nach Aschau, dem Beginn des nächsten, wenn auch nicht steilen Anstiegs. Zur Belohnung warteten bei Kilometer 58 die ersten Schmankerl in der Verpflegungsstelle Sachrang auf die Teilnehmer. Neben verschiedenen Kuchen, Wurstsemmeln und Obst wartete frisch zubereitetes Rührei, garniert mit Schnittlauch, auf die Sportler.

Gut gestärkt nahmen wir anschließend das Sudelfeld, den Höhepunkt für die Starter der 120- und der 165-km-Strecke in Angriff. Zuvor konnte während der Abfahrt nach Sebi nicht nur das „Frühstück“ verdaut werden, es galt auch die herrliche Aussicht in das Inntal und auf Kufstein zu genießen.

Gleich zu Beginn des 16 Kilometer langen Anstieges begrüßten die Sportler kurze Rampen mit bis zu 16 Prozent. Hier musste ich feststellen, dass gemütliches Fahren nicht immer möglich ist. Der limitierende Faktor des Gemütlichen ist einfach die Übersetzung. Hat man die ersten steilen Passagen bis zum Gasthof Hummelei überstanden, ist der weitere Verlauf über den Tatzelwurm bis hinauf zum Pass problemlos zu meistern.

Also wartete ich nach den Steilstücken auf Reimund, um in den flacheren Passagen wieder Windschatten zu spenden. Nach der berauschenden Abfahrt hinunter nach Bayrischzell konnte sich das Radlerherz schon auf die nächste Verpflegungsstelle am Cafe Krugalm freuen. Bis dahin waren nur noch acht leicht abfallende Kilometer abzuspulen.

Zusätzlich zu den Leckereien, die an allen Labestationen gereicht wurden, gab es hier noch Käsespätzle und diverse Quarkspeisen. Auf dem nächsten Teilstück mit vielen kurzen Anstiegen teilte sich die 165er- von der Marathon-Strecke. Dann war mit Warngau der nördlichste Punkt der Ausfahrt erreicht und es ging auf ruhigen Nebenstraßen nun in südliche Richtung zum Tegernsee.

Spätestens hier konnte man sehen, wie sich 2000 Teilnehmer auf drei Strecken verteilen. Wir hatten teilweise das Gefühl, allein auf einer Sonntagsausfahrtfahrt unterwegs zu sein, kleinere Gruppen waren zu diesem Zeitpunkt jedenfalls Mangelware.

Dann noch mal stärken vor dem finalen Anstieg: An der Verpflegungsstelle in Bad Wiessee wurde zum Kuchen auch Kaffee gereicht. Spätestens hier war dem Letzten klar, abgenommen wird heute nicht! Dann ging's von Rottach-Egern über die Valepp zum Spitzingsattel - eine meiner absoluten Lieblingsstrecken im Voralpenland.

Ähnlich wie schon am Sudelfeld kommen sich die steilsten Passagen gleich zu Beginn der Auffahrt. Die Straße, die sich anfangs deutlich über dem Bett der Rottach nach oben zieht, mündet an der Moni-Alm auf einer Art Hoch-Plateau. Nach einer weiteren kurzen Welle wird ein Teil der gerade eben absolvierten Höhenmeter in rasanter, einspuriger Abfahrt wieder verschenkt.

Ab Forsthaus Valepp führt die Straße, für den motorisierten Verkehr gesperrt, hinauf bis zum Spitzingsee. Oben am Spitzingsattel noch kurz den Ausblick auf den im Norden gelegenen Schliersee genießen, bevor es auf der gut ausgebauten Straße mit bis zu Tempo 90 abwärts ging. Und noch einmal, jetzt allerdings zum letzten Mal, wartete eine Verpflegungsstelle auf die Sportler.

Für die Teilnehmer des Marathons ging es noch einmal zur Krugalm, wo die Flaschen für die letzte Etappe Richtung Ziel gefüllt werden konnten. Natürlich gab es noch Kuchen, Semmeln, Käsespätzle und und und… Es sollte ja auf den letzten 20 Kilometern nicht noch ein Teilnehmer verhungern müssen.

Für uns war das Ziel nach knapp acht Stunden Fahrzeit erreicht, wir hatten Spaß und zumindest ich musste mich nicht über Gebühr quälen. Am nächsten Wochenende wird es sich zeigen: Ist meine Taktik aufgegangen? Egal, es war ein Super-Samstag, und das zählt! - zumindest für dieses Wochenende - Wenn es nächsten Sonntag nicht läuft wie gewünscht, brauche ich halt eine andere Ausrede.

Mein Fazit: Die Wendelstein-Rundfahrt ist eine top organisierte RTF, die Marathon-Strecke mit ihren 213 Kilometern und 3000 Höhenmetern durchaus zu bezwingen. Strecken und Landschaft sind sehr reizvoll, die Verpflegungsstellen suchen ihres Gleichen. Nicht umsonst sind die zur Verfügung stehenden Startplätze Jahr für Jahr nach kurzer Zeit vergriffen.

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