Tour-Transalp-Strecken-Chef Marc Schneider im Interview

“Manchmal kann man gestalten, manchmal ist man Spielball...“

Von Kirsten Elschner

Foto zu dem Text "“Manchmal kann man gestalten, manchmal ist man Spielball...“"
| Foto: Martin Sass

02.02.2020  |  Er sagt, wo es lang geht: Marc Schneider ist Strecken-Chef der Rennrad-Alpenüberquerung Tour Transalp. Wie findet man nach 17 Jahren noch neue Wege? Verändern Einzelstarter den Renn-Charakter? Warum müssen die Streckenplaner auch Kompromisse eingehen? All das verrät Marc im Interview.

Frage: Die 2020er Strecke führt nicht nur über berühmte Pässe, sondern auch in versteckte Winkel der Alpen. Wie findet man die nach 17 Jahren Tour Transalp noch?

Marc Schneider: Kartenlesen, mit den Locals sprechen, einfach mal drauf los fahren. Manchmal kommen einem Straßen in den Sinn, die man irgendwann vor ein paar Jahren mal gefahren ist. Aber es stimmt schon, dass es nach fast 20 Jahren in dem Bereich der Alpen, in dem wir uns bewegen, nicht mehr so viele Straßen gibt, die noch nie dabei waren. Im Alpenhauptkamm mit nur wenigen Pass-Straßen, die über die ganz hohen Berge führen, sind die Möglichkeiten begrenzter als weiter südlich, wo es wieder ein stärker verzweigtes Netz an Bergstraßen gibt.

In diesem Jahr gibt es gleich fünf neue Etappen-Orte. Sind darunter besondere Perlen?
Ich möchte da keinen herausheben und bin froh, dass wir so viele neue Orte haben, die einen besonderen kulturellen Mix ausmachen. Lage, Struktur und Architektur sind sehr vielfältig. Es sind auch diese Szenenwechsel abseits des Sports, die eine Transalp ausmachen.

Beispiele?
Bruneck in Südtirol hat eine entzückende Altstadt. San Martino di Castrozza ist ein klassischer, auf 1500 Metern Höhe gelegener Ski-Ort, der sich nah an die mächtigen Wände der Pale di San Martino schmiegt. Possagno versprüht auf nur 300 Metern Höhe inmitten von Zypressen bereits südländisches Flair. Das historische Zentrum von Asolo liegt mit engen Gassen auf einem Hügel, mit weitem Blick über die Ebene zu Füßen des Monte Grappa. Da werden italienische Urlaubsklischees bedient. Und Lavarone ist ein Ort, der sich mit vielen kleinen Weilern auf einer Hochebene auf über 1000 Metern verteilt, die durch Wälder und weitläufige Almen geprägt ist. Alles Perlen also!

Seit vergangenem Jahr dürfen auch Einzelfahrer starten. Verändert das den Renn-Charakter?
Im Grunde nicht. Auch früher bildeten sich Gruppen, größere und kleinere, die über lange Strecken zusammenblieben. Das war 2019 genauso, nur dass in den Gruppen Teams und Einzelstarter gemeinsam fuhren. Und es gab auch früher Ausreißer. Ob sich zwei als Team absetzen oder ein Einzelstarter wegsprintet, macht für die Organisation keinen großen Unterschied. Wichtig ist, dass Team- und Einzelfahrer, die auf gleichem Niveau fahren, fair miteinander umgehen. Und diesen Eindruck hatte ich im letzten Jahr.

Mit 784 km und 17 795 hm ist die Strecke dieses Jahr etwas kürzer als 2019 - als sich die Fahrer bei Temperaturen um die 40 Grad über die Berge kämpften. Habt ihr bewusst einen Gang zurückgeschaltet?
Nein, eher unbewusst. Die Streckenplanung hängt von den Etappen-Orten ab und den Straßen, die es dazwischen gibt. Manchmal kann man gestalten, weil man Optionen hat, manchmal ist man Spielball der Straßen-Situation. Mal ist der kürzere Weg attraktiver als der längere. Mal fällt der kürzere Weg aus, weil er verkehrstechnisch zu schwierig ist. Da spielen viele Faktoren rein.

Welche wären das?
Generell orientieren wir uns am Jedermann-Charakter: Eine Standard-Etappe hat rund 120 km und etwas über 2500 hm. Eine Königs-Etappe darf das mal deutlich toppen - es ist aber auch schön, mal eine leichtere Etappe dabei zu haben. So kommt man in der Regel auf ein vernünftiges Transalp-Maß: Eine Woche, die für die Top-Leute sportlich selektiv, und für die Jedermänner herausfordernd, aber machbar ist.

Kirsten Elschner ist Pressesprecherin der Tour Transalp.

Weitere Jedermann-Nachrichten

13.10.2024Mecklenburger Seen-Runde: “Jede/r kann 300 Kilometer schaffen!“

(rsn) - Wer schon länger eine 300-km-Radrunde auf der Liste hat, der sollte sich mal die Mecklenburger Seen-Runde genauer anschauen: Weitgehend flach, nur gelegentlich wellig geht´s entspannt durc

08.10.2024Münsterland-Giro: Zum Finale zweimal Podium

Traditionell findet das Saison-Finale des German Cycling Cup, der Münsterland Giro, am Tag der Deutschen Einheit statt. An den Start in Münster gehen über 125 km neben den bekannten Teams aus der S

03.10.2024Cyclocross Cup Rhein Neckar: Sechs Rennen im Südwesten

(rsn) - Der "Cyclocross Cup Rhein Neckar" ist eine Serie mit sechs Rennen im Südwesten Deutschlands. Am 13. Oktober startet die vierte Ausgabe in Baiersbronn, gefolgt von fünf weiteren Stationen i

01.10.2024Velo Grand Prix: Platz drei - bei drei Grad und Nebel

Gute Laune Sport e.V. heißt der Veranstalter des Velo Grand Prix - doch der Blick aufs Thermometer sorgte am vergangenen Sonntag Morgen in Bad Salzungen nicht für gute Laune: Drei Grad und Nebel w

11.09.2024Stevens Cyclo-Cross-Cup 24/25 mit 14 Rennen

(rsn) – Während die Cross-Bundesliga am vergangenen Wochenende in Bensheim bereits begonnen hat, startet mit dem Stevens Cyclo-Cross-Cup Ende September auch die zweite große deutsche Querfeldein-S

10.09.2024Riderman: Team Strassacker mit zwei Tagessiegen

Früher als sonst standen für das Team Strassacker am vergangenen Wochenende mit den drei Etappen des Riderman schon die letzten Rennen der Saison 2024 an. Zum Abschluss dreier aufeinander folgender

06.09.2024ACL Gravelday: Keine Langeweile - in drei Bundesländern

(rsn) - Vier Strecken durch drei Bundesländer: Bei der dritten Ausgabe des "ACL Gravelday" am 29. September startet man in Haselbach in Thüringen, fährt durch Sachsen, weiter durch Sachsen-Anhalt u

05.09.2024Ötztaler Radmarathon: Ein Fahrer fehlte für das Podium

225 Kilometer, vier Alpenpässe, 5500 Höhenmeter - der Ötztaler Radmarathon gilt als eines der härtesten Jedermann-Rennen weltweit. Eine Herausforderung, der sich auch das Team Strassacker am verga

05.09.2024UCI Gran Fondo WM: Alles versucht, aber nichts gewonnen

Das absolute Saison-Highlight sollte die UCI-Gran-Fondo-Weltmeisterschaft in Aalborg für die fünf Strassacker-Fahrer Timo Dahlheimer, Ben Witt, Jannis Wittrock, Dennis Biederer und Fabian Thiele wer

04.09.2024Ötztaler Radmarathon: VeloLease siegt in der Team-Wertung

Am vergangenen Sonntag fand zum 43. Mal der Ötztaler Radmarathon statt, eines der härtesten Eintagesrennen für Amateure in Europa: harte 228 Kilometer, gespickt mit knapp 5500 Höhenmetern. Mit dab

01.09.2024Balatonfondo: Auf den Strecken des Giro 2022

Mehr als 1300 Teilnehmer gingen beim ersten Balatonfondo im vergangenen Jahr an den Start. Und auch dieses Jahr lockt die Region nördlich des Plattensees in Ungarn wieder mit dem gut organisierten Re

27.08.2024Deutschland-Tour Jedermann: Team Strassacker mit “Must-Win“

Die "Cycling Tour", das Jedermann-Rennen der Deutschland-Tour, ist jedes Jahr aufs Neue ein "Must-Win“ für das Team Strassacker - wurde die Equipe in Celeste doch vor über 20 Jahren anlässlich di

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine